Vorwort
der Herausgeber
Die
vorliegende Publikation widmet sich dem Fremdsprachenunterricht, wie
er sich im Spannungsfeld zwischen Sprachwissen und
Sprachkönnen darstellt. Sie bezieht sich somit auf einen
Bereich, der die vergangenen Jahrzehnte der gesteuerten
Fremdsprachenvermittlung zur Reflexionsbasis wählt und innerhalb
dessen der Fremdsprachenunterricht sich immer wieder neu verortet hat
und notwendig weiterhin neu verorten muss. Der Bezug liegt hier auf
den beiden Eckpunkten eines imaginären Kontinuums, das im
Fremdsprachenunterricht permanent präsent ist - wenn auch oft nur in
latenter Form.
Die
neuere Geschichte des Fremdsprachenunterrichts ist geprägt von einer
Pendelbewegung zwischen den beiden oben erwähnten Eckpunkten dieses
Kontinuums: der bereits im 19. Jahrhundert entwickelten, jedoch bis
weit in das 20. Jahrhundert hinein praktizierten
Grammatik-Übersetzungsmethode auf der einen Seite und der zentralen
Ausrichtung an der Notion der kommunikativen Kompetenz auf der
anderen Seite - mit all den verschiedenen Ausprägungen des
Fremdsprachenunterrichts, die zwischen diesen beiden Extrempunkten
angesiedelt sind. Für diese Zwischenstadien seien hier beispielhaft
die audiolinguale Methode einerseits und der Ansatz der Aufgeklärten
Einsprachigkeit andererseits genannt, innerhalb dessen
eine Vereinigung zwischen fremdsprachlichem Wissen und
fremdsprachlichem Können versucht wurde.
Die
Überbetonung des Sprachkönnens in den vergangenen Jahrzehnten hat
dazu geführt, dass die (ehemaligen) Schüler
und Fremdsprachenlerner in der Fremdsprache bisweilen zwar sehr
kommunikativ agieren können, dies jedoch mit so zahlreichen
sprachlichen Verstößen tun, dass diese Kommunikation durch eben
diese Verstöße oft nicht nur gestört, sondern nachgerade
verunmöglicht wird. Anhand dieser kurzen Beschreibung, in der das
sich darstellende Problem bewusst ein wenig überzogen dargestellt
ist, wird deutlich, dass eine rein "kommunikative"
Kompetenz nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Die
entgegengesetzte Position - eine gute bis sehr gute Beherrschung des
systematischen Inventars der zu erlernenden Fremdsprache, bei der
jedoch von deren praktischer Anwendung abgesehen wird und die dazu
führt, dass die Lerner theoretisch zwar nahezu perfekte sprachliche
Äußerungen tätigen könnten, dies aber in der Praxis nicht tun, da
sie sich davor fürchten, Fehler zu produzieren - ist ebenso wenig
der Weisheit letzter Schluss. Die wissenschaftliche und
fremdsprachendidaktische Wahrheit muss auf einem noch näher zu
definierenden Punkt in der Mitte zwischen den beiden genannten
Extremen liegen. Und in der Tat scheint die Entwicklung derzeit von
der reinen Kommunikation im Fremdsprachenunterricht - einem dominant
verstandenen Sprachkönnen - weg zu gehen und sich wieder mehr
solchen Ansätzen zu öffnen, in denen auch dem Sprachwissen
ein breiterer Raum gegeben wird.
Eben
diese Problematik stand im Mittelpunkt der 2. Saarbrücker
Fremdsprachentagung, die vom 7. bis 9. November 2013 an der
Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes stattfand. Der
vorliegende Sammelband ist auf der Basis der auf dieser Tagung
gehaltenen Vorträge entstanden, von denen einige hier in selektiver
Form veröffentlicht werden.
Die vorliegende
Publikation folgt dabei dem Peer-Review-Verfahren, bei dem
jeder Beitrag von je zwei Herausgebern - dem Hauptherausgeber
einerseits und den hier als Mitherausgebern
fungierenden Sektionsleitern der 2. Saarbrücker
Fremdsprachentagung andererseits - begutachtet und redigiert
wurde. Die Auswahl und Publikation der einzelnen Beiträge entspricht
somit internationalen Standards.
Der
vorliegende Band gliedert sich in drei Hauptteile:
Fremdsprachendidaktische
Ansätze
Didaktische
Ansätze der Fachsprachenvermittlung sowie
Kommunikation
und Interkulturalität im Fremdsprachenunterricht.
Im
ersten Teil stehen vermittlungstheoretische und -praktische
Überlegungen im Vordergrund, die sich auf den
Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen beziehen. Diese Phänomene
werden hier durchweg auf die Gemeinsprache bezogen. Dort geht es
beispielsweise um das Phänomen der Sprachlernkompetenz, die
Vermittlung von Wortschatz und Sprachstrukturen, die Vermittlung der
Orthographie sowie die Nutzung von Internet und Lernplattformen wie
elektronischen Portfolios.
Da
für die Vermittlung von Fachsprachen bisweilen solche Aspekte
relevant sind, die sich nicht oder nur sehr indirekt auf die
Unterrichtung und den Erwerb der Gemeinsprache beziehen lassen, wird
dem fachsprachlich orientierten Unterricht im vorliegenden Band ein
separater Teil gewidmet. In diesem Teil geht es um die Vermittlung
von Sprachkompetenz und fremdsprachlichem Wissen, darüber hinaus
jedoch auch um die Bewusstmachung konkreter Sprachphänomene, die
Entwicklung von Curricula und neue Prüfungsformate.
Im
dritten und letzten Teil der vorliegenden Publikation stehen solche
Aspekte im Vordergrund, die bisweilen sprachpolitische Implikationen
haben, in denen beispielsweise die Vermittlung der Kommunizierung von
Gefühlen erforscht wird, in denen die Auswirkungen von Emotionen auf
den Fremdsprachenlernprozess thematisiert und in denen
interkulturelle Phänomene des Fremdsprachenerwerbs analysiert
werden.
Auf
alle hier publizierten Beiträge sei nun im Folgenden separat
eingegangen. Der erste Hauptteil - Fremdsprachendidaktische
Ansätze - wird eröffnet von dem Beitrag von Franz-Joseph
Meißner, (Gießen), der auf der 2. Saarbrücker
Fremdsprachentagung den Hauptvortrag hielt und dessen Reflexionen
sich mit der Verbindung zwischen Sprachlernkompetenz und Transfer und
- auf diesem Hintergrund - mit der Konstruktion kompetenzorientierter
Aufgaben befassen. Diese Reflexionen macht er an der Geschichte der
Fremdsprachendidaktik und der Sprachlehrforschung fest und verbindet
den Begriff Transfer in seiner historischen Entwicklung mit
dem modernen Ansatz des aufgabenbasierten Lernens, der zudem die
Sprachlernkompetenz des Lerners fördert. Dabei erachtet er das
reflexive Lernen als konstitutiv für das Autonome Lernen, an
dem sich die moderne Wissensgesellschaft heutzutage zentral
orientiert.
Mit Blick auf
einen komplementären Aspekt des Fremdsprachenunterrichts wirft
Günter Schmale (Metz, Frankreich) in seinem Beitrag die Frage
nach der Vermittelbarkeit unterschiedlicher Typen von Phraseologismen
auf und verneint diese in Bezug auf idiomatische Ausdrücke mit
metaphorischem und / oder bildstarkem Charakter. Zur Begründung
verweist er auf die mangelhafte linguistische und lexikographische
Erfassung der in Rede stehenden Wendungen, auf deren komplexe
Gebrauchsbedingungen, auf die breite Kluft zwischen dem
durchschnittlichen Niveau der Lerner und dem stilistischen Niveau von
Idiomen, deren tiefe kulturelle Verwurzelung, den Umgang mit Idiomen
in Gesprächen von Muttersprachlern sowie deren syntaktische und /
oder semantische Unregelmäßigkeiten.
Katharina
Zipser (Innsbruck, Österreich) geht es in ihrem Beitrag um
Überlegungen, wie sich ein integrativer und lernergesteuerter
Wortschatzerwerb optimieren lässt. Es stellt sich u.a. die Frage,
wie man eine Atmosphäre mitgestalten kann, in der Lerner weitgehend
intrinsisch motiviert werden, ihr Wissen - und ganz speziell ihren
Wortschatz - zu erweitern. Da reines Memorisieren didaktisch
letztlich nicht zielführend zu sein scheint, werden alternative
Vorschläge unterbreitet, die bedarfsgesteuert sind, an vorhandenes
Wissen anknüpfen sowie auf individuelle Förderung angelegt und in
einem sozial-kommunikativen Umfeld verankert sind.
Am
Beispiel grammatischer Strukturen versucht Katrin Henk
(Heilbronn), das Verhältnis von explizitem Sprachwissen und
impliziten Lernvorgängen beim Fremdspracherwerb weiter zu klären.
Ausgehend von einer Bestandsaufnahme, in der Hypothesen zur Aneignung
von Sprachwissen und Sprachkönnen diskutiert werden, geht es vor
allem um die Frage: Kann explizites Wissen über Sprache mehr oder
minder natürlich stattfindende Spracherwerbsprozesse positiv
beeinflussen, und, wenn ja, inwiefern? Referiert wird eine Auswahl
von Ergebnissen, wie sie sich aus empirischen Erhebungen bei
Achtklässlern eines baden-württembergischen Gymnasiums, die
Französisch als zweite Fremdsprache lernen, ergeben haben.
Im
Rahmen des fachfremdsprachlichen Deutschunterrichts an italienischen
Hochschulen thematisiert Katrin Ziegler (Macerata, Italien)
relevante Fragen der Orthographie. Ausgangspunkt ist dabei die -
nicht überraschende - Feststellung, dass der Vermittlung einer
normenkonformen Orthographie bislang keine wichtige Rolle im
italienischen DaF-Unterricht eingeräumt wird und von daher
zielsprachliche Texte eine hohe Fehlerquote aufweisen. Anhand eines
Korpus schriftlicher Arbeiten italienischer Muttersprachler wird eine
Fehlerdiagnostik vorgestellt, die sowohl Anhaltspunkte für
fehlerhafte Schreiblernprozesse verdeutlicht als auch konkrete
Hinweise für eine Fehlertherapie liefert.
Auch
Isabelle Mordellet-Roggenbuck (Freiburg im Breisgau)
beschäftigt sich mit orthographischen Fragen - allerdings am
Beispiel des Französischen. In ihrem Beitrag geht es nicht zuletzt
darum zu klären, inwieweit eine Beschäftigung mit dem
orthographischen System des Französischen Lerner dazu bringen kann,
über die Sprache zu reflektieren und ein grammatisches Bewusstsein
zu entwickeln. Erläutert werden zunächst verschiedene
Schwierigkeiten (und Paradoxa) der französischen Orthographie,
wonach auf dieser Basis anhand eines exemplarischen Modells nach
konkreten Verbesserungsmöglichkeiten der Orthographie-Vermittlung
gesucht wird.
Ronald
Kresta (Gießen) analysiert - ausgehend von der Definition
dessen, was ein 'Fehler' sein kann - mögliche Fehlerquellen
deutscher Studierender bei der Erlernung und Anwendung der englischen
Sprache in fachbezogenen Kontexten. Seiner Ansicht nach sind
zahlreiche Fehler und Fehlertypen auf einen negativen Transfer aus
dem Deutschen zurückzuführen. Es besteht zudem die Gefahr der
Fossilisierung von Fehlern. Auf diesem Hintergrund beinhaltet der
Beitrag eine Übungsfolge zur Bewusstmachung von Fehlerquellen und
zur Vermeidung von Fehlern.
Christoph
Nickenig (Bozen, Italien) nimmt in seinem Beitrag das Prüfen und
Messen der Sprachkompetenzen von Bewerbern, Studierenden, Dozenten
und Verwaltungsangestellten der dreisprachigen Freien Universität
Bozen in den Blick. Nach einer Einführung in das dreisprachige
Modell der Universität präsentiert er die anerkannten
Sprachzertifikate und die Formate der dort eingesetzten Sprachtests.
Abschließend stellt der Autor Überlegungen zum Testen
mehrsprachiger Kompetenz an, die über die gängige Praxis des
isolierten Testens einer Sprache hinausgehen.
Um
einen aufschlussreichen Ansatz zum Medieneinsatz geht es in dem
Beitrag von Hans W. Giessen (Saarbrücken), nämlich um die
visuelle Aufbereitung von Analyse-Ergebnissen zum Zwecke einer klaren
und leicht verständlichen Informationsdarstellung. Den thematischen
Hintergrund stellte dabei die aktuelle Diskussion des Einflusses des
Englischen auf das Deutsche dar, der nach den hier vorgestellten
Ergebnissen weitaus weniger dramatisch ist als häufig angenommen
wird.
Karl-Hubert
Kiefer (Berlin) und Monika Asztemborska (Warschau, Polen)
behandeln in ihrem Beitrag einen weiteren Aspekt der digitalen
Medien: ihren Praxisbezug zu der zukünftigen Berufswelt der
Studierenden für den Fremdsprachenunterricht an Hochschulen. In
diesem Zusammenhang geht es um authentische und motivierende
Lernangebote, die durch das Internet in recht zugänglicher Form
bereitgestellt werden können.
Monika
Dorothea Kautenburger (Ulm) beschäftigt sich in ihrem Beitrag
kritisch mit Unterrichtsbeispielen für den Interneteinsatz im
universitären Fremdsprachenunterricht. Sie beschreibt dabei die
vielfältigen authentischen und fremdsprachendidaktisch begründbaren
Möglichkeiten des Internets für den Einsatz im Sprachunterricht
anhand konkreter, in der Praxis erprobter Unterrichtsbeispiele.
Laura
Pihkala-Posti (Tampere, Finnland) präsentiert multimodale
interaktive E-Learning-Konzepte für den Unterricht Deutsch
als Fremdsprache. Interessant sind hierbei zum Einen die
interaktiven Möglichkeiten, die das Internet bietet und die über
die schriftliche und mündliche Kommunikation bis hin zu
interkultureller Kommunikation reichen, und zum Anderen die
theoretischen Überlegungen der Autorin zur Einbeziehung des
kinästhetischen Wahrnehmungskanals im Sinne eines holistischen
multisensoriellen Lernens - auch und besonders im Rahmen einer ihr
selbst entwickelten Sprachlern-Applikation.
Ein
anderes internetbasiertes Projekt steht im Mittelpunkt des Beitrags
von Bärbel Kühn (Bremen) und Jacqueline May
(Stuttgart): das ePortfolio EPOS. Dabei geht es einerseits um eine
erweiterte ePortfolio-Didaktik, in die die Möglichkeiten des Web 2.0
einbezogen werden, andererseits um die Idee der Bildung eines
Netzwerkes zur Verbreitung der Philosophie von Sprachen- und
Ausbildungsportfolios.
Auch
Sigrid Behrent und Ilka Dönhoff (beide Paderborn) und
Anikó Brandt (Bremen) behandeln das ePortfolio EPOS und
setzen sich in ihrem Beitrag mit seinen vielfältigen, auf Dozenten-
und Lernerebene bestehenden Möglichkeiten auseinander. Diese sind
einerseits die klassischen Anwendungsmöglichkeiten in
kursunabhängigen Lernkontexten und in traditionellen Sprachkursen,
andererseits aber auch diejenigen in der Fort- und Weiterbildung von
Dozenten. Hier handelt es sich somit letztlich um Lehrportfolios, was
nicht zuletzt durch die Integration des Ausbildungsportfolios EPOSA
verdeutlicht wird.
Im
Rahmen einer Lehrwerkanalyse stellt Yi-Ling Lillian Tinnefeld-Yeh
(Saarbrücken) die Einführung neuen Wortschatzes und der
entsprechenden Schriftzeichen in drei Lehrwerken des Chinesischen aus
China, Deutschland und Großbritannien dar, die der Niveaustufe A1
des GeR entsprechen. Dabei werden drei zentrale Aspekte in den Blick
genommen: die Wortschatzdistribution und -darstellung, die hier
anhand von Modalpartikeln und formelhafter Sprache exemplifizierte
Natürlichkeit der Sprache, und die Behandlung der chinesischen
Schriftzeichen. Abschließend präsentiert die Autorin didaktische
Implikationen für eine weiter verbesserte Darstellung der Materie,
wie sie sich aus einer Kombination der in den behandelten Lehrwerken
verwendeten Ansätze ergeben könnte.
Mit
der Textsorte Seminarvortrag beschäftigt sich Michael
Klenner (Zwickau), und in deren Rahmen mit den
inhaltlich-strukturellen Beziehungen zwischen dem jeweiligen,
begleitenden Paratext und dem eigentlichen Vortragstext. Dazu werden
Redemanuskripte, Präsentationsfolien und Handouts verschiedener
Institutionen und unterschiedlicher Studiengänge untersucht.
Paratexte folgen in ihrer Struktur generell der thematischen
Ausrichtung der Folientexte, können aber redundante Informationen
enthalten. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen als Grundlage für
ein technisches Konzept dienen, das die Produktion von
Präsentationstexten erleichtern soll.
Den
zweiten Hauptteil - didaktische Ansätze der Fachsprachenvermittlung
- eröffnet der Beitrag von Maria Mushchinina (Mainz), in dem
sie Ergebnisse ihres Forschungsprojektes zur fachkommunikativen
Textrezeption juristischer Texte vorstellt. In dem vorliegenden
Projekt wurde anhand russischer Verträge untersucht, wie typische
Textsorteneigenschaften bei der Rezeption gewichtet werden. Dazu
wurde in Befragungen erhoben, was einen Text zum Vertragstext macht
und wie sich Textmanipulationen auf die Wahrnehmung der Textsorte
auswirken.
Karl-Heinz
Eggensperger (Potsdam) widmet sich ebenfalls der Problematik
rechtswissenschaftlicher Texte, wählt jedoch eine stärker
hochschuldidaktisch ausgerichtete Perspektive: Wozu eine Sammlung
rechtswissenschaftlicher Vorlesungen für den Französischunterricht
an Universitäten? Der Beitrag skizziert speziell die materiellen
Grundlagen für fachbezogene Französischkurse ab Niveaustufe
UNIcert® III. Nicht zuletzt geht es
auch um die Frage, ob man Fachvorlesungen in der Fremdsprache
grundsätzlich aus dem hochschulischen Fremdsprachenunterricht
ausschließen kann oder sollte. Der Autor setzt auf das Konstruieren
einer Brücke zwischen Fach- und Sprachcurriculum und gibt dazu eine
Reihe detaillierter Anregungen.
Die
juristische Fachsprache steht auch im Mittelpunkt des Beitrages von
Inge Hudalla (Saarbrücken), die Vorschläge für einen
Brückenschlag zwischen Sprache, Recht und Übersetzung macht. Die
Ausführungen stützen sich auf das Sprachenpaar Deutsch-Französisch,
wobei insbesondere das Vorkommen und der Gebrauch phraseologischer
Wortverbindungen in der juristischen Fachsprache untersucht werden.
Belegt durch verschiedene Beispiele aus dem zivilrechtlichen Bereich,
zeigt die Autorin grundsätzliche Probleme auf, wie sie z.B. bei der
Übersetzung von Rechtstexten immer wieder auftreten. Sie plädiert
daher für eine prinzipielle Symbiose von juristischem, sprachlichem
und translatorischem Wissen und Handeln.
Chris
Sheppard (Waseda, Japan) stellt die Entwicklung eines Curriculums
für den fachbezogenen Englischunterricht in Japan vor. Das von ihm
entwickelte Modell erfordert neben einer genauen Bedarfsanalyse und
der Analyse der Lernvoraussetzungen bei den Studierenden auch die
konsequente Anwendung von Sprachlernprinzipien bei der Ableitung des
Prozesses der Curriculumgenerierung.
Zuzana
Tuhárska (Banská Bystrica, Slowakei) widmet ihren Beitrag der
Vermittlung fachsprachlichen Wissens im Unterricht Deutsch als
Fremdsprache an einer slowakischen Universität. Zunächst werden
Prinzipien, Methoden und Inhalte für die Gestaltung eines
Fachfremdsprachenkurses 'Statik im Slowakischen und im Deutschen'
dargestellt, bevor ein Einblick in das Übungskonzepts des dafür
entwickelten Lehrbuches gegeben wird.
Ines-A.
Busch-Lauer (Zwickau) stellt in ihrem Beitrag die Möglichkeiten
des Einsatzes von Science Slams und Poster Sessions im
fachbezogenen Fremdsprachenunterricht Englisch und als Optionen für
die Durchführung von Prüfungen vor. Im Ergebnis der Untersuchung
zeigte sich, dass die Studierenden mit viel Engagement an die
Bewältigung dieser praxisnahen Aufgaben herangingen und durch die
motivierte Arbeit an authentischem Material sehr gute
Prüfungsergebnisse erzielen konnten.
Im
Zentrum des Beitrags von Marie Müllerová und Lysann
Poláčková Schönherr (beide Hradec Králové, Tschechische
Republik) steht die Frage nach der Motivation deutscher und
tschechischer Schüler für den Erwerb des Tschechischen bzw. des
Deutschen als zweiter Fremdsprache. Die Ergebnisse einer Befragung
deutscher und tschechischer Lerner werden kontrastiv miteinander
verglichen und zu anderen Parametern (Sprachkontakt, Erfahrungen,
Vorstellungen) in Beziehung gesetzt. Abschließend werden die
Ergebnisse der Untersuchung zu den sich aus den Forderungen der
europäischen Sprachenpolitik ergebenden Postulaten in Relation
gesetzt.
Beate
Lindemann
(Tromsø,
Norwegen)
und
Johannes
Brinkmann
(Oslo, Norwegen) berichten in ihrem Beitrag von den Ergebnissen einer
Untersuchung zu Geschäftsgesprächen zwischen deutschen
Muttersprachlern und norwegischen Sprechern des Deutschen als L3. Die
Verfasser kommen zu dem Ergebnis, dass die Schwierigkeiten solcher
Gespräche sowohl in sprachlichen als auch interkulturellen
Differenzen begründet sind. Sprachliche und kulturelle Probleme
ergeben sich für die Sprecher des Deutschen als L3 insbesondere
dann, wenn sie gegenüber Muttersprachlern moralische Bedenken
verbalisieren wollen.
Andrea
Bicsar (Innsbruck, Österreich) diskutiert in ihrem Beitrag die
Relevanz des Emotionswortschatzes und die Bedeutung der Förderung
der verbalen Emotionsdarstellung in der Zielsprache. In einer
empirischen Pilotstudie an ungarischen Lernern wurde der Gebrauch
emotionsbezeichnender Sprachelemente im Deutschen als Fremdsprache
untersucht. Dabei können die potentiellen Schwierigkeiten von
Lernern des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache, so die
Verfasserin, am besten über einen Vergleich der sprachlichen
Emotionsdarstellung durch Muttersprachler des Deutschen und Lerner
des Deutschen als Fremd- und Zielsprache ermittelt werden.
Abschließend werden die zwischen den Lernenden festgestellten
Unterschiede in der Fähigkeit zur verbalen Emotionsdarstellung mit
lernerbiographischen Daten korreliert.
Tricia
Pinkert-Branner (Kuna, USA) geht in ihrem Beitrag der Frage nach,
welchen Einfluss Körperbewegung und Musik auf die Erlernung
lexikalischer Einheiten, insbesondere lokaler Präpositionen, bei
Fremdsprachenlernern des Spanischen haben. Dazu stellt sie eine
Untersuchung vor, bei der eine Versuchslerngruppe einen von der
Lehrkraft angeleiteten Tanz mit Instrumentalmusik,
Präpositions-Wortschatz und Gesang durchführte. Eine Kontrollgruppe
erhielt einen vortragsbasierten Unterricht mit den gleichen Inhalten.
Beide Lerngruppen wurden unmittelbar nach der Unterrichtsstunde und
eine Woche später einem Test unterzogen. In der durchgeführten
Untersuchung konnten - im Gegensatz zu der häufig behaupteten
Korrelation von Musik, Bewegung und Lernerfolg - keine signifikanten
Effekte von Musik und Bewegung für den Fremdsprachenerwerb
nachgewiesen werden.
Mariska
Kistemaker und Peter Broeder (Tilburg, Niederlande)
präsentieren in ihrem Beitrag die Ergebnisse zweier Studien, die die
an Lernende gerichteten Anforderungen in der für den Unterricht
relevanten „Schulsprache“ zum Gegenstand haben. Die Verfasser
gehen in ihrem Beitrag davon aus, dass sich Schwierigkeiten mit der
sprachlichen Vielfalt in multikulturellen Lernergruppen dann ergeben,
wenn große Diskrepanzen zwischen der Schulsprache einerseits und der
von mehrsprachigen Lernern zu Hause gesprochenen Sprache andererseits
bestehen. Abschließend wird die praktische Relevanz des
vorgestellten Schulsprachenmodells diskutiert.
Nadine
Rentel (Zwickau) geht in ihrem Beitrag der Frage nach, wie
Lernende im Fremdsprachenunterricht zu einem kulturell angemessenen
sprachlichen Handeln befähigt werden können. Für die Untersuchung
von Kommunikationsprozessen und die Analyse ihrer Unterschiede im
deutschen und französischen Sprachraum werden die Internetseiten
deutscher und französischer Hotels miteinander verglichen.
Anschließend werden - basierend auf der durchgeführten empirischen
Studie - didaktische Konsequenzen präsentiert.
Für
Barbara Teuber (Dornburg / Saale) steht das interkulturelle
Lernen im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts im Mittelpunkt. Die
Autorin betont den Facettenreichtum der dabei auftretenden Fragen und
Probleme. Anhand konkreter Beispiele wird demonstriert, wie
Lehrstoffe entwickelt werden können, die für die beteiligten
Studenten relevant und interessant sind und bei denen es nicht allein
um den Aufbau lexikalischer und grammatischer Kenntnisse geht. Dabei
kann die Autorin auf diverse Erfahrungen mit multikulturell
zusammengesetzten Lernergruppen zurückgreifen.
Abdel-Hafiez
Massud (Frankfurt / Main) untersucht sprachliche
Realisierungsformen des Sprechaktes Widersprechen im Deutschen
und im Arabischen. Die Textbasis bilden Kommentare aus
Online-Zeitungen und Online-Nachrichtenmagazinen. Im Mittelpunkt der
Analyse stehen verbale Mittel und Maßnahmen, mit denen Sprecher in
den genannten Sprachen Gesichtsbedrohungen abzuschwächen oder zu
umgehen versuchen. Die Ergebnisse einer Korpusanalyse und einer
Fragebogenauswertung sollen Anhaltspunkte für die Förderung der
pragmatischen Kompetenz in der Zielsprache Deutsch liefern.
Ana
Stipančević (Novi Sad, Serbien) stellt die Bedeutung
audio-visueller Medien für das Fremdsprachenlernen in den
Mittelpunkt ihrer Darlegungen. Dabei wird insbesondere auf die
Bedeutung von Fernsehserien (soap operas) fokussiert, die es
Lernern ermöglichen sollen, Einblick in Alltagssituationen und deren
sprachliche Bewältigung zu erlangen. Gerade Fernsehserien stellen
nach Ansicht der Autorin Wirklichkeitsausschnitte dar, die
authentischen Kommunikationssituationen nahe kommen. Hierzu gehören
ritualisierte Kommunikationsformen im privaten und beruflichen Alltag
sowie geschlechtsspezifische Formen der Kommunikation.
Ji
Ran (Metz, Frankreich) fokussiert in ihrem Beitrag auf die
interkulturellen Besonderheiten des Erwerbs des Französischen durch
chinesische Lerner. Im Kontext ihrer Untersuchung hat die Verfasserin
die aktive Teilnahme chinesischer Lerner am Französischunterricht
ermittelt und vergleicht die im chinesischen Kontext erzielten
Ergebnisse mit denen aus dem französischen Kontext. Sie kommt zu dem
Schluss, dass eine interkulturelle Bewusstheit von Lehrenden und
Lernenden im Zentrum eines erfolgreichen Fremdsprachenunterrichts
stehen sollte.
Nach dieser
Übersicht über die in dem vorliegenden Band veröffentlichten
Beiträge geht unser besonderer Dank an das Team von Thomas
Tinnefeld, das während des Publikationsprozesses in seinem Auftrag
und Namen nicht nur den Kontakt zu den Autoren hielt, sondern den
Band auch akribisch Korrektur gelesen hat. Ganz herzlich sei hier
Barbara Beyersdörfer, Stephanie Haldy-Schmolze, Corinna Huth, Eva
Langenbahn und Claudia Servé gedankt. Unser Dank für den
technischen Support geht des Weiteren an Michael Malburg und an
Nathalie Rutsch. Zudem sei Thomas Tinnefelds wissenschaftlicher
Hilfskraft Carolin Gierend für die Umsetzung des Layouts der
vorliegenden Publikation gedankt. Unser Dank geht schließlich an
Veronica Smith, die den englischen Abstracts den letzten Schliff
gegeben hat.
Für
eventuelle, trotz aller in die vorliegende Publikation investierten
Arbeit noch verbliebene Fehler bitten wir hiermit um Verständnis.
Diese lassen sich bei einer Publikation, an der einschließlich aller
Beteiligten - von den Herausgebern über die Autoren bis hin zum
Organisationsteam - insgesamt in etwa 50 Personen beteiligt waren, in
realistischer Perspektive nicht immer vollkommen vermeiden.
Wir
hoffen, dass die vorliegende Publikation einer breiten Leserschaft
nicht nur eine anregende Lektüre sein wird, sondern auch zu weiteren
theoretischen und praktischen Reflexionen über den
Fremdsprachenunterricht führen und diesen weiter zu verbessern
helfen wird.
Im Dezember 2014
Die Herausgeber
Thomas Tinnefeld (Saarbrücken)
Christoph Bürgel (Osnabrück)
Ines-A. Busch-Lauer (Zwickau)
Frank Kostrzewa (Karlsruhe)
Michael Langner (Freiburg (CH) / Luxemburg
Heinz-Helmut Lüger (Koblenz-Landau)
Dirk Siepmann (Osnabrück)
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