Science Slam und Poster Sessions im Fachsprachenunterricht - Erfahrungen mit neuen Prüfungsformaten
Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau)
Abstract
(English)
Modern foreign
language teaching implies targeted communication skill development
and an utmost level of authenticity of communicative classroom
assignments. The growing student learners’ awareness of the
importance of foreign language skills in their studies, professional
career and everyday life spurs the demand for challenging hands-on
forms of instruction and examination. How can lecturers meet such
challenges in teaching technical English under the set time
constraints of programs, the relatively rigid Bologna module
structure and the fairly heterogeneous knowledge of learners in the
groups? This contribution presents some results on the use of forms
of mini-presentations, i.e. Science Slam and Poster Session, both in
class and as an examination format. It evaluates their efficiency by
means of the results achieved in the summer term examinations 2013 of
prospective physicists (microtechnologists, energy engineers,
biomedical engineers) and computer specialists studying at the
University of Applied Sciences in Zwickau (Germany). The examination
results reveal that the students were very committed to fulfil the
hands-on science slam and poster session assignments. Their
involvement in the evaluation of their oral and written performance
proved to be an add-on motivation factor for the design of the
courses. The English for specific purposes programmes supplemented by
learners’ initiatives not only spurred foreign language learning
but also led to better overall exam results.
Key words:
Science Slam, Poster Session, Examination, Computer Science,
Physical
Engineering
Engineering
Abstract
(Deutsch)
Moderner
Fremdsprachenunterricht lebt von der zielgerichteten Entwicklung von
Kommunikationsfertigkeiten und der möglichst hohen Authentizität
von Kommunikationsaufgaben. Die Lerner fordern diese angesichts
zunehmender Bewusstheit zur Rolle fremdsprachiger Kommunikation im
Studium, Beruf und Alltag ein. Wie kann man diesen Anforderungen
jedoch auch in der Vermittlung von technischen Fachsprachen
angesichts begrenzter Ausbildungszeit, relativ starrer
Modulstrukturen und des heterogenen Vorwissens der Lerner gerecht
werden? Der Beitrag stellt exemplarisch Ergebnisse zur Nutzung von
Formen der Minipräsentation - wie z.B. Science Slam und
Poster Sessions - im Unterricht und als Prüfungsform vor und
wertet deren Effizienz anhand der im Sommersemester 2013
durchgeführten Fachenglischmodule für angehende Physiker
(Mikrotechnologen, Energietechniker, Biomedizintechniker) sowie
Informatiker (BA) an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ).
Im Ergebnis der Untersuchung hat sich gezeigt, dass die Studierenden
mit viel Engagement an die Bewältigung der praxisnahen Aufgaben
herangegangen sind und ihre Einbeziehung in die Evaluation der
erbrachten mündlichen und schriftlichen Leistungen zusätzlich
motivierend für die Gestaltung der Kurse war. Die durch die
Lernerinitiative mitgestaltete fachbezogene Fremdsprachenausbildung
hat nicht nur stärker zum Fremdsprachenlernen motiviert, sondern
auch zu besseren Ergebnissen geführt.
Key words:
Science Slam, Poster Session, Prüfung, Informatik, Physikalische
Technik
1 Anforderungen – fachbezogene Ausbildung und Prüfungen
1.1 Fachsprachenunterricht
und fachbezogene Sprachprüfungen
Moderner
Fremdsprachenunterricht lebt von der zielgerichteten Entwicklung von
Kommunikationsfertigkeiten und der möglichst großen
Authentizität von Textmaterialien und Kommunikationsaufgaben. Die
Lerner fordern angesichts zunehmender Bewusstheit zur Rolle
fremdsprachiger Kommunikation im Studium und Berufsalltag eine
praxisorientierte und valide Ausbildung, die hilft, im
internationalen Vergleich zu bestehen. Wie kann man diesen
Anforderungen jedoch in der Vermittlung von technischen Fachsprachen
angesichts begrenzter Ausbildungszeit, relativ starrer
Modulstrukturen und eines heterogenen Vorwissens der Lerner in
teilweise sehr großen Seminargruppen gerecht werden? Wie sollten
fachbezogene Fremdsprachenprüfungen gestaltet sein? Welchen
Anforderungen sollten sie genügen?
In
erster Linie ist es die Aufgabe einer fachbezogenen
Fremdsprachenausbildung, die Lerner angemessen auf die in ihrem
akademischen und zukünftigen Arbeitsumfeld anfallenden
fremdsprachigen Kommunikationssituationen vorzubereiten. Dies
schließt den Erwerb fachbezogener Kenntnisse zur Fachlexik ebenso
ein wie eine Sensibilisierung für fachlich typische Textsorten und
Kommunikationsaufgaben und eine interkulturelle Sensibilisierung,
auch wenn die Kommunikation oft genug in der lingua franca
Englisch stattfindet.
Die
fachbezogenen Sprachprüfungen sollten dann die im Sprachkurs und im
Selbststudium (das oft etwa drei Viertel der Arbeitszeit ausmacht)
erworbenen Kenntnisse sowie die rezeptiven und produktiven
Sprachfertigkeiten auf einem nach dem Gemeinsamen europäischen
Referenzrahmen (GeR) definierten Niveau testen (telc GmbH 2012).
Diese Anforderung sollte oberste Priorität haben, da so eine
institutionelle Vergleichbarkeit, Validität und Reliabilität der
Ergebnisse erreicht werden kann. Die Prüfung sollte Testformate zu
allen Sprachfertigkeiten einbeziehen und je nach Fachgebiet und
Sprachniveau den Schwerpunkt auf die rezeptiv-produktiven bzw.
produktiven Fertigkeiten legen. Die gestellten Prüfungsaufgaben
sollten aber genauso dem Kommunikationsbedarf im jeweiligen Fach und
Berufsfeld ausreichend Rechnung tragen. Fertigkeitsorientierung,
Fachspezifik und Praxisbezug bilden also sehr wesentliche Elemente
fachbezogener Fremdsprachenprüfungen. Es ist deshalb für die
Lehrkräfte wichtig, die typischen Kommunikationssituationen in den
von ihnen unterrichteten Fachgebieten zu erfassen und auf einem für
das Kursniveau definierten GeR-Sprachniveau umzusetzen. Authentizität
von Textmaterial und Aufgaben spielt darüber hinaus eine wichtige
motivierende Rolle für die Gestaltung des Fachsprachenunterrichts
und für die Bewältigung von kommunikativen Aufgaben. Sie bildet
eine gute Voraussetzung für den Erfolg der Lerner in der Praxis, was
durch Hochschulabsolventen in den Ingenieur- und
Technikwissenschaften immer wieder bestätigt wird. Ein weiteres,
nicht zu unterschätzendes Kriterium ist aus Sicht der Lehrenden auch
die zügige Auswertbarkeit der Ergebnisse von fachbezogenen
Sprachtests. Dies trifft insbesondere auf das Testen und Bewerten von
produktiven Sprachfertigkeiten (Sprechen und Schreiben)
zu.
Betrachtet
man die tradiert vorliegenden internationalen Sprachtests für das
Englische, so zeigt sich, dass sie zwar teilweise auf die
Fachspezifik Wirtschaft ausgerichtet sind (z. B. TOEIC und BEC), aber
nicht für die technisch-ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen. Die
Durchführung von fachspezifischen Prüfungen hat bislang eine
längere Ausbildungszeit benötigt (vgl. das
UNICERT©-Prüfungssystem), oder vorliegende Tests prüfen entweder
zu spezifisch oder nicht spezifisch genug (z.B. Technical English
B2 der telc GmbH). Weitere, computerbasierte Tests befinden sich
momentan erst in der Erprobungs- und Markteinführungsphase (z.B.
Mondiale Online Technical English Test – MOTET). Oft ist die
Durchführung solcher Tests auch mit einem nicht zu unterschätzenden
administrativen Aufwand für das Testzentrum und die Kandidaten
verbunden, und auch die teilweise erheblichen Prüfungsgebühren
können nicht von allen Studierenden aufgebracht werden.
Aus
den beschriebenen Gründen wurde bei der Entwicklung der Basis- und
Wahlpflichtmodule im Bereich Technisches Englisch an der
Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) auf in der Praxis oft
geforderte Textsorten und Kommunikationsaufgaben zurückgegriffen.
Dazu gehören für die mündliche Kommunikation:
Fachvortrag
Paneldiskussion
mit Moderation
Science
Slam und
Poster
Im
schriftlichen Bereich werden Abstracts zu den Vorträgen gefordert,
Essays mit Fachbezug, Motivationsschreiben, Problemlösungsmails,
Beschreibungen / Auswertungen von fachspezifischen Graphiken sowie
Zusammenfassungen von Textinformationen und Kommentierungen (z.B. als
Blogeintrag im Internet).
Der
vorliegende Beitrag stellt exemplarisch Ergebnisse zum Einsatz von
Science Slam und Poster Session als Prüfungsformen im
fachbezogenen Unterricht für die Bewertung mündlicher
Kommunikationsleistungen nach dem GeR auf den Niveaustufen B2+ im
Rahmen von aufbauenden Sprachkursen für Studierende der Informatik
und der Physikalischen Technik an der WHZ vor. Zur besseren
Verständlichkeit wird dazu zunächst kurz auf die
Ausbildungsstruktur und die Modulinhalte der fachbezogenen
Englischausbildung in den Studiengängen Informatik und
Physikalische Technik eingegangen.
1.2 Ausbildungskontext
und Modulstruktur an der WHZ
An
der WHZ werden an neun Fakultäten ca. 5000 Studierende in etwa 40
Studiengängen ausgebildet. Die Bandbreite der Ausbildungsoptionen
reicht von modularisierten Diplomstudiengängen zum Automobilbau oder
zur Elektrotechnik hin zu BA- und MA-Studiengängen in den Fakultäten
Physikalische Technik / Informatik, Wirtschaftswissenschaften,
Angewandte Kunst, Architektur, Angewandte Sprachen
und Interkulturelle Kommunikation sowie Gesundheits-
und Pflegewissenschaften. Für fast alle dieser
Studienmöglichkeiten wurde die fachbezogene Englischausbildung (1
Semester) in Modulform mit mindestens 3 bzw. 4 SWS auf den
Sprachniveaus B1-B2 verbindlich in das Studienprogramm integriert.
Die Ausbildung im Bereich Physikalische Technik / Informatik,
auf die sich die weiteren Ausführungen beziehen, gliedert sich in
die Basismodule auf Niveau B1-B2 und Aufbaumodule
(Wahlpflichtfachangebot) auf Niveau B2+ sowie das Master-Modul im
Bereich Informatik unter dem Titel Global Business and
Project Communication in English (auf Niveau C1+).
Zu
den Inhalten des einsemestrigen Basismoduls gehören:
- die Vermittlung allgemeinwissenschaftlicher und akademischer Themen (15%);
- die Vermittlung und Anwendung von grundlegenden Fachthemen (u.a. Fachlexik, Fachtextstrukturen) des jeweiligen Fachgebietes (45%);
- das Training wirtschaftsbezogener Kommunikationsfertigkeiten (z.B. email writing, abstract writing, presentations) im Fach (ca. 30%) sowie
- eine grundlegende interkulturelle Sensibilisierung (ca. 10%).
Die
Prüfungen im Basismodul beinhalten einen fachbezogenen
Gruppenvortrag (zwei Studierende) mit einem Umfang von 20 Minuten
sowie die Erstellung eines Hand-outs bzw. Abstracts zum Thema, das
der Lehrkraft vor dem Vortrag einzureichen ist und in der
Studierendengruppe im Kurs ausgewertet wird. Die schriftliche Prüfung
besteht aus einer Klausur im Umfang von 90 Minuten, wobei in 60
Minuten (ohne Wörterbuch) Fachlexik, Fachtextstrukturen, Grammatik,
ausgewählte Kommunikationsaufgaben (z.B. das Verfassen einer E-Mail)
getestet werden und 30 Minuten (mit Wörterbuch) zur Kontrolle des
Leseverständnisses von Fachtexten dienen.
Über
die Basismodule im Bereich Informatik und Physikalische Technik
hinausgehend, wurden auf Nachfrage der Fakultät und auch durch
Initiative der Studierenden fakultative Aufbaukurse (als
einsemestriges Wahlpflichtfach mit Modulstruktur und 4 ECTS)
entwickelt. Ziel dieser Module ist das Training und der Ausbau der
erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, wobei der Fokus auf
ergänzendem Fertigkeitstraining (Academic / Scientific English
– Essay Writing und Presentations – 25%;
Fachtextarbeit, ca. 30%); Wirtschaftsenglisch (25%) und dem Ausbau
interkultureller Kompetenz (20%) liegt. Die Studierenden sollen durch
die Kursteilnahme (je nach ihren erworbenen Vorkenntnissen) bis zum
Niveau C1+ geführt werden. Entsprechend anspruchsvoll sollten auch
die Kommunikationsaufgaben im Kurs und die Prüfungsformen gestaltet
sein.
Im
Aufbaukurs Informatik besteht die schriftliche Prüfungsaufgabe in
der semesterbegleitenden Erstellung eines fachbezogenen Essays im
Umfang von vier bis sechs Druckseiten. Die mündliche
Prüfungsleistung besteht in der Verteidigung dieser Semesterarbeit
in einem Prüfungsgespräch und seit 2011 als Minikonferenz vor den
Kursteilnehmern.
Die
schriftliche Prüfung im Bereich Physikalische Technik (mit
den Spezialisierungsrichtungen Biomedizintechnik,
Energietechnik und Mess- und Verfahrenstechnik) besteht
aus einer Klausur auf C1-Niveau mit komplexen Schreibaufgaben
(Verfassen eines Motivationsbriefs, eines Kommentars zu einem
Fachthema und der Auswertung einer fachbezogenen Graphik). Die
mündliche Prüfungsleistung im Bereich Physikalische Technik
besteht in der Verteidigung eines Fachthemas, so wie dies auch in der
Verteidigung der Bachelorarbeit in Deutsch gefordert wird. Seit der
Einführung des fachbezogenen Englischwahlmoduls im Jahr 2011 wird
dazu eine Posterpräsentation genutzt, die in Form einer
Minikonferenz mit den Kursteilnehmern durchgeführt wird.
Mit
Einführung der Aufbaukursmodule im Sommersemester 2011 wurde für
die Kursgestaltung verstärkt digital verfügbares, authentisches
Textmaterial sowohl zum Hören als auch zum Lesen und Diskutieren
eingesetzt, da die vorliegenden Lehrbücher der Fachverlage auf
Niveaustufe B2+ nur bedingt auf das Fach Physikalische Technik
eingehen. Dieser Übergang zu digital verfügbarem Material gibt den
Studierenden auch Hilfestellung bei der Wahl eines Fachthemas, das
sie im Semester bearbeiten und das Gegenstand der Prüfung sein wird.
Bei
der Materialauswahl für die Kursgestaltung wurde neben Zeitschriften
wie Engine – Englisch für Ingenieure insbesondere auch auf
Websites mit fachübergreifenden Inhalten, zum Beispiel How Stuff
Works (www.howstuffworks.com), How it Works
(www.howitworksdaily.com) und auch auf fachliche Websites, wie zum
Beispiel die Zeitschriften Scientific
American (www.sciam.com) und Technology Review
(www.technologyreview.com) sowie auf an Fachleute adressierte
Newsletter (z.B. Tech Republic Daily Digest; MIT Technology
Review, Renewable Energy World, Solid State
Technology, Semiconductor Manufacturing & Design,
Chip Design) und spezialisierte Fachzeitschriften
zurückgegriffen, deren Artikel über die in der
Hochschulbibliothek abonnierten Datenbanken frei verfügbar sind. Auf
diese Weise gewinnen die Studierenden bereits im Studium eine
Vertrautheit mit Fachorganen und lernen den akademischen und
popularisierenden Fachstil in der Fremdsprache Englisch kennen.
Darüber
hinaus halfen Plattformen, wie z.B. scoop.it, sehr,
fachbezogene Informationen zeitnah zu recherchieren und auch mit den
Studierenden zu „teilen“. Der Übergang zu digital verfügbaren
Textmaterialien hat sich für die Gestaltung des Wahlpflichtkurses -
insbesondere auch in der computeraffinen Gruppe der
Informatikstudierenden - als besonders motivierend erwiesen.
Insgesamt
wurden die Wahlpflichtmodule sehr gut angenommen; etwa 50 % der
jeweiligen Matrikel nahmen im Sommersemester 2013 an diesen
Englisch-Modulen teil (in der Informatik 20 Studierende, in der
Physikalischen Technik 15 Studierende) und zeigten in den Prüfungen
sehr gute bzw. gute Leistungen.
2 Science Slams und Poster Sessions im Fachsprachenunterricht
2.1 Erfahrungen
mit Science Slams
Bei
einem Science Slam handelt es sich um einen Wettstreit unter
Akademikern, bei dem in einer vorgegebenen (kurzen) Zeit (in der
Regel 3-5 Minuten) ein (Forschungs)Thema vor Publikum präsentiert
wird. Im Vordergrund steht die populärwissenschaftliche Vermittlung
wissenschaftlicher Inhalte, d.h. das Publikum wird nicht nur sachlich
über ein Thema informiert, sondern durch die anschauliche
Darstellung auch für das Thema begeistert. Das Publikum stimmt über
die beste Rede bzw. Diskussion ab. In der Regel wird der Gewinner mit
einem Preis geehrt. Ein solches Verfahren wurde im Sommersemester
2013 im Wahlpflichtfach „SPR623 Fachenglisch für Informatiker“
zum Testen und Bewerten der erreichten mündlichen
Kommunikationsfertigkeiten verwendet und hat sich insgesamt als sehr
positiv erwiesen.
Wie
bereits beschrieben, bestand die semesterbegleitende schriftliche
Prüfungsaufgabe darin, ein fachbezogenes Essay zu einem
selbstgewählten Thema im Umfang von vier bis sechs Druckseiten zu
verfassen. Sie diente als Vorlage für das Thema, das es im Science
Slam innerhalb von etwa 3 Minuten darzustellen und in weiteren 3
Minuten durch die Beantwortung von Fragen zu verteidigen galt.
Nachdem
sich die Themenfindung für das Essay zunächst etwas schleppend
vollzog (erst in der vierten Unterrichtswoche hatte jeder der 20
Teilnehmer ein Thema definiert), konnten ab der fünften
Unterrichtswoche die ersten einleitenden Textpassagen für das Essay
im Unterricht präsentiert werden. Dabei war auffällig, dass viele
Studierende Probleme damit hatten, in Schreibfluss zu kommen.
Gemeinsam wurden daher die entstehenden Texte durchgesprochen, d.h.
in jeder Unterrichtseinheit wurden pro Woche auf freiwilliger Basis
neu entstandene Textstücke in ca. 30 Minuten Unterrichtszeit (mit
Darstellung über Computer und Beamer und unter sofortiger Korrektur
von Passagen) durchgesprochen und auch durch die Gruppe evaluiert.
Hierbei ging es insbesondere um Rückkopplungen zum Thema, um die
Fixierung des roten Fadens und der sprachlichen und textuellen
Bearbeitung. Durch die Bildung von Partnergruppen (je 2 Studierende),
die gegenseitig den Schreibprozess des anderen beobachteten, wurde im
Weiteren sichergestellt, dass es wöchentliche Schreibfortschritte
gab. In diesem Kontext wurde nicht nur auf die Phasen des
Schreibprozesses und den Ablauf hingewiesen, sondern auch auf einige
Online-Schreibhilfen in Englisch (z.B. OWL - Online Writing Lab
der Purdue University; Academic Writing in English
- http://www.helsinki.fi/kksc/language.services/AcadWrit.pdf), die
sich für die Studierenden als sehr nützlich erwiesen. Außerdem
wurden authentische Mustertexte durchgesprochen.
Nach
Fertigstellung aller Essay-Texte wurden diese per E-Mail sowohl an
die Dozentin des Kurses als auch an einen jeweils neu definierten
Partner (neue Zweiergruppen) geschickt, der den erhaltenen Text nach
inhaltlichen, sprachlichen und textuell-layouttechnischen
Gesichtspunkten nach einem Punktesystem bewertete (vgl.
Arbeitsanweisung unten). Dieses System und die Dozentenbewertung -
alle Texte wurden von der Dozentin und einem muttersprachlichen
Dozenten gelesen und bewertet - bildeten die Grundlage für die
Gesamtbewertung der erarbeiteten Essay-Texte. Zur Vorbereitung auf
den Science Slam hatte jeder Studierende außerdem drei
provozierende Fragen zum Thema des gelesenen Essays zu formulieren -
weitere Fragen wurden von der Dozentin vorbereitet. Die Studierenden
erhielten dazu die folgende Instruktion:
Your tasks now:
- Assess the text of your partner according to the following criteria (5 points maximum for each aspect = total maximum 20 points):
- contents (selection of topic, logical line of reasoning, relevant aspects mentioned?...)
- layout (textual display, picture, graphs, correct citation, references)
- language (appropriate style, mistakes? ...)
- comprehensibility for the reader (sentence length, consistency of paragraphs, intro-duction, conclusion...)
Write the points
for each aspect on the reverse side of the question paper and bring
it to class.
- Please read your partner's text again closely and prepare 3 questions (on a small piece of paper) to be asked in the discussion.
- Prepare your "science slam" presentation (no longer than 3 minutes to present your topic). Another 3-5 minutes will be used for discussing the questions.
Insgesamt
entstanden 20 Essays, 15 von deutschen Studierenden und 5 von
kirgisischen Studierenden aus Bishkek, die über ein DAAD-gestütztes
Projekt einen Doppelabschluss in Informatik (B.A.) erwarben. Aus der
folgenden Übersicht wird ersichtlich, dass die Studierenden für
Essay bzw. Science Slam aktuelle Themen aus dem Bereich Informatik
und mobile Kommunikation gewählt hatten, die auch hinlänglich
Stoff für eine kontroverse Diskussion im Science Slam
bildeten.
Big
Brother – Internet Surveillance
Real-Life
Cyborgs
Usability
of Laptops and their OS
Location
Based Services
Cloud
Computing
Smart
Watches: The Future of Wristwatches?
PhysX
b Nvidia
Playstation
4 – Sony’s New Generation
E-Learning
Ubuntu
How
will the World of Tomorrow be? – A Glance on Technology of the
Future
iOS,
Android... Which Mobile OS is the Best?
Google
Glass Project
New
Open Source Mobile Platforms
The
Importance of Instant Messaging
Node
– A Short Overview
Indie
Games
Recycling
of Electronic Parts
Automated
Test Development
The
Ubiquity of Computer Systems
In
Vorbereitung auf den Science Slam, der aufgrund der
Gruppengröße in den letzten beiden Veranstaltungen im Semester
stattfand, wurde pro Unterrichtseinheit ein Thema kurz andiskutiert,
damit die Studierenden auch ein Zeitgefühl für die Darstellung der
eigenen Präsentation entwickelten. Schnell wurde festgestellt, dass
bei ausreichend Material drei Minuten sehr kurz sein können, dass
aber auch eine Minute schon sehr lang ist, wenn man nichts zu sagen
hat. Damit wurde jedem Studierenden die Notwendigkeit einer sehr
guten eigenen Vorbereitung klar. Mit Eifer arbeitete man deshalb an
der Vorbereitung der eigenen Science Slam-Präsentation. Im
Vorfeld des Wettbewerbs erhielten alle Studierenden noch einmal
Textbausteine zu dem Komplex Präsentation / Meinungsäußerung
und Hinweise für die Durchführung (kurze Vorstellung der Person,
Grund für die Wahl des Themas, Kernaspekte des Themas, Ausblick oder
Fazit). Das einzige gestattete Hilfsmittel war ein Stichpunktzettel.
Vor
Beginn des Science Slam wurden von den Studierenden für das
jeweilige Gruppenrating zwei Auswertungsgruppen der einzelnen
Beiträge bestimmt sowie zwei Personen benannt, die jeweils akribisch
auf die Beschränkung der Präsentations- und Diskussionszeit
achteten. Die Wettbewerbssituation beflügelte den Arbeitseifer der
sonst eher reservierten Informatikstudierenden sehr. Der Science
Slam wurde wie beschrieben durchgeführt und führte zu guten bis
sehr guten Ergebnissen. Die Kurzpräsentation eines Themas lehrte die
Studierenden, sich in ihrer Argumentation auf das inhaltlich
Wesentliche zu beschränken, ein gewisses Sprechtempo zu entwickeln
und dabei dennoch auf korrekte Aussprache und Intonation zu achten
und spontan auf Fragen zu antworten. Somit wurde authentische
Kommunikation nachgestellt und die Hemmschwelle zum Sprechen in der
Fremdsprache durch den Fachbezug und das
simulierte Expertengespräch
abgemildert.
Die
Evaluation in der Gruppe bildete die Grundlage für die Ermittlung
des besten Science Slam-Beitrags nach den Kriterien
Inhaltsdarstellung, Sprache, Vortragsstil und
Überzeugungskraft. Die Benotung der Einzelbeiträge und
Diskussion oblag jedoch der Dozentin. Insgesamt zeigten sich hierin
jedoch wenige Abweichungen.
In der Auswertung zum Science Slam
betonten die Studierenden die folgenden positiven Aspekte:
- Freiheit in der Auswahl und Erarbeitung eines der Benotung unterliegenden Fachthemas;
- Verantwortung für das Zeitmanagement bei der Präsentation eines Themas;
- Trainieren des freien Sprechens und Diskutierens;
- Sammeln von Erfahrungen in der Selbst- und Fremdevaluation von (Fremdsprachen)Kenntnissen;
- Motivationsfördernde Einbeziehung in die Bewertung von Beiträgen und in die Wettbewerbssituation;
- Effektive Nutzung des Selbststudienanteils im Fremdsprachenkurs;
- Bereitstellung einer fairen Chance für schwächere Studierende, ihre Kenntnisse zu zeigen und zu verbessern.
Die
abschließende Befragung, ob die Studierenden auch weiterhin die
Durchführung eines Science Slams als Prüfungsformat
befürworten würden, wurde von allen eindeutig bejaht.
Modifikationen wurden lediglich bezüglich der zur Verfügung
stehenden Zeit gewünscht (Ausweitung auf je 5 Minuten Präsentation
und 5 Minuten Diskussion).
2.2 Erfahrungen
mit Poster Sessions
Poster
- oft im Format DIN AO oder A1 - gehören seit langem zu einer sehr
geeigneten und oft genutzten Form der Veröffentlichung
wissenschaftlicher Ergebnisse, besonders auf internationalen Tagungen
in den Naturwissenschaften, wo die Anzahl der eingereichten Vorträge
regelmäßig diejenige der zeitlich realisierbaren Vorträge deutlich
übersteigt. Eine Poster Session ist deshalb für Forscher
eine geeignete Präsentationsform, die Vielzahl von
wissenschaftlichen Ergebnissen in kurzer Zeit einem interessierten
Fachpublikum vorzustellen und durch entsprechende Präsentationszeiten
am Posterstand auch den direkten Kontakt und fachlichen Austausch
zwischen den Autoren und dem interessierten Fachpublikum zu
ermöglichen. Der Hörer bzw. Betrachter der Poster kann Fragen
stellen und sich Details erklären lassen. Der Posterautor kann auf
den Interessenten eingehen und den Wissensstand in der Kommunikation
sicherstellen. Neben dem Erfahrungsaustausch werden über Poster
Sessions oft auch wissenschaftliche Kooperationen angebahnt.
Für
die Poster bestehen in der Regel recht strikte Richtlinien für die
Vorbereitung und Durchführung der Session (vgl. z.B. die
Vorgaben der American Physical Society):
Presentation
of a poster provides an opportunity for effective one-to-one
communication. The longer presentation time of the poster session
enables you to present a more in-depth description and discussion of
your work.
To
make a successful poster presentation:
- Put your poster up at least 1/2 hour prior to the start of the poster session.
- Your poster must correspond to the title and content of the abstract you submitted.
- Your poster must be designed to fit within the confines of a 4' high x 8' wide posterboard, and consist of materials that can be mounted easily with push pins.
- Plan your poster to be in logical sequence, i.e. introduction, study design and methods, data collected, conclusion.
- Posters should be designed for clear viewing from a distance of beyond 3' so that they can be viewed by a number of people at the same time.
- To ensure visual effectiveness of your poster, use large lettering and a minimum of text.
- Use of color can visually enhance your poster.
Remove
your poster immediately at the close of the poster session.
(Quelle:
http://www.aps.org/meetings/policies/posters.cfm)
Da
Poster Sessions gerade in den verschiedenen Bereichen der
Physik international oft verwendet werden, nutzt die Fakultät
Physikalische Technik dieses Format für die Verteidigung der
Bachelorarbeiten der Studierenden. Es besteht folglich ein
unmittelbarer praktischer Nutzen für die Ausbildung und für die
akademische Karriere.
Eine
Poster Session Posterpräsentation kann folglich als
Hybridform zwischen einer Forschungsarbeit und einem Vortrag
angesehen werden. Das vordergründige Ziel ist die Kommunikation
einer wissenschaftlichen Studie und ihrer Ergebnisse in Kurzform. Im
strukturellen Aufbau folgt ein Poster der Struktur eines
wissenschaftlichen Aufsatzes mit den Komponenten:
Titel
Autor(en)
Abstract
/ Kurzreferat
Einleitung
Methoden
Ergebnisse
Schlussfolgerungen
und ggf.
Danksagung
In
Vorbereitung auf die Poster Session als Prüfungsformat für
mündliche Leistungen im fachbezogenen Englischkurs wurde der Artikel
von Powell (2012) zur Gestaltung von Postern im Kurs behandelt, und
es wurden danach auch vorliegende Textadaptionen dazu behandelt (vgl.
Elements for Good Design of a Scientific Poster for Presentation
at Conferences
).
Außerdem wurden Poster von Fachleuten aus der Fakultät, die für
Konferenzen genutzt wurden, als Muster vorgestellt. Da einige der am
Englischkurs teilnehmenden Studierenden selbst mit einer
Eigenentwicklung zu einem intelligenten Beleuchtungssystem von
Gehwegen (Projekt: xPanel) am nationalen und internationalen
Ausscheid des Wettbewerbs Competition of Student on Microsystems
Applications (COSIMA) teilnehmen wollten, war die Aufgabe, ein
Poster in Englisch zu erstellen, von unmittelbarem Praxisnutzen.
Zur
inhaltlichen Vorbereitung hatten die Studierenden zunächst die
Aufgabe, ein Thema aus ihrem jeweiligen Fachgebiet
(Mikrosystemtechnik, Energietechnik, Biomedizintechnik und Mess- und
Verfahrenstechnik) zu definieren. Zum Thema sollten zwei bis drei
Fachartikel gelesen und die Ergebnisse dann sukzessive in Kurzform in
ein Posterformat gebracht werden. Die Gliederung sollte themenadäquat
sein, aber im Wesentlichen auch der Struktur eines Fachartikels mit
Abstract, Introduction, Process, Results, Discussion, Conclusion /
Outlook folgen. Dies wurde von den Studierenden auf von der
Dozentin verteilten Postervorlagen zum Druck (im DIN A1-Format)
realisiert oder in Form einer Darstellung mithilfe einer
Powerpoint-Folie. Zu den gewählten
Pos-ter-Themen gehörten u.a.: The Lotus
Effect; The Fuel Cell, Nuclear Power Stations and Effects, Project
xPanel, Chemical Vapour Deposition, OLEDs and Application; Stem Cell
Research Result; Wave Power Plants.
Vor Beginn der Poster Session
wurden alle Poster im Unterrichtsraum angebracht und
Studierendengruppen als „Fachpublikum“ gebildet. In einem
Zeittakt von fünf bis sieben Minuten pro Poster wurden die Themen
präsentiert und dazu Fragen gestellt. Es entstand eine angeregte
Diskussion, da die Teilnehmer am Kurs bereits teilweise über
Praxiserfahrungen verfügten und auch über solide Fachkenntnisse, da
sie in höheren Studiensemestern studierten und die
Englisch-Ausbildung in der Physikalischen Technik dort angelagert
ist.
Die
Nachricht, dass die Studierenden, die am COSIMA-Wettbewerb in
Barcelona teilgenommen hatten, den zweiten Platz für das Poster im
nationalen und internationalen Wettbewerb errungen hatten, bildete
für alle eine hervorragende Motivation für die Gestaltung der
eigenen Poster und deren Layouts.
Auch für die Bewertung der Poster und
ihrer Präsentation wurde ein Gruppenrating durchgeführt. Die finale
Benotung erfolgte durch die Englisch-Dozentin unter den Kriterien
Postergestaltung (Inhalt, Layout, sprachliche
Verständlichkeit) und Präsentation (Präsentationsstil,
Sprache, Inhaltsdarstellung) sowie Diskussion.
Insgesamt
profitierten die Studierenden von der praxisorientierten Aufgabe
sowohl mit Blick auf die Sprachentwicklung als auch die Entwicklung
von gestalterischen Fähigkeiten nachhaltig. Die meisten Teilnehmer
empfanden die Poster Session als sehr gelungene Vorbereitung
auf die Verteidigung der Bachelor-Arbeit, da zumindest das
Abstract/das Autorenreferat auf dem Poster in englischer Sprache
abzufassen war. Die abschließende Befragung, ob die Studierenden
auch weiterhin die Durchführung einer Poster Session als
Prüfungsformat befürworten würden, wurde
eindeutig von allen positiv beschieden.
3 Fazit und Ausblick
Der
vorliegende Beitrag hat einen kurzen Einblick in die Nutzung von
Science Slam und Poster Session als Mittel zur
Gestaltung fachbezogener mündlicher Prüfungen in aufbauenden
Englischkursen im Bereich Physikalische Technik / Informatik
auf Niveaustufe B2+ gegeben. Beide Kommunikationsformate erwiesen
sich sowohl inhaltlich für die Kursgestaltung als auch didaktisch
für die Prüfungen als zielführend. Besonders positiv wurde die
Möglichkeit der eigenständigen Themenwahl und Bearbeitung eines
Fachthemas in englischer Sprache hervorgehoben. Die entstehende
Wettbewerbssituation und die daraus resultierende Gruppendynamik im
Seminar war ausgesprochen motivierend. Auch Studierende, deren
Englischkenntnisse noch nicht so ausgeprägt waren, konnten durch die
praxisorientierten Kommunikationsaufgaben kreativ sein und ihre
Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die oft vorhandenen Hemmungen,
sich in der Fremdsprache zu äußern, konnten abgebaut werden. Die
Veranstaltungen wurden in einer entspannten, aber dennoch
konzentrierten Form durchgeführt. Die Möglichkeit, an der
Evaluation der Leistungen direkt zu partizipieren, erwies sich als
weiterer motivierender Faktor.
Weitere positive Faktoren aus Sicht
der Dozentin waren der überschaubare Zeitaufwand, die
semesterbegleitende Vorbereitung und Durchführung der
Prüfungsleistung und die relativ unaufwändige
Auswertung der Leistungen.
Aufgrund
des insgesamt sehr positiven Feedbacks und der steigenden Zahl von
Kursinteressenten werden beide Kommunikationsformate in den Modulen
weiter vorbereitet und auch in den kommenden Semestern als
Prüfungsformat genutzt. Fazit: Praxisorientierte Kursinhalte und
Aufgaben verbessern die Lernmotivation der Studierenden. Neue
Prüfungsformate verbessern den Lernerfolg.
Bibliographie
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5.11.2013).
Brimley Norris,
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(http://www.helsinki.fi/kksc/
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Presentation at Conferences.
(http://www.medschool.lsuhsc.edu/neuroscience/docs/Elements%20for%20Good%20Design%20Scientific%20Poster%20Rdg%20072612.pdf;
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OWL
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(https://owl.english.purdue.edu/;
5.11.2013).
Powell,
Kendall (2012). Elements for Good Design of a Scientific Poster for
Presentation at Conferences. In: Nature 483 (2012),
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Sprachtests. Zur Verwendung mit dem GER. Frankfurt a.M.: telc.
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05.11.2013).
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