Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld - unter Mitarbeit von Christoph Bürgel, Ines-Andrea Busch-Lauer, Frank Kostrzewa, Michael Langner, Heinz-Helmut Lüger, Dirk Siepmann. Saarbrücken: htw saar 2014. ISBN 978-3-942949-05-7.

Science Slam und Poster Sessions im Fachsprachenunterricht - Erfahrungen mit neuen Prüfungsformaten


Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau)



Abstract (English)
Modern foreign language teaching implies targeted communication skill development and an utmost level of authenticity of communicative classroom assignments. The growing student learners’ awareness of the importance of foreign language skills in their studies, professional career and everyday life spurs the demand for challenging hands-on forms of instruction and examination. How can lecturers meet such challenges in teaching technical English under the set time constraints of programs, the relatively rigid Bologna module structure and the fairly heterogeneous knowledge of learners in the groups? This contribution presents some results on the use of forms of mini-presentations, i.e. Science Slam and Poster Session, both in class and as an examination format. It evaluates their efficiency by means of the results achieved in the summer term examinations 2013 of prospective physicists (microtechnologists, energy engineers, biomedical engineers) and computer specialists studying at the University of Applied Sciences in Zwickau (Germany). The examination results reveal that the students were very committed to fulfil the hands-on science slam and poster session assignments. Their involvement in the evaluation of their oral and written performance proved to be an add-on motivation factor for the design of the courses. The English for specific purposes programmes supplemented by learners’ initiatives not only spurred foreign language learning but also led to better overall exam results.
Key words: Science Slam, Poster Session, Examination, Computer Science, Physical
Engineering


Abstract (Deutsch)
Moderner Fremdsprachenunterricht lebt von der zielgerichteten Entwicklung von Kommunikationsfertigkeiten und der möglichst hohen Authentizität von Kommunikationsaufgaben. Die Lerner fordern diese angesichts zunehmender Bewusstheit zur Rolle fremdsprachiger Kommunikation im Studium, Beruf und Alltag ein. Wie kann man diesen Anforderungen jedoch auch in der Vermittlung von technischen Fachsprachen angesichts begrenzter Ausbildungszeit, relativ starrer Modulstrukturen und des heterogenen Vorwissens der Lerner gerecht werden? Der Beitrag stellt exemplarisch Ergebnisse zur Nutzung von Formen der Minipräsentation - wie z.B. Science Slam und Poster Sessions - im Unterricht und als Prüfungsform vor und wertet deren Effizienz anhand der im Sommersemester 2013 durchgeführten Fachenglischmodule für angehende Physiker (Mikrotechnologen, Energietechniker, Biomedizintechniker) sowie Informatiker (BA) an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ). Im Ergebnis der Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Studierenden mit viel Engagement an die Bewältigung der praxisnahen Aufgaben herangegangen sind und ihre Einbeziehung in die Evaluation der erbrachten mündlichen und schriftlichen Leistungen zusätzlich motivierend für die Gestaltung der Kurse war. Die durch die Lernerinitiative mitgestaltete fachbezogene Fremdsprachenausbildung hat nicht nur stärker zum Fremdsprachenlernen motiviert, sondern auch zu besseren Ergebnissen geführt.
Key words: Science Slam, Poster Session, Prüfung, Informatik, Physikalische Technik


1 Anforderungen – fachbezogene Ausbildung und Prüfungen

1.1 Fachsprachenunterricht und fachbezogene Sprachprüfungen
Moderner Fremdsprachenunterricht lebt von der zielgerichteten Entwicklung von Kommunikationsfertigkeiten und der möglichst großen Authentizität von Textmaterialien und Kommunikationsaufgaben. Die Lerner fordern angesichts zunehmender Bewusstheit zur Rolle fremdsprachiger Kommunikation im Studium und Berufsalltag eine praxisorientierte und valide Ausbildung, die hilft, im internationalen Vergleich zu bestehen. Wie kann man diesen Anforderungen jedoch in der Vermittlung von technischen Fachsprachen angesichts begrenzter Ausbildungszeit, relativ starrer Modulstrukturen und eines heterogenen Vorwissens der Lerner in teilweise sehr großen Seminargruppen gerecht werden? Wie sollten fachbezogene Fremdsprachenprüfungen gestaltet sein? Welchen Anforderungen sollten sie genügen?

In erster Linie ist es die Aufgabe einer fachbezogenen Fremdsprachenausbildung, die Lerner angemessen auf die in ihrem akademischen und zukünftigen Arbeitsumfeld anfallenden fremdsprachigen Kommunikationssituationen vorzubereiten. Dies schließt den Erwerb fachbezogener Kenntnisse zur Fachlexik ebenso ein wie eine Sensibilisierung für fachlich typische Textsorten und Kommunikationsaufgaben und eine interkulturelle Sensibilisierung, auch wenn die Kommunikation oft genug in der lingua franca Englisch stattfindet.

Die fachbezogenen Sprachprüfungen sollten dann die im Sprachkurs und im Selbststudium (das oft etwa drei Viertel der Arbeitszeit ausmacht) erworbenen Kenntnisse sowie die rezeptiven und produktiven Sprachfertigkeiten auf einem nach dem Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GeR) definierten Niveau testen (telc GmbH 2012). Diese Anforderung sollte oberste Priorität haben, da so eine institutionelle Vergleichbarkeit, Validität und Reliabilität der Ergebnisse erreicht werden kann. Die Prüfung sollte Testformate zu allen Sprachfertigkeiten einbeziehen und je nach Fachgebiet und Sprachniveau den Schwerpunkt auf die rezeptiv-produktiven bzw. produktiven Fertigkeiten legen. Die gestellten Prüfungsaufgaben sollten aber genauso dem Kommunikationsbedarf im jeweiligen Fach und Berufsfeld ausreichend Rechnung tragen. Fertigkeitsorientierung, Fachspezifik und Praxisbezug bilden also sehr wesentliche Elemente fachbezogener Fremdsprachenprüfungen. Es ist deshalb für die Lehrkräfte wichtig, die typischen Kommunikationssituationen in den von ihnen unterrichteten Fachgebieten zu erfassen und auf einem für das Kursniveau definierten GeR-Sprachniveau umzusetzen. Authentizität von Textmaterial und Aufgaben spielt darüber hinaus eine wichtige motivierende Rolle für die Gestaltung des Fachsprachenunterrichts und für die Bewältigung von kommunikativen Aufgaben. Sie bildet eine gute Voraussetzung für den Erfolg der Lerner in der Praxis, was durch Hochschulabsolventen in den Ingenieur- und Technikwissenschaften immer wieder bestätigt wird. Ein weiteres, nicht zu unterschätzendes Kriterium ist aus Sicht der Lehrenden auch die zügige Auswertbarkeit der Ergebnisse von fachbezogenen Sprachtests. Dies trifft insbesondere auf das Testen und Bewerten von produktiven Sprachfertigkeiten (Sprechen und Schreiben) zu.

Betrachtet man die tradiert vorliegenden internationalen Sprachtests für das Englische, so zeigt sich, dass sie zwar teilweise auf die Fachspezifik Wirtschaft ausgerichtet sind (z. B. TOEIC und BEC), aber nicht für die technisch-ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen. Die Durchführung von fachspezifischen Prüfungen hat bislang eine längere Ausbildungszeit benötigt (vgl. das UNICERT©-Prüfungssystem), oder vorliegende Tests prüfen entweder zu spezifisch oder nicht spezifisch genug (z.B. Technical English B2 der telc GmbH). Weitere, computerbasierte Tests befinden sich momentan erst in der Erprobungs- und Markteinführungsphase (z.B. Mondiale Online Technical English Test – MOTET). Oft ist die Durchführung solcher Tests auch mit einem nicht zu unterschätzenden administrativen Aufwand für das Testzentrum und die Kandidaten verbunden, und auch die teilweise erheblichen Prüfungsgebühren können nicht von allen Studierenden aufgebracht werden.

Aus den beschriebenen Gründen wurde bei der Entwicklung der Basis- und Wahlpflichtmodule im Bereich Technisches Englisch an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) auf in der Praxis oft geforderte Textsorten und Kommunikationsaufgaben zurückgegriffen. Dazu gehören für die mündliche Kommunikation:

Fachvortrag
Paneldiskussion mit Moderation
Science Slam und
Poster
Im schriftlichen Bereich werden Abstracts zu den Vorträgen gefordert, Essays mit Fachbezug, Motivationsschreiben, Problemlösungsmails, Beschreibungen / Auswertungen von fachspezifischen Graphiken sowie Zusammenfassungen von Textinformationen und Kommentierungen (z.B. als Blogeintrag im Internet).

Der vorliegende Beitrag stellt exemplarisch Ergebnisse zum Einsatz von Science Slam und Poster Session als Prüfungsformen im fachbezogenen Unterricht für die Bewertung mündlicher Kommunikationsleistungen nach dem GeR auf den Niveaustufen B2+ im Rahmen von aufbauenden Sprachkursen für Studierende der Informatik und der Physikalischen Technik an der WHZ vor. Zur besseren Verständlichkeit wird dazu zunächst kurz auf die Ausbildungsstruktur und die Modulinhalte der fachbezogenen Englischausbildung in den Studiengängen Informatik und Physikalische Technik eingegangen.

1.2 Ausbildungskontext und Modulstruktur an der WHZ
An der WHZ werden an neun Fakultäten ca. 5000 Studierende in etwa 40 Studiengängen ausgebildet. Die Bandbreite der Ausbildungsoptionen reicht von modularisierten Diplomstudiengängen zum Automobilbau oder zur Elektrotechnik hin zu BA- und MA-Studiengängen in den Fakultäten Physikalische Technik / Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Angewandte Kunst, Architektur, Angewandte Sprachen und Interkulturelle Kommunikation sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Für fast alle dieser Studienmöglichkeiten wurde die fachbezogene Englischausbildung (1 Semester) in Modulform mit mindestens 3 bzw. 4 SWS auf den Sprachniveaus B1-B2 verbindlich in das Studienprogramm integriert. Die Ausbildung im Bereich Physikalische Technik / Informatik, auf die sich die weiteren Ausführungen beziehen, gliedert sich in die Basismodule auf Niveau B1-B2 und Aufbaumodule (Wahlpflichtfachangebot) auf Niveau B2+ sowie das Master-Modul im Bereich Informatik unter dem Titel Global Business and Project Communication in English (auf Niveau C1+).

Zu den Inhalten des einsemestrigen Basismoduls gehören:
  1. die Vermittlung allgemeinwissenschaftlicher und akademischer Themen (15%);
  2. die Vermittlung und Anwendung von grundlegenden Fachthemen (u.a. Fachlexik, Fachtextstrukturen) des jeweiligen Fachgebietes (45%);
  3. das Training wirtschaftsbezogener Kommunikationsfertigkeiten (z.B. email writing, abstract writing, presentations) im Fach (ca. 30%) sowie
  4. eine grundlegende interkulturelle Sensibilisierung (ca. 10%).
Die Prüfungen im Basismodul beinhalten einen fachbezogenen Gruppenvortrag (zwei Studierende) mit einem Umfang von 20 Minuten sowie die Erstellung eines Hand-outs bzw. Abstracts zum Thema, das der Lehrkraft vor dem Vortrag einzureichen ist und in der Studierendengruppe im Kurs ausgewertet wird. Die schriftliche Prüfung besteht aus einer Klausur im Umfang von 90 Minuten, wobei in 60 Minuten (ohne Wörterbuch) Fachlexik, Fachtextstrukturen, Grammatik, ausgewählte Kommunikationsaufgaben (z.B. das Verfassen einer E-Mail) getestet werden und 30 Minuten (mit Wörterbuch) zur Kontrolle des Leseverständnisses von Fachtexten dienen.

Über die Basismodule im Bereich Informatik und Physikalische Technik hinausgehend, wurden auf Nachfrage der Fakultät und auch durch Initiative der Studierenden fakultative Aufbaukurse (als einsemestriges Wahlpflichtfach mit Modulstruktur und 4 ECTS) entwickelt. Ziel dieser Module ist das Training und der Ausbau der erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, wobei der Fokus auf ergänzendem Fertigkeitstraining (Academic / Scientific EnglishEssay Writing und Presentations – 25%; Fachtextarbeit, ca. 30%); Wirtschaftsenglisch (25%) und dem Ausbau interkultureller Kompetenz (20%) liegt. Die Studierenden sollen durch die Kursteilnahme (je nach ihren erworbenen Vorkenntnissen) bis zum Niveau C1+ geführt werden. Entsprechend anspruchsvoll sollten auch die Kommunikationsaufgaben im Kurs und die Prüfungsformen gestaltet sein.

Im Aufbaukurs Informatik besteht die schriftliche Prüfungsaufgabe in der semesterbegleitenden Erstellung eines fachbezogenen Essays im Umfang von vier bis sechs Druckseiten. Die mündliche Prüfungsleistung besteht in der Verteidigung dieser Semesterarbeit in einem Prüfungsgespräch und seit 2011 als Minikonferenz vor den Kursteilnehmern.

Die schriftliche Prüfung im Bereich Physikalische Technik (mit den Spezialisierungsrichtungen Biomedizintechnik, Energietechnik und Mess- und Verfahrenstechnik) besteht aus einer Klausur auf C1-Niveau mit komplexen Schreibaufgaben (Verfassen eines Motivationsbriefs, eines Kommentars zu einem Fachthema und der Auswertung einer fachbezogenen Graphik). Die mündliche Prüfungsleistung im Bereich Physikalische Technik besteht in der Verteidigung eines Fachthemas, so wie dies auch in der Verteidigung der Bachelorarbeit in Deutsch gefordert wird. Seit der Einführung des fachbezogenen Englischwahlmoduls im Jahr 2011 wird dazu eine Posterpräsentation genutzt, die in Form einer Minikonferenz mit den Kursteilnehmern durchgeführt wird.

Mit Einführung der Aufbaukursmodule im Sommersemester 2011 wurde für die Kursgestaltung verstärkt digital verfügbares, authentisches Textmaterial sowohl zum Hören als auch zum Lesen und Diskutieren eingesetzt, da die vorliegenden Lehrbücher der Fachverlage auf Niveaustufe B2+ nur bedingt auf das Fach Physikalische Technik eingehen. Dieser Übergang zu digital verfügbarem Material gibt den Studierenden auch Hilfestellung bei der Wahl eines Fachthemas, das sie im Semester bearbeiten und das Gegenstand der Prüfung sein wird.

Bei der Materialauswahl für die Kursgestaltung wurde neben Zeitschriften wie Engine – Englisch für Ingenieure insbesondere auch auf Websites mit fachübergreifenden Inhalten, zum Beispiel How Stuff Works (www.howstuffworks.com), How it Works (www.howitworksdaily.com) und auch auf fachliche Websites, wie zum Beispiel die Zeitschriften Scientific American (www.sciam.com) und Technology Review (www.technologyreview.com) sowie auf an Fachleute adressierte Newsletter (z.B. Tech Republic Daily Digest; MIT Technology Review, Renewable Energy World, Solid State Technology, Semiconductor Manufacturing & Design, Chip Design) und spezialisierte Fachzeitschriften zurückgegriffen, deren Artikel über die in der Hochschulbibliothek abonnierten Datenbanken frei verfügbar sind. Auf diese Weise gewinnen die Studierenden bereits im Studium eine Vertrautheit mit Fachorganen und lernen den akademischen und popularisierenden Fachstil in der Fremdsprache Englisch kennen.

Darüber hinaus halfen Plattformen, wie z.B. scoop.it, sehr, fachbezogene Informationen zeitnah zu recherchieren und auch mit den Studierenden zu „teilen“. Der Übergang zu digital verfügbaren Textmaterialien hat sich für die Gestaltung des Wahlpflichtkurses - insbesondere auch in der computeraffinen Gruppe der Informatikstudierenden - als besonders motivierend erwiesen.

Insgesamt wurden die Wahlpflichtmodule sehr gut angenommen; etwa 50 % der jeweiligen Matrikel nahmen im Sommersemester 2013 an diesen Englisch-Modulen teil (in der Informatik 20 Studierende, in der Physikalischen Technik 15 Studierende) und zeigten in den Prüfungen sehr gute bzw. gute Leistungen.

2 Science Slams und Poster Sessions im Fachsprachenunterricht


2.1 Erfahrungen mit Science Slams
Bei einem Science Slam handelt es sich um einen Wettstreit unter Akademikern, bei dem in einer vorgegebenen (kurzen) Zeit (in der Regel 3-5 Minuten) ein (Forschungs)Thema vor Publikum präsentiert wird. Im Vordergrund steht die populärwissenschaftliche Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte, d.h. das Publikum wird nicht nur sachlich über ein Thema informiert, sondern durch die anschauliche Darstellung auch für das Thema begeistert. Das Publikum stimmt über die beste Rede bzw. Diskussion ab. In der Regel wird der Gewinner mit einem Preis geehrt. Ein solches Verfahren wurde im Sommersemester 2013 im Wahlpflichtfach „SPR623 Fachenglisch für Informatiker“ zum Testen und Bewerten der erreichten mündlichen Kommunikationsfertigkeiten verwendet und hat sich insgesamt als sehr positiv erwiesen.

Wie bereits beschrieben, bestand die semesterbegleitende schriftliche Prüfungsaufgabe darin, ein fachbezogenes Essay zu einem selbstgewählten Thema im Umfang von vier bis sechs Druckseiten zu verfassen. Sie diente als Vorlage für das Thema, das es im Science Slam innerhalb von etwa 3 Minuten darzustellen und in weiteren 3 Minuten durch die Beantwortung von Fragen zu verteidigen galt.

Nachdem sich die Themenfindung für das Essay zunächst etwas schleppend vollzog (erst in der vierten Unterrichtswoche hatte jeder der 20 Teilnehmer ein Thema definiert), konnten ab der fünften Unterrichtswoche die ersten einleitenden Textpassagen für das Essay im Unterricht präsentiert werden. Dabei war auffällig, dass viele Studierende Probleme damit hatten, in Schreibfluss zu kommen. Gemeinsam wurden daher die entstehenden Texte durchgesprochen, d.h. in jeder Unterrichtseinheit wurden pro Woche auf freiwilliger Basis neu entstandene Textstücke in ca. 30 Minuten Unterrichtszeit (mit Darstellung über Computer und Beamer und unter sofortiger Korrektur von Passagen) durchgesprochen und auch durch die Gruppe evaluiert. Hierbei ging es insbesondere um Rückkopplungen zum Thema, um die Fixierung des roten Fadens und der sprachlichen und textuellen Bearbeitung. Durch die Bildung von Partnergruppen (je 2 Studierende), die gegenseitig den Schreibprozess des anderen beobachteten, wurde im Weiteren sichergestellt, dass es wöchentliche Schreibfortschritte gab. In diesem Kontext wurde nicht nur auf die Phasen des Schreibprozesses und den Ablauf hingewiesen, sondern auch auf einige Online-Schreibhilfen in Englisch (z.B. OWL - Online Writing Lab der Purdue University; Academic Writing in English - http://www.helsinki.fi/kksc/language.services/AcadWrit.pdf), die sich für die Studierenden als sehr nützlich erwiesen. Außerdem wurden authentische Mustertexte durchgesprochen.

Nach Fertigstellung aller Essay-Texte wurden diese per E-Mail sowohl an die Dozentin des Kurses als auch an einen jeweils neu definierten Partner (neue Zweiergruppen) geschickt, der den erhaltenen Text nach inhaltlichen, sprachlichen und textuell-layouttechnischen Gesichtspunkten nach einem Punktesystem bewertete (vgl. Arbeitsanweisung unten). Dieses System und die Dozentenbewertung - alle Texte wurden von der Dozentin und einem muttersprachlichen Dozenten gelesen und bewertet - bildeten die Grundlage für die Gesamtbewertung der erarbeiteten Essay-Texte. Zur Vorbereitung auf den Science Slam hatte jeder Studierende außerdem drei provozierende Fragen zum Thema des gelesenen Essays zu formulieren - weitere Fragen wurden von der Dozentin vorbereitet. Die Studierenden erhielten dazu die folgende Instruktion:

Your tasks now:
  1. Assess the text of your partner according to the following criteria (5 points maximum for each aspect = total maximum 20 points):
  1. contents (selection of topic, logical line of reasoning, relevant aspects mentioned?...)
  2. layout (textual display, picture, graphs, correct citation, references)
  3. language (appropriate style, mistakes? ...)
  4. comprehensibility for the reader (sentence length, consistency of paragraphs, intro-duction, conclusion...)
Write the points for each aspect on the reverse side of the question paper and bring it to class.
  1. Please read your partner's text again closely and prepare 3 questions (on a small piece of paper) to be asked in the discussion.
  2. Prepare your "science slam" presentation (no longer than 3 minutes to present your topic). Another 3-5 minutes will be used for discussing the questions.
Insgesamt entstanden 20 Essays, 15 von deutschen Studierenden und 5 von kirgisischen Studierenden aus Bishkek, die über ein DAAD-gestütztes Projekt einen Doppelabschluss in Informatik (B.A.) erwarben. Aus der folgenden Übersicht wird ersichtlich, dass die Studierenden für Essay bzw. Science Slam aktuelle Themen aus dem Bereich Informatik und mobile Kommunikation gewählt hatten, die auch hinlänglich Stoff für eine kontroverse Diskussion im Science Slam bildeten.

Big Brother – Internet Surveillance
Real-Life Cyborgs
Usability of Laptops and their OS
Location Based Services
Cloud Computing
Smart Watches: The Future of Wristwatches?
PhysX b Nvidia
Playstation 4 – Sony’s New Generation
E-Learning
Ubuntu
How will the World of Tomorrow be? – A Glance on Technology of the Future
iOS, Android... Which Mobile OS is the Best?
Google Glass Project
New Open Source Mobile Platforms
The Importance of Instant Messaging
Node – A Short Overview
Indie Games
Recycling of Electronic Parts
Automated Test Development
The Ubiquity of Computer Systems
In Vorbereitung auf den Science Slam, der aufgrund der Gruppengröße in den letzten beiden Veranstaltungen im Semester stattfand, wurde pro Unterrichtseinheit ein Thema kurz andiskutiert, damit die Studierenden auch ein Zeitgefühl für die Darstellung der eigenen Präsentation entwickelten. Schnell wurde festgestellt, dass bei ausreichend Material drei Minuten sehr kurz sein können, dass aber auch eine Minute schon sehr lang ist, wenn man nichts zu sagen hat. Damit wurde jedem Studierenden die Notwendigkeit einer sehr guten eigenen Vorbereitung klar. Mit Eifer arbeitete man deshalb an der Vorbereitung der eigenen Science Slam-Präsentation. Im Vorfeld des Wettbewerbs erhielten alle Studierenden noch einmal Textbausteine zu dem Komplex Präsentation / Meinungsäußerung und Hinweise für die Durchführung (kurze Vorstellung der Person, Grund für die Wahl des Themas, Kernaspekte des Themas, Ausblick oder Fazit). Das einzige gestattete Hilfsmittel war ein Stichpunktzettel.

Vor Beginn des Science Slam wurden von den Studierenden für das jeweilige Gruppenrating zwei Auswertungsgruppen der einzelnen Beiträge bestimmt sowie zwei Personen benannt, die jeweils akribisch auf die Beschränkung der Präsentations- und Diskussionszeit achteten. Die Wettbewerbssituation beflügelte den Arbeitseifer der sonst eher reservierten Informatikstudierenden sehr. Der Science Slam wurde wie beschrieben durchgeführt und führte zu guten bis sehr guten Ergebnissen. Die Kurzpräsentation eines Themas lehrte die Studierenden, sich in ihrer Argumentation auf das inhaltlich Wesentliche zu beschränken, ein gewisses Sprechtempo zu entwickeln und dabei dennoch auf korrekte Aussprache und Intonation zu achten und spontan auf Fragen zu antworten. Somit wurde authentische Kommunikation nachgestellt und die Hemmschwelle zum Sprechen in der Fremdsprache durch den Fachbezug und das simulierte Expertengespräch abgemildert.

Die Evaluation in der Gruppe bildete die Grundlage für die Ermittlung des besten Science Slam-Beitrags nach den Kriterien Inhaltsdarstellung, Sprache, Vortragsstil und Überzeugungskraft. Die Benotung der Einzelbeiträge und Diskussion oblag jedoch der Dozentin. Insgesamt zeigten sich hierin jedoch wenige Abweichungen.
In der Auswertung zum Science Slam betonten die Studierenden die folgenden positiven Aspekte:
  • Freiheit in der Auswahl und Erarbeitung eines der Benotung unterliegenden Fachthemas;
  • Verantwortung für das Zeitmanagement bei der Präsentation eines Themas;
  • Trainieren des freien Sprechens und Diskutierens;
  • Sammeln von Erfahrungen in der Selbst- und Fremdevaluation von (Fremdsprachen)Kenntnissen;
  • Motivationsfördernde Einbeziehung in die Bewertung von Beiträgen und in die Wettbewerbssituation;
  • Effektive Nutzung des Selbststudienanteils im Fremdsprachenkurs;
  • Bereitstellung einer fairen Chance für schwächere Studierende, ihre Kenntnisse zu zeigen und zu verbessern.

Die abschließende Befragung, ob die Studierenden auch weiterhin die Durchführung eines Science Slams als Prüfungsformat befürworten würden, wurde von allen eindeutig bejaht. Modifikationen wurden lediglich bezüglich der zur Verfügung stehenden Zeit gewünscht (Ausweitung auf je 5 Minuten Präsentation und 5 Minuten Diskussion).

2.2 Erfahrungen mit Poster Sessions
Poster - oft im Format DIN AO oder A1 - gehören seit langem zu einer sehr geeigneten und oft genutzten Form der Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse, besonders auf internationalen Tagungen in den Naturwissenschaften, wo die Anzahl der eingereichten Vorträge regelmäßig diejenige der zeitlich realisierbaren Vorträge deutlich übersteigt. Eine Poster Session ist deshalb für Forscher eine geeignete Präsentationsform, die Vielzahl von wissenschaftlichen Ergebnissen in kurzer Zeit einem interessierten Fachpublikum vorzustellen und durch entsprechende Präsentationszeiten am Posterstand auch den direkten Kontakt und fachlichen Austausch zwischen den Autoren und dem interessierten Fachpublikum zu ermöglichen. Der Hörer bzw. Betrachter der Poster kann Fragen stellen und sich Details erklären lassen. Der Posterautor kann auf den Interessenten eingehen und den Wissensstand in der Kommunikation sicherstellen. Neben dem Erfahrungsaustausch werden über Poster Sessions oft auch wissenschaftliche Kooperationen angebahnt.

Für die Poster bestehen in der Regel recht strikte Richtlinien für die Vorbereitung und Durchführung der Session (vgl. z.B. die Vorgaben der American Physical Society):

Presentation of a poster provides an opportunity for effective one-to-one communication. The longer presentation time of the poster session enables you to present a more in-depth description and discussion of your work.
To make a successful poster presentation:
  1. Put your poster up at least 1/2 hour prior to the start of the poster session.
  2. Your poster must correspond to the title and content of the abstract you submitted.
  3. Your poster must be designed to fit within the confines of a 4' high x 8' wide posterboard, and consist of materials that can be mounted easily with push pins.
  4. Plan your poster to be in logical sequence, i.e. introduction, study design and methods, data collected, conclusion.
  5. Posters should be designed for clear viewing from a distance of beyond 3' so that they can be viewed by a number of people at the same time.
  6. To ensure visual effectiveness of your poster, use large lettering and a minimum of text.
  7. Use of color can visually enhance your poster.
Remove your poster immediately at the close of the poster session.
(Quelle: http://www.aps.org/meetings/policies/posters.cfm)
Da Poster Sessions gerade in den verschiedenen Bereichen der Physik international oft verwendet werden, nutzt die Fakultät Physikalische Technik dieses Format für die Verteidigung der Bachelorarbeiten der Studierenden. Es besteht folglich ein unmittelbarer praktischer Nutzen für die Ausbildung und für die akademische Karriere.

Eine Poster Session Posterpräsentation kann folglich als Hybridform zwischen einer Forschungsarbeit und einem Vortrag angesehen werden. Das vordergründige Ziel ist die Kommunikation einer wissenschaftlichen Studie und ihrer Ergebnisse in Kurzform. Im strukturellen Aufbau folgt ein Poster der Struktur eines wissenschaftlichen Aufsatzes mit den Komponenten:
Titel
Autor(en)
Abstract / Kurzreferat
Einleitung
Methoden
Ergebnisse
Schlussfolgerungen und ggf.
Danksagung
In Vorbereitung auf die Poster Session als Prüfungsformat für mündliche Leistungen im fachbezogenen Englischkurs wurde der Artikel von Powell (2012) zur Gestaltung von Postern im Kurs behandelt, und es wurden danach auch vorliegende Textadaptionen dazu behandelt (vgl. Elements for Good Design of a Scientific Poster for Presentation at Conferences ). Außerdem wurden Poster von Fachleuten aus der Fakultät, die für Konferenzen genutzt wurden, als Muster vorgestellt. Da einige der am Englischkurs teilnehmenden Studierenden selbst mit einer Eigenentwicklung zu einem intelligenten Beleuchtungssystem von Gehwegen (Projekt: xPanel) am nationalen und internationalen Ausscheid des Wettbewerbs Competition of Student on Microsystems Applications (COSIMA) teilnehmen wollten, war die Aufgabe, ein Poster in Englisch zu erstellen, von unmittelbarem Praxisnutzen.

Zur inhaltlichen Vorbereitung hatten die Studierenden zunächst die Aufgabe, ein Thema aus ihrem jeweiligen Fachgebiet (Mikrosystemtechnik, Energietechnik, Biomedizintechnik und Mess- und Verfahrenstechnik) zu definieren. Zum Thema sollten zwei bis drei Fachartikel gelesen und die Ergebnisse dann sukzessive in Kurzform in ein Posterformat gebracht werden. Die Gliederung sollte themenadäquat sein, aber im Wesentlichen auch der Struktur eines Fachartikels mit Abstract, Introduction, Process, Results, Discussion, Conclusion / Outlook folgen. Dies wurde von den Studierenden auf von der Dozentin verteilten Postervorlagen zum Druck (im DIN A1-Format) realisiert oder in Form einer Darstellung mithilfe einer Powerpoint-Folie. Zu den gewählten Pos-ter-Themen gehörten u.a.: The Lotus Effect; The Fuel Cell, Nuclear Power Stations and Effects, Project xPanel, Chemical Vapour Deposition, OLEDs and Application; Stem Cell Research Result; Wave Power Plants.
Vor Beginn der Poster Session wurden alle Poster im Unterrichtsraum angebracht und Studierendengruppen als „Fachpublikum“ gebildet. In einem Zeittakt von fünf bis sieben Minuten pro Poster wurden die Themen präsentiert und dazu Fragen gestellt. Es entstand eine angeregte Diskussion, da die Teilnehmer am Kurs bereits teilweise über Praxiserfahrungen verfügten und auch über solide Fachkenntnisse, da sie in höheren Studiensemestern studierten und die Englisch-Ausbildung in der Physikalischen Technik dort angelagert ist.

Die Nachricht, dass die Studierenden, die am COSIMA-Wettbewerb in Barcelona teilgenommen hatten, den zweiten Platz für das Poster im nationalen und internationalen Wettbewerb errungen hatten, bildete für alle eine hervorragende Motivation für die Gestaltung der eigenen Poster und deren Layouts.

Auch für die Bewertung der Poster und ihrer Präsentation wurde ein Gruppenrating durchgeführt. Die finale Benotung erfolgte durch die Englisch-Dozentin unter den Kriterien Postergestaltung (Inhalt, Layout, sprachliche Verständlichkeit) und Präsentation (Präsentationsstil, Sprache, Inhaltsdarstellung) sowie Diskussion.

Insgesamt profitierten die Studierenden von der praxisorientierten Aufgabe sowohl mit Blick auf die Sprachentwicklung als auch die Entwicklung von gestalterischen Fähigkeiten nachhaltig. Die meisten Teilnehmer empfanden die Poster Session als sehr gelungene Vorbereitung auf die Verteidigung der Bachelor-Arbeit, da zumindest das Abstract/das Autorenreferat auf dem Poster in englischer Sprache abzufassen war. Die abschließende Befragung, ob die Studierenden auch weiterhin die Durchführung einer Poster Session als Prüfungsformat befürworten würden, wurde eindeutig von allen positiv beschieden.

3 Fazit und Ausblick

Der vorliegende Beitrag hat einen kurzen Einblick in die Nutzung von Science Slam und Poster Session als Mittel zur Gestaltung fachbezogener mündlicher Prüfungen in aufbauenden Englischkursen im Bereich Physikalische Technik / Informatik auf Niveaustufe B2+ gegeben. Beide Kommunikationsformate erwiesen sich sowohl inhaltlich für die Kursgestaltung als auch didaktisch für die Prüfungen als zielführend. Besonders positiv wurde die Möglichkeit der eigenständigen Themenwahl und Bearbeitung eines Fachthemas in englischer Sprache hervorgehoben. Die entstehende Wettbewerbssituation und die daraus resultierende Gruppendynamik im Seminar war ausgesprochen motivierend. Auch Studierende, deren Englischkenntnisse noch nicht so ausgeprägt waren, konnten durch die praxisorientierten Kommunikationsaufgaben kreativ sein und ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die oft vorhandenen Hemmungen, sich in der Fremdsprache zu äußern, konnten abgebaut werden. Die Veranstaltungen wurden in einer entspannten, aber dennoch konzentrierten Form durchgeführt. Die Möglichkeit, an der Evaluation der Leistungen direkt zu partizipieren, erwies sich als weiterer motivierender Faktor.

Weitere positive Faktoren aus Sicht der Dozentin waren der überschaubare Zeitaufwand, die semesterbegleitende Vorbereitung und Durchführung der Prüfungsleistung und die relativ unaufwändige Auswertung der Leistungen.

Aufgrund des insgesamt sehr positiven Feedbacks und der steigenden Zahl von Kursinteressenten werden beide Kommunikationsformate in den Modulen weiter vorbereitet und auch in den kommenden Semestern als Prüfungsformat genutzt. Fazit: Praxisorientierte Kursinhalte und Aufgaben verbessern die Lernmotivation der Studierenden. Neue Prüfungsformate verbessern den Lernerfolg.

Bibliographie
American Physical Society. (http://www.aps.org/meetings/policies/posters.cfm; 5.11.2013).
Brimley Norris, Carolin (2013). Academic Writing in English. (http://www.helsinki.fi/kksc/
language.services/AcadWrit.pdf; 05.11.2013).
Guillot, E.D. (2012). Elements for Good Design of a Scientific Poster for Presentation at Conferences. (http://www.medschool.lsuhsc.edu/neuroscience/docs/Elements%20for%20Good%20Design%20Scientific%20Poster%20Rdg%20072612.pdf; 05.11.2013).
OWL – Online Writing Lab, Purdue University. (https://owl.english.purdue.edu/; 5.11.2013).
Powell, Kendall (2012). Elements for Good Design of a Scientific Poster for Presentation at Conferences. In: Nature 483 (2012), 113-115.
telc GmbH (Hrsg.) (2012). Handbuch zur Entwicklung und Durchführung von Sprachtests. Zur Verwendung mit dem GER. Frankfurt a.M.: telc.
Writing Studio. Creating Scientific Poster Presentations. (http://twp.duke.ed/writing-studio; 05.11.2013).
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ttps://www.medschool.lsuhsc.edu/neuroscience/docs/Elements%20for%20Good%20
Design%; 05.11.2013.