Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld - unter Mitarbeit von Christoph Bürgel, Ines-Andrea Busch-Lauer, Frank Kostrzewa, Michael Langner, Heinz-Helmut Lüger, Dirk Siepmann. Saarbrücken: htw saar 2014. ISBN 978-3-942949-05-7.
Sprachkompetenz und  Informationsvermittlung in Fachtexten - eine Untersuchung am Beispiel der Textsorte Vertrag


Maria Mushchinina (Mainz)



Abstract (English)
The present paper presents a research project that studies which features are typical of the reception of professional texts. Traditionally, conventional properties of specialized texts with which text users associate certain norms are mentioned in the professional communication research. Particularly, these can be morphosyntactic or stylistic qualities of the texts as well as the text structure itself or the visual form of the text. On the example of contracts in Russian, the project analyses, how these text properties are actually assessed by text reception, i.e. how they constitute a text type for text users. For this purpose, surveys of contract managers and non-professional subjects were carried out. Some language features in the texts of contracts were systematically changed. These manipulated texts were presented to the subjects for evaluation with different tasks.
Keywords: professional communication, language standard, text reception, conventions of text types

Abstract (Deutsch)
In dem vorliegenden Beitrag wird ein Forschungsprojekt vorgestellt, in dem danach gefragt wird, was die fachkommunikative Textrezeption auszeichnet. Traditionell werden in der Fachkommunikationsforschung für Fachtexte konventionelle Eigenschaften genannt, mit denen Textbenutzer bestimmte Normvorstellungen verbinden. Das können insbesondere morphosyntaktische und stilistische Qualitäten der Texte, der Textaufbau sowie die visuelle Gestaltung sein. Im Projekt wird am Beispiel russischer Verträge beobachtet, wie diese Textsorteneigenschaften bei der Textrezeption tatsächlich gewichtet werden, d.h. inwieweit sie eine Textsorte für die Sprachbenutzer konstituieren. Zu diesem Zweck wurden Befragungen unter Vertragsmanagern und fachexternen Probanden durchgeführt. Für diese Befragungen wurden einige Eigenschaften der Textsorte Vertrag in den Textbeispielen systematisch verändert. Diese manipulierten Texte wurden den Probanden mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen zur Auswertung vorgelegt.
Stichwörter: Fachkommunikation, Sprachnorm, Textrezeption, Textsortenkonvention


1 Fragestellung

Den Gegenstand des Forschungsprojektes, das im Folgenden vorgestellt wird, bildet die sprachliche Rezeption der Textsortenkonventionen. Es wird gefragt, wie Fachleute ihre Berufssprache wahrnehmen und welche Konventionen der Fachtextsorten, die sie in ihrem Berufsalltag verwenden, für sie konstitutiv sind und bewusst von ihnen wahrgenommen werden.

Um das Projekt im Themenkomplex Sprache und Fach zu positionieren, wird im Folgenden auf die Ziele und Inhalte dieses Forschungsbereiches sowie auf seine aktuellen Forschungsdesiderata eingegangen.

1.1 Untersuchungsbereich Fach und Sprache
Die Entwicklungsgeschichte des Untersuchungsbereiches Fach und Sprache durchlief in der Fachsprachen- und -kommunikationsforschung mehrere Phasen mit jeweils eigenen Schwerpunkten.

Jeder Fachkommunikationsforscher unterteilt die Entwicklung dieser Disziplin auf seine eigene Art und Weise. Allen Klassifikationen ist jedoch gemeinsam, dass sie die Entwicklung dieser Disziplin vom sprachlich-materiellen Gegenstand (Wort und Struktur) über die pragmatisch-funktionale Phase (mit dem Schlagwort Fachtext) bis hin zur kognitiv-kommunikativen Ebene aufzeichnen (Schubert 2007: 141ff, Kalverkämper 1998: 48, Roelcke 2010: 14).

Diese Tendenzen in der Entwicklung des Themenkomplexes Fach und Sprache spiegeln sich auch in der Bezeichnung der zu untersuchenden Disziplin wider. So wurde dieser Themenkomplex in der früheren Entwicklungsphase tendenziell als Fachsprachenforschung verstanden. Erst in der nachfolgenden Entwicklung der Fachsprachenforschung wurden die systemlinguistischen Schwerpunkte durch pragmatisch-kommunikative und kognitiv-kommunikative Forschungsinteressen abgelöst, womit das fachliche Handeln als fachkommunikatives Handeln in den Vordergrund rückte und der Themenkomplex Fach und Kommunikation im Rahmen der Fachkommunikationsforschung ins Visier genommen wurde. Zum Schwerpunkt wurde dabei zunächst das Handeln und etwas später die Kognition, die Betrachtungsperspektive, die bereits in den 1990er Jahren durch Hoffmann vorhergesagt wurde.
Fachkommunikation ist die von außen oder von innen motivierte bzw. stimulierte, auf fachliche Ereignisse oder Ereignisabfolgen gerichtete Exteriorisierung und Interiorisierung von Kenntnissystemen und kognitiven Prozessen, die zur Veränderung der Kenntnissysteme beim einzelnen Fachmann und in ganzen Gemeinschaften von Fachleuten führen (Hoffmann 1993: 614).
In den letzten Jahren wird in der Fachsprachen- und -kommunikationforschung generell immer häufiger das Bedürfnis geäußert, die zwei tragenden Forschungsaspekte - Fachsprache und Fachkommunikation - enger zu verknüpfen und damit entsprechende umfassendere Forschungsmodelle auszuarbeiten, die die drei tragenden Säulen der Fachkommunikation - das pragmatische, das kognitive und das sprachliche Element - in ihrem Zusammenwirken betrachten. Insbesondere Engberg weist auf Defizite in der Fachsprachenforschung hin, die in der Vernachlässigung des empirisch belegten „materiellen Gegenstandes“ bestehen, der „nicht konkretisiert, sondern lediglich gesetzt wird“, wodurch die „sprachorientierte Frage, in wie vielen Situationen das jeweilige sprachliche Mittel mit demselben Inhalt / derselben Funktion1 auftaucht, (..) kaum gestellt [wird]“. Dies habe zur Folge, dass „das Spezifische des jeweiligen Sprachgebrauchs und besonders der dahinter liegenden Sprachfähigkeit nicht unmittelbar ermittelt werden [kann]“ (Engberg 2002: 221f).

Außer der Kritik an den Forschungsinhalten wird als ein weiteres Forschungsdesiderat der Mangel an Methodik zur Beschreibung der Relation zwischen der Situation bzw. Funktion und den sprachlichen Mitteln formuliert. Als möglicher Ausweg werden zum einen die Einbeziehung der Kognition vorgeschlagen, die ein „Bindeglied zwischen Situation / Funktion (= individuenexterne Faktoren) und sprachlichem Text (= individueninterne Faktoren)“ sein kann. Zum anderen kann dies die Herausarbeitung eines „größeren, soziologisch orientierten theoretischen Rahmens“ oder die Schaffung eines „stärkeren theoretischen Überbaus“ sein, in dem alle Elemente berücksichtigt werden, die einen Bezug zum Begriff Textsorte aufweisen (Engberg 2011: 202; auch Krause 2007: 47).

Das hier vorgestellte Projekt ist ein Beitrag zur Füllung der oben genannten Desiderata, denn:
  1. es berücksichtigt die tatsächliche Rezeption der Fachsprachlichkeit durch den eigentlichen Sprachbenutzer und schlägt damit eine Brücke zwischen der Theorie und der sprachlichen Wirklichkeit und
  2. es stellt ein Beispiel für die empirische Realisierung einer Forschungsmethodik im Bereich der Fachkommunikation dar.

1.2 Fachtext: Konvention und Norm
Der Begriff Konvention findet seine Anwendung auf verschiedenen Ebenen der menschlichen Koexistenz und Kommunikation. Uns interessieren hier sprachliche Konventionen, die eine Kommunikation nicht nur erst ermöglichen, sondern auch „die ökonomische Erfüllung kommunikativer Bedürfnisse“ (Horn-Helf 2010: 94) gewährleisten. Dies bedeutet für die Fachkommunikation, dass ein fachkommunikativer Bereich, der entsprechend einem konventionalisierten systematisch-begrifflichen funktioniert und dessen Abläufe sich nach den Zwecken des Faches ausrichten, über bestimmte – für die kompetente und in diesem Fachbereich tätige Sprachgemeinschaft bekannte – Konventionen verfügen muss, die eine effiziente Kommunikation ermöglichen und sprachlich in den Fachtexten zur Geltung kommen.

Diese Konventionen liegen den Normvorstellungen der Sprachbenutzer über die Fachkommunikation und die jeweilige Fachtextsorte zugrunde und bestehen auf mehreren Ebenen. Auf der Ebene der Lexik sind dies prototypische Vorstellungen über die Terminologiegestaltung, auf der Ebene der Grammatik sind es vor allem die Qualitäten der Syntax, die zur Präzision und Objektivierung der Wiedergabe fachrelevanter Inhalte beitragen. Auf der Textebene sind es bekannte und anerkannte Normen, die durch den formalen Textaufbau sowie durch kohäsive und kohärente Relationen eine strukturierte und nachvollziehbare Darstellung dieser Inhalte ermöglichen.

Diese drei Ebenen der sprachlichen Konventionen – die Ebene der Lexik, der Morphosyntax und des Textaufbaus bzw. der visuellen Textgestaltung – liegen im Zentrum der vorliegenden Untersuchung. Es wurde gefragt, wie diese Konventionen im Rahmen einer Textsorte durch die Sprachbenutzer tatsächlich wahrgenommen und gewichtet werden, d.h. welche Eigenschaften eines Fachtextes die Normvorstellung über diese Textsorte für die Sprachbenutzer bestimmen.

Zu diesem Zweck
  • wurden einige morphosyntaktische Strukturen, lexikalische Elemente und Textaufbaueigenschaften analysiert, die in der Fachliteratur als typisch für Fachtexte dargestellt werden,
  • dabei wurde ihre Informativität und Funktionalität beschrieben, und
  • durch Probandenabfragen wurde der Grad der Funktionalität dieser Strukturen und Einheiten geprüft.
Die hier dargestellte Untersuchung war nicht dafür bestimmt, ein Charakteristikum des ganzen Kommunikationsbereiches Management zu schaffen, denn
  1. bei der Untersuchung dieser Kompetenz wurde nur auf einige der prinzipiell möglichen Vorgehensweisen und Kriterien als Überblick abgehoben, und
  2. die relativ geringe Anzahl der Probanden ließ es nur zu, die Ergebnisse der Befragungen lediglich als Tendenzen zu betrachten.
Jedoch musste durch die Benennung von zu berücksichtigenden Kriterien eine Methode bzw. ein Schema zur Erforschung der fachsprachlichen und fachkommunikativen Sprachkompetenz und -rezeption angeboten werden. Die Untersuchungen umreißen das Forschungsfeld der fachsprachlichen Kompetenz, indem sie den Kommunikations- und Tätigkeitsbereich bestimmen und ihn konsequent mit seinem (prototypischen) Kommunikationsobjekt und -subjekt verbinden. Als Kommunikationsbereich wurde das Vertragsmanagement gewählt, als prototypisches Subjekt der Vertragsmanager und als prototypisches sprachliches Objekt (Textsorte) der Vertrag.

2 Kommunikationssubjekt und Kommunikationsobjekt

2.1 Kommunikationssubjekt: (Vertrags)Manager
Das prototypische Kommunikationssubjekt im Tätigkeitsbereich Vertragsmanagement ist der Manager. Seine Aufgaben sind in der Regel klar umrissen und bestehen im Allgemeinen in wirtschaftlicher Tätigkeit zur Maximierung des Gewinns des Unternehmens - vor allem in Vertragsverhandlungen, dem Abschluss von Verträgen und der Kontrolle über ihre Einhaltung - aber auch oft in der Beratung potentieller Kunden, der Berichterstattung an die Unternehmensleitung, der Aktenführung sowie der Abwicklung von Bestellungen und der Kontrolle ihrer Ausführung. Obwohl dieser Tätigkeitsbereich breite Kenntnisse des Vertragswesens voraussetzt, sind viele Vertragsmanager in Russland weder Rechts- noch Wirtschaftswissenschaftler, d.h. sie erwerben ihr fachliches und fachsprachliches Wissen nicht im Studium, sondern oft erst im Berufsalltag.

Was den fachlichen Wissensumfang und die sprachlichen Fertigkeiten der Vertragsmanager angeht, so konnte anhand der durchgeführten Studien beobachtet werden, dass sich bei ausreichender Berufserfahrung (ab drei Jahren) die fachsprachliche Kompetenz studierter Manager und der Berufsquereinsteiger nur unwesentlich voneinander unterscheidet. Vielmehr wird diese Kompetenz durch die Intensität der Arbeit mit Fachtexten bedingt.

2.2 Kommunikationsobjekt: die Textsorte Vertrag und ihre Konventionen
Die Textsorte Vertrag zeichnet sich durch einen hohen Grad sprachlicher Konventionalität aus. Es handelt sich hierbei um eine juristische Textsorte, die in der Wirtschaftskommunikation von zentraler Bedeutung ist. Laut Art. 420 Abs. 1 des russischen Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) ist ein Vertrag „eine Vereinbarung zweier oder mehrerer Personen über die Entstehung, Änderung oder Erlöschen bürgerlicher Rechte und Pflichten“2. Die grundlegende Funktion der Verträge ist die juristische Regelungsfunktion. Für die Versprachlichung der Vertragsinhalte ist es gleichzeitig wichtig, dass den Verträgen laut Art. 421 des russischen BGB Vertragsfreiheit und laut Art. 434 Abs. 1 die Formfreiheit zugrunde liegen. Dies bedeutet insbesondere, dass ein Vertrag grundsätzlich an keine sprachlichen Anforderungen gebunden ist, die erst seine Funktion als juristisches Dokument gewährleisten würden. Die gesetzlichen Regelungen, denen Verträge unterliegen (Art. 421 Abs. 4 des russischen BGB), beziehen sich dabei nicht auf die sprachliche Form des Vertrags, sondern nur auf seinen Inhalt. Die starke sprachliche Konventionalität der Vertragstexte basiert also auf der bewährten, langjährigen Praxis der Vertragsschließung.

Verträge, die im Tätigkeitsbereich Vertragsmanagement am häufigsten vorkommen, sind Lieferverträge, Kaufverträge sowie Dienstleistungsverträge. Damit sind Verträge eine Textsorte mit vorrangig kommissiver Funktion, die einerseits einen bestimmten Teil des Vertragsrechts vertritt und damit eine juristische Textsorte ist und die andererseits die Regelung wirtschaftlicher Belange zum Inhalt hat. In Bezug auf die sprachliche Gestaltung der Verträge bedeutet dies, dass einige Konventionen - z.B. Lexik und Textstruktur - allen Vertragstexten gemeinsam sind, andere dagegen je nach Bereich des Vertragsrechts variieren - vor allem die Terminologie).

Die Struktur dieser Textsorte ist funktional bedingt. Der Textanfang wird in 97 % aller untersuchten Fälle3 durch einen Untertitel gekennzeichnet, in dem der Typ des Rechtsgeschäfts genannt wird (z.B. Kaufvertrag oder Liefervertrag). In 91 % der Fälle werden die Vertragsteile nur mit Ziffern nummeriert, sonstige Verträge enthalten außer den Ziffern auch andere Gliederungszeichen wie Striche oder Punkte.

Die Vertragsparteien und der Vertragsgegenstand werden in 91 % aller untersuchten Vertragstexte – zumindest teilweise - groß geschrieben. Dazu zählen auch Fälle, bei denen die entsprechenden Wörter ganz in Majuskelschrift vorkommen, wobei Letzteres seltener anzutreffen ist. Allgemein werden im Russischen Gattungsnamen klein, Eigennamen jedoch groß geschrieben. In Verträgen wird durch eine solche Großschreibung der Gattungsname als Eigenname verwendet. Dadurch wird für den Textrezipienten ein Hinweis auf einen besonderen Typ von Eigennamen geschaffen. Die Denotatszuordnung basiert in diesem Fall auf einer Vereinbarung im Text und ist nur im Rahmen dieses Textes gültig. Für den Textrezipienten wird dadurch auch ein Hinweis auf die Zugehörigkeit des Textes zu einem Texttyp mit konventioneller Funktion - einem Fachtext - geschaffen.

Zur Untersuchung der morphosyntaktischen Eigenschaften der Verträge wurden Strukturen analysiert, die in der Fachsprachenforschung traditionell als fachtextsortentypisch und funktional gelten (Birkenmaier & Mohl 1991: 81ff, Thielemann 1996: 135). Insbesondere werden als solche Nominalisierungen, das Passiv und verschiedene Strukturen genannt, die semantische Inhalte in kondensierter Form versprachlichen. Die am breitesten vertretene und für die Untersuchung gewählte Struktur ist diejenige der Nominalisierung, mit großem Abstand gefolgt von Passivkonstruktionen und Univerbierungen. Die beiden letzteren Strukturen treten jedoch in Vertragstexten nicht zahlreich genug auf, um für eine Untersuchung wie die vorliegende repräsentativ zu sein.

Viele Untersuchungen fachsprachlicher Texte belegen eine besondere Bedeutung von Nominalisierungen in Fachtexten, weswegen diese Struktur für die vorliegende Untersuchung ausgewählt wurde. Das quantitative Gewicht der Nominalisierungen ist mehrfach belegt worden. So stellt z.B. Littmann bei der Untersuchung der deutschen fachsprachlichen Syntax fest, dass „jedes fünfte Oberflächensubstantiv in Fachtexten (..) durch die Nominalisierung eines zugru. l. Verbs entstanden [ist]. In Nicht-Fachtexten dagegen ist es nur jedes vierzehnte“ (Littmann 1981: 295; auch Wilde 1994: 52). Dies ist als allgemeine Tendenz anzusehen, obwohl die Anzahl von Nominalisierungen innerhalb einer Gruppe von Fachtexten nicht homogen sein muss. So schwankte der Prozentsatz an Nominalisierungen in den untersuchten Vertragstexten - bei einem durchschnittlichen Wert von 14,1 % - von ca. 5,2 % bis ca. 20,9 %. Dieser hohe Anteil an Nominalisierungen wird auf eine besondere Form der Informationsorganisation zurückgeführt, die in der Nominalisierung versprachlicht wird. Syntaktisch eröffnet die Nominalisierung die Möglichkeit für eine Auswahl der relevanten Informationen im Text (Forner 2000: 176f) und eine im Vergleich zum Verb bessere Versprachlichung objektivierter Information (Hallyday 2005: 347, Ickler 1997: 148, Bergien 2007: 131).

Im Folgenden werden die morphosyntaktischen Charakteristika der Nominalisierungen in den korpusbildenden Vertragstexten im Vergleich zu wirtschaftswissenschaftlichen Artikeln dargestellt (Tab. 1). Bei den ausgewerteten Fachartikeln handelt es sich dabei um fünf Stichproben von je 3.000 Wörtern aus Texten verschiedener Urheberschaft:


Verträge
Fachartikel
Nominalisierungsdichte Original
14,1 %
(ganzes Korpus)
15,8 %
Spanne vom geringsten bis zum höchsten Wert
5,2 % - 20,9 %
7,8 % - 21,4 %
Durchschnitt in den bei Befragungen verwendeten Originaltexten
13,7 %
-
Deverbale Nominalisierungen in den Originaltexten (Durchschnitt)
94 %
79 %
Tab. 1: Nominalisierungen in Verträgen und Fachartikeln

Aus dieser Übersicht lässt sich Folgendes schließen: Beide Textsorten weisen einen vergleichbaren Prozentsatz an Nominalisierungen auf (15,8 % in den Stichproben zu den Fachartikeln vs. 14,1 % im Gesamtkorpus der Verträge). Dabei ist die Spanne vom geringsten bis zum höchsten Wert in beiden Textsorten relativ groß. Es handelt sich also nicht primär um Unterschiede zwischen den Textsorten, sondern vielmehr um Unterschiede innerhalb jeder einzelnen Textsorte. Damit scheint eine hohe Nominalisierungsdichte keine spezifische Besonderheit von Vertragstexten im Unterschied zu Fachartikeln zu sein, sondern ein Kennzeichen des Fachstils und der Art und Weise der Informationsversprachlichung in Fachtexten per se4. Wie jedoch aus den untersuchten Studien ersichtlich wurde, ist der Grad der funktionalen Bindung sprachlicher Mittel an die jeweilige Textsorte je nach Textsorte unterschiedlich (vgl. Kapitel 3.2.).


2.3 Verwendung der Textsorte Vertrag im Tätigkeitsbereich Vertragsmanagement
Die Textsorte Vertrag ist in der gesamten Textsortenpalette, mit der sich Vertragsmanager beschäftigen - unabhängig von ihren sonstigen beruflichen Aufgaben - eine zentrale, prototypische Textsorte - neben mehreren anderen Textsorten, die ebenso häufig verwendet werden. Die Anwendung dieser Textsorten in der Berufspraxis hängt in dem hier interessierenden Bereich des Vertragsmanagements oft mit den - zeitlich eingeschränkten - Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens zusammen. Eine allgemeingültige Taxonomie der Textsorten in diesem Bereich wäre aus diesem Grund nicht hinreichend begründet. Es kann aber untersucht werden, welche Texte in einem bestimmten homogenen Kreis der Vertragsmanager besonders intensiv verwendet werden.
Die in der Tabelle 2 angeführten Textsorten wurden von allen befragten Vertragsmanagern angegeben. Trotz einer höheren Verwendungshäufigkeit von Textsorten der internen und externen schriftlichen Kommunikation werden sie nicht für die weitere Untersuchung gewählt, weil sie nicht über distinktive Eigenschaften des interessierenden Tätigkeitsbereichs verfügen.
Textsorten
Durchschnittliche Verwendungshäufigkeit pro Arbeitstag
Verträge
0,79
Externe schriftliche Kommunikation mit Kunden oder Lieferanten wie Anfragen oder Antworten
1,83
Interne schriftliche Kommunikation unter den Kollegen wie E-Mails
2,18
Berichte an Vorgesetzte
0,21
Preislisten und Kostenvoranschläge
0,57
Tab. 2: Verwendungshäufigkeit der Textsorten im Tätigkeitsbereich Vertragsmanagement

Die Probanden wurden vor und nach den durchgeführten Befragungen zu den gewohnheitsmäßigen Abläufen bei ihrer Textarbeit interviewt. Die Fragen vor den Befragungen betrafen nur den allgemeinen Arbeitsablauf der Probanden, um passende Probanden auszuwählen. Gleichzeitig durfte den Probanden möglichst wenig von den Zielen der Befragungen vermittelt werden, um sie in Bezug auf ihr sprachliches Verhalten nicht zu beeinflussen. Insbesondere wurde gefragt, ob die Probanden in ihrem Berufsalltag Texte lesen und erstellen, und welche Texte das sind. Es wurden nur solche Probanden in die Befragungen aufgenommen, die mindestens dreimal pro Woche einen Vertragstext lesen, erstellen, prüfen oder bearbeiten. Die Fragen, die nach den Befragungen gestellt wurden, betrafen die Intensität bei der Arbeit mit den Fachtexten, den Grad der Selbständigkeit bei ihrer Verfassung sowie die Verwendung von Hilfsmitteln wie Mustertexten und Nachschlagewerken zur Texterstellung.

3 Studien zur Beobachtung der aktiven und passiven Textrezeption

3.1 Allgemeine Angaben zu den Studien
Im Rahmen der Untersuchung wurden Befragungen durchgeführt, an denen sowohl Vertragsmanager als auch fachexterne Probanden als Vergleichsgruppe teilnahmen. Für diese Befragungen wurden einige Eigenschaften, die bei der Fachtextsorte Vertrag als konventionell gelten, systematisch in den Textbeispielen verändert. Diese manipulierten Texte wurden den Probanden mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen zur Auswertung vorgelegt. Dabei wurde auch beobachtet, wie die Text(sorten)kompetenz bei der Textproduktion - also bei einer aktiven Aktualisierung der Normvorstellung - und bei der Textrezeption - also ihrer passiven Aktualisierung - zum Ausdruck kam.

Es wurden im Rahmen des Projektes mehrere Studien mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten durchgeführt. Zwei von diesen Studien werden in dem vorliegenden Beitrag vorgestellt. Die Ergebnisse sind wegen einer eingeschränkten Probandenzahl lediglich als Tendenzen zu sehen. Für die Auswertung der vorgelegten Texte durch Probanden wurden Texte mit einer prototypischen visuellen Strukturierung (nummerierte Absätze, Großschreibung) gewählt.

Die unten angegebenen Daten (Tab. 3) beziehen sich auf insgesamt 72 Probanden, deren Teilnahme ausgewertet wurde, darunter 39 Vertragsmanager und 33 fachexterne Probanden, die die Kontrollgruppe darstellten. Unter den Vertragsmanagern waren 19 Manager mit einem Hochschulabschluss im Bereich der Wirtschaftswissenschaften und 20 sogenannte „Quereinsteiger“ mit geisteswissenschaftlichen (Pädagogik und Soziologie) und medizinischen Hochschulabschlüssen. Es handelte sich bei diesen um Manager, die in mittleren Unternehmen oder in den Filialen von Großunternehmen tätig und insbesondere für Dokumentation zuständig waren. Ihre Aufgaben lagen im Bereich des Produkt-, Office- und Vertragsmanagements. Die befragten Mananger setzten sich mindestens dreimal pro Woche mit Vertragstexten auseinander und waren dadurch mit dieser Textsorte gut vertraut.

Probanden mit sprachwissenschaftlichen Hochschulabschlüssen nahmen an den Befragungen nicht teil. Bei solchen Probanden wurde ein höheres Sprachbewusstsein vermutet, was die Ergebnisse der Studien hätte beeinflussen können.

Eine erhebliche Schwierigkeit bei der Arbeit mit den Probanden bestand darin, dass eine große homogene Gruppe dieser schwierig zu bilden war. Damit ist zu erklären, dass Untersuchungen, die auf Befragungen beruhen, im Vergleich zu solchen Untersuchungen, in denen fertiges sprachliches Material - ob schriftlich oder mündlich - ausgewertet wird, in der Fachkommunikationsforschung selten sind. Außerdem ist nicht zu leugnen, dass bei Probandenbefragungen persönliche Faktoren - wie die Situation der Befragung, die Motivation der Probanden oder auch die Autorität des Befragenden - eine große Rolle spielen. Deswegen wurde versucht, solche Faktoren zu berücksichtigen und sie nach Möglichkeit konstant zu halten.


Manager mit und ohne berufsspezifische Abschlüsse
Fachexterne
Probanden
Alter der Manager / Durchschnitt
28 – 39 / 36,5
32 – 40 / 34,6
Berufserfahrung (Jahre) / Durchschnitt
2,8 – 6 / 4,2
-
Tab. 3: Alter und Berufserfahrung der Probanden


3.2 Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz
3.2.1 Ziel, Aufgabenstellung und Verlauf
Die hier dargestellte Studie hatte zum Ziel, die morphosyntaktische fachsprachliche Kompetenz der Probanden aufgrund ihrer Rezeption morphosyntaktisch und fachstilistisch manipulierter Fachtexte zu beobachten.

3.2.1.1 Denominalisierung von Substantivierungen
Die Manipulationen betrafen gezielt die Struktur der deverbalen Nominalisierung. In den Texten wurden Denominalisierungen substantivischer Nominalisierungen vorgenommen. Dies beeinflusste den Sprachstil und machte zum Teil die Einfügung von Anaphern nötig. Die Anzahl von Nebensätzen nahm stark zu. Die Anzahl der Nominalisierungen wurde um das Vielfache reduziert. Da für die Befragungen nur einzelne Texte denominalisiert wurden, kann der potentielle Anteil der Anaphern und der Nebensätze in den denominalisierten Texten des ganzen Korpus nicht angeführt werden.

Zu den Denominalisierungen zählten alle Fälle der Auflösung von Substantivierungen, unabhängig davon, ob das Substantiv zu einem Verb aufgelöst wird (povreždenie tovara -> povredit´ tovar) oder zu einer anderen Struktur mit nominalen Elementen (povreždenie tovara -> tovar (byl) povrežden). Die Denominalisierung durfte vor allem den Textinhalt nicht verändern, deswegen wurden einige Arten der Substantivierungen nicht denominalisiert. Dazu zählten:
  • nicht-terminologische deverbale Nominalisierungen mit funktionaler (semantischer) Verschiebung (Transpositionen), z. B. rešenie <- ≠ rešit´ (Lösung <- ≠ lösen);
  • in der Regel terminologische Nominalisierungen, die von deverbalen Adjektivierungen gebildet wurden und damit Nominalisierungen „zweiten Grades“ sind, z. B. platnost´ <- platnyj <- platit´ (Zahlbarkeit <- zahlbar <- zahlen) und
  • syntaktisch nicht bzw. schwer denominalisierbare Nominalisierungen als Bestandteil eines Mehrwortterminus, darunter:
  • Genitiv-Attribut, z. B. uroven´ razvitija (Entwicklungsniveau)5;
  • attribuierte Nominalisierungen, z. B. statističeskij analiz (statistische Analyse).


3.2.1.2 Aufgabenstellung und Verlauf
Die Aufgabenstellung bestand darin, morphosyntaktisch manipulierte, insbesondere denominalisierte, Texte
  • bezüglich ihrer Stilistik zu bewerten und
  • sie entsprechend den Normvorstellungen der Probanden bei Bedarf stilistisch konventionell zu gestalten (zu „verbessern“).

Den Probanden wurde dabei nicht explizit mitgeteilt, dass stilistische Veränderungen die morphosyntaktische Ebene betreffen sollen. Die Änderungen anderer Art als die hier interessierenden - z.B. der lexikalische Ersatz, die Verwendung anderer syntaktischer Konstruktionen sowie Bemerkungen der Probanden zum Inhalt und Verständlichkeit der vorgelegten Texte - werden hier nicht systematisiert und im Folgenden nicht berücksichtigt.

Den Probanden wurden keine Beispiele für Textänderungen angeboten. Die Aufgaben wurden so formuliert, dass sie keine zwingenden Verbesserungen vorsahen. Somit bestand für die Probanden auch die Option, die vorgelegten Texte ohne jegliche Änderungen zu belassen. Die Texte wurden als Übersetzungen aus dem Deutschen vorgestellt, die eine sprachliche Korrektur seitens der Probanden rechtfertigte, gleichzeitig aber auch nicht erzwang6. Die Aufgaben wurden mündlich formuliert.

An dieser Stelle wäre die Denominalisierung und die eventuelle Renominalisierung von Fachlexik anzusprechen, denn es handelt sich um die Auswertung von Fachtexten. Unter terminologischen Ausdrücken - bzw. Termini – verstehen wir sprachliche Zeichen (in Form von Wörtern oder Wortverbindungen), die eine oder eine von mehreren möglichen Versprachlichungen fachgebietsrelevanter Konzepte darstellen, wobei diese Versprachlichungen mit einer bestimmten Verwendungshäufigkeit in fachgebietsrelevanten Texten anzutreffen sind (Näheres auch in Mushchinina 2009: 91ff). Die Bestimmung der Zugehörigkeit eines Lexems oder einer Wortverbindung zur Terminologie bedeutet also eine Festsetzung des Begriffssystems als eines grundlegenden Vergleichskriteriums. Das Ziel der hier dargestellten Untersuchung besteht jedoch darin, die Realisierung von Normvorstellungen über sprachliche Konventionen zu beobachten. Dies bedeutet, dass das Vergleichskriterium hier nicht die Zugehörigkeit der jeweiligen Texte zu einem Begriffssystem ist, sondern die tatsächliche Verwendung und Wahrnehmung der Texte im Berufsalltag. Eine Aufstellung eines solchen Begriffssystems oder solcher Begriffssysteme und ein Vergleich der in den Texten realisierten Fachbegrifflichkeit sind jedoch auch deshalb nicht möglich, weil
  1. die Fachlexik der jeweiligen untersuchten Textsorten (Verträge und Fachartikel) zu unterschiedlichen Begriffssystemen gehören kann und
  2. der Anteil der Fachlexik vom Typ der Fachtextsorte bedingt ist und je nach Textfunktion sehr unterschiedlich sein kann7.
Daher lägen in den untersuchten Texten die Mengen an Fachlexik (Terminologie) zur Auswertung und zum Vergleich vor, die quantitativ und thematisch sehr unterschiedlich und deswegen schwer vergleichbar wären.

Von den häufig verwendeten fachspezifischen Ausdrücken in der Form einer Nominalisierung, bei denen der Status eines Terminus ohne eine Aufstellung des Begriffssystems zu vermuten wäre, wurden in beiden Textsorten die meisten Ausdrücke von den Probanden renominalisiert. Dies wäre hier aber nicht auf ihren - rein spekulativen - Status als Terminus zurückzuführen, sondern auf ihre häufige Verwendung und damit auf eine stark konventionelle Versprachlichung des entsprechenden Begriffes.

Die Studie umfasste die folgenden Vergleichskriterien, bei denen die Aufgabenstellung für die Probanden gleich war:
  1. Vergleich der Auswertung der Vertragstexte durch beide Probandengruppen;
  2. Vergleich der Auswertung beider Textsorten in beiden Probandengruppen.
Wie oben angeführt, wiesen die für die Untersuchung ausgewählten Originaltexte eine relativ hohe Nominalisierungsdichte auf und wurden stark denominalisiert. Hier ist ein kurzer Ausschnitt aus einem originalen Vertragstext (Beispiel 1), der bei den Befragungen verwendet wurde und in dem Denominalisierungen vorgenommen wurden (Beispiel 2):
  1. V slučae obnaruženija (Nomin1) Postavščikom sledov vskrytija (Nomin2) Tovara ili povreždenij (Nomin3), ne obuslovlennych charakterom defekta, ėtot fakt otražaetsja v akte N, no ne javljaetsja osnovaniem dlja otkaza (Nom4) v provedenii (Nomin5) issledovanija (Nomin6).
  2. Esli Postavščik obnaružit (Denom1) sledy togo, čto Tovar byl vskryt (Denom2) ili povrežden (Denom3), pričem charakter defekta ne javljalsja tomu predposylkoj, to ėtot fakt otražaetsja v akte N, no ne javljaetsja osnovaniem dlja togo, čtoby otkazat´ (Denom4) v tom, čtoby (Nomin5 ø) issledovat´ (Denom6) Tovar.
Von den sieben Nominalisierungen in dem hier angeführten Abschnitt aus dem Originaltext (1) wurden im modifizierten Paralleltext (2) fünf denominalisiert und eine ausgelassen. Bei den Befragungen wurden entsprechend längere denominalisierte Texte verwendet (siehe Anhang)8.

3.2.2 Beobachtungen
In Bezug auf das sprachliche Verhalten der Probanden bei der Textrezeption ließen sich folgende Tendenzen beobachten, die sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede betreffen (Tab. 4)9:

Ähnliches Sprachverhalten:
  • Die Wahrnehmung der Nominalisierungsdichte sowie die Tendenz, denominalisierte Strukturen wieder zu nominalisieren, waren in beiden Textsorten und beiden Probandengruppen zu beobachten;
  • Beide Probandengruppen schätzten den Sprachstil bei höherer Nominalisierungsdichte in beiden Textsorten positiver ein;
  • Beide Probandengruppen zeigten bei der stärker konventionalisierten Textsorte Vertrag im Vergleich zu den Fachartikeln ein größeres Bedürfnis zur Renominalisierung (jeweils 37,8 % zu 13,2 % bei Managern und 16,7 % zu 10,1 % bei den fachexternen Probanden).

Unterschiedliches Sprachverhalten:
  • Rezeption je nach Textsorte: Die Probanden bewerteten die Angemessenheit sprachlicher Mittel auf der morphosyntaktischen Ebene in der jeweiligen Text-sorte unterschiedlich. Insbesondere legten sie bei Vertragstexten mit jeweils 37,8 % und 16,7 % im Vergleich zu den Fachartikeln mit jeweils 13,2 % und 10,1 % ein viel höheres Nominalisierungsbedürfnis an den Tag, was vom unterschiedlichen Status dieser morphosyntaktischen Struktur je nach (Ausmaß der Konventionalität der) Textsorte zeugen könnte. Der Textsorten-„Status“ scheint damit die Wahrnehmung der Morphosyntax zu bestimmen.
  • Rezeption je nach Probandengruppe: Eine gute Kenntnis der Morphosyntax in einer stark konventionalisierten Textsorte und eine gewohnheitsmäßige Auseinandersetzung damit führen dazu, dass die Fachexperten Störungen in diesen Konventionen wesentlich besser bemerken als diejenigen Probanden, die in ihrem Berufsalltag nicht regelmäßig mit dieser Textsorte arbeiten. Der Renominalisierungsanteil ist bei Managern mit 37,8 % mehr als doppelt so hoch wie bei fachexternen Probanden (16,7 %).

Als Schlussfolgerung lässt sich feststellen, dass die Normvorstellung von der Funktion des Vertrags als einer stark konventionalisierten Textsorte (Textsorten-„Status“) die Normvorstellung vom sprachlichen Stil dieser Textsorte wesentlich bestimmt, weswegen beide Probandengruppen den nominaleren Stil deutlich bevorzugten. Eine routinierte Textarbeit mit dieser Textsorte bzw. die Kenntnis der konventionellen Formulierungen lassen die Textrezipienten aktiv eine Wiederherstellung des sprachlichen Stils (hier: der Nominalisierungen) vornehmen.


Manager
Fachexterne
Probanden
Renominalisierung Fachartikel
13,2 %
10,0 %
Renominalisierung Verträge
37,8 %
16,7 %
Tab. 4: Renominalisierung in den ausgewerteten Texten

3. 3 Studie zur visuellen Textgestaltung
3.3.1 Ziel, Aufgabenstellung und Verlauf
Das Ziel der Studie bestand darin, die Rolle der visuellen Gestaltung des vorgelegten Textes bei der Zuordnung durch die Probanden zu beobachten. Zu diesem Zweck wurden die vorgelegten Auszüge aus den Vertragstexten systematisch verändert. Insbesondere wurden einzelne visuelle Elemente in den Texten gelöscht.

Vor der Befragung wurde den Probanden nicht zusätzlich erklärt, um welche Textsorten es sich bei der Beschreibung der vorgelegten Texte handeln könnte. Die Probanden wurden lediglich gebeten, ihre Meinung darüber zu äußern, zu welchem Texttyp (Textsorte) die vorgelegten Textauszüge gehören könnten - bzw. unter welchen Umständen man solche Texte antreffen könnte - und - für den Fall, dass die Probanden irgendwelche Eigenschaften dieser Texte (Ausdrucksweise, äußere Gestaltung) als nicht korrekt bewerteten - was an den Texten für ihre Verwendung in der Berufspraxis gegebenenfalls verbessert werden sollte. In dieser Studie wurde von den Probanden nicht verlangt und nicht erwartet, dass sie die vorgelegten Texte aktiv veränderten. Bemerkungen wie „unpassende Ausdrucksweise“ mit der Angabe betreffender Textstellen waren für die Bewertung ausreichend. Die Probanden boten in vielen Fällen konkrete Verbesserungsvorschläge an. Diese Vorschläge gehörten nicht zur Hauptzielsetzung dieser Studie und wurden hier bei der Auswertung der Ergebnisse nicht berücksichtigt.

Bei der Aufgabenstellung wurden die manipulierten Texte so geordnet, dass sie sich schrittweise der konventionellen Gestaltung eines Vertragstextes annäherten. Ein weiterer unterscheidender Faktor war der Nominalisierungsgrad. Bei jedem Schritt wurden den Probanden sowohl ein denominalisierter Text als auch ein Text mit dem durchschnittlichen originalen Nominalisierungsgrad vorgelegt, wobei der jeweilige denominalisierte Text zuerst vorgelegt wurde.

Den Probanden wurden sowohl Varianten ein und desgleichen Textes (Vorstudie) als auch verschiedene Texte mit unterschiedlichem Manipulationsgrad (Hauptstudie) vorgelegt10. Die folgenden quantitativen Angaben (Tab. 5) beziehen sich auf die Auswertung der Hauptstudie.
Die Reihenfolge der Auswertung der Texte durch die Probanden war wie folgt (Tab. 5):
  • Stufe 3 - 3d und 3n: Nummerierung, Absätze (Textstruktur) und Großschreibung gelöscht;
  • Stufe 2 - 2d und 2n: Textstruktur gelöscht, Großschreibung beibehalten;
  • Stufe 1 - 1d und 1n: Texte mit der originalen visuellen Gestaltung.

Die Zuordnung der vorgelegten Texte zu einer Textsorte sowie die Kommentare zum sprachlichen Stil der identifizierten Textsorte unterschieden sich sowohl in Abhängigkeit von der visuellen Gestaltung des Textes als auch von dem Grad der Nominalisierung.

3.3.2 Beobachtungen
In der unten dargestellten Übersicht (Tab. 5) werden die Angaben der Probanden wie folgt aufgeführt: Die erste Zahl bezeichnet die Zuordnung des vorgelegten Textes zur Textsorte Vertrag (im Folgenden: einfache Zuordnung). Die in den Klammern angegebene Prozentzahl bezieht sich auf diejenigen Fälle, in denen die Probanden ihre Vorbehalte zur Textgestaltung geäußert hatten (im Folgenden: Zuordnung mit Vorbehalt). Die Unstimmigkeiten, auf die die Probanden dabei hingewiesen hatten, waren textstruktureller, visueller oder morphosyntaktischer Art. Sie werden in der Tabelle nicht weiter nach Typen eingeteilt, aber in der Auswertung der Probandenangaben berücksichtigt.

Hatten die Probanden den Text nicht der Textsorte Vertrag zugeordnet, so wurde von ihnen nicht erwartet, dass sie die jeweilige andere Textsorte auch benennen konnten, denn es gibt keine Textsorte, die konventionell die Eigenschaften hätte, wie sie in den manipulierten Texten waren. Angaben wie „das kann ich nicht zuordnen“ oder „ich weiß nicht“ waren für die Auswertung ausreichend. Zu dieser Gruppe der Zuordnungen gehören auch Fälle, bei denen die Probanden der Meinung waren, dass der Text inhaltlich einen Vertrag darstellte, aber nach seiner Form nicht wie ein Vertragstext aussah und in dieser Form auch nicht verwendet werden konnte. Die Anmerkungen inhaltlicher Art wurden bei der Auswertung der Angaben nicht berücksichtigt.

Bei der Zuordnung des Textes als Nicht-Vertrag äußerten die Probanden meistens die Vermutung, es handele sich um einen Text, der „juristische Sachverhalte beschreibt“. Am häufigsten wurden diese Fälle dabei als „Artikel in einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift zur Erläuterung der Regeln und des Vorgehens beim Vertragsabschluss“ beschrieben. Die genaueren Werte für diese Zuordnung wurden nicht bestimmt, weil
  1. diese Textsorte nicht zum Tätigkeits- und Kompetenzbereich der befragten Fachexperten gehört,
  2. ihre Textsortenkompetenz in Bezug auf diese Textsorte für die Untersuchung deswegen irrelevant war und
  3. die Bestimmung der Eigenschaften und die Abgrenzung dieser Textsorte - wie sie durch die Probanden definiert wurde - ohnehin erschwert war.


Manager (%)
fachexterne Probanden (%)
1 Alle Merkmale beibehalten: nummerierte Absätze und Großschreibung
1n - nicht denom.
100 (3)
100 (0)
1d – denom.
100 (14)
100 (11)
2 Nummerierte Absätze gelöscht, Großschreibung beibehalten
2n - nicht denom.
97 (77)
85 (54)
2d – denom.
97 (86)
82 (57)
3 Nummerierte Absätze und Großschreibung gelöscht
3n - nicht denom.
92 (80)
73 (21)
3d – denom.
87 (83)
64 (36)
Tab. 5: Ergebnisse der Studie zur visuellen Textgestaltung

Die Angaben der Probanden zeichnen sich wie in der Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz durch Ähnlichkeiten und Unterschiede aus. Die Probanden gingen bei der Textsortenzuordnung nicht nur vom Inhalt des vorgelegten Textes aus, sondern auch von seiner Form. Es ließen sich insbesondere folgende Tendenzen beobachten.

3.3.2.1 Relation zwischen einfacher Zuordnung und Zuordnung mit Vorbehalt
Eine große Rolle spielt die Aktualität der Textsorte in der alltäglichen Textrezeption der Probanden:
  • Manager scheinen primär die Textsorte Vertrag (vgl. im Allgemeinen den hohen Anteil der einfachen Zuordnung in den Stufen 2 und 3) zu aktualisieren, suchen jedoch sofort nach Unstimmigkeiten in der Textgestaltung (vgl. den hohen Anteil der Zuordnung mit Vorbehalt in den Stufen 2 und 3). Der Anteil der Zuordnungen mit Vorbehalt ist bei einem Fehlen typischer Textgliederungsmerkmale nicht wesentlich geringer als der Anteil einfacher Zuordnungen. Diese „strengere“ Zuordnung könnte durch eine bessere Kenntnis der Textkonventionen bei Managern zu erklären sein;
  • Für fachexterne Probanden sind außer den - quantitativ dominierenden - Zuordnungen zu Vertragstexten trotz des für diese Textsorte typischen Textinhalts auch andere Zuordnungen möglich. Das könnte dadurch bedingt sein, dass die Textsorte Vertrag in ihrer alltäglichen Textrezeption nicht so häufig wie bei Managern vorkommt. So fielen ihnen oft bekannte und vertraute Situationen der Textrezeption ein, z. B. Texte in einer Zeitung. Diese Probanden zeigten auch einen viel geringeren Anteil der Zuordnung mit Vorbehalt im Vergleich zur einfachen Zuordnung. War die Sicherheit der einfachen Zuordnung zu dieser Textsorte höher (Stufe 2), so erhöhte sich auch der Anteil der Zuordnungen mit Vorbehalt, d.h. bei höherer Sicherheit der Zuordnung wurden die Probanden auch aufmerksamer und kritischer in Bezug auf die Eigenschaften einer konventionellen Textsorte.


3.3.2.2 Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Bewertung und Textzuordnung durch beide Probandengruppen:
a) Textgliederung bzw. Absatznummerierung
Die Textgliederung in Form von nummerierten Absätzen scheint das besonders klare konventionelle Textmerkmal zu sein, das für beide Probandengruppen ein offensichtliches Merkmal für die Textsorte Vertrag ist. War dieses Merkmal im Text vorhanden (vgl. 1n und 1d), äußerten die Probanden beider Gruppen in Bezug auf die Zuordnung der vorgelegten Texte keine Zweifel. Der Anteil der Anmerkungen zur eventuellen Optimierung der sonstigen Texteigenschaften (Zuordnung mit Vorbehalt) war bei diesen Textbeispielen gering, daher schien der Nominalisierungsgrad beim Beibehalten dieses Merkmals für die Textrezeption sekundär zu sein.

b) Großschreibung
Die Großschreibung erhöhte in den beiden Gruppen die Tendenz zur Zuordnung des Textes als Vertrag (einfache Zuordnung), aber meistens nicht wesentlich.

Eine Ausnahme bildete die Zuordnung mit Vorbehalt bei fachexternen Probanden. Bei diesen Probanden stieg die Anzahl der Zuordnungen mit Vorbehalt dann wesentlich, wenn in den Texten dieses Merkmal vorhanden war. Für einige Probanden war die Großschreibung erst die Grenze von einer „beschreibenden“ Textsorte (wie einem Kommentar zur Vertragsabschließung, s. oben) und einem Vertrag. Damit erst hatte der Text einen anderen „Status“ erlangt, der für die Probanden gleichzeitig andere Textbewertungskriterien bedeutete.

Einige Probanden der Manager-Gruppe nahmen bei den Texten der Stufe 2 die Großschreibung als einen Hinweis auf eine „Definition“ wahr. Obwohl sich der Text durch die Großschreibung im Vergleich zu den Texten der Stufe 1 an die konventionelle Form der Vertragstexte annäherte, nahm die Anzahl der Zuordnungen mit Vorbehalt bei der Stufe 2 nicht ab, denn das Merkmal der konventionellen Textgliederung war bei dem vorgelegten Text immer noch nicht gewährleistet.

c) Nominalisierungsgrad
Der höhere Nominalisierungsgrad steigerte in den beiden Gruppen den Anteil der Zuordnung des Textes als Vertrag (einfache Zuordnung, Stufen 2 und 3) und reduzierte die Inakzeptanz der zu bewertenden Textgestaltung (Zuordnung mit Vorbehalt) - obwohl auch meistens unwesentlich. Dies betraf insbesondere die Stufen 2 und 3 (vgl. 2d gegenüber 2n sowie 3d gegenüber 3n). Keiner der Probanden bevorzugte in diesen Stufen die morphosyntaktische Qualität der denominalisierten Beispiele.

In der Stufe 1 stuften die meisten Probanden die morphosyntaktische Textqualität der Beispiele 1d und 1n als vergleichbar ein. Dies scheint im Vergleich zu der Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz eine interessante Erscheinung zu sein. Während die Probanden in der Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz viel mehr auf die Morphosyntax des Textes konzentriert waren und den Unterschied zwischen den nominalisierten und denominalisierten Texten deutlicher wahrgenommen hatten, erschienen die morphosyntaktischen Textmerkmale im Vergleich zur visuellen Textgestaltung, die durch die Probanden unmittelbar davor in den Stufen 3 und 2 bewertet wurden, als sekundär und viel weniger relevant.

4 Schlussfolgerungen

Das Forschungsprojekt, dessen einzelne Studien in diesem Beitrag vorgestellt wurden, ist als Versuch konzipiert, mehrere Aspekte der Fachkommunikationsforschung zu berücksichtigen und in einem Modell zu betrachten. Insbesondere wird versucht, die Wechselwirkung der Textfunktion und der sprachlichen Textmerkmale als Form der Versprachlichung von Fachinhalten bei der Textrezeption durch Rezipienten mit unterschiedlichen Kenntnissen der entsprechenden Textkonventionen zu beobachten. Die durchgeführten Studien lassen Zusammenhänge zwischen den genannten Aspekten erkennen und können als Anknüpfungspunkte für weitere Beobachtungen der Textrezeption dienen - und dies nicht nur in der Fachkommunikation. Außerdem erlauben es diese Beobachtungen, Schlussfolgerungen für die Sprach- und (Fach)textsorten-didaktik zu ziehen, denn sie zeigen deutlich die Relativität der Textwahrnehmungskriterien

Anhang

Anhang 1: Studie zur morphosyntaktischen Kompetenz
a. Der Originaltext
2.6 В случае обнаружения (Nom1) Поставщиком следов вскрытия (Nom2) Товара или повреждений (Nom3), (...), этот факт отражается в акте N, но не является основанием (Nom4) для отказа (Nom5) в проведении (Nom6) исследования (Nom7) Товара.
2.7 За нарушение (Nom8) сроков вывоза (Nom9) забракованного Товара от Покупателя более чем на 14 календарных дней Покупатель вправе выставить Поставщику пени в размере 0,5 % за каждый день просрочки (Nom10) (...).
2.8 Расходы по вывозу (Nom11) и проведению (Nom12) исследования (Nom13) бракованного Товара несет Поставщик. Расходы Поставщика на хранение (Nom14) забракованного Покупателем (...) Товара (...), включены в Стоимость Товара.
2.9 Поставщик в течение 10-ти рабочих дней с даты вывоза (Nom15) забракованного Товара обязан произвести исследование (Nom16) Товара и направить его результаты (с приложением (Nom17) актов N, (...)) Покупателю. Для оперативной передачи (Nom18) сведений возможна отправка (Nom19) результатов исследования (Nоm21) посредством электронной почты по адресу YY. В случае изменения (Nom22) адреса электронной почты Покупатель обязан заблаговременно уведомить об этом Поставщика.
123 Wörter, 21 Nominalisierungen, Nominalisierungsdichte 17,07 %

b. Denominalisierter Text
2.6 Если Поставщик обнаружит (Denom1) следы того, что Товар вскрыли (Denom2) или повредили (Denom3), то этот факт отражается в акте N, но не является основанием (Nom4), чтобы отказать (Denom5) в том, чтобы (Nom6 ø) исследовать (Denom7) Товар.
2.7 Если сроки, назначенные для того, чтобы вывезти (Denom9) забракованный Товар от Покупателя, нарушены (Denom8) более чем на 14 календарных дней, то Покупатель вправе выставить Поставщику пени в размере 0,5 % за каждый день, который был просрочен (Denom10).
2.8 Расходы на то, чтобы вывезти (Denom11) и (Nom12 ø) исследовать (Denom13) бракованный Товар, несет Поставщик. Расходы Поставщика на то, чтобы хранить (Denom14) забракованный Покупателем Товар, включены в стоимость Товара.
2.9 Поставщик в течение 10-ти рабочих дней с даты, когда он вывез (Denom15) забракованный Товар, обязан исследовать (Denom16) его и направить результаты (приложив (Denom17) акты N) Покупателю. Чтобы оперативно передать (Denom18) сведения, можно отправить (Denom19) результаты исследования (Nom20) посредством электронной почты по адресу YY. Если адрес электронной почты изменится (Denom21), то Покупатель обязан заблаговременно уведомить об этом Поставщика.
135 Wörter, 2 Nominalisierungen, Nominalisierungsdichte 1,48 %
(8,67% von der ursprünglichen Nominalisierungsdichte)

Anhang 2: Studie zur visuellen Textgestaltung
1n
2.2. Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих дней после получения (Nom1) уведомления (Nom2) сообщить Покупателю:
1) о признании (Nom3) своей вины в дефектах Товара без проведения (Nom4) проверки (Nom5) его качества и о дате вывоза (Nom6) бракованного Товара (…).
1d
2.2. Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих дней после того, как Покупатель его (Nom1ø) уведомит (Denom2), сообщить Покупателю:
1) о том, что он признает (Denom3) свою вину в дефектах Товара, не (Nom4 ø) проверяя (Denom5) его качество, и о дате, когда Товар будет вывезен (Denom6) (…).
2n
Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих дней после получения (Nom1) уведомления (Nom2) cообщить Покупателю о признании (Nom3) своей вины в дефектах Товара без проведения (Nom4) проверки (Nom5) его качества и о дате вывоза (Nom6) бракованного Товара (…).
2d
Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих дней после того, как Покупатель его (Nom1ø) уведомит (Denom2), сообщить Покупателю (…), что он признает (Denom3) свою вину в дефектах Товара, не (Nom4 ø) проверяя (Denom5) его качество, и о дате, когда Товар будет вывезен (Denom6) (…).
3n
Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих дней после получения (Nom1) уведомления (Nom2) cообщить покупателю о признании (Nom3) своей вины в дефектах товара без проведения (Nom4) проверки (Nom5) его качества и о дате вывоза (Nom6) бракованного товара (…).
3d
Поставщик обязан не позднее 2-х рабочих дней после того, как покупатель его (Nom1ø) уведомит (Denom2), сообщить покупателю (…), что он признает (Denom3) свою вину в дефектах товара, не (Nom4 ø) проверяя (Denom5) его качество, и о дате, когда товар будет вывезен (Denom6) (…).


Bibliographie
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____________

1 Zur Funktionalität in der Sprache siehe auch Busch-Lauer (2009).

2 Russ: Договором признается соглашение двух или нескольких лиц об установлении, изменении или прекращении гражданских прав и обязанностей.

3 Untersucht wurde ein Korpus von 34 russischen Vertragstexten, darunter 18 Texte aus der Berufspraxis der Unternehmen und 16 Mustertexte, mit einem Gesamtumfang von etwa 78.400 Wörtern.

4 Zum Vergleich: In Texten der schöngeistigen Literatur beträgt der Anteil aller Nominalisierungen etwa 0,6 % - 1,7 %, der Anteil deverbaler Nominalisierungen ist 0,4 % – 1,3 %. Untersucht wurden drei Textbeispiele von je 3.000 Wörtern aus den folgenden Werken: L. Tolstoj: „Anna Karenina“, N. Gogol´: „Mertvye duši“ und M. Bulgakov: „Master i Margarita“.

5 Dazu zählen nicht solche nominalisierten Formen der Funktionsverbgefüge wie provedenie (Nomin) issledovanija -> provesti (Funktionsverb) issledovanie.

6 Im Falle des Vertragstextes lautete die Aufgabe z. B. wie folgt:

Hier ist ein Auszug aus einem Vertragstext, der aus dem Deutschen übersetzt wurde. Bitte lesen Sie den Text und schlagen Sie eine bessere Variante für diejenigen Textstellen vor, die Ihrer Meinung nach besser formuliert werden könnten.
7 Vgl. am Beispiel der juristischen Textsorten Mushchinina (2009: 346f).

8 Im Anhang wird einer der verwendeten Texte angeführt. Den Probanden wurden die Texte in nicht annotierter Form und ohne jegliche Markierungen (kursiv u.ä.) vorgelegt.

9 Beim Vergleich innerhalb der Gruppe von Fachexperten lassen sich keine repräsentativen Unterschiede zwischen den Managern mit und ohne Hochschulstudium feststellen. Beide Teilgruppen verfügen über eine vergleichbare Vorstellung von den funktionalstilistischen (morphosyntaktischen) Textkonventionen.


10 Zur besseren Übersichtlichkeit wird im Anhang zu diesem Beitrag ein gekürzter Text der Vorstudie angeführt.