Katharina Zipser (Innsbruck, Österreich)
Abstract
(English)
In
general, it can be stated that learning is organised by learners
themselves, not by teachers, who, nevertheless, play an essential
role in learning: teachers have to create a learning atmosphere in
which learners are intrinsically motivated to increase their
knowledge. This is also true for vocabulary learning. The mere
learning of vocabulary lists by heart is no longer up-to-date.
Nevertheless, an extensive lexicon which meets the learners’
personal needs is essential for a good language competence. In the
present article, some ideas on vocabulary acquisition are presented
and discussed. These meet the following characteristics or
requirements: being demand-driven and individual, operating with
intrinsic motivation, building on existing knowledge, promoting
individuality, and operating in a social-communicative environment.
The methods described have been tested and evaluated in class.
Key words:
Vocabulary acquisition, intrinsic motivation, individual and
demand-driven
Abstract
(Deutsch)
Gesteuert wird
der Lernprozess vom Lerner selbst; nicht von der Lehrperson, deren
Rolle aber dennoch wesentlich ist. Ihr kommt die Aufgabe zu, eine
Atmosphäre mitzugestalten, in welcher der Lernende möglichst
intrinsisch motiviert ist, sein Wissen - und im Speziellen seinen
Wortschatz - zu erweitern. Das Memorieren von Wortschatzlisten ist
nicht mehr zeitgemäß; dennoch bleibt ein umfangreicher,
bedarfsabhängiger Wortschatz zentral für eine gute Sprachkompetenz.
In dem vorliegenden Beitrag werden daher Unterrichtsideen zum
Wortschatzerwerb erörtert, für die folgende Charakteristika
wesentlich sind bzw. bei deren Umsetzung versucht wird, den folgenden
Anforderungen gerecht zu werden: bedarfsgesteuerte und möglichst
intrinsische Motiviertheit, Anknüpfung an vorhandenem Wissen,
Förderung von Individualität, Situierung in einem
sozial-kommunikativen Umfeld. Die vorgestellten Methoden wurden im
Unterricht erprobt und evaluiert.
Stichwörter:
Wortschatzerwerb, intrinsische Motivation, individuell und
bedarfsabhängig
1 Hintergrund: eine typische Lernergruppe
Die
Beschäftigung mit der Frage nach einer möglichst effektiven
Wortschatzarbeit nimmt ihren Ursprung im Praxisalltag, und zwar in
DaF / DaZ-Kursen für Erwachsene auf fortgeschrittenen Niveaustufen.1
In
diesen Deutschkursen kommen nicht selten Lerner und Lernerinnen
zusammen, die in vielerlei Hinsicht heterogene Gruppen konstituieren:
Neben unterschiedlichem Geschlecht, Alter, unterschiedlicher
Herkunft, Muttersprache und unterschiedlichem Bil-dungsstatus wirken
sich unterschiedliche Lebenssituationen aus. In diesen Kursen, etwa
einem B2-Kurs, treffen sich beispielsweise ein 18-jähriges
Au-pair-Mädchen mit Russisch als Muttersprache, das bisher nur in
gelenkten Lernsituationen (Schule, Uni- versität) Deutsch gelernt
hat und wenig Kontakt zu Muttersprachlern hatte, eine seit kurzem in
Tirol (Österreich) wohnhafte, mit einem Österreicher verheiratete
englischsprachige Ärztin und ein seit 20 Jahren in Österreich
lebender 50-jähriger türkisch-stämmiger
Gastarbeiter, der einen Deutschkurs besucht, weil eine ihm
dargebotene berufliche Aufstiegsmöglichkeit an eine höhere
Deutschkompetenz geknüpft ist – um hier nur einige, durchaus
typische Beispiele zu nennen. Es steht außer Frage, dass die
gezeichnete Heterogenität eine Herausforderung für die Gestaltung
des Unterrichts darstellt. Gleichzeitig eröffnet sie aber auch
Chancen.
Allen
Teilnehmern eines solchen Kurses ist gemein, dass sie zum Zeitpunkt
des Kursbesuches im zielsprachlichen Land leben und nachweislich die
gleiche Niveaustufe des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens
(GeR) erreicht haben: Sie haben entweder eine Prüfung über
das vorausgehende Niveau (im vorliegenden Falle B2) abgelegt oder
einen entsprechenden Einstufungstest erfolgreich absolviert. Dabei
ist ihre Deutschkompetenz in den Teilfertigkeiten unterschiedlich
entwickelt. Es kann z. B. Folgendes beobachtet werden: Während das
Au-pair-Mädchen tendenziell Bühnendeutsch spricht, ergo eine sehr
gute Aussprache hat und über eine gute Grammatikkompetenz verfügt,
aber vorsichtig, überlegt und langsam formuliert und ihr Wortschatz
in manchen Bereichen veraltet wirkt, spricht der Gastarbeiter Tiroler
Dialekt. Er spricht flüssig, macht allerdings teilweise grundlegende
Fehler, die sich über die Jahre eingeschlichen und verfestigt zu
haben scheinen. Im Gespräch mit Einheimischen ist er vergleichsweise
im Vorteil; er versteht sie besser und kann sich besser in Gesprächen
einbringen. Die Gegenüberstellung der individuellen Leistungen in
den vier Fertigkeiten zeigt insgesamt sehr unterschiedliche Stärken
der Kursteilnehmer. So ist auch der individuelle Wortschatz
entsprechend der jeweiligen Lebenssituation unterschiedlich
spezialisiert: Der Wortschatz des Au-pair-Mädchens wirkt stark von
Hochliteratur geprägt, jener der Jungmutter hingegen ist durch
Interaktion mit neuen Familienmitgliedern und Freunden gewachsen und
ist daher als vergleichsweise kolloquial zu beurteilen, der
Wortschatz des Gastarbeiters letztlich ist einerseits auf technische
Begriffe spezialisiert, andererseits ebenso als umgangssprachlich zu
charakterisieren.
Um
den Wortschatz soll es im Folgenden gehen. Im vorliegenden Beitrag
widmen wir uns der Frage, wie Wortschatzerweiterung und
Wortschatzvertiefung insbesondere auf höheren Kursstufen effektiv
gefördert werden kann. Dafür werden zunächst die Anforderungen
einer erfolgreichen Wortschatzarbeit skizziert und anschließend
Unterrichtsideen vorgestellt und reflektiert.
2 Stellenwert
erfolgreicher Wortschatzarbeit bzw. eines
entsprechenden
Wortschatzerwerbs
Im
Folgenden soll der Stellenwert der Wortschatzarbeit im
Unterrichtsfach Deutsch als Fremdsprache (DaF) bzw. Deutsch als
Zweitsprache (DaZ) im Allgemeinen sowie in unserem eigenen Unterricht
untersucht werden. Insbesondere soll hinterfragt werden, welchen
Stellenwert Wortschatzarbeit für die Kursteilnehmer hat. Dazu wurde
ehemaligen Kursteilnehmern der folgende Fragebogen vorgelegt:
Wie
wichtig ist es für dich, über einen ,guten Wortschatz‘ im
Deutschen zu verfügen?
Beschäftigst
du dich momentan aktiv (und bewusst?) mit der Erweiterung deines
Wortschatzes? Wenn ja, in welcher Form?
Was
macht für dich persönlich einen ,guten Wortschatz‘ in einer
Fremdsprache (also im Speziellen im Deutschen) aus?
Wie
würdest du deinen Deutschwortschatz beschreiben?
Bist
du mit deinem Wortschatz zufrieden? Warum bzw. warum nicht?
Wie
wichtig ist dir ein guter Wortschatz im Vergleich zu Intonation /
Aussprache, Grammatik und Flüssigkeit? Reihe diese Bereiche mit
1 (am wichtigsten) bis 4 (am wenigsten wichtig).
__
Intonation/Aussprache, __ Grammatik, __ Flüssigkeit, __
Wortschatz
In
welchen Bereichen würdest du deinen Wortschatz gerne erweitern
und / oder vertiefen? Warum?
Welche
Methoden und Strategien hast du privat / zu Hause angewandt, um
deinen Wortschatz zu erweitern? Was hat deinen Wortschatz zu dem
gemacht, was er heute ist?
Welche
Methoden eignen sich für dich persönlich am besten, um den
Wortschatz zu erweitern und zu vertiefen?
Welche
Methoden hast du im Deutschkurs kennengelernt? Welche haben dir
besonders gut gefallen? Warum? Welche haben dir weniger gefallen?
Warum?
Welche
Methoden erschienen bzw. erscheinen dir besonders effizient?
Was
würdest du einem/r FreundIn in / aus deiner Heimat raten, wenn
er Deutsch lernen möchte?
Welchen
Tipp würdest du ihm / ihr in Bezug auf Wortschatz geben?
Wo
und wie hast du Deutsch gelernt? Welche Kurse hast du besucht?
Welche Niveaustufe hast du erreicht: A1, A2, B1, B2, C1, C2? Hast
du eine Prüfung abgelegt?
Was
du mir sonst noch mitteilen möchtest:
|
Abb.
1: Vermittlung von Wortschatz: Fragebogen für Lernende (ohne
einleitende Erläuterungen).
Die
Befragung bestätigt unsere Annahme, wonach für die meisten
Kursteilnehmer nicht die Perfektion ihrer Grammatikkenntnisse oder
anderes im Vordergrund steht, sondern tatsächlich die Erweiterung
des individuellen Wortschatzes.
Einige
Antworten auf die Frage nach dem Stellenwert des Wortschatzes für
den Lernenden (Frage 1 oben: Wie wichtig ist es für dich, über
einen ,guten Wortschatz‘ im Deutschen zu verfügen?) sollen
dies deutlich machen:
- Sehr wichtig. Je breiter mein Wortschatz ist, desto besser kann ich meine Gefühle und Gedanken ausdrucken [...] und desto mehr ernst ich genommen werde.
- Mir ist es sehr wichtig einen reichen Wortschatz in jeder Sprache (inkl. im Deutschen) zu verfügen. Das begründe ich […]
- Man lässt sich durch das Verwenden relevanter Begriffe leichter verstehen. Ein gutes Beispiel dafür ist, wenn man gerade einen Vortrag hält: Wenn man dabei keine Wörter verwendet, die dem Kontext entsprechen, dann können die Zuhörer nicht gut folgen.
- Wenn man ständig Sätze bildet wie „Ich habe einen Kurs gemacht (statt besucht)“, oder „Wir haben heute Messungen gemacht (statt durchgeführt)“, dann klingt die Sprache nicht schön und es ist nicht angenehm für die Zuhörer.
- Wenn nicht die Wörter verwendet werden, die zum Kontext passen, dann versteht man auch nicht genau. Man druckt sich nicht in Nuancen aus, was zu Missverständnissen oder sogar Konflikten führen könnte.
- Sehr wichtig. Ohne einen ,guten Wortschatz‘ kann ich nicht ausdrücken, was ich denke.
Der
Wortschatz ist für die Kursteilnehmer also wichtiger als die
Grammatik. Relativierend ist an dieser Stelle allerdings anzumerken,
dass auf den Niveaustufen B2 und höher die grammatische Kompetenz
jedenfalls so gut entwickelt ist, dass Fehler auf eben dieser
sprachlichen Ebene kaum zu Verständnisproblemen beim Adressaten
führen. Dies mag die Priorität eines ,guten‘ Wortschatzes in den
Antworten der Lernenden mitbegründen. Zudem wird im Fragebogen nach
den persönlichen Wünschen der Teilnehmer gefragt, nicht hingegen
danach, was ihrer Meinung nach – z. B. im Hinblick auf eine
Zertifikatsprüfung – trainiert werden sollte.
Um
die Fragen, was erfolgreichen Wortschatzerwerb auszeichnet und welche
Anforderungen Wortschatzarbeit2
an Lernende und Lehrende stellt, beantworten zu können, ist vorab zu
betonen, dass der Wortschatz einer Einzelsprache niemals vollständig
beherrscht werden kann. Selbst unser muttersprachlicher Wortschatz
erweitert sich ein Leben lang. Er ist dabei immer auch den
individuellen Bedürfnissen angepasst. Unsere Aussprache sowie unsere
grammatische Kompetenz hingegen sind mit Abschluss der
Spracherwerbsphase weitgehend fixiert. Damit nimmt der
Wortschatzerwerb innerhalb des Spracherwerbsprozesses eine
Sonderstellung ein.
Gleichzeitig
aber ist der Erwerb eines umfangreichen Wortschatzes wesentlich für
einen erfolgreichen Austausch in der Fremdsprache. So stehen auch die
Teilkompetenzen Lesen und Schreiben in einem direkten
Zusammenhang mit dem Umfang des Wortschatzes. Zu Recht äußern
Baker, Simmons & Kameenui:
The
relation between reading comprehension and vocabulary knowledge is
strong and unequivocal. Although the
precise causal direction of the relation is not understood clearly,
there is evidence that the relation is largely reciprocal. (Baker,
Simmons & Kameenui 1998: 210)
Fisher
& Frey vertreten die Ansicht, „[T]he more words a person knows,
the better he is at writing“ (Fisher & Frey 2008: 6). Auch
Thornbury (2002: 13) betont, wie wichtig Wortschatzerwerb ist und
belegt dies mit Zitaten. So verweist er u.a. auf Wilkins, der den
Grammatikerwerb in seine Überlegungen explizit einbezieht: „Without
grammar very little can be conveyed, without vocabulary nothing can
be conveyed“ (Wilkins 1972: 111). Diese Sichtweise, verbunden mit
einer Empfehlung, findet er auch in Dellar & Hocking:
If you spend
most of your time studying grammar, your English will not improve
very much. You will see most improvement if you learn more words and
expressions. You can say very little with grammar, but you can say
almost anything with words! (Dellar & Hocking 2000: 22)
Nicht
zuletzt schreiben auch Swan & Walter in der Einleitung des
Cambridge English Course „[V]ocabulary
acquisition is the largest and most important task facing the
language learner.“ (Swan & Walter 1984: vii).
Die
Vorrangstellung des Wortschatzerwerbs in den Empfehlungen ist
besonders dann nachvollziehbar, wenn man annimmt, dass dieser auch
mit dem Erwerb von Strukturen einhergeht; dann nämlich, wenn der
Wortschatzerwerb – wie nicht nur hier empfohlen – in einem
adäquaten Kontext stattfindet, die Lexeme also sinnvoll eingebettet
sind: Beim Lernen von Wortschatzlisten in seiner Reinform ist dies
nicht der Fall, worin eine große Schwäche dieses Vorgehens zu sehen
ist. In diesem Sinne empfiehlt aus einem globalen Blickwinkel etwa
Tschirner (2005: 13) das Einheitenlernen (das Lernen von chunks)
weiterführend zu nützen und im Unterricht an diesem Punkt
anzusetzen. Es stellt dies eine Möglichkeit dar, Grammatikerwerb –
in diesem Falle ausgehend von einzelnen Lexemen – zu fördern und
so den Spracherwerbsprozess um einen Ansatz bzw. eine Methode zu
bereichern.
3 Wortschatzerweiterung und -vertiefung. Aber: Welche Wörter?
Die
Beobachtung, wonach der Wortschatz niemals vollständig beherrscht
werden kann, hat für die Beantwortung der Fragen, was erfolgreiche
Wortschatzarbeit auszeichnet und welche Anforderungen sie an Lernende
und Lehrende stellt, Konsequenzen: Selbst in einem C1-Kurs sind nicht
alle Wörter relevant und können nicht alle Wörter relevant sein,
die für den Lernenden neu sind. Die Frage, welche Wörter relevant
sind, ist aber essentiell, denn erfolgreiche Wortschatzarbeit zu
fördern und zu begleiten, bedeutet nicht nur mit Hilfe geeigneter
Methoden den Lernenden das Memorieren zu erleichtern, sondern auch
und vor allem den Aufbau eines zweckmäßigen Wortschatzes zu
begleiten. In diesem Zusammenhang ist die Bemerkung bei Fisher &
Frey interessant. Sie fordern Intentionalität
bei der Wortschatzarbeit und erklären: „Make it Intentional. First
and foremost we have to intentionally select words that are worth
teaching“ (Fisher & Frey 2008: 15).
Bei
der Unterrichtsgestaltung orientieren sich Lehrende im Allgemeinen an
den Zielen, die der Kurs laut Lehrplan verfolgt, und diese sind
ihrerseits meist auf die Erreichung der nächsthöheren Stufe des GeR
ausgerichtet. So wird man in einem C1-Kurs darauf achten, mit den
Lernenden die vier Fertigkeiten dahingehend zu trainieren, dass sie
den Anforderungen der C1-Prüfung gerecht werden. Inwieweit der GeR
nun für die Beantwortung der Frage nach der Wahl der Wörter bei der
Wortschatzarbeit herangezogen werden kann, wird gleich erläutert.
Daneben hat aber auch jeder Kursteilnehmer - nicht zuletzt bezogen
auf den Wortschatz - individuelle Vorstellungen und Ziele, die es
gilt und die es wert sind, berücksichtigt zu werden, denn gerade mit
diesen ist potenzielle intrinsische Motivation der Lernenden
verbunden.
3.1 Wortschatzanforderungen
laut GeR
Für
den Wortschatz reicht eine Orientierung am GeR aus mehreren Gründen
nicht hin. Wie bekannt, orientiert sich der GeR an den vier
Fertigkeiten Hören, Lesen, Sprechen und
Schreiben. Dem Thema Wortschatz kommt hingegen kein
eigener Punkt zu. Bei genauerer Recherche finden sich folgende
Tabellen:
Vocabulary
Range
|
|
C2
|
Has
a good command of a very broad lexical repertoire including
idiomatic expressions and colloquialisms; shows awareness of
connotative levels of meaning.
|
C1
|
Has
a good command of a broad lexical repertoire allowing gaps to be
readily overcome with circumlocutions; little obvious searching
for expressions or avoidance strategies. Good command of
idiomatic expressions and colloquialisms.
|
B2
|
Has
a good range of vocabulary for matters connected to his field and
most general topics? [sic] Can vary formulation to avoid frequent
repetition, but lexical gaps can still cause hesitation and
circumlocution.
|
B1
|
Has
a sufficient vocabulary to express him/herself with some
circumlocutions on most topics pertinent to his everyday life
such as family, hobbies and interests, work, travel, and current
events.
|
A2
|
Has
sufficient vocabulary to conduct routine, everyday transactions
involving familiar situations and topics.
|
Has
a sufficient vocabulary for the expression of basic communicative
needs.
|
|
Has
a sufficient vocabulary for coping with simple survival needs.
|
|
A1
|
Has
a basic vocabulary repertoire of isolated words and phrases
related to particular concrete situations.
|
Tab.
1: ,Vocabulary Range‘. Erläuterungen zum
Wortschatz laut GeR3
Vocabulary
Control
|
|
C2
|
Consistently
correct and appropriate use of vocabulary.
|
C1
|
Occasional
minor slips, but no significant vocabulary errors.
|
B2
|
Lexical
accuracy is generally high, though some confusion and incorrect
word choice does occur without hindering communication.
|
B1
|
Shows
good control of elementary vocabulary but major errors still
occur when expressing more complex thoughts or handling
unfamiliar topics and situations.
|
A2
|
Can
control a narrow repertoire dealing with concrete everyday needs.
|
A
|
No
descriptor available.
|
Tab.
2: ,Vocabulary Control‘. Erläuterungen zum
Wortschatz laut GER/CEFR4
In
beiden Tabellen wird aus der Anwenderperspektive beschrieben, für
welche kommunikativen Zwecke der Wortschatz bei Erreichen der
einzelnen Niveaustufen hinreicht. Die erste der beiden Tabellen (Tab.
1) erläutert dies inhaltlich, die zweite (Tab. 2) beschreibt den
Korrektheitsgrad, der bei der Verwendung zu erreichen ist. Eine
Spezifizierung des Wortschatzes selbst wird nicht getroffen.5
Auch anderswo ist eine Spezifizierung kaum zu finden, und dies ist
nicht ohne Grund so.
3.2 Lehrwerke
Im
Unterricht dient vielfach das verwendete Kursbuch als „heimlicher
Lehrplan“ und gibt somit den zu lernenden Wortschatz vor. Doch auch
dieses ist in Hinblick auf den Wortschatz nicht der Weisheit letzter
Schluss. Meist greifen Kursbücher in unterschiedlichen Lektionen
Themen von allgemeinem Interesse auf und vertiefen diese. Die
Fokussierung auf spezifische Themenbereiche gibt dem Kurs zwar
Struktur, und der Lerner kann die Wörter des entsprechenden Gebietes
aus lernpsychologischer Warte aufgrund der kontextuellen Einbettung
gut verarbeiten. Letztlich gilt es aber, nicht nur die Wörter dieser
(relativ wenigen) Themenbereiche zu erwerben.
3.3 Wortlisten
und Lernwortschätze
Ergänzend
kann die intensive Beschäftigung mit einem Lernwortschatz empfohlen
werden. Entsprechende Wortlisten sind allerdings meist sehr
umfangreich, was per se jedoch nicht negativ zu beurteilen
ist. Dass diese frequenzbasierten Wortlisten den individuellen
Bedürfnissen des Lernenden nicht angepasst sind, macht diese
allerdings zusammen mit ihrem listenartigen Aufbau ebenfalls nicht zu
dem idealen Mittel der Wahl.
Insgesamt
muss in Hinblick auf Grund- und Aufbauwortschätze auch festgehalten
werden, dass die Häufigkeit eines Lexems nicht allein über die
Notwendigkeit, dieses zu erwerben, entscheiden kann. Hierzu ist auch
die folgende Bemerkung in einem Handbuch zum Lehren und Lernen von
Wortschatz aufschlussreich:
The contents of
frequency counts should not be accepted uncritically or used
dogmatically to dictate lexical grading. Their value must be judged
against the source of the data and criteria governing inclusion of
the data, as this may greatly affect their relevance to your
students. For example, the bias towards the written word upon which
frequency counts are based may obviously conflict with the usefulness
of items in spoken English. And even if we accept the legitimacy of
the items included, there will still be occasions when usefulness is
not determined by frequency. An item of low frequency may be vital if
it is the only word that expresses a particular semantic value and
cannot be paraphrased easily. We have found, both as teachers and
learners, that an ‘adaptor’ for electrical appliances is a very
useful item when travelling in a foreign country but it is not an
item of vocabulary that appears in many word-counts or low level
course books. It exemplifies the type of item that has a high
frequency in certain situations although the overall frequency may be
very low. The converse of this situation is where knowledge of one
particular item will satisfactorily cover the meaning of the other
items and so render them redundant. For receptive purposes it may be
useful to know ‘sweater’, ‘jumper’ and ‘pullover’, but
for productive purposes one of those words should be sufficient.
(Gairns & Redman 1998: 58ff)
Über
die Häufigkeit eines Wortes - und damit seine Position in einem
Grund- bzw. Aufbauwortschatz - entscheidet das herangezogene Korpus.
Dieses sollte in Hinblick auf den angestrebten Anwendungsbereich bzw.
die jeweilige Zielgruppe gut überlegt und entsprechend abgestimmt
sein. Ist dies nicht der Fall, kann ein Wort trotz großer Häufigkeit
im Korpus und prominenter Position im Lernwortschatz für den
Lernenden irrelevant sein und umgekehrt.
Viele
Lernwortschätze sind bekanntlich unterteilt in einen thematisch
gegliederten Grund- und Aufbauwortschatz. Dabei spezifiziert der
Grundwortschatz, welche lexikalischen Einheiten ein gegebener Lerner
im Grundkurs bereits beherrschen sollte. Aber auch wenn entsprechend
einem höheren Kursniveau ein Aufbauwortschatz herangezogen und den
Lernenden zum Studieren aufgetragen wird, kommt es häufig vor, dass
ein Lexem dem einen Kursteilnehmer bekannt, für den anderen hingegen
gänzlich neu ist und umgekehrt. Derartige Grund- und
Aufbauwortschätze sind für den Lernenden im Selbststudium lohnende
Begleiter; im Kurs aber muss Wortschatzarbeit anders betrieben
werden. Sinnvolle Wortschatzarbeit - und insbesondere sinnvolle
Wortschatzerweiterung und -vertiefung (siehe dazu Kap. 4.2) - findet
nicht durch die Beschäftigung mit Wortlisten statt6.
Andererseits
führt es auch nicht zum Erfolg, wenn man sich allein darauf
verlässt, dass ein umfangreicher und differenzierter Wortschatz
gleichsam nebenher erworben wird, etwa beim Lesen: Beiläufiger
Wortschatzerwerb beim Lesen findet generell – dies sei ergänzend
betont (z.B. Tschirner 2005: 2ff) - erst ab einem Grundwortschatz von
5000 Lexemen wirklich statt7.
4 Was ist ein ‚guter’ Wortschatz?
4.1 Gedanken
und Visionen von Lernenden
Neben der Frage,
welche Richtlinien und welche Hilfsmittel für Wortschatzarbeit
bereitstehen, wurde von uns hinterfragt, was es für Lernenden
bedeutet, über einen ,guten‘ Wortschatz zu verfügen. Sich selbst
in einer Situation mitzuteilen und seine kommunikativen Ziele
erreichen zu können, scheint dabei das Maß der Dinge für die
Lernenden zu sein:
- Ich glaube, wenn man ihre eigenen Gedanken / Ideen an andere Menschen beschreiben kann, so wie man es sich vorgestellt hat, dann kann man sagen das ihren Wortschatz gut oder genug ist.
- Das passende Wort in der passenden Situation verwenden zu können.
- Für mich persönlich wäre, wenn ich jedes Wort bei dem Nachrichten (im Fernsehen oder Radio) verstehe. Und wenn ich problemlos in einem Bank oder über dem Telefon meine Wünsche ausdrucken könnte.8
4.2 Was
ist eigentlich Wortschatzerwerb?
Die
Fähigkeit, sich in unterschiedlichsten Situationen
unmissverständlich mitteilen zu können, gilt also als
Kontrollgröße, wenn es um die Definition eines ,guten‘
Wortschatzes geht. Darüber hinaus ist aber auch zu klären, was
Wortschatzerwerb eigentlich ausmacht und wann ein Lexem tatsächlich
als erworben gelten kann.
Unter
Wortschatzerwerb ist gewiss mehr zu verstehen, als das Abspeichern
einer reinen Äquivalenzliste (vgl. dt. Handy = engl. mobile),
die es per se über weite Strecken nicht gibt. Man vergleiche
dazu folgendes Beispiel: Dt. Läufer ist nicht immer mit engl.
runner gleichzusetzen; es kann auch dem engl. Lexem carpet
im Einrichtungskontext, engl. bishop beim Schach, oder anderem
entsprechen. Das deutsche Lexem Läufer ist somit polysem. Es hat
eine Vielzahl an Bedeutungen, die sprachspezifisch sind und die von
der Ausgangssprache des Lernenden ganz oder teilweise geteilt werden.
Allein mit dem Wissen über die Entsprechung dt. Läufer =
engl. runner kann das Lexem somit gewiss nicht als erworben
bezeichnet werden.
Grundsätzlich
wird das Wissen über Wörter im mentalen Lexikon gespeichert, das im
Langzeitgedächtnis des Menschen angesiedelt ist. Wie komplex dabei
der Erwerb eines Lexems ist, zeigt Nation eindrucksvoll mit der
folgenden hier wiedergegebenen Tabelle (Nation 2001: 26f.; vgl. zum
Folgenden auch die Darstellung in Alves-Bergerhoff 2013):
Form
|
spoken
|
R
|
What
does the word sound like?
|
P
|
How
is the word pronounced?
|
||
written
|
R
|
What
does the word look like?
|
|
P
|
How
is the word written and spelled?
|
||
word
parts
|
R
|
What
parts are recognisable in this word?
|
|
P
|
What
word parts are needed to express the meaning?
|
||
Meaning
|
form
and meaning
|
R
|
What
meaning does this word form signal?
|
P
|
What
word form can be used to express this meaning?
|
||
concept
and referents
|
R
|
What
is included in the concept?
|
|
P
|
What
items can the concept refer to?
|
||
associations
|
R
|
What
other words does this make us think of?
|
|
P
|
What
other words could we use instead of this one?
|
||
Use
|
grammatical
functions
|
R
|
In
what patterns does the word occur?
|
P
|
In
what patterns must we use this word?
|
||
collocations
|
R
|
What
words or types of words occur with this one?
|
|
P
|
What
words or types of words must we use with this one?
|
||
constraints
on use (register frequency …)
|
R
|
Where,
when and how often would we expect to meet this word?
|
|
P
|
Where,
when, and how often can we use this word?
|
Tab.
3: ,What is involved in knowing a word‘ (Nation 2001: 27).
Nation
schlüsselt das, was ein Lexem zu kennen impliziert, in die Bereiche
Form, Bedeutung und Gebrauch auf und extrahiert
- etwa für den Bereich Form - drei Subkategorien, die die
phonetische Form, die orthographische Form und die Wortbildung
berücksichtigen. So zeigt er, was es bedeutet, ein Lexem vollständig
zu kennen: eine Vielzahl an Fragen auf rezeptiver wie produktiver
Ebene (unbewusst) beantworten und entsprechend sprachlich handeln zu
können.
Die - potentiell
komplexen - Bedeutung(en) eines Lexems allein zu kennen, reicht nicht
hin: Neben der eigentlichen Hauptbedeutung - der denotativen
Bedeutung -, gilt es, die assoziativ-emotionale Nebenbedeutung - die
konnotative Bedeutung -, die subjektiv zweckgebundene Nebenbedeutung
- die intentionale Bedeutung - sowie die kulturspezifische Bedeutung
zu kennen9
und auch über die Registerfrage informiert zu sein. Darüber hinaus
muss der Lernende ein geschriebenes Wort, wird er damit rezeptiv
konfrontiert, dekodieren können, und er muss seine phonologische
Form kennen, um es laut lesen oder im Gespräch später nutzen zu
können. Umgekehrt ist es für die weitere schriftliche Nutzung bei
Erstkontakt mit der mündlichen Form nötig, dass der Lerner das Wort
verschriftlichen kann. Zudem ist die Kenntnis der morphologischen und
syntaktischen Verwendung des jeweiligen Lexems erforderlich, die
Kenntnis der Wortklasse, der Verwendungsmöglichkeit und das Wissen
über die syntagmatische Kombinierbarkeit: So ,wackelt‘ im
Deutschen der Zahn, im Italienischen ,tanzt‘ er (,il dente balla‘).
Wissen über die syntagmatische Kombinierbarkeit zu erlangen,
bedeutet sogar noch mehr: Nicht nur, auf lexikalisch/semantischer
Ebene zu wissen, dass ein Zahn ,wackelt‘ und nicht ,tanzt‘,
sondern auch zu wissen, wie ein Lexem in grammatischer Hinsicht zu
kombinieren ist (vgl. ital. aiutare + Akk. vs. dt. helfen
+ Dat.).
5 Wortschatzarbeit in der Unterrichtspraxis
5.1 Grundsätzliches
Bei
der Wortschatzarbeit geht es – vor allem auf den höheren
Spracherwerbsstufen - nicht unwesentlich um Wortschatzvertiefung,
also um die „Verfeinerung des Bedeutungsprofils bereits erworbener
Sprachzeichen“ (Ulrich 2006: 818). Wort um Wort dazuzulernen und
den Wortschatz quantitativ zu erweitern, kann nicht das alleinige
Ziel sein. Auf höheren Erwerbsstufen sollte Wortschatzarbeit auch
und vor allem in die Tiefe gehen, und die Verwendung der
Sprachzeichen sollte trainiert werden. Zentral ist dabei – und
hierin ist man sich in der didaktischen Diskussion weitgehend einig
(z.B. Alves-Bergerhoff 2013, Burwitz-Melzer & Quetz 2002,
Grinstead 1915, Nation 2001, Reinisch 2011) - die vielfältige
Einbettung der Wortschatzarbeit in den Kompetenzerwerb.10
Words need to be
presented in their typical contexts, so that learners can get a feel
for their meaning, their register, their collocations, and their
syntactic environments.
(Thornbury 2002: 30)
(Thornbury 2002: 30)
Inzidentelles
Lernen - also Lernen ohne bewussten Aneignungsprozess - findet zwar
bei der Textrezeption statt, doch geschieht das, wie auch Kölle et
al. mit Bezugnahme auf das Lesen für den Muttersprachenerwerb
bemerken, „in vorläufiger und unvollständiger Form“ (Kölle et
al. 2011: 6). Auch Folgebegegnungen führen nach den Autorinnen eben
dieser Handreichung zum Grundwortschatzerwerb in der L1 (Kölle et
al. 2011: 6) nicht allein zur Anreicherung und Erweiterung des
impliziten Bedeutungswissens. Dies ist auch für den
Zweitspracherwerb anzunehmen. Daher ist zu empfehlen, die
Aufmerksamkeit der Lernenden aktiv auf den Wortschatz zu richten.
(vgl. auch Kap. 3.3)
Schenkt
man beispielsweise der Subset Hypothesis (Paradis 1987) Glauben, in
deren Rahmen die Verknüpfung des Lexems in der L2 mit dem
entsprechenden Lexem in der L1 als wesentlich erachtet wird –
mitunter, weil der Hypothese zufolge alle lexikalischen Einheiten in
einem sprachunabhängigen übergeordneten Speichersystem abgelegt
sind –, erweist sich aber doch insbesondere die Häufigkeit des
lexikalischen Zugriffs als entscheidend für das Memorieren eines
neuen Lexems: Die Häufigkeit des lexikalischen Zugriffs sorgt für
die netzwerkartige Verknüpfung (vgl. Alves-Bergerhoff 2013: 100ff
und die Verweise dort) und die Speicherung im Langzeitgedächtnis.
Zudem wären dieser Theorie nach kontrastive Phasen im Unterricht
sinnvoll. Anzuregen sind Unterrichtsphasen, in denen die Bedeutung
von Lexemen in der L2 explizit der Bedeutung von Lexemen in den
diversen L1 der Lernenden gegenübergestellt wird.
Eine
Bezugnahme auf die Muttersprache ist möglicherweise auch deshalb
nicht so negativ einzuschätzen wie bisweilen in den letzten
Jahrzehnten, weil der L2-Lerner gerade durch die L1 über ein
Weltwissen verfügt, das ihm bei der Abspeicherung des neuen Wortes
helfen kann:
Eine
Besonderheit des Erwerbs der Muttersprache ist, dass man gleichzeitig
mit den Wörtern auch die Welt kennen lernt, Konzepte lernt und
Weltwissen aufbaut. Man lernt, was ein Baum ist, ein Busch oder ein
Strauch, dass einige Bäume Blätter haben, andere Nadeln; man lernt,
welche Mahlzeit „Frühstück“ heißt und welche „Abendessen“.
Dabei lernt man auch, was man zu diesen Mahlzeiten isst und trinkt,
und zwar zu Hause, aber auch bei anderen Leuten oder im Hotel. Man
lernt aber Wörter nicht nur für Dinge, sondern auch für Konzepte,
die kein sichtbares Korrelat in der Wirklichkeit haben. Solche
Konzepte wie lieb haben, fleißig, frech versteht man oft aus
einer Situation heraus; nur selten werden sie explizit erklärt […].
(Burwitz-Melzer & Quetz 2002: 149)
Für
den Aufbau eines Wortschatzes in einer L2 halten u.a. Burwitz-Melzer
& Quetz deshalb den Transfer aus der L1 für wesentlich:
Beim Aufbau
eines zielsprachigen mentalen Lexikons geht es […] darum, das
bereits vorhandene Weltwissen der Lernenden, das mit ihrer
Muttersprache zusammen erworben wurde, mit neuen Lautketten der
Zielsprache und den damit verbundenen – eventuell abweichenden –
Konzepten zusammenzubringen. Das kann ein einfacher Prozess der
‚Um-Etikettierung‘ sein, wenn es sich z.B. um eine genau
definierte Fachterminologie handelt oder um Konzepte, die in vielen
Sprachen identisch sind (Kugelschreiber […]); es kann aber auch
bedeuten, dass man im Kern der Wortbedeutung eine semantisch
identische Schnittmenge (Universalie) vorfindet (Frühstück,
breakfast, petit-déjeuner, prima collazione, ... sind jeweils
die erste Mahlzeit des Tages), der Begriff aber kulturell ganz
verschieden ausgeformt ist (Müsli oder Kaffee plus
Marmeladenbrötchen vs. cereals, porridge, bacon and eggs in
England oder – in den USA – gewaltige Mengen von bagels,
pancakes, hashbrowns und anderen Dingen, in Frankreich oder
Italien hingegen eine Tasse espresso mit einem croissant
oder einem frugalen Stückchen Weißbrot). Es kann aber auch
bedeuten, dass man völlig neue Konzepte aufbauen muss, weil die aus
der Zielsprache in der Muttersprache gar nicht existieren (etwa bei
der Zielsprache Deutsch: Gemütlichkeit, Heimat und viele andere).
(Burwitz-Melzer & Quetz 2002: 153)11
Insgesamt
kann festgehalten werden, dass nicht nur eine gewisse Breite, sondern
vor allem auch eine gewisse Tiefe im L2-Wortschatzerwerb anzustreben
ist. Diese gilt es, durch überlegte unterschiedliche Einbettung der
Wortschatzarbeit in den Kompetenzerwerb sowie durch wiederholte
Verwendung der Lexeme in unterschiedlichen Kontexten zu erreichen.
5.2 Über
das Bewusstmachen lexikalischer Lücken
Wie
in Kap. 5.1 dargelegt, sollte bei der Wortschatzarbeit nicht nur der
Erwerb unbekannter, neuer Wörter fokussiert werden. Es ist lohnend,
mit bekannt geglaubten Wörtern zu arbeiten und sich mit deren
Verwendung zu befassen.
Unter
Umständen fällt den Lernenden nicht auf, dass sie ein Lexem nicht
oder zumindest nicht semantisch exakt kennen. Texte und Hörübungen
etwa enthalten für Sprachlernende – auch wenn diese bereits über
ein hohes fremdsprachliches Niveau verfügen – meist unbekannte
oder nur oberflächlich bekannte Wörter. In vielen Fällen können
Lernende deren Sinn aus dem Kontext erschließen, und das macht es
für sie nicht mehr notwendig, die konkrete Bedeutung des einzelnen,
unbekannten Lexems in Erfahrung zu bringen.
Für
die Entschlüsselung setzen die Lernenden also auf eine Strategie.
Die Anwendung dieser Strategie zeugt gewiss von Sprachbewusstsein und
rezeptiver Kompetenz. Diese Strategie soll im Folgenden keineswegs
geschmälert werden; allerdings bleibt die exakte Bedeutung eines
Lexems unter Umständen gerade durch die erfolgreiche Anwendung
dieser Strategie verborgen. Durch Nachfragen oder spezielle Übungen
können derartige lexikalische Lücken bewusst gemacht werden. Auch
beherrschen Lernende gewisse Wörter vielfach zwar rezeptiv, nicht
aber produktiv, was im Zuge der Wortschatzarbeit geändert werden
kann.
Nun
kann die (Tiefe der) Kenntnis der Wortbedeutung überprüft werden.
Lücken können bewusst gemacht werden; etwa indem der Lehrende nach
der Lektüre eines kurzen Artikels – oder auch nach einer
rezeptiven Sprachübung – mit oder ohne Bezugnahme auf einen
bestimmten Textabschnitt den Lernenden durch Zuhilfenahme einer
Umschreibung nach einem konkreten im Text enthaltenden Begriff oder
einer Redensart fragt. Diese Vorgangsweise hat allerdings diverse
Mängel:12
- Der Lehrende entscheidet über den zu erwerbenden Wortschatz. Gerade im DaF / DaZ-Bereich werden Lehrende aber - auch aufgrund der Trennung zwischen Lehrperson und Prüfer - häufig als Begleiter wahrgenommen, die eine vorrangig unterstützende, nicht jedoch bestimmende Funktion haben. Einer solchen positiven Konnotation des Lehrenden läuft unseres Erachtens nun ein lehrerzentrierter Unterricht entgegen, wie er durch Forcierung solcher und ähnlicher Entscheidungen durch den Lehrenden gefördert wird.
- Der Lehrende fragt nach Begriffen, die der Lernende für sich und seine Lebenswelt möglicherweise als irrelevant erachtet. Erwirbt der Lerner das entsprechende Sprachzeichen, so ist fraglich, welchen Mehrwert das für ihn hat. Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, ein Lexem zu erarbeiten, das in der Welt des L2-Lerners von untergeordneter Wichtigkeit ist. Idealerweise sollten aber Lexeme diskutiert werden, deren Kenntnis für den Lerner einen unmittelbaren Nutzen bedeuten.
Vor
diesem Hintergrund ist eine Lernsituation anzustreben, in der der
Lernende seine lexikalischen Lücken im Unterricht selbstständig
erkennt und sich selbst die Aufarbeitung dieser Lücken zum Ziel
setzt.
5.3 Die
Rolle der Motivation und die Nutzung dieser im Unterricht
Die
Motivation des Lernenden, sich ein Lexem einzuprägen, ist ein
wesentlicher Erfolgsfaktor. Auch Lernende wissen um die Bedeutung der
Motivation - auch ohne direkt auf diesen Faktor angesprochen zu
werden. Man vergleiche hierzu die folgende Bemerkung einer ehemaligen
Kursteilnehmerin, formuliert als Antwort auf die Frage 9 des
Fragebogens oben (Welche Methoden eignen sich für dich persönlich
am besten, um den Wortschatz zu erweitern und zu vertiefen?):
Ich muss einen
Motiv haben, ein neues Wort zu lernen – z.B. ich muss das Wort
brauchen um eine Geschichte zu erzählen, oder wenn ich meine Meinung
oder Gefühle ausdrucken möchte. Dann lerne ich das neue Wort
schnell. Oder wenn jemand eine Geschichte oder Witz erzählt, und ich
verstehe alles außer ein Wort - dann kläre ich die Bedeutung des
Wortes mit meinem Mann und merke ich auch das Wort ganz einfach und
schnell...weil die Bedeutung fast schon verstanden (in dem
Zusammenhang) war. […] Ja, wie gesagt: die Wörter brauchen einen
Zweck oder Grund, warum man sie lernen muss. ... einfach ,so‘ geht
nicht.
Die
Bemerkung der Kursteilnehmerin entspricht im Wesentlichen der
wissenschaftlichen Erklärung von Motivation. So erläutert Gardner:
Motivation
involves four aspects: a goal, effortful behaviour, a desire to
attain the goal in question, and favourable attitudes towards the
activity in question. (Gardner 1985:
50)
Das
Lehrziel sollte also mit dem Lernziel des Kursteilnehmers weitgehend
identisch sein. Zudem ist eine angemessene Arbeitsbereitschaft
notwendig, um ein Lernziel auch tatsächlich zu erreichen.
Gerade
weil Motivation für einen erfolgreichen Lernprozess wesentlich ist,
erscheint es günstig, die Rolle des Fragenden (meist der Lehrende)
und diejenige des Antwortenden (meist der Lernende) zu vertauschen.
Konkret wird daher vorgeschlagen, im Anschluss an Phasen rezeptiven
Fertigkeitstrainings Lernende dazu aufzufordern, selbst Fragen zu
stellen. So können sich diese entweder nach Lexemen erkundigen, die
sie selbst nicht kennen, oder nach solchen, die sie für sich und die
anderen Kursteilnehmer als relevant, aber schwierig erachten und /
bzw. deren exakte Bedeutung ihnen nicht klar ist. Dabei kann der
Lehrende die Gruppenmitglieder anleiten, sich - wenn möglich -
gegenseitig zu unterstützen und sich wechselseitig Begriffe zu
erklären. Bei diesem Vorgehen zeigen die Lernenden selbst auf,
welche Wörter sie interessieren und welche sie erwerben möchten.
Sie üben sich zudem im Umschreiben, indem sie ihren Kollegen die
Bedeutung diverser Lexeme mit anderen Worten erklären. Auch die
Erarbeitung von beispielsweise Synonymen, Antonymen und Hyponymen
(vgl. 5.5) ist spontan möglich und kann das semantische Verständnis
stützen. Der Wortschatzarbeit sollte im Rahmen produktiver
Unterrichtsphasen jedenfalls eine entsprechende Rolle zugewiesen
werden, die über die schlichte Beantwortung von Wortschatzfragen
hinausgeht. Dabei spielt u. E. die Frage, ob die Wörter zum
Grundwortschatz, Aufbauwortschatz oder Erweiterungswortschatz
gehören, nur eine periphere Rolle.
Eine ähnliche
Vorgehensweise kann in Unterrichtsphasen aktiver Sprachproduktion
angewandt werden. Sind die Lernenden dazu angehalten, im Kurs einen
Text zu verfassen oder mündlich Sprache zu produzieren, so stoßen
sie selbst auf eigene, individuelle lexikalische Lücken. Intrinsisch
motiviert, fragen sie in einer entsprechend geschaffenen
Lernsituation nach den gesuchten Begriffen, indem sie diese
umschreiben, oder schlagen diese in einem Wörterbuch nach. Werden
diese in Erfahrung gebrachten Wörter mit der Gruppe geteilt und
besprochen, haben deren Mitglieder wiederum die Möglichkeit, ihren
individuellen Wortschatz um jene Wörter zu erweitern, die auch sie
gerade benötigen oder verwenden können.
5.4 Geeignete
Übungsformen
Als
besonders günstig für erfolgreiche Wortschatzerweiterung und
Wortschatzvertiefung erweisen sich nach Meinung der befragten
Deutschlernenden produktive Sprachübungen, bei denen die
Kursteilnehmer Zeit zur Vorbereitung haben. Die befragten DaF- /
DaZ-Lerner nannten insbesondere folgende Übungsformen:
- Spontanreferat zu einem speziellen Thema
- spontane schriftliche Produktion (Darstellung der eigenen Meinung) zu einem bestimmten Thema
- Rollenspiel (sehr häufig genannt)
Das
Rollenspiel erweist sich als Übungsform, die bei
zielgruppenadäquater Thematik die Lernenden äußerst erfinderisch
werden lässt. Insbesondere Rollenspiele, bei denen die gegnerische
Partei von einer Meinung überzeugt werden kann und soll, gehen dabei
mit großer Motivation der Lerner einher. Als motivierend erweist es
sich auch, wenn im Zuge des Rollenspiels ein imaginärer Gewinn
möglich ist. So kann z.B. der Einzelne bei einer Nachlassaufteilung
unter diversen (skurrilen), Ansprüche stellenden Persönlichkeiten
ein größeres oder kleineres Erbe für sich erzielen (vgl. das
Rollenspiel Tante Ernas Testament – Kap. 5.5, Abb. 2). Die
Übernahme einer Rolle kann zudem Sprechhemmungen reduzieren.
Voraussetzung hierfür ist eine harmonische Gruppenatmosphäre.
Rollenspiele im eigenen Unterricht liefen im dargestellten Falle
folgendermaßen ab:
- Ausgabe der Angabenblätter (mit Informationen zum Rollenspiel und zu den einzelnen Rollen) und Erklären des Rollenspiels;
- Vergabe der Rollen und Auflistung der Rollenverteilung an der Tafel;
- Individuelle Vorbereitung der Teilnehmer. Nachschlagen von Wörtern oder deren Erfragen bei der Lehrperson. Diese Phase läuft weitgehend leise ab, da kein Teilnehmer seine Argumente bereits vor Beginn des Rollenspiels offenlegen möchte.
- Rollenspiel (Aufführung)
- Audio- oder Videoaufnahme des Rollenspiels;
- Analyse des Rollenspiels; Ergänzung neuer Wörter an der Tafel und Ausgestaltung des Tafelbildes.
5.5 Schriftliche
Fixierung
Die
schriftliche Fixierung zeigt in vielfacher Hinsicht positive Wirkung:
Grundlegend wird durch das Festhalten der Lexeme an der Tafel deren
Wichtigkeit verdeutlicht. Die Verschriftlichung zeigt die korrekte
orthographische Form, fördert die Memorierung des Lexems durch die
Lernenden und unterstützt insbesondere den visuellen Lerntyp.
Ausgehend
von einem an der Tafel notierten Lexem, kann in der Gruppe
systematische Wortschatzarbeit betrieben werden. Neben einer
Definition können spontan Hyponyme, Hyperonyme, Synonyme oder
Antonyme gesucht, Nomen bzw. Verben um typische
Nomen-Verbverbindungen (Kollokationen) ergänzt, Redewendungen, die
das betreffende Lexem enthalten, notiert werden sowie Wortigel oder
auch Mind-Maps erstellt werden. Die Lernenden übertragen das
Tafelbild in ihre eigenen Unterlagen oder machen sich den
individuellen lernersprachlichen Bedürfnissen entsprechend Notizen.
Ein
in der beschriebenen Art und Weise entstandenes Tafelbild kann dabei
wie folgt aussehen:
Abb.
2: Tafelbild entstanden im Zuge des
Rollenspiels Tante Ernas Testament. In:
Perlmann-Balme & Schwalb 2009: 30.
5.6 Repetitio
varia est mater studiorum
Für
die Memorierung eines sprachlichen Zeichens ist dessen wiederholtes
Auftreten entscheidend. Ohne nennenswerten Aufwand lässt sich dabei
die folgende Methode zur Wortwiederholung anwenden: Zu Beginn jeder
Unterrichtseinheit ziehen die Kursteilnehmer Kärtchen. Auf diesen
sind (zwei) Wörter notiert, die in einer vorhergehenden Stunde
erarbeitet worden sind. Abwechselnd erklären die Lernenden jeweils
ein auf dem Kärtchen notiertes Wort, ohne Teile davon zu benutzen -
bei zwei Wörtern gibt es zwei Durchgänge. Die anderen Teilnehmer
versuchen, dieses Wort zu erraten. Da die Begriffe bekannt sein
sollten, nimmt diese Übung im Allgemeinen wenig Zeit in Anspruch.
Die Übung dient so gleichermaßen der Wiederholung und dem Einstieg
in eine neue Unterrichtseinheit. Auch eine thematische Anknüpfung an
die vorhergehende Einheit ist auf diese Weise möglich. In den ersten
fünf bis zehn Minuten produziert so jeder Teilnehmer sprachliche
Äußerungen. Zudem motiviert die routinemäßige Ausführung dieser
Übung die Lernenden, sich neue Wörter zu notieren und sich diese
einzuprägen. Der spielerische Charakter dieser Übung lockert den
Unterricht auf, gleichzeitig spornt die Aussicht auf das Erraten
eines Begriffes - und damit die Aussicht auf einen Rundensieg – die
Lernenden an.
Mit
den im vorliegenden Beitrag dargelegten Überlegungen zur
Wortschatzarbeit wird versucht, die intrinsische Motivation der
Lernenden mit spielerischen Elementen sowie dem Aspekt
abwechslungsreicher Wiederholung zu verbinden und so einen positiven
Beitrag zur Wortschatzerweiterung bzw. Wortschatzvertiefung zu
leisten. Insgesamt wird die Chance auf eine dauerhafte Memorierung
von Lexemen hier höher eingeschätzt, wenn das Interesse an den
einzelnen zu erwerbenden Lexemen - und damit das Interesse an einer
individuellen Wortschatzerweiterung - von den Lernenden selbst
ausgeht, weil diese dann aus sich heraus – also intrinsisch –
motiviert sind. Ein vergleichbarer Effekt kann durch das Lernen
vorgegebener Wortlisten wohl nicht erreicht werden. Zudem erscheint
eine Ausgangssituation hilfreich, in der neue zielsprachliche Lexeme
produktiv oder rezeptiv in einen Text oder Redefluss eingebettet sind
und systematisch erklärt und erarbeitet werden. Das schriftliche
Festhalten und Wiederholen unbekannter zielsprachlicher Lexeme sowie
die Integration dieser in neue, produktive Sprachäußerungen erhöhen
die Behaltenschance auf Seiten der Lerner.
Wortschatzarbeit
wird hier als zentrales Element des Fremdspracherwerbs angesehen:
Nicht nur die Lernenden selbst räumen der Wortschatzarbeit einen
zentralen Platz ein, auch die Beschäftigung mit der Frage, was
Wortschatzerwerb ausmacht, macht dessen Stellenwert im
Spracherwerbsprozess deutlich. Wortschatzerwerb ist eben nicht mit
der Memorierung von Äquivalenzlisten gleichzusetzen.
Wortschatzerwerb bedeutet vielmehr, die Bedeutung eines Lexems in
allen seinen Ausformungen zu begreifen und das Lexem aktiv verwenden
zu können. Dies setzt neben der Kenntnis der denotativen Bedeutung
die Kenntnis weiterer Bedeutungen (z.B. assoziativ-emotional,
subjektiv zweckgebunden, intentional und kulturspezifisch) voraus und
erfordert bei der Sprachproduktion ein nicht zu unterschätzendes
Wissen - etwa über die syntagmatische Kombinierbarkeit der Lexeme.
Damit geht Wortschatzerwerb über den Bereich der reinen Lexikologie
hinaus.
Bibliographie
Alves-Bergerhoff,
Aline (2013). Das mentale Lexikon und der Wortschatzerwerb. In:
Curtibia, Vol. 1, n0 zero, Jan.-Jun.
(2013).
(www.revistaversalete.ufpr.br/edicoes/vol1-00/Texto7
Aline.pdf, 19.12.13).
Aline.pdf, 19.12.13).
Baker,
Scott, Deborah C. Simmonsh & Edward J. Kameenui (1998).
Vocabulary Acquisition: Research Bases. In: Simmons, Deborah C. &
Edward J. Kameenui (Hrsg.) (1998). What
Reading Research Tells Us About Children with Diverse Learning Needs:
Bases and Basics. Mahwah, NJ:
Erlbaum, 183-218.
Bohn, Rainer
(1999): Probleme der Wortschatzarbeit. Fernstudieneinheit 22.
Berlin/
München/Wien u.a.: Langenscheidt.
München/Wien u.a.: Langenscheidt.
Burwitz-Melzer,
Eva & Jürgen Quetz (2002). Methoden für den
Fremdsprachenunterricht mit Erwachsenen. In: Quetz, Jürgen &
Gerhard von der Handt (Hrsg.) (2002). Neue Sprachen lehren und
lernen. Fremdsprachenunterricht in der Weiterbildung. Bielefeld:
W. Bertelsmann Verlag, 102-186.
Carver,
Ronald P. (1994). Percentages of Unknown Words in Text as a Function
of the Relative Difficulty of the Text: Implications for Instruction.
In: Journal of Reading Behavior 26,
413-437.
Council
of Europe (Hrsg.) (2011). Common
European Framework of Reference for Languages: Learning, Teaching,
Assessment. Structured Overview of all CEFR Scales [pdf-file]. (http://www.coe.int/t/dg4/education/elp/elp-reg/Source/Key_reference/Overview_
CEFRscales _EN.pdf, 19.12.13).
CEFRscales _EN.pdf, 19.12.13).
Dellar,
Hugh & Darryl Hocking (2000). Innovations.
An Intermediate/Upper Intermediate Course.
Hove: Language Teaching Publications.
Fisher,
Douglas & Nancy Frey (2008). Word
Wise & Content Rich. Five Essential Steps to Teaching Academic
Vocabulary. Portsmouth, NH: Heinemann.
Gardner,
Robert (1985). Social Psychology and
Second Language Learning. The Role of Attitudes and Motivation.
London: Edward Arnold.
Gairns,
Ruth & Stuart Redman (1998). Working
with Words. A Guide to Teaching and Learning Vocabulary.
Cambridge: Cambridge University Press (Cambridge Handbooks for
Language Teachers).
Grinstead,
Wren (1915). An Experiment in the Learning of Foreign Words. In:
American Psychologist 9, 407-408.
Hu,
Hsueh-Chao Marcella & Paul Nation (2000). Unknown
Vocabulary Density and Reading Comprehension. In: Reading
in a Foreign Language 13, 403-430.
Kölle,
Birgit et al. (2011). Bildung für Berlin. Der Grundwortschatz im
Unterricht. Handreichung für Lehrkräfte, Berlin: Senatsverwaltung
für Bildung, Jugend und Wissenschaft.
(http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/bildungswege/grundschule/
handreichung_grundwortschatz.pdf?download.html ; 19.12.13).
handreichung_grundwortschatz.pdf?download.html ; 19.12.13).
Laufer,
Batia (1997). The lexical Plight in Second Language Reading: Words
You Don't Know, Words You Think You Know, and Words You Can’t
Guess. In: Coady, James & Thomas Huckin (Hrsg.) (1997). Second
Language Vocabulary Acquisition.
Cambridge: Cambridge Univ. Press,
20-34.
Laufer,
Batia & Paul Nation (2012). Vocabulary. In: Gass, Susan M. &
Alison Mackey: The Routledge Handbook of
Second Language Acquisition. London/New
York: Routledge, 163-176.
Meara,
Paul (1996). The Classical Research in L2 Vocabulary Acquisition. In:
Anderman, Gunilla & Margaret Rogers: Words,
Words, Words. The Translator and the Language Learner.
Clevedon/Philadelphia/Adelaide:
Multilingual Matters Ltd, 27-40.
Nation,
Paul (2001). Learning Vocabulary in
Another Language. Cambridge: Cambridge
University Press.
Paradis,
Michel (1987). The Assessment of
Bilingual Aphasia. Hillsdale, NJ:
Erlbaum.
Perlmann-Balme,
Michaela & Susanne Schwalb (Hrsg.) (2009). Em Brückenkurs:
Deutsch als Fremdsprache für die Mittelstufe: Arbeitsbuch. Ismaning:
Hueber, 30.
Qian,
David (2002). Investigating the Relationship between Vocabulary
Knowledge and Academic Reading Performance: An Assessment
Perspective. In: Language Learning
52, 513-536.
Read,
John (2000). Assessing Vocabulary.
Cambridge: Cambridge Univ. Press.
Reinisch,
Karin (2011). Wortschatzerwerb im Englischunterricht,
in: Hattendorf, Erna (Hrsg.) (2011)
Sprachsensibler Fachunterricht. Handreichung zur Wortschatzarbeit in
den Jahrgangsstufen 5 bis 10 unter besonderer Berücksichtigung der
Fachsprache. Berlin-Brandenburg: Lisum,
95-122.
Siepmann, Dirk
(Hrsg.) (2006). Wortschatz und
Fremdsprachenlernen (= Sonderheft 9 der Beiträge zur
Fremdsprachenvermittlung). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.
Singleton, David
(1999). Exploring the Second Language Mental
Lexicon. Cambridge: Cambridge Univ. Press (Cambridge Applied
Linguistics Series).
Steinke-Institut
Berlin. Language Academy and Study College (Hrsg.)
(2013). Die Niveaustufen des Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmens (GER). (http://www.steinke-institut.de/
europaeischer _referenzrahmen.htm, 19.12.13).
Stork, Antje
(2003). Vokabellernen. Eine Untersuchung zur Effizienz von
Vokabellernstrategien. Tübingen: Narr.
Swan, Michael &
Catherine Walter (1984). The Cambridge
English Course, 1. Teacher’s Book.
Cambridge: Cambridge University Press.
Thornbury,
Scott (2002). How to Teach Vocabulary.
London: Longman.
Tschirner, Erwin
(2005). Korpora, Häufigkeitslisten, Wortschatzerwerb. In: Heine,
Antje, Mathilde Hennig & Erwin Tschirner (Hrsg.) (2005). Deutsch
als Fremdsprache - Konturen und Perspektiven eines Fachs.
München: Iudicium, 133-149; (http://www.itt-leipzig.de/
static/literatur/Tschirner_2005_Korpora_Haeufigkeitslisten_Wortschatzerwerb.pdf,
19.12.13).
Ulrich, Winfried
(2006). Wortschatzarbeit. In: Kliewer, Heinz J. & Inge Pohl
(Hrsg.) (2006). Lexikon Deutschdidaktik. 2 Bde.
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Wilkins,
David A. (1972). Linguistics in Language
Teaching. Cambridge,
MA: MIT Press.
Zipser,
Katharina (2013). Effective Vocabulary Building in the Classroom
Environment from B1 Onwards. In: Procedia
– Social and Behavioral Sciences 70,
397-405.
____________
2 Vgl.
zu Wortschatzarbeit u.a. Gairns & Redman (1998), Read (2000),
Thornbury (2002), Fisher & Frey (2008), Laufer & Nation
(2012), Stork (2003), Siepmann (2006); Meara (1996, 28ff) bietet
eine Zusammenschau der Wortschatzerwerbsstudien zwischen den Jahren
1900 und 1960.
5 Mancherorts
wird den sechs Stufen A1 bis C2 ein quantitativer Richtwert für den
zu erzielenden Wortschatz zugewiesen. Das Steinke-Institut in Bonn
(vgl.
http://www.steinke-institut.de/europaeischer_referenzrahmen.htm;
19.12.13) gibt etwa folgende quantitative Richtwerte an: A1: 500
Wörter, A2: 1100 Wörter, B1: 1800 Wörter, B2: 2600 Wörter, C1:
3500 Wörter, C2: 5000 Wörter.
6 Vgl.
dazu bereits die Studie von Grinstead (1915), der den Erfolg beim
Lernen von Wortlisten mit dem Lernen von Wörtern im Kontext
vergleicht.
7 Diese
Grenze gelte nicht nur für den muttersprachlichen Wortschatzerwerb,
sondern habe generelle Gültigkeit. So ermögliche erst die
Überschreitung dieser Grenze das Verständnis von 95 % der
Wortformen in einem Text und damit sinnerfassendes Lesen. 60-70 %
der Wortformen eines Textes zu kennen, reicht nach Tschirner (2005)
für das Verständnis eines Textes nicht aus. Er verweist hierzu auf
Arbeiten von Laufer (1997), Carver (1994), Hu & Nation (2000)
und Qian (2002).
8 Da es sich hier um wörtliche Wiedergaben von Lerneräußerungen
handelt, wurden die dort gemachten sprachlichen Fehler hier
übernommen.
9 Vgl.
dazu die Darstellung bei Bohn (1999: 10f). Am Beispiel des Begriffs
Wohnung erklärt er diese unterschiedlichen Bedeutungen dort
wie folgt: Eine Definition von Wohnung, wie man sie in einem
Wörterbuch findet, ist sehr allgemein formuliert, um möglichst
allen Wohnungen zu entsprechen. Sie beinhaltet all das, was unter
der Hauptbedeutung dieses Begriffes zu verstehen ist. Konnotative
Nebenbedeutung von Wohnung kann hingegen sein:
Zentralheizung, Neubau, (ein) Garten (gehört
dazu). Die intentionale Nebenbedeutung für Wohnung
impliziert etwa: zunehmend teurer, sich zurückziehen
können. Die kulturspezifische Bedeutung letztlich resultiert
aus dem, was in einer bestimmten Kultur in Bezug auf diesen Begriff
üblich ist.
11 Zur
Vertiefung des letztgenannten Arguments empfehlen Burwitz-Melzer &
Quetz (2002) die Arbeit von Singleton (1999).
12 Vgl. zur Auswahl der Wörter auch Fisher & Frey:
Once
upon a time, our answer to this question [„Which words will you
teach?“; Ergänzung K.Z.] was to focus on the words that students
would encounter in their reading. This answer is faulty for a number
of reasons, not the least of which is that this approach limits the
range of words to those currently appearing in the books students
are reading. Please don’t misunderstand what we are saying -
selecting vocabulary from a reading is useful and necessary. However
this approach to vocabulary selection, when
used in isolation,
is insufficient because it leaves too much to chance. Students need
intentional instruction on a wider range of content words at their
grade level than the text can possibly offer up, and it creates the
false impression that reading the text is the best and chief forum
for learning new words. Research shows that some words can be
learned from reading, but not until students encounter the new words
repeatedly - through reading many other texts, verbal discussion,
and so on.
A sole focus on text-based word
selection also fails to capitalize on all the books that students
might want to read independently. That is, we don’t teach words
just because they’re there. Consider Kaila, […] who wants to be
a child psychologist. If she were taught only words from books she’s
currently reading in school, it’s unlikely that she would spend
much time in the world of words that interest her. Thankfully, her
teachers know Kaila’s goal and encourage her to learn words
related to the biological world. (Fisher & Frey (2008: 21)