Monika Dorothea Kautenburger (Ulm)
Abstract
(English):
Students enjoy using
the Internet as a source of information. This led us to think about
using the Internet in our language courses. The article describes six
examples of French and Italian language courses with embedded
Internet activities. It offers methodological orientation as well as
practical examples of how to integrate net-based learning scenarios
into university courses.
Key words:
Internet, net-based learning scenarios, French, Italian,
student-oriented learning, blended learning
Abstract
(Deutsch):
Das Internet ist
eine von den Studierenden häufig und gern genutzte
Informationsquelle. Es liegt daher nahe, über einen sinnvollen
Internet-Einsatz im universitären Fremdsprachenunterricht
nachzudenken. Der Aufsatz beschreibt vor dem Hintergrund methodischer
Überlegungen sechs erprobte Unterrichtsbeispiele des an der
Universität Ulm abgehaltenen Französisch- und
Italienischunterrichts.
Stichwörter:
Internet, netzbasierte Lernszenarien, Französisch, Italienisch,
studentenorientiertes Lernen, blended learning
1 Einführung
Es
ist eines der vorrangigen Ziele des universitären
Fremdsprachenunterrichts, Studierende sprachlich für einen Studien-
oder Forschungsaufenthalt im Ausland vorzubereiten. Da die
Studierenden in der Regel neben dem Hauptstudium wenig Zeit für
Sprachkurse zur Verfügung haben, muss ein solcher Unterricht
besonders motivierend, effektiv und realitätsnah sein.
Für
die heutige Studierendengeneration stellt das Internet im
akademischen wie privaten Bereich die wichtigste Informationsquelle
dar. Es liegt daher nahe, den Umgang mit authentischen französischen
und italienischen Internetseiten in den Sprachunterricht zu
integrieren.
Jedoch
werden in der französischen Fremdsprachendidaktik Internet-Einsatz
und Fachsprachenunterricht (Français sur objectifs spécifiques
(FOS) und Français sur objectifs universitaires (FOU))
eher getrennt betrachtet. Mangiante & Parpette arbeiten in ihren
FOS- bzw. FOU-Kursen mit Vorlesungsmitschnitten auf DVD (Mangiante &
Parpette 2004 und 2011). Louveau & Mangenot hingegen geben
Beispiele für den Internet-Einsatz im Französischunterricht,
allerdings bleiben ihre Beispiele allgemeinsprachlich (Louveau &
Mangenot 2006). In der italienischen Fachdidaktik liegen
ver-gleichbare Studien noch nicht vor. Den ersten europäischen
Versuch, den Gebrauch des Internets im Fremdsprachenunterricht nicht
mehr ausschließlich unter dem Aspekt der Informationsbeschaffung zu
sehen, sondern als Methode zur Stärkung des Lernerfolgs,
unternahmen Ollivier und Weiss in einem von der Europäischen Union
geförderten Projekt (Ollivier & Weiss 2007).
Der vorliegende Aufsatz beschreibt -
ausgehend von methodischen und didaktischen Überlegungen - erprobte,
in erster Linie fachsprachliche Unterrichtsequenzen, in denen das
Internet sinnvoll zur Erreichung der oben genannten Ziele eingesetzt
werden kann. Er folgt dabei einigen Anregungen von Ollivier &
Weiss und entwickelt diese weiter. Bei den Beispielen war wichtig,
dass der Internet-Einsatz didaktisch bereichernd, aber maßvoll war,
und im Sinne des blended learning ein methodisches Element
unter mehreren darstellte.
2 Begründung für die Verwendung des Internets in Sprachkursen
Es
existieren vielfältige Gründe für den Einsatz des Internets im
Fremdsprachenunterricht. Zunächst einmal ziehen die Studierenden das
Internet anderen klassischen Informationsquellen wie Lehrwerken,
Wörterbüchern und anderen Nachschlagewerken in Buchform wie auch
Printmedien, Prospekten und gedruckten Werbematerialien vor.
Die
Arbeit mit dem Internet ist bei Studierenden äußerst beliebt und
steigert deren Motivation, sowohl im Kurs als auch bei Hausaufgaben.
Viele
französische bzw. italienische Institutionen (Universitäten,
Banken, Unternehmen, offices de tourisme / ENIT) bieten
hervorragende interaktive Internetseiten an.
Allerdings
gibt es auch Probleme im Umgang mit dem Internet, die gerade Übungen
im Unterricht sehr sinnvoll erscheinen lassen. Oft wählen
Studierende spontan Internet-Ressourcen der Zielsprache ungeschickt
aus, sie benutzen das Internet falsch oder ineffektiv oder sie
missverstehen Informationen aus dem Internet. Sie differenzieren die
gefundenen Informationen nicht und erkennen nicht die Qualität der
Informationen und den Grad ihrer Verlässlichkeit.
3 Französische und italienische Sprachkurse am ZSP
Am
Zentrum für Sprachen und Philologie der Universität Ulm (ZSP)
werden folgende Französischkurse angeboten:
- Anfängerkurse der Niveaus A1-A2 sowie Wiedereinsteigerkurse (sogenannte cours de révision) (Niveau B1-B2 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GeR));
- Der Kurs Campus, der die Studierenden gezielt auf einen Frankreichaufenthalt vorbereitet, ohne in die jeweiligen Fachsprache einzusteigen, der also dem Bereich FOU zuzuordnen ist;
- Verschiedene Fachsprachenkurse / Français sur objectifs spécifiques (FOS), z.B. der zweisemestrige Kurs Français Médical A und Français Médical B oder der Kurs Français pour l’économie.
Im Fachbereich Italienisch gibt es
folgendes Angebot:
- Anfängerkurse „Italienische Sprache und Kultur“ der Stufen I-IV (A1-B1), in denen mit dem Lehrbuch Universitalia (Hueber-Verlag) gearbeitet wird;
- Diverse Aufbaukurse wie:
a)
A voi la parola I-II
(B1), allgemeinsprachlich mit dem Schwerpunkt mündliche
Kommunikation
b)
Viaggio in Italia I-II
(B1-2) mit landeskundlichen und interkulturellen Schwerpunkten
c)
L’Italia oggi
(B2), mit den Schwerpunkten Tagesgeschehen,
Probleme der
Gegenwart,
Arbeitswelt
und Studium in
Italien.
Alle
Kurse haben einen Umfang von 2 Semesterwochenstunden (SWS). Die
Kurszusammensetzung ist in den Veranstaltungen beider
Sprachrichtungen heterogen. In den allgemeinsprachlichen Kursen
befinden sich Studierende aller Fachrichtungen und unterschiedlicher
Semester und Studienjahre. In den Fachsprachenkursen befinden sich
ausnahmslos Studierende der entsprechenden Studienfächer - im
vorliegenden Falle also der Humanmedizin oder der
Wirtschaftswissenschaften - aber ebenfalls aus unterschiedlichen
Semestern oder Studienjahren.1
4 Unterrichtsbeispiele
Die
folgenden Unterrichtsbeispiele, die mehrere Semester lang getestet
wurden, beziehen sich auf die Kurse:
- Campus (FOU, B1-B2)
- Français pour l’économie (FOS, B2-C1)
- Français médical A und B (FOS, B2-C1)
- A voi la parola I (B1-B2)
- Viaggio in Italia I (B2)
4.1 Mediale Ausstattung der Kursräume
Zur
Durchführung des Unterrichts ist ein Unterrichtsraum mit WLAN, einem
PC und einem Beamer vonnöten. Gibt es keinen fest installierten PC
im Unterrichtsraum, lässt sich der Unterricht ebenso mit dem Laptop
des Dozenten durchführen. Bei Gruppen-
arbeiten benötigen die Studierenden ebenfalls Laptops. In der Regel reicht ein Gerät für eine Zweier- oder Dreier-Gruppe aus, wobei die Erfahrung gemacht wurde, dass sich die Studierenden selbst hervorragend organisieren.
arbeiten benötigen die Studierenden ebenfalls Laptops. In der Regel reicht ein Gerät für eine Zweier- oder Dreier-Gruppe aus, wobei die Erfahrung gemacht wurde, dass sich die Studierenden selbst hervorragend organisieren.
4.2 Lernziele
der einzelnen Unterrichtssequenzen
Neben den allgemeinen Grob- und
Feinzielen der Unterrichtssequenzen wurden spezielle für den
Unterricht mit dem Internet relevante Lernziele definiert.
Die
Studierenden sollen:
- die französische bzw. italienische Internet-Sprache erlernen,
- Suchmaschinen effektiv einsetzen,
- Seiten auswählen lernen, die der gestellten Aufgabe bzw. dem Thema am besten gerecht werden,
- die Qualität einer Internetseite bewerten lernen (z.B. hinsichtlich Autorenschaft, Aktualität und Struktur),
- Seiten sowohl sprachlich als auch inhaltlich und interkulturell ausschöpfen lernen und
- die gefundenen Informationen unter Berücksichtigung des neuen Wortschatzes in einer neuen Situation (z.B. Rollenspiel oder Präsentation) anwenden können.
4.3 Unterrichtsbeispiele Französisch
4.3.1
Beispiel Français pour l’économie
Das
erste hier gewählte Unterrichtsbeispiel entstammt dem
Fachsprachenunterricht. Wir befinden uns in der dritten Kurswoche.
Die Studierenden erarbeiten in Gruppen die folgende Aufgabe Elaborez
les informations économiques qu’un site d’une entreprise
devraient fournir. Erwartet werden aufgrund
der Vorarbeit in den vorausgegangenen Stunden z.B. gamme des
produits, exportation, personnel, chiffre
d’affaires annuel, volume de ventes, réseau / points de vente
und marge opérationnelle. In einem nächsten Schritt wird
gemeinsam die Homepage von Peugeot-Citroen
(http://www.psa-peugeot-citroen.com/fr/action-peugeot-sa)
angeschaut, wobei das internetspezifische Vokabular
eingeführt wird. Die Studierenden vergleichen ihre Arbeitsergebnisse
mit den Informationen auf der Homepage und bewerten diese.
In
der Hausaufgabe (Cherchez d’autres sites d’entreprise et
analysez les informations trouvées) wird das Gelernte
angewendet und vertieft. Die Studierenden werden gebeten, ihre
Ergebnisse als Powerpoint-Präsentation abzufassen. In der folgenden
Stunde werden die angewandten Rechercheschritte (moteurs de
recherche, mots clés) und die Ergebnisse verglichen.
4.3.2
Beispiel Français médical A
Unser
zweites Beispiel illustriert den Internet-Einsatz im
Fachsprachenunterricht Français médical (zur Spezifik des
Kurskonzepts und der Lernziele vgl. Kautenburger 2006 und 2012). Nach
mehrstündigen Einführungen in die Anatomie, Physiologie und
Biochemie anhand ausgewählter Kapitel wird mit einfachen
pathologischen Themen begonnen. Die Chirurgie ist bei den
Studierenden als Wahlfach im PJ-Tertial (Praktisches Jahr während
des letzten Studienjahres) sehr beliebt und nimmt daher in beiden
Kurshälften einen relativ breiten Raum ein. Zur Einführung wird das
Thema Hospitalisation d’un patient gewählt.
In der Regel wird die Einweisung / Unterbringung eines Patienten vom
Pflegepersonal durchgeführt, manchmal sind Famulanten und
Studierende anwesend, weil sie dort wertvolle Informationen über die
Struktur der Krankenstation, des OP-Bereichs und den Arbeitsablauf
erfahren. Außerdem ähnelt diese Situation der Einweisung von
Studierenden in den OP-Bereich und ist daher eine nützliche Übung
für den Einstieg in ein chirurgisches Praktikum. Zunächst
betrachten die Studierenden in Zweiergruppen die Homepage eines
Krankenhauses, die sich an deren Patienten richtet (z.B. der Klinik
in Toulouse2).
Dann werden die Informationen mündlich
zusammengefasst (structure
du bloc opératoire, équipe, les
missions du personnel soignant, activités du bloc und
particularités). Die Seite ist
nicht sehr interaktiv, sondern linear strukturiert, was immerhin den
Einstieg in den Internet-Einsatz im Unterricht vereinfacht, sie
enthält aber eine Fülle gut auffindbarer, für Studierende
nützlicher Informationen über Abläufe im Krankenhaus und
durchgeführte Behandlungen.
In
einem zweiten Schritt üben die Studierenden in Rollenspielen zu
dritt oder viert das erlernte Vokabular an dem Beispiel Une
infirmière explique le bloc opératoire au patient et à sa famille
ein. Je nach den Vorkenntnissen und dem Interesse der Studierenden
lassen sich aus dem OP-Angebot der Homepage zahlreiche kleine
Rollenspiele entwickeln, indem die Diagnose und die Behandlung des
Patienten variiert wird.
4.3.3
Beispiel Français médical B
Unser
drittes Beispiel entstammt den zweiten Teil des zweisemestrigen
Kurses Français médical. Wieder soll hier die Themenreihe
chirurgie im Mittelpunkt stehen; dabei werden ausgewählte
pathologische Aspekte im Detail behandelt. Das Thema der
Unterrichtsstunde ist appendicite: techniques opératoires des
interventions chirurgi-cales.
Zunächst
erarbeiten die Studierenden in einem schriftlichen Text den
Unterschied der zwei gängigen OP-Techniken, der incision und
der approche par laparoscopie. Zur Vertrautmachung der
Studierenden mit dieser wissenschaftlichen Textsorte empfehlen sich
authentische Texte aus Lehrbüchern der Chirurgie.
Die Hausaufgabe lautet:
Regardez
l’appendicectomie par laparoscopie (site web ci-dessous) et
répondez aux questions du
questionnaire.
(http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=HyySzQN3_Ts)
(http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=HyySzQN3_Ts)
Der
Fragebogen ist mit der entsprechenden URL auf Moodle
hinterlegt. In der Folgestunde wird die Appendektomie auf YouTube
zunächst gemeinsam angesehen, danach wird die Hausaufgabe
besprochen.
4.3.4
Beispiel Campus (FOU)
Der
einsemestrige Kurs Campus bereitet Studierende aller
Fakultäten auf einen Auslandsaufenthalt (z.B. ERASMUS-Programm,
Famulatur, Praktikum) in Frankreich oder einem frankophonen Land vor.
In 13 Lektionen werden typische Alltagssituationen des studentischen
Lebens behandelt.
Der
Kursinhalt umfasst Themen wie die persönliche Vorstellung, die
Darstellung des eigenen Studiengangs, die Bewerbung an einer
französischen Universität, die Zimmersuche, die Kontaktaufnahme zum
Ausbilder bzw. Hochschullehrer. In der nachfolgend beschriebenen
Lektion soll die Freizeitgestaltung der Studierenden auf dem Programm
stehen. Die Universität Ulm unterhält mehrere
ERASMUS-Austauschprogramme mit französischen Partneruniversitäten,
z.B. Angers, Paris Vincennes-Saint Denis und Besançon. Aus den
Berichten der ehemaligen Stipendiaten ist ersichtlich, dass die Ulmer
Studierenden ihr Interesse an der französischen Kultur und
Geschichte und deren Stellenwert in der französischen Gesellschaft
vor Ort entdecken.
Zunächst
wird in Zweiergruppen gearbeitet. Es wird beispielsweise die folgende
Aufgabe gestellt :
Vous êtes étudiant/e d’échange à Angers; vous voulez faire une excursion à Paris pour
visiter le Louvre :A. Cherchez un train de la SNCF.
B. Consultez le site du Louvre (comment arriver, accès, billets, remise pour étudiants,
quelles collections visiter?
Die
Studierenden suchen die homepage der SNCF
(http://www.voyages-sncf.com/billet-train prex=ID_4D483C106A1EA) und
bearbeiten Aufgabe A. Bei diesem Schritt kommt es auf inhaltliche
Lernziele (demander des renseignements: les horaires,
billets pour étudiants, remise) und den korrekten Gebrauch der
Frageformen, des conditionnel und der Zahlen an.
Zur
Vorbereitung des Besuchs im Louvre besuchen die Studierenden die
offizielle Homepage des Museums (http://www.louvre.fr/) und
erarbeiten die entsprechenden Informationen (adresse, comment y
arriver, horaires, billets, remise pour étudiants, types de
collections). Nacheinander tragen die Gruppen ihr komplettes
Ausflugsprogramm vor.
Dieses
Unterrichtsbeispiel lässt sich durchaus auch in anderen Kursen -
seien es FOS, FOU oder allgemeinsprachliche Kurse - durchführen.
4.4
Unterrichtsbeispiele Italienisch
4.4.1
Beispiel A voi la parola
In
diesem Kurs wird mit dem allgemeinsprachlichen Lehrbuch A voi la
Parola (Barlassina, Bessolo-Zimmermann & Ferraris-Engel 2010)
gearbeitet. Ergänzend dazu werden authentische Textmaterialien
benutzt und einzelne Bundesländer (regioni) vorgestellt. In
den Lektionen 2 (In viaggio) und 4 (Arte) wurden
bereits das Basisvokabular zu den Themen Reisen und
Italienische Kunst / Kunstgeschichte eingeführt und
kommunikative Kompetenzen wie das Sprechen über Reisen / Ausflüge
sowie über italienische Kunst ausgebildet.
Als
regione sei hier der Lazio gewählt. Die Studierenden
schauen sich einen 25-minütigen Film über die Villa d’Este
in Tivoli an und versuchen, die Fragen des vorher ausgeteilten
Fragebogens zu beantworten. Sie erhalten vorab folgende Informationen
zum Film: Es ist ein authentischer Film, die italienische Version
richtet sich an Muttersprachler. Es wird daher nicht erwartet, dass
die Studierenden mehr als 50 % des Textes verstehen. Sie sollen
dennoch versuchen, Schlüsselbegriffe zu notieren oder einzelne
Fragen zu beantworten. Der Film wird ein erstes Mal besprochen.
Normalerweise verstehen die Studierenden in dieser Phase 50 % bis 60
% der Informationen. Die Villa d’Este verfügt über eine
Homepage, die die gleichen Informationen - teilweise in ähnlichem
Wortlaut - vermittelt. Es wird daher die Hausaufgabe gestellt, die
entsprechende Homepage (http://www.villadestetivoli.info/)
gründlich durchzuarbeiten. In der Folgestunde wird der
Film ein zweites Mal angeschaut. Danach wird der Fragebogen
vollständig ausgefüllt und gemeinsam besprochen.
Durch
den Umweg über die Homepage und die individuelle Nachbereitung zu
Hause verstehen die Studierenden beim zweiten Anschauen etwa 80 % bis
95 % des Textes. Nach eigener Aussage gewinnen sie dank dieser
Methode mehr Erfahrung und Selbstvertrauen im Umgang mit schnell
gesprochenen Texten.
4.4.2
Beispiel Viaggio in Italia
Anders
als im vorigen Beispiel wird in diesem Kurs für fortgeschrittene
Lerner (B2) im Allgemeinen ausschließlich mit authentischem
Textmaterial gearbeitet. Die Grammatik wird nicht systematisch,
sondern situativ, d.h. bezogen auf den kommunikativen Kontext,
wiederholt. Zunächst werden die Futurformen der regelmäßigen und
unregelmäßigen Verben in Erinnerung gerufen. Danach wird zur
Anwendung der Futurformen beispielsweise der Wetterbericht La
meteo gewählt, und es werden Fragen gestellt wie Che tempo fa
a Ulm?, Qual è la previsone per domani, per il fine
settimana?. Auf diesem Wege wird das
meteorologische Vokabular (rovesci,
pioggia, nebbia, piovere, nuvole, nubi sparse, nuvoloso, vento,
temperatura minima / massima, in diminuazione / in aumento,
aumentare, diminuire, variabile, sereno, sole)
eingeführt.
In
einem zweiten Schritt wird im Internet zweimal der italienische
Wetterbericht (z.B. unter http://www.tempoitalia.it/meteo/roma)
angeschaut.
Nach Klärung des Vokabulars werden die Studierenden gebeten, in der
Rolle des Meteorologen den Wetterbericht zu wiederholen. In einem
nächsten Schritt wird in dem Rollenspiel La Meteo
in Zweiergruppen der Wetterbericht unterschiedlicher Städte für den
Folgetag vorbereitet und dargestellt. Man kann entweder Städte
vorschlagen oder
den Studierenden die Auswahl der Städte überlassen, wobei wegen der
Vielfalt der meteorologischen Infor-mationen
nord-, mittel- und süditalienische Städte vorkommen sollten.3
5 Phasen der Vorbereitung
Auf
den ersten Blick unterscheiden sich die Phasen der
Unterrichtsvorbereitung unwesentlich von denen des Unterrichts mit
traditionellen Medien.
Zunächst
werden themenkonforme operationalisierbare Lernziele definiert.
Danach werden Szenarios erstellt, in denen Internetseiten inhaltlich
und didaktisch sinnvoll eingebaut werden können, d.h. in denen - im
Gegensatz zu herkömmlichen Medien wie Fotos, Folien, und gedrucktem
Text allgemein - ein größerer Lerngewinn, eine bessere
Illustration, eine höhere Motivation oder größere Authentizität
gegeben ist. Die Erstellung von Arbeitsblättern mit klaren
Aufgabenstellungen, Fragen oder sonstigen Übungsaufgaben ist
empfehlenswert, damit die Lernziele für die Studierenden,
insbesondere auch in den individuellen Arbeitsphasen transparent
bleiben. Es empfiehlt es, die Internetseiten mehrfach zu testen, und
alternative Wege auszuprobieren.
Da
weder die Arbeitsschritte noch die Ergebnisse der Studenten genau
vorhergessehen werden können, ist diese Planung recht offen.
Für
die Auswahl der Internetseiten waren im gegebenen Zusammenhang
folgende Kriterien entscheidend:
- Die Inhalte der Seiten sollten thematisch genau zu den Lehrinhalten passen, so dass sie die Erreichbarkeit der Lernziele fördern;
- Sie sollten sich im Idealfall für unterschiedliche Phasen des Unterrichts und zur Erreichung unterschiedlicher Lernziele eignen (Einführung, Illustration / Visualisierung, praktische Übungen, Anwendung, Wiederholung, Vertiefung, Hausaufgabe);
- Es wurden im Unterricht ausschließlich authentische, normal gebräuchliche, d.h. nicht für Lehrzwecke erstellte Seiten benutzt, die von Muttersprachlern für Muttersprachler erstellt wurden. So konnte sichergestellt werden, dass auch interkulturelle Unterschiede bewusst gemacht wurden;
- Auf den Seiten mussten die Autoren bzw. Urheber oder Verantwortlichen für den Inhalt erkennbar sein. Somit wurde explizit auf Wikipedia-Artikel verzichtet;
- Letztendlich waren auch Aspekte wie die Informationsmenge, die Aktualität, das Vorhandensein interaktiver Elemente und die Qualität des Bild- oder Filmmaterials wichtig.
6 Interaktion im Unterricht
6.1 Die
Rolle des Dozenten
Der
Internet-Einsatz verändert die klassische Dozentenrolle. Einerseits
ist die Unterrichtsvorbereitung umfangreicher, andererseits tritt der
Dozent im Unterrichtsgeschehen zurück. Er hat die Rolle eines
Regisseurs, schafft mit der Internet-Recherche eine authentische
Lernsituation, überlässt den Studierenden jedoch die Festlegung des
Wegs und die Durchführung der jeweiligen Aufgabe, greift also nur
ein, wenn die Situation es erfordert.
6.2 Rolle
des Studierenden
Der
Studierende hingegen gestaltet - anders als beim klassischen
Unterricht mit vorgegebenem gedruckten Lernmaterial - den Lernprozess
aktiver. Er schlägt weitgehend selbständig das Vorgehen, den Weg
zum Thema vor, bestimmt sein eigenes Lerntempo und die Intensität
der Informationsaufnahme, und begreift die Internet-Recherche in der
Zielsprache als Teil des Lernprozesses. In den Gruppenarbeiten findet
zudem mehr Kommunikation über das Thema statt, wenn die Studierenden
angehalten werden, nur in der Zielsprache zu kommunizieren.
7 Mögliche Risiken des Internet-Einsatzes
Wie
die dargestellten Beispiele zeigen, ist die Unterrichtsvorbereitung
aus technischen und inhaltlichen Gründen auch bei großer Routine
des Dozenten in aller Regel zeitaufwändiger.
Auf
technische Probleme sollte der Dozent immer vorbereitet sein. Ein
Testlauf vor dem ersten Einsatz im Unterricht ist ratsam. Im
Zweifelsfall sollten Alternativen eingeplant werden (z.B.
traitionelle Ausdrucke oder Overhead-Folien).
Der
Inhalt der Internetseiten kann sich gegebenenfalls rasch ändern.
Daher empfiehlt es sich, Inhalt und Struktur der verwendeten Seiten
regelmäßig zu überprüfen, und das Arbeitsmaterial entsprechend zu
überarbeiten.
Der
Internet-Einsatz eignet sich eher für kleine Lerngruppen. So
umfasste keiner der hier beschriebenen Kurse mehr als 15 Studierende,
viele Kurse sogar weniger bis hinunter zu der Zahl von zehn
Teilnehmern. Diese erwies sich als ideale Größe, um intensiv
arbeiten und allen Lernern ein detailliertes Feedback geben zu
können.
Berücksichtigt
man alle oben genannten Empfehlungen, überwiegen die Vorteile eines
webbasierten Unterrichts. Die Prinzipien des blended learning
mit seiner Methodenvielfalt und solchen Aktivitäten, die außerhalb
des Unterrichts individuell erledigt werden konnten, kommen den
Interessen und dem Zeitmanagement der Studierenden sehr entgegen.
Bibliographie
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Linda, Roberta Bessolo-Zimmermann, & Antonella Ferraris-Engel
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Stuttgart: Klett.
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Danila, Giulia de Savorgnani & Elena Carrara (2010).
Universitalia 1 und 2. München: Hueber.
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Elisabeth & François Mangenot (2006). Internet
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Kautenburger,
Monika (2006). Pratique et théorie pour un cours de français
médical réussi. In: Le Français dans le Monde. 364
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Kautenburger,
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Studierende der Humanmedizin an der Universität Ulm. In: Tinnefeld,
Thomas (Hrsg.) (2012). Hochschulischer Fremdsprachenunterricht:
Anforderungen – Ausrichtung – Spezifik. Saarbrücken: htw
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Jean-Marc & Chantal Parpette (2004). Le
Français sur Objectif Spécifique: de l’analyse des besoins à
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Jean-Marc & Chantal Parpette (2011). Le
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une didactique des langues intégrant Internet.
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Internetquellen
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Jean-Louis (22.09.2010): Appendicectomie par laparoscopie.
(http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=HyySzQN3_Ts;
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(http://www.tempoitalia.it/meteo/verona;
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(http://www.tempoitalia.it/meteo/venezia;
14.10.2013).
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Giornale S.r.l. (2013): Tempo Italia.
(http://www.tempoitalia.it/meteo/firenze?d=1;
14.10.2013).
Meteo
Giornale S.r.l. (2013): Tempo Italia.
(http://www.tempoitalia.it/meteo/palermo?d=1;
14.10.2013).
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Giornale S.r.l. (2013): Tempo Italia.
(http://www.tempoitalia.it/meteo/roma;
14.10.2013).
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du Louvre (2013): Louvre. (http://www.louvre.fr/;
12.12.2013).
Peugeot S.A.
(2012) : Action Peugeot S.A.
(http://www.psa-peugeot-citroen.com/fr/finance/action-peugeot-sa;
22.10.2014)
Sito
Ufficiale Villa d’Este (2012): Villa d’Este.
(http://www.villadestetivoli.info; 02.10.2012).
SNCF
(2013): Distributeur de voyages en ligne de la
SNCF.(http://www.voyages-sncf.com;
22.10.2013).
____________
1 In den italienischen Kursen gibt es häufig Teilnehmer, die zwar
deutsche Muttersprachler sind, aber durch einen Elternteil die
italienische Sprache von Kindheit an - allerdings nicht
systematisch, sondern vielmehr lückenhaft - erlernt haben. Bei
diesen Studierenden sind das Sprechen und Hörverstehen besser
ausgeprägt, allerdings gibt es Lücken in der Systematik der
Grammatik und dem Bewusstsein für die italienische Hochsprache. Die
besondere didaktische Herausforderung für den Dozenten besteht
darin, die vorhandenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten für
die gesamte Lerngruppe zu nutzen, und die fehlenden auszugleichen
bzw. gezielt zu fördern.
2 Vgl.
http://www.chu-toulouse.fr/-presentation-du-bloc-operatoire-#art833;
06.11.2014.
3 Der italienische Wetterbericht eignet sich gut, um auf
interkulturelle Unterschiede hinzuweisen. So wird immer auch ein
Seewetterbericht gegeben (mare mosso, mare calmo); das
Mittelmeer wird in für die Seefahrt und den Fischfang bedeutenden
Teilbereichen betrachtet: mare tirreno, mare ionio, mare
adriatico.