Maria Mushchinina (Mainz)
Abstract
(English)
The present paper
presents a research project that studies which features are typical
of the reception of professional texts. Traditionally, conventional
properties of specialized texts with which text users associate
certain norms are mentioned in the professional communication
research. Particularly, these can be morphosyntactic or stylistic
qualities of the texts as well as the text structure itself or the
visual form of the text. On the example of contracts in Russian, the
project analyses, how these text properties are actually assessed by
text reception, i.e. how they constitute a text type for text users.
For this purpose, surveys of contract managers and non-professional
subjects were carried out. Some language features in the texts of
contracts were systematically changed. These manipulated texts were
presented to the subjects for evaluation with different tasks.
Keywords: professional
communication, language standard, text reception, conventions of text
types
Abstract
(Deutsch)
In dem
vorliegenden Beitrag wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, in dem
danach gefragt wird, was die
fachkommunikative Textrezeption auszeichnet. Traditionell werden in
der Fachkommunikationsforschung für Fachtexte konventionelle
Eigenschaften genannt, mit denen Textbenutzer bestimmte
Normvorstellungen verbinden. Das können insbesondere
morphosyntaktische und stilistische Qualitäten der Texte, der
Textaufbau sowie die visuelle Gestaltung sein. Im Projekt wird am
Beispiel russischer Verträge beobachtet, wie diese
Textsorteneigenschaften bei der Textrezeption tatsächlich gewichtet
werden, d.h. inwieweit sie eine Textsorte für die Sprachbenutzer
konstituieren. Zu diesem Zweck wurden Befragungen unter
Vertragsmanagern und fachexternen Probanden durchgeführt. Für diese
Befragungen wurden einige Eigenschaften der Textsorte Vertrag
in den Textbeispielen systematisch verändert. Diese manipulierten
Texte wurden den Probanden mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen
zur Auswertung vorgelegt.
Stichwörter: Fachkommunikation,
Sprachnorm, Textrezeption, Textsortenkonvention
1 Fragestellung
Den
Gegenstand des Forschungsprojektes, das im Folgenden
vorgestellt wird, bildet die sprachliche Rezeption der
Textsortenkonventionen. Es wird gefragt, wie Fachleute ihre
Berufssprache wahrnehmen und welche Konventionen der Fachtextsorten,
die sie in ihrem Berufsalltag verwenden, für sie konstitutiv sind
und bewusst von ihnen wahrgenommen werden.
Um
das Projekt im Themenkomplex Sprache und Fach zu
positionieren, wird im Folgenden auf die Ziele und Inhalte dieses
Forschungsbereiches sowie auf seine aktuellen Forschungsdesiderata
eingegangen.
1.1 Untersuchungsbereich
Fach und Sprache
Die
Entwicklungsgeschichte des Untersuchungsbereiches Fach und Sprache
durchlief in der Fachsprachen- und -kommunikationsforschung mehrere
Phasen mit jeweils eigenen Schwerpunkten.
Jeder
Fachkommunikationsforscher unterteilt die Entwicklung dieser
Disziplin auf seine eigene Art und Weise. Allen Klassifikationen ist
jedoch gemeinsam, dass sie die Entwicklung dieser Disziplin vom
sprachlich-materiellen Gegenstand (Wort und Struktur) über
die pragmatisch-funktionale Phase (mit dem Schlagwort Fachtext)
bis hin zur kognitiv-kommunikativen Ebene aufzeichnen (Schubert 2007:
141ff, Kalverkämper 1998: 48, Roelcke 2010: 14).
Diese
Tendenzen in der Entwicklung des Themenkomplexes Fach und Sprache
spiegeln sich auch in der Bezeichnung der zu untersuchenden Disziplin
wider. So wurde dieser Themenkomplex in der
früheren Entwicklungsphase tendenziell als Fachsprachenforschung
verstanden. Erst in der nachfolgenden Entwicklung der
Fachsprachenforschung wurden die systemlinguistischen Schwerpunkte
durch pragmatisch-kommunikative und kognitiv-kommunikative
Forschungsinteressen abgelöst, womit das fachliche Handeln als
fachkommunikatives Handeln in den Vordergrund rückte und der
Themenkomplex Fach und Kommunikation im Rahmen der
Fachkommunikationsforschung ins Visier genommen wurde. Zum
Schwerpunkt wurde dabei zunächst das Handeln und etwas später die
Kognition, die Betrachtungsperspektive, die bereits in den 1990er
Jahren durch Hoffmann vorhergesagt wurde.
Fachkommunikation ist die von außen oder von innen motivierte bzw. stimulierte, auf fachliche Ereignisse oder Ereignisabfolgen gerichtete Exteriorisierung und Interiorisierung von Kenntnissystemen und kognitiven Prozessen, die zur Veränderung der Kenntnissysteme beim einzelnen Fachmann und in ganzen Gemeinschaften von Fachleuten führen (Hoffmann 1993: 614).
In
den letzten Jahren wird in der Fachsprachen- und
-kommunikationforschung generell immer häufiger das Bedürfnis
geäußert, die zwei tragenden Forschungsaspekte - Fachsprache und
Fachkommunikation - enger zu verknüpfen und damit entsprechende
umfassendere Forschungsmodelle auszuarbeiten, die die drei tragenden
Säulen der Fachkommunikation - das pragmatische, das kognitive und
das sprachliche Element - in ihrem Zusammenwirken betrachten.
Insbesondere Engberg weist auf Defizite in der Fachsprachenforschung
hin, die in der Vernachlässigung des empirisch belegten „materiellen
Gegenstandes“ bestehen, der „nicht konkretisiert, sondern
lediglich gesetzt wird“, wodurch die „sprachorientierte Frage, in
wie vielen Situationen das jeweilige sprachliche Mittel mit demselben
Inhalt / derselben Funktion1
auftaucht, (..) kaum gestellt [wird]“. Dies habe zur Folge, dass
„das Spezifische des jeweiligen Sprachgebrauchs und besonders der
dahinter liegenden Sprachfähigkeit nicht unmittelbar ermittelt
werden [kann]“ (Engberg 2002: 221f).
Außer
der Kritik an den Forschungsinhalten wird als ein weiteres
Forschungsdesiderat der Mangel an Methodik zur Beschreibung der
Relation zwischen der Situation bzw. Funktion und den sprachlichen
Mitteln formuliert. Als möglicher Ausweg werden zum einen die
Einbeziehung der Kognition vorgeschlagen, die ein „Bindeglied
zwischen Situation / Funktion (= individuenexterne Faktoren) und
sprachlichem Text (= individueninterne Faktoren)“ sein kann. Zum
anderen kann dies die Herausarbeitung eines „größeren,
soziologisch orientierten theoretischen Rahmens“ oder die Schaffung
eines „stärkeren theoretischen Überbaus“ sein, in dem alle
Elemente berücksichtigt werden, die einen Bezug zum Begriff
Textsorte aufweisen (Engberg 2011: 202; auch Krause 2007: 47).
Das
hier vorgestellte Projekt ist ein Beitrag zur Füllung der oben
genannten Desiderata, denn:
- es berücksichtigt die tatsächliche Rezeption der Fachsprachlichkeit durch den eigentlichen Sprachbenutzer und schlägt damit eine Brücke zwischen der Theorie und der sprachlichen Wirklichkeit und
- es stellt ein Beispiel für die empirische Realisierung einer Forschungsmethodik im Bereich der Fachkommunikation dar.
1.2 Fachtext:
Konvention und Norm
Der
Begriff Konvention findet seine Anwendung auf verschiedenen
Ebenen der menschlichen Koexistenz und Kommunikation. Uns
interessieren hier sprachliche Konventionen, die eine Kommunikation
nicht nur erst ermöglichen, sondern auch „die ökonomische
Erfüllung kommunikativer Bedürfnisse“ (Horn-Helf 2010: 94)
gewährleisten. Dies bedeutet für die Fachkommunikation, dass ein
fachkommunikativer Bereich, der entsprechend einem
konventionalisierten systematisch-begrifflichen funktioniert und
dessen Abläufe sich nach den Zwecken des Faches ausrichten, über
bestimmte – für die kompetente und in diesem Fachbereich tätige
Sprachgemeinschaft bekannte – Konventionen verfügen muss, die eine
effiziente Kommunikation ermöglichen und sprachlich in den
Fachtexten zur Geltung kommen.
Diese
Konventionen liegen den Normvorstellungen der Sprachbenutzer über
die Fachkommunikation und die jeweilige Fachtextsorte zugrunde und
bestehen auf mehreren Ebenen. Auf der
Ebene der Lexik sind dies prototypische Vorstellungen über die
Terminologiegestaltung, auf der Ebene der Grammatik sind es vor allem
die Qualitäten der Syntax, die zur Präzision und Objektivierung der
Wiedergabe fachrelevanter Inhalte beitragen. Auf der Textebene sind
es bekannte und anerkannte Normen, die durch den formalen Textaufbau
sowie durch kohäsive und kohärente Relationen eine strukturierte
und nachvollziehbare Darstellung dieser Inhalte ermöglichen.
Diese
drei Ebenen der sprachlichen Konventionen – die Ebene der Lexik,
der Morphosyntax und des Textaufbaus bzw. der visuellen
Textgestaltung – liegen im Zentrum der vorliegenden Untersuchung.
Es wurde gefragt, wie diese Konventionen im Rahmen einer Textsorte
durch die Sprachbenutzer tatsächlich wahrgenommen und gewichtet
werden, d.h. welche Eigenschaften eines Fachtextes die
Normvorstellung über diese Textsorte für die Sprachbenutzer
bestimmen.
Zu
diesem Zweck
- wurden einige morphosyntaktische Strukturen, lexikalische Elemente und Textaufbaueigenschaften analysiert, die in der Fachliteratur als typisch für Fachtexte dargestellt werden,
- dabei wurde ihre Informativität und Funktionalität beschrieben, und
- durch Probandenabfragen wurde der Grad der Funktionalität dieser Strukturen und Einheiten geprüft.
Die
hier dargestellte Untersuchung war nicht dafür bestimmt, ein
Charakteristikum des ganzen Kommunikationsbereiches Management zu
schaffen, denn
- bei der Untersuchung dieser Kompetenz wurde nur auf einige der prinzipiell möglichen Vorgehensweisen und Kriterien als Überblick abgehoben, und
- die relativ geringe Anzahl der Probanden ließ es nur zu, die Ergebnisse der Befragungen lediglich als Tendenzen zu betrachten.
Jedoch
musste durch die Benennung von zu berücksichtigenden Kriterien eine
Methode bzw. ein Schema zur Erforschung der fachsprachlichen und
fachkommunikativen Sprachkompetenz und -rezeption angeboten werden.
Die Untersuchungen umreißen das Forschungsfeld der fachsprachlichen
Kompetenz, indem sie den Kommunikations- und Tätigkeitsbereich
bestimmen und ihn konsequent mit seinem (prototypischen)
Kommunikationsobjekt und -subjekt verbinden. Als
Kommunikationsbereich wurde das Vertragsmanagement gewählt,
als prototypisches Subjekt der Vertragsmanager und als
prototypisches sprachliches Objekt (Textsorte) der Vertrag.
2 Kommunikationssubjekt und Kommunikationsobjekt
2.1 Kommunikationssubjekt:
(Vertrags)Manager
Das
prototypische Kommunikationssubjekt im Tätigkeitsbereich
Vertragsmanagement ist der Manager. Seine Aufgaben sind in der
Regel klar umrissen und bestehen im Allgemeinen in wirtschaftlicher
Tätigkeit zur Maximierung des Gewinns des Unternehmens - vor allem
in Vertragsverhandlungen, dem Abschluss von Verträgen und der
Kontrolle über ihre Einhaltung - aber auch oft in der Beratung
potentieller Kunden, der Berichterstattung an
die Unternehmensleitung, der Aktenführung sowie der Abwicklung von
Bestellungen und der Kontrolle ihrer Ausführung. Obwohl dieser
Tätigkeitsbereich breite Kenntnisse des Vertragswesens voraussetzt,
sind viele Vertragsmanager in Russland weder Rechts- noch
Wirtschaftswissenschaftler, d.h. sie erwerben ihr fachliches und
fachsprachliches Wissen nicht im Studium, sondern oft erst im
Berufsalltag.
Was
den fachlichen Wissensumfang und die sprachlichen Fertigkeiten der
Vertragsmanager angeht, so konnte anhand der durchgeführten Studien
beobachtet werden, dass sich bei ausreichender Berufserfahrung (ab
drei Jahren) die fachsprachliche Kompetenz studierter Manager und der
Berufsquereinsteiger nur unwesentlich voneinander unterscheidet.
Vielmehr wird diese Kompetenz durch die Intensität der Arbeit mit
Fachtexten bedingt.
2.2 Kommunikationsobjekt:
die Textsorte Vertrag und ihre Konventionen
Die
Textsorte Vertrag
zeichnet sich durch einen hohen Grad sprachlicher Konventionalität
aus. Es handelt sich hierbei um eine juristische Textsorte, die in
der Wirtschaftskommunikation von zentraler Bedeutung ist. Laut Art.
420 Abs. 1 des russischen Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) ist ein
Vertrag „eine Vereinbarung zweier oder mehrerer Personen über die
Entstehung, Änderung oder Erlöschen bürgerlicher Rechte und
Pflichten“2.
Die grundlegende Funktion der Verträge ist die juristische
Regelungsfunktion. Für die Versprachlichung der Vertragsinhalte ist
es gleichzeitig wichtig, dass den Verträgen laut Art. 421 des
russischen BGB Vertragsfreiheit und laut Art. 434 Abs. 1 die
Formfreiheit zugrunde liegen. Dies bedeutet insbesondere, dass ein
Vertrag grundsätzlich an keine sprachlichen Anforderungen gebunden
ist, die erst seine Funktion als juristisches Dokument gewährleisten
würden. Die gesetzlichen Regelungen, denen Verträge unterliegen
(Art. 421 Abs. 4 des russischen BGB), beziehen sich dabei nicht auf
die sprachliche Form des Vertrags, sondern nur auf seinen Inhalt. Die
starke sprachliche Konventionalität der Vertragstexte basiert also
auf der bewährten, langjährigen Praxis der Vertragsschließung.
Verträge,
die im Tätigkeitsbereich Vertragsmanagement
am häufigsten vorkommen, sind Lieferverträge, Kaufverträge sowie
Dienstleistungsverträge. Damit sind Verträge eine Textsorte mit
vorrangig kommissiver Funktion, die einerseits einen bestimmten Teil
des Vertragsrechts vertritt und damit eine juristische Textsorte ist
und die andererseits die Regelung wirtschaftlicher Belange zum Inhalt
hat. In Bezug auf die sprachliche Gestaltung der Verträge bedeutet
dies, dass einige Konventionen - z.B. Lexik und Textstruktur - allen
Vertragstexten gemeinsam sind, andere dagegen je nach Bereich des
Vertragsrechts variieren - vor allem die Terminologie).
Die
Struktur dieser Textsorte ist funktional bedingt. Der Textanfang wird
in 97 % aller untersuchten Fälle3
durch einen Untertitel gekennzeichnet, in dem der Typ des
Rechtsgeschäfts genannt wird (z.B. Kaufvertrag oder Liefervertrag).
In 91 % der Fälle werden die Vertragsteile nur mit Ziffern
nummeriert, sonstige Verträge enthalten außer den Ziffern auch
andere Gliederungszeichen wie Striche oder Punkte.
Die
Vertragsparteien und der Vertragsgegenstand werden in 91 % aller
untersuchten Vertragstexte – zumindest teilweise - groß
geschrieben. Dazu zählen auch Fälle, bei denen die entsprechenden
Wörter ganz in Majuskelschrift vorkommen, wobei Letzteres seltener
anzutreffen ist. Allgemein werden im Russischen Gattungsnamen klein,
Eigennamen jedoch groß geschrieben. In Verträgen wird durch eine
solche Großschreibung der Gattungsname als Eigenname verwendet.
Dadurch wird für den Textrezipienten ein Hinweis auf einen
besonderen Typ von Eigennamen geschaffen. Die Denotatszuordnung
basiert in diesem Fall auf einer Vereinbarung im Text und ist nur im
Rahmen dieses Textes gültig. Für den Textrezipienten wird dadurch
auch ein Hinweis auf die Zugehörigkeit des Textes zu einem Texttyp
mit konventioneller Funktion - einem Fachtext
- geschaffen.
Zur
Untersuchung der morphosyntaktischen Eigenschaften der Verträge
wurden Strukturen analysiert, die in der Fachsprachenforschung
traditionell als fachtextsortentypisch und funktional gelten
(Birkenmaier & Mohl 1991: 81ff, Thielemann 1996: 135).
Insbesondere werden als solche Nominalisierungen, das Passiv und
verschiedene Strukturen genannt, die semantische Inhalte in
kondensierter Form versprachlichen. Die am breitesten vertretene und
für die Untersuchung gewählte Struktur ist diejenige der
Nominalisierung, mit großem Abstand gefolgt von Passivkonstruktionen
und Univerbierungen. Die beiden letzteren Strukturen treten jedoch in
Vertragstexten nicht zahlreich genug auf, um für eine Untersuchung
wie die vorliegende repräsentativ zu sein.
Viele
Untersuchungen fachsprachlicher Texte belegen eine besondere
Bedeutung von Nominalisierungen in Fachtexten, weswegen diese
Struktur für die vorliegende Untersuchung ausgewählt wurde. Das
quantitative Gewicht der Nominalisierungen ist mehrfach belegt
worden. So stellt z.B. Littmann bei der Untersuchung der deutschen
fachsprachlichen Syntax fest, dass „jedes fünfte
Oberflächensubstantiv in Fachtexten (..) durch die Nominalisierung
eines zugru. l. Verbs entstanden [ist]. In Nicht-Fachtexten dagegen
ist es nur jedes vierzehnte“ (Littmann 1981: 295; auch Wilde 1994:
52). Dies ist als allgemeine Tendenz anzusehen, obwohl die Anzahl von
Nominalisierungen innerhalb einer Gruppe von Fachtexten nicht homogen
sein muss. So schwankte der Prozentsatz an Nominalisierungen in den
untersuchten Vertragstexten - bei einem durchschnittlichen Wert von
14,1 % - von ca. 5,2 % bis ca. 20,9 %. Dieser hohe Anteil an
Nominalisierungen wird auf eine besondere Form der
Informationsorganisation zurückgeführt, die in der Nominalisierung
versprachlicht wird. Syntaktisch eröffnet die Nominalisierung die
Möglichkeit für eine Auswahl der relevanten Informationen im Text
(Forner 2000: 176f) und eine im Vergleich zum Verb bessere
Versprachlichung objektivierter Information (Hallyday 2005: 347,
Ickler 1997: 148, Bergien 2007: 131).
Im
Folgenden werden die morphosyntaktischen Charakteristika der
Nominalisierungen in den korpusbildenden Vertragstexten im Vergleich
zu wirtschaftswissenschaftlichen Artikeln dargestellt (Tab. 1). Bei
den ausgewerteten Fachartikeln handelt es sich dabei um fünf
Stichproben von je 3.000 Wörtern aus Texten verschiedener
Urheberschaft:
|
Verträge
|
Fachartikel
|
Nominalisierungsdichte
Original
|
14,1
%
(ganzes Korpus) |
15,8
%
|
Spanne
vom geringsten bis zum höchsten Wert
|
5,2
% - 20,9 %
|
7,8
% - 21,4 %
|
Durchschnitt
in den bei Befragungen verwendeten Originaltexten
|
13,7
%
|
-
|
Deverbale
Nominalisierungen in den Originaltexten (Durchschnitt)
|
94
%
|
79
%
|
Tab.
1: Nominalisierungen in Verträgen und Fachartikeln
Aus
dieser Übersicht lässt sich Folgendes schließen: Beide Textsorten
weisen einen vergleichbaren Prozentsatz an Nominalisierungen auf
(15,8 % in den Stichproben zu den Fachartikeln vs. 14,1 % im
Gesamtkorpus der Verträge). Dabei ist die Spanne vom geringsten bis
zum höchsten Wert in beiden Textsorten relativ groß. Es handelt
sich also nicht primär um Unterschiede zwischen den Textsorten,
sondern vielmehr um Unterschiede innerhalb jeder einzelnen Textsorte.
Damit scheint eine hohe Nominalisierungsdichte keine spezifische
Besonderheit von Vertragstexten im Unterschied zu Fachartikeln zu
sein, sondern ein Kennzeichen des Fachstils und der Art und Weise der
Informationsversprachlichung in Fachtexten per
se4.
Wie jedoch aus den untersuchten Studien ersichtlich wurde, ist der
Grad der funktionalen Bindung sprachlicher Mittel an die jeweilige
Textsorte je nach Textsorte unterschiedlich (vgl. Kapitel 3.2.).
2.3 Verwendung
der Textsorte Vertrag im Tätigkeitsbereich Vertragsmanagement
Die
Textsorte Vertrag ist in der gesamten Textsortenpalette, mit
der sich Vertragsmanager beschäftigen - unabhängig von ihren
sonstigen beruflichen Aufgaben - eine zentrale, prototypische
Textsorte - neben mehreren anderen Textsorten, die ebenso häufig
verwendet werden. Die Anwendung dieser Textsorten in der Berufspraxis
hängt in dem hier interessierenden Bereich des Vertragsmanagements
oft mit den - zeitlich eingeschränkten - Bedürfnissen des
jeweiligen Unternehmens zusammen. Eine allgemeingültige Taxonomie
der Textsorten in diesem Bereich wäre aus diesem Grund nicht
hinreichend begründet. Es kann aber untersucht werden, welche Texte
in einem bestimmten homogenen Kreis der Vertragsmanager besonders
intensiv verwendet werden.
Die
in der Tabelle 2 angeführten Textsorten wurden von allen befragten
Vertragsmanagern angegeben. Trotz einer höheren
Verwendungshäufigkeit von Textsorten der internen und externen
schriftlichen Kommunikation werden sie nicht für die weitere
Untersuchung gewählt, weil sie nicht über distinktive Eigenschaften
des interessierenden Tätigkeitsbereichs verfügen.
Textsorten
|
Durchschnittliche
Verwendungshäufigkeit pro Arbeitstag
|
Verträge
|
0,79
|
Externe
schriftliche Kommunikation mit Kunden oder Lieferanten wie
Anfragen oder Antworten
|
1,83
|
Interne
schriftliche Kommunikation unter den Kollegen wie E-Mails
|
2,18
|
Berichte
an Vorgesetzte
|
0,21
|
Preislisten
und Kostenvoranschläge
|
0,57
|
Tab.
2: Verwendungshäufigkeit der Textsorten im Tätigkeitsbereich
Vertragsmanagement
Die
Probanden wurden vor und nach den durchgeführten Befragungen zu den
gewohnheitsmäßigen Abläufen bei ihrer Textarbeit interviewt. Die
Fragen vor den Befragungen betrafen nur den allgemeinen Arbeitsablauf
der Probanden, um passende Probanden auszuwählen. Gleichzeitig
durfte den Probanden möglichst wenig von den Zielen der Befragungen
vermittelt werden, um sie in Bezug auf ihr sprachliches Verhalten
nicht zu beeinflussen. Insbesondere wurde gefragt, ob die Probanden
in ihrem Berufsalltag Texte lesen und erstellen, und welche Texte das
sind. Es wurden nur solche Probanden in die Befragungen aufgenommen,
die mindestens dreimal pro Woche einen Vertragstext lesen, erstellen,
prüfen oder bearbeiten. Die Fragen, die nach den Befragungen
gestellt wurden, betrafen die Intensität bei der Arbeit mit den
Fachtexten, den Grad der Selbständigkeit bei ihrer Verfassung sowie
die Verwendung von Hilfsmitteln wie Mustertexten und
Nachschlagewerken zur Texterstellung.
3 Studien
zur Beobachtung der aktiven und passiven Textrezeption
3.1 Allgemeine
Angaben zu den Studien
Im
Rahmen der Untersuchung wurden Befragungen durchgeführt, an denen
sowohl Vertragsmanager als auch fachexterne Probanden als
Vergleichsgruppe teilnahmen. Für diese Befragungen wurden einige
Eigenschaften, die bei der Fachtextsorte Vertrag
als konventionell gelten, systematisch in den Textbeispielen
verändert. Diese manipulierten Texte wurden den Probanden mit
unterschiedlichen Aufgabenstellungen zur Auswertung vorgelegt. Dabei
wurde auch beobachtet, wie die Text(sorten)kompetenz bei der
Textproduktion - also bei einer aktiven Aktualisierung der
Normvorstellung - und bei der Textrezeption - also ihrer passiven
Aktualisierung - zum Ausdruck kam.
Es
wurden im Rahmen des Projektes mehrere Studien mit unterschiedlichen
thematischen Schwerpunkten durchgeführt. Zwei von diesen Studien
werden in dem vorliegenden Beitrag vorgestellt. Die Ergebnisse sind
wegen einer eingeschränkten Probandenzahl lediglich als Tendenzen zu
sehen. Für die Auswertung der vorgelegten Texte durch Probanden
wurden Texte mit einer prototypischen visuellen Strukturierung
(nummerierte Absätze, Großschreibung) gewählt.
Die
unten angegebenen Daten (Tab. 3) beziehen sich auf insgesamt 72
Probanden, deren Teilnahme ausgewertet wurde, darunter 39
Vertragsmanager und 33 fachexterne Probanden, die die Kontrollgruppe
darstellten. Unter den Vertragsmanagern waren 19 Manager mit einem
Hochschulabschluss im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und 20
sogenannte „Quereinsteiger“ mit geisteswissenschaftlichen
(Pädagogik und Soziologie) und medizinischen Hochschulabschlüssen.
Es handelte sich bei diesen um Manager, die in mittleren Unternehmen
oder in den Filialen von Großunternehmen tätig und insbesondere für
Dokumentation zuständig waren. Ihre Aufgaben lagen im Bereich des
Produkt-, Office- und Vertragsmanagements. Die befragten Mananger
setzten sich mindestens dreimal pro Woche mit Vertragstexten
auseinander und waren dadurch mit dieser Textsorte gut vertraut.
Probanden
mit sprachwissenschaftlichen Hochschulabschlüssen nahmen an den
Befragungen nicht teil. Bei solchen Probanden wurde ein höheres
Sprachbewusstsein vermutet, was die Ergebnisse der Studien hätte
beeinflussen können.
Eine
erhebliche Schwierigkeit bei der Arbeit mit den Probanden bestand
darin, dass eine große homogene Gruppe dieser schwierig zu bilden
war. Damit ist zu erklären, dass Untersuchungen, die auf Befragungen
beruhen, im Vergleich zu solchen Untersuchungen, in denen fertiges
sprachliches Material - ob schriftlich oder mündlich - ausgewertet
wird, in der Fachkommunikationsforschung selten sind. Außerdem ist
nicht zu leugnen, dass bei Probandenbefragungen persönliche Faktoren
- wie die Situation der Befragung, die Motivation der Probanden oder
auch die Autorität des Befragenden - eine große Rolle spielen.
Deswegen wurde versucht, solche Faktoren zu berücksichtigen und sie
nach Möglichkeit konstant zu halten.
|
Manager
mit und ohne berufsspezifische Abschlüsse
|
Fachexterne
Probanden |
Alter
der Manager / Durchschnitt
|
28
– 39 / 36,5
|
32
– 40 / 34,6
|
Berufserfahrung
(Jahre) / Durchschnitt
|
2,8
– 6 / 4,2
|
-
|
Tab.
3: Alter und Berufserfahrung der Probanden
3.2
Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz
3.2.1
Ziel, Aufgabenstellung und Verlauf
Die
hier dargestellte Studie hatte zum Ziel, die morphosyntaktische
fachsprachliche Kompetenz der Probanden aufgrund ihrer Rezeption
morphosyntaktisch und fachstilistisch manipulierter Fachtexte zu
beobachten.
3.2.1.1
Denominalisierung von Substantivierungen
Die
Manipulationen betrafen gezielt die Struktur der deverbalen
Nominalisierung. In den Texten wurden Denominalisierungen
substantivischer Nominalisierungen vorgenommen. Dies beeinflusste den
Sprachstil und machte zum Teil die Einfügung von Anaphern nötig.
Die Anzahl von Nebensätzen nahm stark zu. Die Anzahl der
Nominalisierungen wurde um das Vielfache reduziert. Da für die
Befragungen nur einzelne Texte denominalisiert wurden, kann der
potentielle Anteil der Anaphern und der Nebensätze in den
denominalisierten Texten des ganzen Korpus nicht angeführt werden.
Zu
den Denominalisierungen zählten alle Fälle der Auflösung von
Substantivierungen, unabhängig davon, ob das Substantiv zu einem
Verb aufgelöst wird (povreždenie tovara -> povredit´ tovar)
oder zu einer anderen Struktur mit nominalen Elementen (povreždenie
tovara -> tovar (byl) povrežden). Die Denominalisierung
durfte vor allem den Textinhalt nicht verändern, deswegen wurden
einige Arten der Substantivierungen nicht denominalisiert. Dazu
zählten:
- nicht-terminologische deverbale Nominalisierungen mit funktionaler (semantischer) Verschiebung (Transpositionen), z. B. rešenie <- ≠ rešit´ (Lösung <- ≠ lösen);
- in der Regel terminologische Nominalisierungen, die von deverbalen Adjektivierungen gebildet wurden und damit Nominalisierungen „zweiten Grades“ sind, z. B. platnost´ <- platnyj <- platit´ (Zahlbarkeit <- zahlbar <- zahlen) und
- syntaktisch nicht bzw. schwer denominalisierbare Nominalisierungen als Bestandteil eines Mehrwortterminus, darunter:
- Genitiv-Attribut, z. B. uroven´ razvitija (Entwicklungsniveau)5;
- attribuierte Nominalisierungen, z. B. statističeskij analiz (statistische Analyse).
3.2.1.2
Aufgabenstellung und Verlauf
Die
Aufgabenstellung bestand darin, morphosyntaktisch manipulierte,
insbesondere denominalisierte, Texte
- bezüglich ihrer Stilistik zu bewerten und
- sie entsprechend den Normvorstellungen der Probanden bei Bedarf stilistisch konventionell zu gestalten (zu „verbessern“).
Den
Probanden wurde dabei nicht explizit mitgeteilt, dass stilistische
Veränderungen die morphosyntaktische Ebene betreffen sollen. Die
Änderungen anderer Art als die hier interessierenden - z.B. der
lexikalische Ersatz, die Verwendung anderer syntaktischer
Konstruktionen sowie Bemerkungen der Probanden zum Inhalt und
Verständlichkeit der vorgelegten Texte - werden hier nicht
systematisiert und im Folgenden nicht berücksichtigt.
Den
Probanden wurden keine Beispiele für Textänderungen angeboten. Die
Aufgaben wurden so formuliert, dass sie keine zwingenden
Verbesserungen vorsahen. Somit bestand für die Probanden auch die
Option, die vorgelegten Texte ohne jegliche Änderungen zu belassen.
Die Texte wurden als Übersetzungen aus dem Deutschen vorgestellt,
die eine sprachliche Korrektur seitens der Probanden rechtfertigte,
gleichzeitig aber auch nicht erzwang6.
Die Aufgaben wurden mündlich formuliert.
An
dieser Stelle wäre die Denominalisierung und die eventuelle
Renominalisierung von Fachlexik anzusprechen, denn es handelt sich um
die Auswertung von Fachtexten. Unter terminologischen Ausdrücken -
bzw. Termini – verstehen wir sprachliche Zeichen (in Form von
Wörtern oder Wortverbindungen), die eine oder eine von mehreren
möglichen Versprachlichungen fachgebietsrelevanter Konzepte
darstellen, wobei diese Versprachlichungen mit einer bestimmten
Verwendungshäufigkeit in fachgebietsrelevanten Texten anzutreffen
sind (Näheres auch in Mushchinina 2009: 91ff). Die Bestimmung der
Zugehörigkeit eines Lexems oder einer Wortverbindung zur
Terminologie bedeutet also eine Festsetzung des Begriffssystems als
eines grundlegenden Vergleichskriteriums. Das Ziel der hier
dargestellten Untersuchung besteht jedoch darin, die Realisierung von
Normvorstellungen über sprachliche Konventionen zu beobachten. Dies
bedeutet, dass das Vergleichskriterium hier nicht die Zugehörigkeit
der jeweiligen Texte zu einem Begriffssystem ist, sondern die
tatsächliche Verwendung und Wahrnehmung der Texte im Berufsalltag.
Eine Aufstellung eines solchen Begriffssystems oder solcher
Begriffssysteme und ein Vergleich der in den Texten realisierten
Fachbegrifflichkeit sind jedoch auch deshalb nicht möglich, weil
- die Fachlexik der jeweiligen untersuchten Textsorten (Verträge und Fachartikel) zu unterschiedlichen Begriffssystemen gehören kann und
- der Anteil der Fachlexik vom Typ der Fachtextsorte bedingt ist und je nach Textfunktion sehr unterschiedlich sein kann7.
Daher
lägen in den untersuchten Texten die Mengen an Fachlexik
(Terminologie) zur Auswertung und zum Vergleich vor, die quantitativ
und thematisch sehr unterschiedlich und deswegen schwer vergleichbar
wären.
Von
den häufig verwendeten fachspezifischen Ausdrücken in der Form
einer Nominalisierung, bei denen der Status eines Terminus ohne eine
Aufstellung des Begriffssystems zu vermuten wäre, wurden in beiden
Textsorten die meisten Ausdrücke von den Probanden renominalisiert.
Dies wäre hier aber nicht auf ihren - rein spekulativen - Status
als Terminus zurückzuführen, sondern auf ihre häufige Verwendung
und damit auf eine stark konventionelle Versprachlichung des
entsprechenden Begriffes.
Die
Studie umfasste die folgenden Vergleichskriterien, bei denen die
Aufgabenstellung für die Probanden gleich war:
- Vergleich der Auswertung der Vertragstexte durch beide Probandengruppen;
- Vergleich der Auswertung beider Textsorten in beiden Probandengruppen.
Wie
oben angeführt, wiesen die für die Untersuchung ausgewählten
Originaltexte eine relativ hohe Nominalisierungsdichte auf und wurden
stark denominalisiert. Hier ist ein kurzer Ausschnitt aus einem
originalen Vertragstext (Beispiel 1), der bei den Befragungen
verwendet wurde und in dem Denominalisierungen vorgenommen wurden
(Beispiel 2):
- V slučae obnaruženija (Nomin1) Postavščikom sledov vskrytija (Nomin2) Tovara ili povreždenij (Nomin3), ne obuslovlennych charakterom defekta, ėtot fakt otražaetsja v akte N, no ne javljaetsja osnovaniem dlja otkaza (Nom4) v provedenii (Nomin5) issledovanija (Nomin6).
- Esli Postavščik obnaružit (Denom1) sledy togo, čto Tovar byl vskryt (Denom2) ili povrežden (Denom3), pričem charakter defekta ne javljalsja tomu predposylkoj, to ėtot fakt otražaetsja v akte N, no ne javljaetsja osnovaniem dlja togo, čtoby otkazat´ (Denom4) v tom, čtoby (Nomin5 ø) issledovat´ (Denom6) Tovar.
Von
den sieben Nominalisierungen in dem hier angeführten Abschnitt aus
dem Originaltext (1) wurden im modifizierten Paralleltext (2) fünf
denominalisiert und eine ausgelassen. Bei den Befragungen wurden
entsprechend längere denominalisierte Texte verwendet (siehe
Anhang)8.
3.2.2
Beobachtungen
In
Bezug auf das sprachliche Verhalten der Probanden bei der
Textrezeption ließen sich folgende Tendenzen beobachten, die sowohl
Ähnlichkeiten als auch Unterschiede betreffen (Tab. 4)9:
Ähnliches
Sprachverhalten:
- Die Wahrnehmung der Nominalisierungsdichte sowie die Tendenz, denominalisierte Strukturen wieder zu nominalisieren, waren in beiden Textsorten und beiden Probandengruppen zu beobachten;
- Beide Probandengruppen schätzten den Sprachstil bei höherer Nominalisierungsdichte in beiden Textsorten positiver ein;
- Beide Probandengruppen zeigten bei der stärker konventionalisierten Textsorte Vertrag im Vergleich zu den Fachartikeln ein größeres Bedürfnis zur Renominalisierung (jeweils 37,8 % zu 13,2 % bei Managern und 16,7 % zu 10,1 % bei den fachexternen Probanden).
Unterschiedliches
Sprachverhalten:
- Rezeption je nach Textsorte: Die Probanden bewerteten die Angemessenheit sprachlicher Mittel auf der morphosyntaktischen Ebene in der jeweiligen Text-sorte unterschiedlich. Insbesondere legten sie bei Vertragstexten mit jeweils 37,8 % und 16,7 % im Vergleich zu den Fachartikeln mit jeweils 13,2 % und 10,1 % ein viel höheres Nominalisierungsbedürfnis an den Tag, was vom unterschiedlichen Status dieser morphosyntaktischen Struktur je nach (Ausmaß der Konventionalität der) Textsorte zeugen könnte. Der Textsorten-„Status“ scheint damit die Wahrnehmung der Morphosyntax zu bestimmen.
- Rezeption je nach Probandengruppe: Eine gute Kenntnis der Morphosyntax in einer stark konventionalisierten Textsorte und eine gewohnheitsmäßige Auseinandersetzung damit führen dazu, dass die Fachexperten Störungen in diesen Konventionen wesentlich besser bemerken als diejenigen Probanden, die in ihrem Berufsalltag nicht regelmäßig mit dieser Textsorte arbeiten. Der Renominalisierungsanteil ist bei Managern mit 37,8 % mehr als doppelt so hoch wie bei fachexternen Probanden (16,7 %).
Als
Schlussfolgerung lässt sich feststellen, dass die Normvorstellung
von der Funktion des Vertrags als einer stark konventionalisierten
Textsorte (Textsorten-„Status“) die Normvorstellung vom
sprachlichen Stil dieser Textsorte wesentlich bestimmt, weswegen
beide Probandengruppen den nominaleren Stil deutlich bevorzugten.
Eine routinierte Textarbeit mit dieser Textsorte bzw. die Kenntnis
der konventionellen Formulierungen lassen die Textrezipienten aktiv
eine Wiederherstellung des sprachlichen Stils (hier: der
Nominalisierungen) vornehmen.
|
Manager
|
Fachexterne
Probanden |
Renominalisierung
Fachartikel
|
13,2
%
|
10,0
%
|
Renominalisierung
Verträge
|
37,8
%
|
16,7
%
|
Tab.
4: Renominalisierung in den ausgewerteten Texten
3.
3 Studie zur visuellen Textgestaltung
3.3.1
Ziel, Aufgabenstellung und Verlauf
Das
Ziel der Studie bestand darin, die Rolle der visuellen Gestaltung des
vorgelegten Textes bei der Zuordnung durch die Probanden zu
beobachten. Zu diesem Zweck wurden die vorgelegten Auszüge aus den
Vertragstexten systematisch verändert. Insbesondere wurden einzelne
visuelle Elemente in den Texten gelöscht.
Vor
der Befragung wurde den Probanden nicht zusätzlich erklärt, um
welche Textsorten es sich bei der Beschreibung der vorgelegten Texte
handeln könnte. Die Probanden wurden lediglich gebeten, ihre Meinung
darüber zu äußern, zu welchem Texttyp (Textsorte) die vorgelegten
Textauszüge gehören könnten - bzw. unter welchen Umständen man
solche Texte antreffen könnte - und - für den Fall, dass die
Probanden irgendwelche Eigenschaften dieser Texte (Ausdrucksweise,
äußere Gestaltung) als nicht korrekt bewerteten - was an den Texten
für ihre Verwendung in der Berufspraxis gegebenenfalls verbessert
werden sollte. In dieser Studie wurde von den Probanden nicht
verlangt und nicht erwartet, dass sie die vorgelegten Texte aktiv
veränderten. Bemerkungen wie „unpassende Ausdrucksweise“ mit der
Angabe betreffender Textstellen waren für die Bewertung ausreichend.
Die Probanden boten in vielen Fällen konkrete
Verbesserungsvorschläge an. Diese Vorschläge gehörten nicht zur
Hauptzielsetzung dieser Studie und wurden hier bei der
Auswertung der Ergebnisse nicht berücksichtigt.
Bei
der Aufgabenstellung wurden die manipulierten Texte so geordnet, dass
sie sich schrittweise der konventionellen Gestaltung eines
Vertragstextes annäherten. Ein weiterer unterscheidender Faktor war
der Nominalisierungsgrad. Bei jedem Schritt wurden den Probanden
sowohl ein denominalisierter Text als auch ein Text mit dem
durchschnittlichen originalen Nominalisierungsgrad vorgelegt, wobei
der jeweilige denominalisierte Text zuerst vorgelegt wurde.
Den
Probanden wurden sowohl Varianten ein und desgleichen Textes
(Vorstudie) als auch verschiedene Texte mit unterschiedlichem
Manipulationsgrad (Hauptstudie) vorgelegt10.
Die folgenden quantitativen Angaben (Tab. 5) beziehen sich auf die
Auswertung der Hauptstudie.
Die
Reihenfolge der Auswertung der Texte durch die Probanden war wie
folgt (Tab. 5):
- Stufe 3 - 3d und 3n: Nummerierung, Absätze (Textstruktur) und Großschreibung gelöscht;
- Stufe 2 - 2d und 2n: Textstruktur gelöscht, Großschreibung beibehalten;
- Stufe 1 - 1d und 1n: Texte mit der originalen visuellen Gestaltung.
Die
Zuordnung der vorgelegten Texte zu einer Textsorte sowie die
Kommentare zum sprachlichen Stil der identifizierten Textsorte
unterschieden sich sowohl in Abhängigkeit von der visuellen
Gestaltung des Textes als auch von dem Grad der Nominalisierung.
3.3.2
Beobachtungen
In
der unten dargestellten Übersicht (Tab. 5) werden die Angaben der
Probanden wie folgt aufgeführt: Die erste Zahl bezeichnet die
Zuordnung des vorgelegten Textes zur Textsorte Vertrag (im
Folgenden: einfache Zuordnung). Die in den Klammern angegebene
Prozentzahl bezieht sich auf diejenigen Fälle,
in denen die Probanden ihre Vorbehalte zur Textgestaltung geäußert
hatten (im Folgenden: Zuordnung mit Vorbehalt). Die Unstimmigkeiten,
auf die die Probanden dabei hingewiesen hatten, waren
textstruktureller, visueller oder morphosyntaktischer Art. Sie werden
in der Tabelle nicht weiter nach Typen eingeteilt, aber in der
Auswertung der Probandenangaben berücksichtigt.
Hatten
die Probanden den Text nicht der Textsorte Vertrag
zugeordnet, so wurde von ihnen nicht erwartet, dass sie die jeweilige
andere Textsorte auch benennen konnten, denn es gibt keine Textsorte,
die konventionell die Eigenschaften hätte, wie sie in den
manipulierten Texten waren. Angaben wie „das kann ich nicht
zuordnen“ oder „ich weiß nicht“ waren für die Auswertung
ausreichend. Zu dieser Gruppe der Zuordnungen gehören auch Fälle,
bei denen die Probanden der Meinung waren, dass der Text inhaltlich
einen Vertrag darstellte, aber nach seiner Form nicht wie ein
Vertragstext aussah und in dieser Form auch nicht verwendet werden
konnte. Die Anmerkungen inhaltlicher Art wurden bei der Auswertung
der Angaben nicht berücksichtigt.
Bei
der Zuordnung des Textes als Nicht-Vertrag äußerten die Probanden
meistens die Vermutung, es handele sich um einen Text, der
„juristische Sachverhalte beschreibt“. Am häufigsten wurden
diese Fälle dabei als „Artikel in einer populärwissenschaftlichen
Zeitschrift zur Erläuterung der Regeln und des Vorgehens beim
Vertragsabschluss“ beschrieben. Die genaueren Werte für diese
Zuordnung wurden nicht bestimmt, weil
- diese Textsorte nicht zum Tätigkeits- und Kompetenzbereich der befragten Fachexperten gehört,
- ihre Textsortenkompetenz in Bezug auf diese Textsorte für die Untersuchung deswegen irrelevant war und
- die Bestimmung der Eigenschaften und die Abgrenzung dieser Textsorte - wie sie durch die Probanden definiert wurde - ohnehin erschwert war.
|
|
Manager
(%)
|
fachexterne
Probanden (%)
|
1
Alle Merkmale beibehalten: nummerierte Absätze und
Großschreibung
|
1n
- nicht denom.
|
100
(3)
|
100
(0)
|
1d
– denom.
|
100
(14)
|
100
(11)
|
|
2
Nummerierte Absätze gelöscht, Großschreibung beibehalten
|
2n
- nicht denom.
|
97
(77)
|
85
(54)
|
2d
– denom.
|
97
(86)
|
82
(57)
|
|
3
Nummerierte Absätze und Großschreibung gelöscht
|
3n
- nicht denom.
|
92
(80)
|
73
(21)
|
3d
– denom.
|
87
(83)
|
64
(36)
|
Tab.
5: Ergebnisse der Studie zur visuellen Textgestaltung
Die
Angaben der Probanden zeichnen sich wie in der Studie zur
morphosyntaktischen Kompetenz durch Ähnlichkeiten und Unterschiede
aus. Die Probanden gingen bei der Textsortenzuordnung nicht nur vom
Inhalt des vorgelegten Textes aus, sondern auch von seiner Form. Es
ließen sich insbesondere folgende Tendenzen beobachten.
3.3.2.1
Relation zwischen einfacher Zuordnung und Zuordnung mit Vorbehalt
Eine
große Rolle spielt die Aktualität der Textsorte in der alltäglichen
Textrezeption der Probanden:
- Manager scheinen primär die Textsorte Vertrag (vgl. im Allgemeinen den hohen Anteil der einfachen Zuordnung in den Stufen 2 und 3) zu aktualisieren, suchen jedoch sofort nach Unstimmigkeiten in der Textgestaltung (vgl. den hohen Anteil der Zuordnung mit Vorbehalt in den Stufen 2 und 3). Der Anteil der Zuordnungen mit Vorbehalt ist bei einem Fehlen typischer Textgliederungsmerkmale nicht wesentlich geringer als der Anteil einfacher Zuordnungen. Diese „strengere“ Zuordnung könnte durch eine bessere Kenntnis der Textkonventionen bei Managern zu erklären sein;
- Für fachexterne Probanden sind außer den - quantitativ dominierenden - Zuordnungen zu Vertragstexten trotz des für diese Textsorte typischen Textinhalts auch andere Zuordnungen möglich. Das könnte dadurch bedingt sein, dass die Textsorte Vertrag in ihrer alltäglichen Textrezeption nicht so häufig wie bei Managern vorkommt. So fielen ihnen oft bekannte und vertraute Situationen der Textrezeption ein, z. B. Texte in einer Zeitung. Diese Probanden zeigten auch einen viel geringeren Anteil der Zuordnung mit Vorbehalt im Vergleich zur einfachen Zuordnung. War die Sicherheit der einfachen Zuordnung zu dieser Textsorte höher (Stufe 2), so erhöhte sich auch der Anteil der Zuordnungen mit Vorbehalt, d.h. bei höherer Sicherheit der Zuordnung wurden die Probanden auch aufmerksamer und kritischer in Bezug auf die Eigenschaften einer konventionellen Textsorte.
3.3.2.2
Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Bewertung und Textzuordnung durch beide Probandengruppen:
a)
Textgliederung bzw. Absatznummerierung
Die
Textgliederung in Form von nummerierten Absätzen scheint das
besonders klare konventionelle Textmerkmal zu sein, das für beide
Probandengruppen ein offensichtliches Merkmal für die Textsorte
Vertrag ist. War dieses Merkmal im Text vorhanden (vgl. 1n und
1d), äußerten die Probanden beider Gruppen in Bezug auf die
Zuordnung der vorgelegten Texte keine Zweifel. Der Anteil der
Anmerkungen zur eventuellen Optimierung der sonstigen
Texteigenschaften (Zuordnung mit Vorbehalt) war bei diesen
Textbeispielen gering, daher schien der Nominalisierungsgrad beim
Beibehalten dieses Merkmals für die Textrezeption sekundär zu sein.
b)
Großschreibung
Die
Großschreibung erhöhte in den beiden Gruppen die Tendenz zur
Zuordnung des Textes als Vertrag (einfache Zuordnung), aber meistens
nicht wesentlich.
Eine
Ausnahme bildete die Zuordnung mit Vorbehalt bei fachexternen
Probanden. Bei diesen Probanden stieg die Anzahl
der Zuordnungen mit Vorbehalt dann wesentlich, wenn in den Texten
dieses Merkmal vorhanden war. Für einige Probanden war die
Großschreibung erst die Grenze von einer „beschreibenden“
Textsorte (wie einem Kommentar zur
Vertragsabschließung, s. oben) und
einem Vertrag.
Damit erst hatte der Text einen anderen „Status“ erlangt, der für
die Probanden gleichzeitig andere Textbewertungskriterien bedeutete.
Einige
Probanden der Manager-Gruppe nahmen bei den Texten der Stufe 2 die
Großschreibung als einen Hinweis auf eine „Definition“ wahr.
Obwohl sich der Text durch die Großschreibung im Vergleich zu den
Texten der Stufe 1 an die konventionelle Form der Vertragstexte
annäherte, nahm die Anzahl der Zuordnungen mit Vorbehalt bei der
Stufe 2 nicht ab, denn das Merkmal der konventionellen Textgliederung
war bei dem vorgelegten Text immer noch nicht gewährleistet.
c)
Nominalisierungsgrad
Der
höhere Nominalisierungsgrad steigerte in den beiden Gruppen den
Anteil der Zuordnung des Textes als Vertrag (einfache Zuordnung,
Stufen 2 und 3) und reduzierte die Inakzeptanz der zu bewertenden
Textgestaltung (Zuordnung mit Vorbehalt) - obwohl auch meistens
unwesentlich. Dies betraf insbesondere die Stufen 2 und 3 (vgl. 2d
gegenüber 2n sowie 3d gegenüber 3n). Keiner der Probanden
bevorzugte in diesen Stufen die morphosyntaktische Qualität der
denominalisierten Beispiele.
In
der Stufe 1 stuften die meisten Probanden die morphosyntaktische
Textqualität der Beispiele 1d und 1n als vergleichbar ein. Dies
scheint im Vergleich zu der Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz
eine interessante Erscheinung zu sein. Während die Probanden in der
Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz viel mehr auf die
Morphosyntax des Textes konzentriert waren und den Unterschied
zwischen den nominalisierten und denominalisierten Texten deutlicher
wahrgenommen hatten, erschienen die morphosyntaktischen Textmerkmale
im Vergleich zur visuellen Textgestaltung, die durch die Probanden
unmittelbar davor in den Stufen 3 und 2 bewertet wurden, als sekundär
und viel weniger relevant.
4 Schlussfolgerungen
Das
Forschungsprojekt, dessen einzelne Studien in diesem Beitrag
vorgestellt wurden, ist als Versuch konzipiert, mehrere Aspekte der
Fachkommunikationsforschung zu berücksichtigen und in einem Modell
zu betrachten. Insbesondere wird versucht, die Wechselwirkung der
Textfunktion und der sprachlichen Textmerkmale als Form der
Versprachlichung von Fachinhalten bei der Textrezeption durch
Rezipienten mit unterschiedlichen Kenntnissen der entsprechenden
Textkonventionen zu beobachten. Die durchgeführten Studien lassen
Zusammenhänge zwischen den genannten Aspekten erkennen und können
als Anknüpfungspunkte für weitere Beobachtungen der Textrezeption
dienen - und dies nicht nur in der Fachkommunikation. Außerdem
erlauben es diese Beobachtungen, Schlussfolgerungen für die Sprach-
und (Fach)textsorten-didaktik zu ziehen, denn sie zeigen deutlich die
Relativität der Textwahrnehmungskriterien
Anhang
Anhang
1: Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz
a.
Der Originaltext
2.6
В случае обнаружения (Nom1)
Поставщиком следов вскрытия (Nom2)
Товара или повреждений (Nom3),
(...), этот факт отражается в акте N,
но не является основанием (Nom4)
для отказа (Nom5)
в проведении (Nom6)
исследования (Nom7)
Товара.
2.7
За нарушение (Nom8)
сроков вывоза (Nom9)
забракованного Товара от Покупателя
более чем на 14 календарных дней Покупатель
вправе выставить Поставщику пени в
размере 0,5 % за каждый день просрочки
(Nom10)
(...).
2.8
Расходы по вывозу (Nom11)
и проведению (Nom12)
исследования (Nom13)
бракованного Товара несет Поставщик.
Расходы Поставщика на хранение (Nom14)
забракованного Покупателем (...) Товара
(...), включены в Стоимость Товара.
2.9
Поставщик в течение 10-ти рабочих дней
с даты вывоза (Nom15)
забракованного Товара обязан произвести
исследование (Nom16)
Товара и направить его результаты (с
приложением (Nom17)
актов N,
(...)) Покупателю. Для оперативной передачи
(Nom18)
сведений возможна отправка (Nom19)
результатов исследования (Nоm21)
посредством электронной почты по адресу
YY.
В случае изменения (Nom22)
адреса электронной почты Покупатель
обязан заблаговременно уведомить об
этом Поставщика.
123
Wörter, 21 Nominalisierungen, Nominalisierungsdichte 17,07 %
b.
Denominalisierter Text
2.6
Если Поставщик обнаружит (Denom1)
следы того, что Товар вскрыли (Denom2)
или повредили (Denom3),
то этот факт отражается в акте N,
но не является основанием (Nom4),
чтобы отказать (Denom5)
в том, чтобы (Nom6
ø) исследовать (Denom7)
Товар.
2.7
Если сроки, назначенные для того, чтобы
вывезти (Denom9)
забракованный Товар от Покупателя,
нарушены (Denom8)
более чем на 14 календарных дней, то
Покупатель вправе выставить Поставщику
пени в размере 0,5 % за каждый день, который
был просрочен (Denom10).
2.8
Расходы на то, чтобы вывезти (Denom11)
и (Nom12
ø) исследовать (Denom13)
бракованный Товар, несет Поставщик.
Расходы Поставщика на то, чтобы хранить
(Denom14)
забракованный Покупателем Товар,
включены в стоимость Товара.
2.9
Поставщик в течение 10-ти рабочих дней
с даты, когда он вывез (Denom15)
забракованный Товар, обязан исследовать
(Denom16)
его и направить результаты (приложив
(Denom17)
акты N)
Покупателю. Чтобы оперативно
передать (Denom18)
сведения, можно отправить (Denom19)
результаты исследования (Nom20)
посредством электронной почты по адресу
YY.
Если адрес электронной почты изменится
(Denom21),
то Покупатель обязан заблаговременно
уведомить об этом Поставщика.
135
Wörter, 2 Nominalisierungen, Nominalisierungsdichte 1,48 %
(8,67%
von der ursprünglichen Nominalisierungsdichte)
Anhang
2: Studie zur visuellen Textgestaltung
1n
|
2.2.
Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих
дней после получения
(Nom1)
уведомления
(Nom2)
сообщить Покупателю:
1)
о признании
(Nom3)
своей вины в дефектах Товара без
проведения
(Nom4)
проверки
(Nom5)
его качества и о дате вывоза
(Nom6)
бракованного Товара (…).
|
1d
|
2.2.
Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих
дней после того, как Покупатель его
(Nom1ø)
уведомит
(Denom2),
сообщить Покупателю:
1)
о том, что он признает
(Denom3)
свою вину в дефектах Товара, не (Nom4
ø) проверяя
(Denom5)
его качество, и о дате, когда Товар
будет вывезен
(Denom6)
(…).
|
2n
|
Поставщик
обязан не позднее 2-х рабочих дней
после получения
(Nom1)
уведомления
(Nom2)
cообщить
Покупателю о признании
(Nom3)
своей вины в дефектах Товара без
проведения
(Nom4)
проверки
(Nom5)
его качества и о дате вывоза
(Nom6)
бракованного Товара (…).
|
2d
|
Поставщик
обязан не позднее 2-х рабочих дней
после того, как Покупатель его (Nom1ø)
уведомит
(Denom2),
сообщить Покупателю (…), что он признает
(Denom3)
свою вину в дефектах Товара, не (Nom4
ø) проверяя
(Denom5)
его качество, и о дате, когда Товар
будет вывезен
(Denom6)
(…).
|
3n
|
Поставщик
обязан не позднее 2-х рабочих дней
после получения
(Nom1)
уведомления
(Nom2)
cообщить
покупателю о признании
(Nom3)
своей вины в дефектах товара без
проведения
(Nom4)
проверки
(Nom5)
его качества и о дате вывоза
(Nom6)
бракованного товара (…).
|
3d
|
Поставщик
обязан не позднее 2-х рабочих дней
после того, как покупатель его (Nom1ø)
уведомит
(Denom2),
сообщить покупателю (…), что он признает
(Denom3)
свою вину в дефектах товара, не (Nom4
ø) проверяя
(Denom5)
его качество, и о дате, когда товар
будет вывезен
(Denom6)
(…).
|
Bibliographie
Bergien,
Angelika (2007). Iconicity and Economy as Creative Forces in
Noun-Name Constructions. In: Todenhagen, Christian & Wolfgang
Thiele (Hrsg.) (2007). Nominalization,
Nomination and Naming. Tübingen:
Stauffenburg, 129-143.
Birkenmaier,
Willi & Irene Mohl (1991). Russisch als Fachsprache.
Tübingen: Franke.
Busch-Lauer,
Ines-Andrea (2009). Funktionale Varietäten und Stil. In: Fix, Ulla,
Andreas Gardt & Joachim Knape (Hrsg.) (2009). Rhetorik und
Stilistik: ein internationales Handbuch historischer und
systematischer Forschung. Berlin: de Gruyter, 1722-1738.
Engberg, Jan
(2002). Fachsprachlichkeit – eine Frage des Wissens. In: Schmidt,
Christopher M. (Hrsg.) (2002). Wirtschaftsalltag und
Interkulturalität. Fachkommunikation als interdisziplinäre
Herausforderung. Wiesbaden: DUV, 219-238.
Engberg, Jan
(2011). Fachtextsorten und Wissenstransfer. In: Habscheid, Stephan
(Hrsg.) (2011). Textsorten, Handlungsmuster, Oberflächen:
Linguistische Typologien der Kommunikation. Berlin: de Gruyter,
190-205.
Forner, Werner
(2000). Fachsprachliche Nominationstechniken: Informationsverwertung
und Informationsbewertung. In: Morgenroth, Klaus (Hrsg.) (2000).
Hermetik und Manipulation in den Fachsprachen. Tübingen:
Narr, 167-190.
Halliday,
Michael. A. K. (2005). On Grammar.
London, New York: Continuum.
Hoffmann, Lothar
(1993). Fachwissen und Fachkommunikation. Zur Dialektik von
Systematik und Linearität in den Fachsprachen. In: Bungarten, Theo
(Hrsg.) (1993). Fachsprachentheorie. Band 2. Tostedt: Attikon,
595-617.
Horn-Helf,
Brigitte (2010). Konventionen technischer Kommunikation: Makro-
und mikrokulturelle Kontraste in Anleitungen. Berlin: Frank &
Timme.
Ickler, Theodor
(1997). Die Disziplinierung der Sprache. Fachsprachen in unserer
Zeit. Tübingen: Narr.
Kalverkämper,
Hartwig (1998). Fachsprache und Fachsprachenforschung. In: Hoffmann,
Lothar, Hartwig Kalverkämper & Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.)
(1998). Fachsprachen: ein internationales Handbuch zur
Fachsprachenforschung und Terminologiewissenschaft. 1. Halbband.
Berlin: de Gruyter, 48-59.
Krause,
Wolf-Dieter (2007). Text, Textsorte, Textvergleich. In: Adamzik,
Kirsten (Hrsg.) (2007). Textsorten: Reflexionen und Analysen.
Tübingen: Stauffenburg, 45-76.
Littmann, Günter
(1981). Fachsprachliche Syntax: zur Theorie und Praxis
syntaxbezogener Sprachvariantenforschung. Hamburg: Buske.
Mushchinina,
Maria (2009). Rechtsterminologie – ein Beschreibungsmodell. Das
russische Recht des geistigen Eigentums. Berlin: Frank &
Timme.
Roelcke,
Thorsten (2010): Fachsprachen. Berlin: Erich Schmidt.
Schubert, Klaus
(2007): Wissen, Sprache, Medium, Arbeit. Ein integratives Modell
der ein- und mehrsprachigen Fachkommunikation. Tübingen: Narr.
Thielemann,
Werner (1996). Fachlich geprägte Textsorten – Textstruktur und
Syntax (anhand eines portugiesischen Wirtschaftstextes). In:
Kalverkämper, Hartwig & Klaus-Dieter Baumann (Hrsg.) (1996).
Fachliche Textsorten. Komponenten – Relationen – Strategien.
Tübingen: Narr, 125 – 152.
Wilde, Ursula
(1994). Fachsprachliche syntaktische Strukturen in der
französischen Anzeigenwerbung. Frankfurt / Main u. a.: Lang.
____________
2 Russ:
Договором признается соглашение двух
или нескольких лиц об установлении,
изменении или прекращении гражданских
прав и обязанностей.
3 Untersucht wurde ein Korpus von 34 russischen Vertragstexten,
darunter 18 Texte aus der Berufspraxis der Unternehmen und 16
Mustertexte, mit einem Gesamtumfang von etwa 78.400 Wörtern.
4 Zum Vergleich: In Texten der schöngeistigen Literatur beträgt der
Anteil aller Nominalisierungen etwa 0,6 % - 1,7 %, der Anteil
deverbaler Nominalisierungen ist 0,4 % – 1,3 %. Untersucht wurden
drei Textbeispiele von je 3.000 Wörtern aus den folgenden Werken:
L. Tolstoj: „Anna Karenina“, N. Gogol´: „Mertvye duši“ und
M. Bulgakov: „Master i Margarita“.
5 Dazu zählen nicht solche nominalisierten Formen der
Funktionsverbgefüge wie provedenie (Nomin) issledovanija
-> provesti (Funktionsverb) issledovanie.
6 Im Falle des Vertragstextes lautete die Aufgabe z. B. wie folgt:
Hier
ist ein Auszug aus einem Vertragstext, der aus dem Deutschen
übersetzt wurde. Bitte lesen Sie den Text und schlagen Sie eine
bessere Variante für diejenigen Textstellen vor, die Ihrer Meinung
nach besser formuliert werden könnten.
8 Im Anhang wird einer der verwendeten Texte angeführt. Den
Probanden wurden die Texte in nicht annotierter Form und ohne
jegliche Markierungen (kursiv u.ä.) vorgelegt.
9 Beim Vergleich innerhalb der Gruppe von Fachexperten lassen sich
keine repräsentativen Unterschiede zwischen den Managern mit und
ohne Hochschulstudium feststellen. Beide Teilgruppen verfügen über
eine vergleichbare Vorstellung von den funktionalstilistischen
(morphosyntaktischen) Textkonventionen.
10 Zur besseren Übersichtlichkeit wird im Anhang zu diesem Beitrag
ein gekürzter Text der Vorstudie angeführt.