Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld - unter Mitarbeit von Christoph Bürgel, Ines-Andrea Busch-Lauer, Frank Kostrzewa, Michael Langner, Heinz-Helmut Lüger, Dirk Siepmann. Saarbrücken: htw saar 2014. ISBN 978-3-942949-05-7.
Medien als Verbindungselement zwischenBerufswelt und Lernerwirklichkeit

Karl-Hubert Kiefer (Berlin) / Monika Asztemborska (Warschau, Polen)



Abstract (English)
Modern higher education, being in line with the employability concept, should provide knowledge and skills that enable graduates to start their careers in an intercultural and foreign language environment. Using the project Views from inside. Linguistic and communicational requirements for professional fields with border-crossing contact(s) as an example, the present article illustrates how to provide a better understanding of working environments and work tasks in foreign language classrooms. Special attention will be given to the implementation of video spots produced in cooperation with institutions and companies.
Keywords: Occupational training, specific language training, workplace-related communication skills, transfer, video spots


Abstract (Deutsch)
Die moderne Hochschulausbildung sollte im Einklang mit dem employability-Konzept auch solche Wissensinhalte und Kompetenzen vermitteln, die ihren Absolventen den Berufseinstieg in einem interkulturellen und fremdsprachlichen Berufsumfeld erleichtern. In dem vorliegenden Aufsatz wird am Beispiel des Projektes „Innenansichten. Sprachlich-kommunikative Anforderungen in Berufsfeldern mit grenzüberschreitendem Kontakt“ illustriert, wie sich über die Produktion kurzer Video-Spots in Kooperation mit Institutionen und Unternehmen berufsweltliche Realbedingungen - typische Arbeitsplätze und -aufgaben - im Fremdsprachenunterricht vermitteln lassen.
Stichwörter: Berufsspezifisches Sprachtraining, kommunikative Fähigkeiten am Arbeitsplatz, Lerntransfer über Video-Spots


1 Das Employability-Konzept

Der im Zuge der Bologna-Folgekonferenzen zum Credo des tertiären Bildungsbereichs gewordene Begriff employability (Dilger et. al. 2008) zielt im Kern darauf ab, die Hochschulausbildung auch darauf auszurichten, dass Absolventen ein Berufs- und Arbeitsverständnis entwickeln, das ihnen dabei hilft, sich möglichst schnell in der Gemengelage von Strukturen, Abläufen und Aufgaben einer Erwerbstätigkeit zurechtzufinden und sich hier mit ihren Ideen, Kenntnissen und Fähigkeiten effizient einzubringen. Häufig ist Studierenden gar nicht bewusst, welche Kompetenzen, die an einer Hochschule - als einem Ort des Wissenserwerbs, der Diskussion von Wissensbeständen und der Erforschung neuer Wissensinhalte - vermittelt werden, konkret Anwendung in beruflichen Zusammenhängen finden. So sind etwa in vielen akademischen Dienstleistungsberufen Kompetenzen gefragt, die Nünning (2008: 13ff) jenen Schlüsselkompetenzen zuordnet, die im Verlauf eines Hochschulstudiumserworben werden können:
  • Grundlegende Kompetenzen: Problemlösungskompetenzen, analytische Kompetenzen, Recherche- und Informationskompetenzen, interdisziplinäre Kompetenzen;
  • Kommunikations- und Vermittlungskompetenzen: kommunikative Kompetenzen, metakommunikative Kompetenzen, didaktische Kompetenzen, sprachliche und rhetorische Kompetenzen, Medienkompetenzen, Präsentationskompetenzen;
  • Interkulturelle Kompetenzen: fremdsprachliche Kompetenzen, fremdsprachliche Textsortenkompetenz, fremdkulturelle Kenntnisse, interkulturelle Kommunikationskompetenzen;
  • Soft Skills: organisatorische Kompetenzen / Projektmanagement, Zeitmanagement, Zielorientierung.
In Ausübung beruflicher Tätigkeiten werden diese Kompetenzen aktiviert, variiert, vertieft und durch weitere Fähigkeiten und Fertigkeiten ergänzt, für die es im universitären Umfeld noch keinen einschlägigen Bedarf gibt, z.B. Dienstleistungskompetenz, Prozesskompetenz oder auch Feldkompetenz. Spezifischer Bedarf an diesen Kompetenzen entsteht erst im aktuellen situativen Zusammenwirken von Akteuren und Handlungen in einem gegebenen Berufsfeld, in einer Organisation (Institution oder Unternehmen) und an einem Arbeitsplatz. Man kann auf dem Standpunkt stehen, dass die Einfluss-Sphären und Interdependenzen, die ein System generiert, in dem organisierte Arbeit stattfindet, erst mit dem Einstieg in dieses System zu durchschauen sind und somit der berufsbezogene Lernprozess im engeren Sinne erst hier seine Wirkung entfaltet. Es lässt sich aber auch mit gutem Grund die Auffassung vertreten, dass - und darauf will der employability-Ansatz hinaus - der Berufspraxis vorgeschaltete Bildungsinstitutionen wie Universitäten durchaus Orte darstellen, die auch den Erwerb systemischer Handlungskompetenzen anbahnen können, die in beruflichen Situationen abgerufen werden und denen Hochschulabsolventen künftig ausgesetzt sind.

2 Berufsweltliche Realbedingungen in der Fremdsprachenvermitt-
lung an Hochschulen

Wenn wir hier von berufsweltliche Realbedingungen sprechen, dann bezeichnen wir damit die Konfrontation der Fremdsprachenlerner mit als original befundenen sprachlich-kommunikativen Anforderungen, denen sie sich mit absehbarer Wahrscheinlichkeit an einem (ähnlichen) Arbeitsplatz in der Realität in Erfüllung ihrer Aufgabe gegenübersehen. Die Kernzielgruppe von fach- und berufsbezogenem Fremdsprachenunterricht an Hochschulen - Lerner in der Fachausbildung, die häufig noch über keine speziellen berufsbezogenen Vorkenntnisse verfügen - erwartet, dass die Lerninhalte im Fremdsprachenunterricht sowohl für den Allgemeingebrauch als auch beruflich relevant sind und der Unterricht methodisch vielfältig und abwechslungsreich ist. Folgende Zitate aus einer Befragung unter Studierenden einer polnischen Wirtschaftshochschule, die im Rahmen eines Unterrichtsversuchs in Kontakt mit einer Wirtschaftskanzlei standen und Fallsimulationen aus dem Berufsfeld der internationalen Steuerberatung bearbeiteten, mögen dies veranschaulichen:
  • Der Fall war realistisch, interessant beschrieben, nicht zu schwer und nicht zu einfach zu lösen.
  • Ich mag es, Aufgaben zu lösen, die für mich eine Herausforderung darstellen, d.h. wenn ich mit einem Problem konfrontiert bin und dazu die optimale Lösung finden muss. Ich suche so lange, bis ich sie finde. Das macht mir Spaß und bei Gelegenheit erweitere ich mein Wissen.
  • Vom hier angeeigneten Wissen kann ich in Zukunft profitieren.
  • Das Thema ´X´ ist permanent aktuell im Wirtschaftsleben und man kann sich leicht eine Situation vorstellen, in der sich ein deutscher Mandant eben an … für eine Expertise in X wendet.
  • Der Kontakt mit der lebendigen Sprache erwies sich als nicht so schlimm. (Kiefer 2013: 383ff)
Realitätsgehalt, Herausforderung, Nutzwert, Aktualität, Nachvollziehbarkeit und Originalität der Sprache sind aus der Lernerperspektive die besonderen Attribute von Lernumgebungen, in denen Bezüge zu realen beruflichen Kommunikationsräumen hergestellt werden. Diese Sichtweise deckt sich mit dem Plädoyer der Erst- und Fremdsprachendidaktik für einen
empirisch gestützten, realitätsnahen, anwendungs- / handlungs-, anforderungs- / problem- und teilnehmerorientierten Unterricht mit (semi-)authentischen (Video-, Audio-, Text-) Materialien und Aufgabenarrangements (z. B. Szenarien), der auf die konkreten beruflichen Handlungsanforderungen vorbereitet und dadurch an Relevanz für die Lernenden gewinnt. (Efing 2014: 28)

3 Der Einsatz von Medien zur Vermittlung berufsweltlicher Real-bedingungen im Fremdsprachenunterricht

Medien ermöglichen im Idealfall eine Verbindung zu realen (beruflichen) Kommunikationsräumen, die dem Lerner normalerweise nicht oder nur in begrenztem Umfang zugänglich sind. Mit ihrer Hilfe können ausgewählte Bild- und Tonsignale aus diesen Kommunikationsräumen zu Lerninhalten verdichtet und als Bildungsanliegen zurück an den Lernraum übermittelt werden. Um berufsweltliche Realbedingungen für die Lernumgebung universitären, fachbegleitenden Sprachunterrichts medial sinnvoll aufbereiten zu können, ist vor allem dreierlei erforderlich:
  1. Vor dem Hintergrund der spezifischen (internen / externen) Lernvoraussetzungen muss ein übergeordnetes Bildungsanliegen festgelegt werden, etwa in dem Sinne, dass Einblicke in Berufsfelder mit grenzüberschreitenden Kontakten vermittelt, Anforderungen im Hinblick auf die Verwendung der Zielsprache und kommunikative Gepflogenheiten im Zielsprachenland definiert und spezifische fach- bzw. berufssprachliche Kompetenzen trainiert werden;
  2. Im Rahmen von Kommunikationsanforderungsanalysen am Ort beruflicher Tätigkeit und unter Berücksichtigung des Bildungsanliegens müssen für das Berufsfeld bzw. einen gegebenen Arbeitsplatz typische sprachlich-kommunikative Handlungen erfasst und dokumentiert sowie hieraus zu ihrer erfolgreichen Ausführung erforderliche Kompetenzen abgeleitet werden;
  3. Geeignete Medien müssen ausgewählt und authentische (auditive / visuelle / audio-visuelle) Elemente aus den beruflichen Kommunikationsräumen so arrangiert werden, dass gemäß dem Bildungsanliegen in der anvisierten Zielgruppe Lernprozesse über die Beschaffenheit und Anforderungen beruflicher Handlungsfelder sowie über bereits gewonnene und noch zu erwerbende sprachlich-kommunikative Kompetenzen in Gang kommen können;
Über die Bedeutung eines in sich stimmigen Medienarrangements in Lernprozessen ist man sich innerhalb der Mediendidaktik weitgehend einig. Auch noch so ausgereifte technische Anwendungen, wie beispielsweise digitale Medien sie bieten, stellen jedoch nicht per se eine Garantie für eine hohe Lerneffizienz dar:
Der Einsatz digitaler Medien ist dann sinnvoll, wenn er sinnvoll ist […] Man sollte also nicht aus dem Vorhandensein der Medien didaktische Konzepte für deren Anwendung entwerfen, sondern fragen, welchen Beitrag die Medien zur Lösung von Fragen leisten, die sich der Fremdsprachendidaktik generell stellen. Die Diskurshoheit liegt also bei der Didaktik, nicht bei den Bastlern von Anwendungen. (Rösler 2010: 1205)
Oder in den Worten von Bremerich-Vos et. al:
Medien sind keine Zauberstäbe, mit deren Hilfe sich pädagogische Alltagsprobleme des Lehrens und Lernens von allein lösen. Ihr Einsatz bedarf immer sehr sorgfältiger didaktischer und methodischer Überlegungen und Entscheidungen. (Bremerich-Vos et. al 2011: 206)
Damit sichergestellt wird, dass Medien Lernprozesse wirkungsvoll stützen und begleiten, sollten nach Ansicht von Kerres (2012: 66f), einem Vertreter der gestaltungsorientierten Mediendidaktik, folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
  1. Ein Vorhaben, also ein mediengestütztes Unterrichtselement, muss immer ein konkretes Bildungsproblem bzw. -anliegen ansprechen.
  2. Die Lösung eines Bildungsanliegens mit Hilfe von Medien macht es erforderlich, den Prozess ihrer Konzeption und Entwicklung als Gestaltungsaufgabe zu betrachten.
  3. Die Zielgruppe, Bildungsbedarf und -bedürfnisse, Lehrinhalte und -ziele, Lernsituation und -organisation stellen die Parameter des didaktischen Feldes dar, die es bei der Medienplanung zu spezifizieren gilt.
  4. Die vorgesehene Medienkonzeption muss einem Vergleich möglicher Wirkungsvorteile gegenüber alternativen methodisch-didaktischen Lösungen standhalten.
Wie sich auf der Grundlage dieser didaktischen Prämissen ein mediales Unterrichts-
element zur Vermittlung berufsweltlicher Realbedingungen im fachbegleitenden Sprachunterricht an Hochschulen gestalten lässt, soll im Folgenden am Beispiel eines Medienprojekts im Verbund zwischen einem Unternehmen und einer universitären Einrichtung illustriert werden.

4 Anforderungen in Berufsfeldern mit grenzüberschreitendem
Kontakt

Im Rahmen des Projekts Innenansichten: Sprachlich-kommunikative Anforderungen in Berufsfeldern mit grenzüberschreitendem Kontakt, das im Jahre 2013/2014 am Fachbereich DaF der TU Berlin initiiert wurde, werden in Kooperation mit ausgewählten Partnern (Unternehmen und Institutionen) kurze, 10-15-minütige Videospots gedreht, die Deutschlernern in der Fachausbildung an ausländischen Hochschulen ohne spezielle berufsbezogene Vorkenntnisse Einblicke in Berufsfelder mit Kontakt zu Deutschland und zur deutschen Sprache vermitteln sollen. Die Spots, in deren Mittelpunkt jeweils ein Mitarbeiter eines Unternehmen oder einer Institutionen aus unterschiedlichen Branchen und Bereichen an seinem Arbeitsplatz zu sehen ist und über seine Tätigkeit berichtet, sollen zukünftig auf einer Internet-Plattform (www.daf-fallstudien-portal.de) abgelegt werden, auf welche DaF-Lerner und -Lehrer freien Zugriff haben. Die Spots sollen, so das Bildungsanliegen, in handlungsorientierten Lernumgebungen dabei helfen,
  • berufliche Tätigkeitsbereiche, Unternehmen bzw. Institutionen und Arbeitsplätze „aus erster Hand“ (aus der Sicht von Fremdsprachenlernern) kennenzulernen,
  • das eigene Sprachvermögen an realitätsnahen Aufgabenstellungen zu testen, Interesse an bestimmten Berufsfeldern zu entwickeln und
  • sich ggf. neue Lernziele mit Blick auf den Erwerb der Fremdsprache zu stecken.
Die Erstellung der filmischen Berufsportraits erfolgt in sieben Schritten:
  1. Sondierung von Sprachbedarf in grenzüberschreitenden beruflichen Kontaktbereichen
  2. Partnersuche im gewählten Berufsfeld und Kontaktaufnahme
  3. Berufsfeldanalyse als Kommunikationsanforderungsanalyse / Fragebogen-Erhebung per E-Mail, Telefon-Interviews
  4. Gemeinsame Konzeption einer typischen Aufgabe bzw. eines typischen Geschäftsfalls; hierbei insbesondere Anpassung des fachlichen, sprachlichen Schwierigkeitsgrads an die Zielgruppe und Festlegung eines angemessenen zeitlichen Rahmens zur Bearbeitung der Aufgabe
  5. Erstellung eines Drehbuchs zu den Spots
  6. Aktion und Produktion des Spots vor Ort
  7. Bearbeitung und Einstellen des Spots auf der Internet-Plattform
Zur Illustration der Vorgehensweise bei der Konzeption der Spots gehen wir im Weiteren näher auf den Beitrag zur Wirtschaftsprüfung, einem akademischen Berufsfeld mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung, ein.

5 Die Arbeit am Spot aus dem Berufsfeld der Wirtschaftsprüfung

Ein stabiler Bedarf an Fachkräften im Ausland, die über gute deutsche Sprachkenntnisse und gleichzeitig auch Kenntnisse in Rechnungslegung verfügen, ergibt sich aus der Tatsache, dass viele Unternehmen aus deutschsprachigen Ländern im Ausland investieren und im Rahmen ihrer Investitionsaktivitäten Dienstleistungen der Rechts- und Steuerberatung, des Consulting und der Wirtschaftsprüfung in Anspruch nehmen. Eine Reihe von Beratungsunternehmen gründet zu diesem Zweck eigens sogenannte German Desks, oder - wie im Fall von PwC, dem Partner des hier vorgestellten Projektbeispiels - eine German Business Group. Die German Business Group von PwC umfasst ein Team deutschsprachiger Experten, das Mandanten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zur Verfügung steht. Dort sind deutsche und polnische Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwälte tätig, die sich nicht nur in handelsrechtlichen, steuerlichen und sonstigen juristischen Fragen auskennen, sondern auch mit den Gepflogenheiten der Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum vertraut sind. In Polen verfügt PwC über 100 deutschsprachige Mitarbeiter in allen Abteilungen und sieben eigene Büros. Das Kernteam zählt etwa 20 Experten. Kooperiert wird dabei mit Kollegen von PwC in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie mit weiteren German Business Groups auf der ganzen Welt. Zum Kundenstamm gehören internationale Konzerne, mittelständische Unternehmen unterschiedlichster Branchen sowie Institutionen und Stiftungen.

Die Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen - insbesondere von Deutschkenntnissen - hängt damit zusammen, dass es für die deutschen Mandanten, vor allem für den Mittelstand, sehr wichtig ist, in der eigenen Sprache - also auf Deutsch - zu kommunizieren. Bei den großen Konzernen stellt Englisch die dominante Verkehrssprache dar, dennoch ist es oftmals einfacher für die Mandanten, geschäftliche Aktivitäten auf Deutsch durchzuführen. Für die Betreuung ihrer Mandanten aus den deutschsprachigen Ländern suchen die Beratungsunternehmen daher permanent deutschsprachige Fachkräfte. Folgender Ausschnitt aus einer Stellenanzeige von PwC zeigt exemplarisch, welches Aufgabengebiet und welche persönlichen Voraussetzungen den Bewerber auf eine Assistentenstelle in der Wirtschaftsprüfungsabteilung erwarten:

Do Twoich obowiązków będzie należeć:
Terminowa realizacja poszczególnych zleceń (przegląd i weryfikacja raportów, analiza rynku w poszczególnych sektorach, analiza danych liczbowych itp.)
Komunikacja z klientem wewnętrznym i zewnętrznym


Oczekiwania od kandydatów:

Dobra znajomość języka niemieckiego
Umiejętność pracy w zespole
Umiejętność analitycznego myślenia
Praktyczna znajomość MS Word i Excel
Komunikatywna znajomość języka angielskiego mile widziana
Wiedza z zakresu finansów będzie dodatkowym atutem
Zu Deinen Pflichten gehört:
Termingemäße Realisierung einzelner Aufträge (Durchsicht und Verifizierung von Berichten, Marktanalysen in bestimmten Sektoren, Datenanalyse u.Ä., Kommunikation mit internen und externen Auftraggebern)




Erwartungen an die Kandidaten:
Gute deutsche Sprachkenntnisse
Teamfähigkeit
Fähigkeit zu analytischem Denken
Anwendungskenntnisse MS Word und Excel
Gern gesehen: Kommunikative Sprachkenntnisse in Englisch
Kenntnisse aus dem Finanzbereich sind ein Plus
    Tab. 1: Voraussetzungen für eine Assistentenstelle in der Wirtschaftsprüfungsabteilung

Eine Anfrage an PwC und erste Gespräche über Möglichkeiten einer Zusammenarbeit führten zur Einladung von Vertretern der German Business Group in den studienbegleitenden Sprachunterricht einer Gruppe von Masterstudenten an der Warsaw School of Economics. Auf der Basis eines Kurzvortrags zum Thema Integrated Reporting - Berichterstattung der Zukunft lösten die Studierenden in Kleingruppen eine Case study zum Thema. Ihre Aufgabe bestand darin, auf die E-Mail eines Mandanten zu mehreren vertiefenden Fragen zum referierten Thema zu antworten. Neben der fachlichen war also auch eine kommunikative Aufgabe zu erfüllen, zu deren Bearbeitung in Teams die Lerner im Anschluss gemeinsam von den Vortragenden und der Lehrkraft ein Feedback bekamen.
Abb. 1: Titel-Folie des Vortrags der PwC-Vertreter an der Warsaw School of Economics


Im weiteren Verlauf der Kooperation zwischen PwC und der Warsaw School of Economics wurde vereinbart, Untersuchungen über die sprachlich-kommunikativen Anforderungen zur Ausübung der Wirtschaftsprüfer-Tätigkeit bei PwC durchzuführen. Ziel der Kooperation war es, für die Zielgruppe relevante Informationen über das Berufsfeld der Wirtschaftsprüfung zu sammeln, um sie für den Spot im Rahmen des Projekts Innenansichten: Sprachlich-kommunikative Anforderungen in Berufsfeldern mit grenzüberschreitendem Kontakt aufzubereiten. Im Verlauf dieser Untersuchungen wurden mit Hilfe von Interviews und Fragebögen Befragungen durchgeführt, um sich ein genaues Bild von den Arbeitsinhalten und - vor allem - von den sprachlichen Anforderungen zu machen. Hier zwei Auszüge aus einem beantworteten Fragebogen, der den Mitarbeitern der Abteilung per E-Mail zugesandt wurde (Abb. 2).

Abb. 2: Auszüge aus den Fragebögen an die Wirtschaftsprüfer

Die Auswertung der Gespräche und Fragebögen bildete die Grundlage für die Gestaltung des Inhalts des Spots. Dieser sollte mit Blick auf die Zielgruppe und die vorgegebenen Lernziele Informationen über das Unternehmen bzw. die German Business Group sowie eine konkrete Arbeitsaufgabe bereitstellen, aus denen die fachlichen, methodischen und sprachlich-kommunikativen Anforderungen im Berufsfeld deutlich werden. Der szenische Aufbau des Spots ist überblicksartig der folgende:
  1. Begrüßung, persönliche Vorstellung der Mitarbeiterin
  2. Kurzportrait German Business Group (zentrale Aufgaben, grobe Mandantenstruktur)
  3. Bedeutung von Deutsch- bzw. Fremdsprachenkenntnissen
  4. Informationen zum Rekrutierungsverfahren (Prüfen der Deutschkenntnisse)
  5. Die wichtigsten sprachlich-kommunikativen Anforderungen der Tätigkeit
  6. Einführung Beispielaufgabe; Zeitvorgabe: 30 Minuten
  7. Auflösung der Aufgabe (Projektion einer Beispielantwort, kurze Erklärung)
  8. Hinweise auf (sprachliche) Hilfsmittel
  9. Motivationsformel, Verabschiedung
Abb. 3-5: Ausschnitte aus dem Spot über die Tätigkeit eines Wirtschaftsprüfers

Im Mittelteil ist laut Drehbuch die Einspielung einer Arbeitsaufgabe vorgesehen. Ihr liegen folgende Lernziele zugrunde:
  • Kognitives Lernziel: Die Lerner sollen an einem Praxisbeispiel explizites Wissen über die Rolle und die Form der Ausübung der Tätigkeit von Wirtschaftsprüfern im grenzüberschreitenden Wirtschaftsverkehr erwerben.
  • Pragmatisches Lernziel: Die Lerner sollen aus der Rolle eines Wirtschaftsprüfers heraus in einer für das Berufsfeld typischen (Beratungs)Situation sprachlich interagieren.
  • Emotionales Lernziel: Die Lerner sollen zu Aktivität und verantwortungsvollem Handeln im Team angespornt werden, eine Herausforderung spüren und Spaß an der fachlichen Bearbeitung des Falls haben sowie ein Angebot bekommen, am Beispiel eines konkreten beruflichen Bedarfs für sich selbst Perspektiven mit Blick auf den weiteren Prozess des eigenen Fremdsprachenlernens abzuleiten. 
Für die anvisierte Lernergruppe - Bachelor-Studierende der BWL mindestens auf dem Niveau B1 im Übergang zum Niveau B2 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GeR) ohne besondere Kenntnisse aus dem Bereich des Finanz- und Rechnungswesens – durfte der Fall einen höchstens mittleren Schwierigkeitsgrad aufweisen: Einen mittleren Schwierigkeitsgrad hat unserer Definition nach ein Fall
  • mit überschaubarer fachlicher Problemtiefe,
  • bei dem der Bearbeiter selbstständig, planerisch-kreativ und analytisch Informationen einholen und verarbeiten (analysieren, kommunizieren) muss, die jedoch nicht zu kompliziert und umfangreich sind.
Zur Bearbeitung der Aufgabe: Die Aufgabe lässt sich mit zwei Hilfsmitteln lösen: dem polnischen Rechnungslegungsgesetz vom 29.09.1994, das auch online verfügbar ist, sowie einem zweisprachigen Fachwörterbuch aus dem Bereich Finanzen / Rechnungswesen. Der Aufgabenimpuls besteht aus dem Schreiben eines Mandanten mit der Bitte um Auskunftserteilung, in welchen Fällen ein Unternehmen in Polen dazu verpflichtet ist, seinen Jahresabschluss prüfen zu lassen:
Aufgabe: Schreiben eines Mandanten mit Fragen zur Prüfungspflicht
Sehr geehrte Frau X,
wie telefonisch besprochen, haben wir auch eine Vertriebsgesellschaft in Polen. Hier ein paar Zahlen aus dem Vorjahr: Umsatz: 3 450.000 Euro,  Jahresüberschuss 240.000 Euro. Es wäre für uns wichtig zu wissen, ob sich anhand dieser Größenkriterien ggf. eine lokale Prüfungspflicht ergibt.
Können Sie mir da weiterhelfen?
Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen
Dipl. Ing. Peter Anhauer
Y GmbH
Über die gesetzliche Grundlage, die für die Anfrage greift, gibt Kapitel 7, Artikel 64, Abschnitt 1., Unterabschnitt 4) genauere Auskunft:

Badaniu i oglaszaniu, z zastrzezeniem art. 64b, podlegaja roczne sprawozdaniafinansowe
4) pozostalych jednostek, które w poprzedzajacym roku obrotowym, za który sporzadzono sprawozdania finansowe, spelnily co najmniej dwa z nastepujacychwarunków:a) srednioroczne zatrudnienie w przeliczeniu na pelne etaty wynioslo conajmniej 50 osób,b) suma aktywów bilansu na koniec roku obrotowego stanowila równowartosc w walucie polskiej co najmniej 2 500 000 EURO,c) przychody netto ze sprzedazy towarów i produktów oraz operacji finansowych za rok obrotowy stanowily równowartosc w walucie polskiej conajmniej 5 000 000 EURO.
Übersetzung:
Der Pflicht zur Prüfung und zur Veröffentlichung des Jahresabschlusses unterliegen…
4) sonstige Wirtschaftssubjekte, die im letzten Geschäftsjahr, für das ein Jahresabschluss erstellt wurde, zumindest zwei der folgenden Bedingungen erfüllt haben: a) die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten umgerechnet in volle Stellen, betrug zumindest 50 Personen, b) die Bilanzsumme betrug am Ende des Geschäftsjahres im Gegenwert zur polnischen Währung zumindest 2 500 000 EUR, c) die Umsatzerlöse aus dem Verkauf von Waren und Produkten sowie Finanzoperationen für das Geschäftsjahr betrugen im Gegenwert zur polnischen Währung mindestens 5 000 000 EUR.
Die Rezeption der Aufgabenstellung und des Gesetzestextes, den die Lerner selbst über das Internet recherchieren können, fordert ihnen folgende Kompetenzen ab:
  • Informationserschließungs- und -verarbeitungskompetenz (Verstehen des Anliegens bzw. der Aufgabenstellung, Einordnung des Problems in das Fachgebiet; Recherche des Gesetzestextes / des betreffenden Passus)
  • Fachkompetenz (Warum unterliegen Unternehmen einer Prüfungspflicht?)
  • Fachsprachliche Kompetenz (insbesondere im Bereich der Lexik, z.B. Geschäftsjahr, Jahresabschluss erstellen, Bilanzsumme, Umsatzerlöse aus)
  • Recherchekompetenz (Suche nach dem entsprechenden Passus in der Gesetzesgrundlage)
  • Methodenkompetenz (Subsumtion: Anwendung der Rechtsnorm auf den in der E-Mail geschilderten Sachverhalt).
Die Produktion eines Antwortschreibens auf die E-Mail des Mandanten stellt weitere Anforderungen an den Lerner, wie aus der Musterlösung zum Fall deutlich wird, die im späteren Verlauf des Spots eingeblendet wird:
Aufgabe: Muster-Antwortschreiben der Wirtschaftsprüferin
Sehr geehrter Herr Anhauer,
vielen Dank für Ihre Nachricht. 
Die Prüfungspflicht ist in Art. 64 Pkt. 1 des polnischen Rechnungslegungsgesetzes geregelt. Sie bezieht sich auf die Prüfungs- und Veröffentlichungspflicht von GmbHs und Zweigniederlassungen und besagt, dass bei Vorliegen von zwei der drei im Folgenden genannten Kriterien im vorangegangenen Jahresabschluss eine Prüfungspflicht besteht. 
  1. Die durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten: mindestens 50 Vollzeitmitarbeiter.
  2. Die Bilanzsumme beträgt mindestens 2 500 000 Euro. 
  3. Die Umsatzerlöse betragen mindestens 5 000 000 Euro.
Wir bräuchten von Ihnen noch die Mitarbeiterzahl der Gesellschaft sowie die Bilanzsumme, um Ihre Frage beantworten zu können. 
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Die Produktion eines solchen Schreibens erfordert vom Lerner insbesondere:
  • Fachkompetenz (Prüfungspflicht)
  • Textkompetenz (Aufbau eines Briefes / einer E-Mail)
  • Sprachkompetenz (u.a. die Beherrschung des Passivs, der Nominalisierung von Verben nach Präposition, der Objektsätze, von erweiterten Linksattributen, von Anrede- und Grußformeln, von Dienstleistungsformeln, von sprachlichen Wendungen der Bezugnahme, von sprachlichen Wendungen der Aufforderung und des Bittens, der Fachlexik)
  • Sprachmittlungskompetenz (Übersetzen, Paraphrasieren)
  • Dienstleistungskompetenz (freundliches, zuvorkommendes, sachorientiertes Auftreten gegenüber dem Mandanten)


6 Abschließende Bemerkungen

Das Bildungsanliegen, in Übergangsphasen erste Kontakte zur Berufswelt zu knüpfen, ist aus dem Sekundarbereich allgemeinbildender, allgemein- und berufsbildender sowie beruflicher Bildungsgänge bekannt unter Stichworten wie Berufsreportagen, Recruiting-Events, Berufsinformationstage, Betriebsbesichtigungen, Praktika, hinein-schnuppern, sich umsehen, Informationen sammeln, austesten, und es ist spätestens mit dem employability-Prinzip von Bologna auch ein erklärtes Ziel der Hoch-schulausbildung. Angebote hingegen, die bewusst und zielgruppenorientiert einer hochschulspezifischen, berufsorientierten Fremdsprachenausbildung zuarbeiten, existieren bis dato nur vereinzelt. Was immer noch fehlt, ist eine umfassende Bestandsaufnahme von Berufsfeldern mit grenzüberschreitendem Kontakt, in die Hochschulabsolventen hineinstreben, und die Erhebung konkreter sprachlich-kommunikativer Anforderungen, die sie erwarten, wenn sie in diesem Berufsfeld entweder in einen ausländischen Arbeitsmarkt eintreten oder an ihrem Arbeitsplatz im Heimatland in einer Fremdsprache kommunizieren (müssen).

Mit dem Projekt Innenansichten: Sprachlich-kommunikative Anforderungen in Berufsfeldern mit grenzüberschreitendem Kontakt wird versucht, diese Lücke mit Hilfe eines Medienangebots ein wenig zu schließen. Das Projekt geht auf das Anliegen zurück, reale berufliche Kommunikationsräume und universitäre Lernumgebungen enger miteinander zu verzahnen und den Lernern im Rahmen eines studienbegleitenden, fach- und berufsbezogenen Fremdsprachenunterrichts Einblicke in potenzielle Berufsfelder mit grenzüberschreitenden Kontakten zu geben. Die Erstellung von Berufsfeld-Spots in realen Kommunikationsräumen auf der Grundlage mediendidaktischer Ansätze und Gestaltungsprinzipien, wie sie in diesem Beitrag am Beispiel des Berufsfeldes der Wirtschaftsprüfung skizziert wurde, soll zum einen dabei helfen, Perspektiven des Fremdsprachenerwerbs mit Blick auf eine konkrete spätere Verwendung in internationalen und damit häufig auch abwechslungsreichen, karrierefördernden Arbeitsumgebungen aufzuzeigen. Zum anderen bieten die Spots dem Lerner die Gelegenheit, die bisher erworbenen fachlichen und sprachlichen Fähigkeiten an authentischen, relevanten Arbeitsaufgaben auszuprobieren und Reflexionen über weiterführende individuelle Lernanstrengungen zu fördern. Auf die Beiträge können Fremdsprachenlehrer und -lerner über die Webadresse www.fallstudien-portal.de zurückgreifen und dort auch eigene Spot-Produktionen zur Veröffentlichung einreichen.

Bibliographie
Bremerich-Vos, Albert, Dietlinde Granzer, Ulrike Behrens & Olaf Köller (Hrsg.) (2011). Bildungsstandards für die Grundschule: Deutsch konkret. Berlin: Cornelsen.
Dilger, Bernadette, Karl-Heinz Gerholz, Peter F.E Sloane (2008). Aktuelles Stichwort: Employability * eine Begriffsannäherung vor dem Hintergrund der Bachelor-Studiengänge. In: Kölner Zeitschrift für Wirtschaft und Pädagogik, Jg. 23, H. 45 (2008), 83-112.
Efing, Christian (2014). Theoretische und methodische Anmerkungen zur Erhebung und Analyse kommunikativer Anforderungen im Beruf. In: Kiefer, Karl-Hubert u.a. (Hrsg.) (2014). Berufsfeld-Kommunikation: Deutsch. Frankfurt a. M., Bern, Brüssel, New York u.a.: Lang, 11-33.
Kerres, Michael (2012). Mediendidaktik: Konzeption und Entwicklung mediengestützter Lernangebote. München: Oldenbourg.
Kiefer, Karl-Hubert (2013). Kommunikative Kompetenzen im Berufsfeld der internationalen Steuerberatung. Frankfurt a. M., Bern, Brüssel, New York u.a.: Lang, 383-388.
Kiefer, Karl-Hubert, Christian Efing, Mathias Jung, Matthias & Annegret Middeke (Hrsg.) (2014). Berufsfeld-Kommunikation: Deutsch. Frankfurt a. M., Bern, Brüssel, New York u.a.: Lang.
Krumm, Hans-Jürgen, Christian Fandrych, Britta Hufeisen & Claudia Riemer (Hrsg.) (2010). Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Ein internationales Handbuch. Berlin, New York: Mouton de Gruyter.
Nünning, Vera (2008). Schlüsselkompetenzen: Qualifikationen für Studium und Beruf. Stuttgart, Weimar: Metzler, 13-15.
Rösler, Dietmar (2010). Die Funktion von Medien im Deutsch-als-Fremd- und Deutsch-als Zweitsprache-Unterricht. In: Krumm, Hans-Jürgen u.a. (Hrsg.) (2010). Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Ein internationales Handbuch. Berlin/New York: Mouton de Gruyter, 1199-1214.