Vom Nutzen der Wissensvermittlung im Bereich der Orthographie am Beispiel des Französischen
Isabelle Mordellet-Roggenbuck (Freiburg i. B.)
Abstract
(Deutsch)
In diesem
Beitrag geht es darum zu erörtern, inwiefern eine Auseinandersetzung
mit dem orthographischen System des Französischen den Lerner dazu
bringen kann, über die Sprache zu reflektieren und zu abstrahieren,
d.h. sich ein grammatikalisches Bewusstsein anzueignen, das dem
Lernprozess dienlich ist. Im ersten Teil wird gezeigt, worin die
Komplexität und das Paradox der französischen Orthographie bestehen
und inwiefern die Vermittlung von Kenntnissen im Bereich der
Orthographie den Lernprozess in der französischen Sprache
unterstützen kann. Danach wird das Modell der französischen
Sprachwissenschaftlerin Nina Catach erläutert. Dieses Modell erlaubt
es, die französische Orthographie linguistisch als ein
strukturiertes Ganzes darzustellen, was für die späteren
didaktischen Überlegungen von Vorteil ist.
Stichwörter:
französische Orthographie, orthographische Kompetenz, Didaktik der
Orthographie im Französischunterricht
Abstract
(Français)
L’orthographe du
français est souvent pour les apprenants, même avancés, un système
complexe difficile à comprendre et à maîtriser. Partant de la
thèse qu’une connaissance approfondie du système orthographique
du français aidera l’apprenant à réfléchir et à assimiler le
système grammatical du français, nous proposons de prendre
l’orthographe comme objet d’enseignement-apprentissage dès le
début du cours de français. Dans l’article suivant, nous
montrerons d’abord en quoi l’orthographe française est complexe
et pourquoi on peut même parler à son sujet de paradoxe. Dans un
deuxième temps, nous présenterons le plurisystème de Nina Catach
qui nous paraît adéquat pour expliquer le système complexe de
l’orthographe pour finalement dégager des pistes didactiques.
Mots-clé:
orthographe du français, compétence orthographique, didactique de
l'orthographe
française
française
1 Einleitung
Die
Divergenzen zwischen gesprochener und geschriebener Sprache sind in
keiner romanischen Sprache so groß wie im Französischen, wie schon
Söll (1985) in seinem Werk „Gesprochenes und geschriebenes
Französisch“ gezeigt hat. Diese Diskrepanz zwischen code écrit
und code parlé zeigt sich in evidenter Weise in der
Orthographie. Es ist nicht zu leugnen, dass das komplexe System der
französischen Orthographie viel Muße verlangt, um gelernt zu
werden. Obwohl in der französischen Schule traditionell zahlreiche
Unterrichtsstunden in die Erlernung der Orthographie investiert
werden, verunsichert deren Komplexität bis ins Erwachsenenalter
viele Muttersprachler, da sie das System nicht ganz durchschaut haben
und sich diesem dementsprechend ausgeliefert fühlen. Die
französische Orthographie wirkt schwerfällig und überfrachtet; der
Anwender sieht sich mit vielen Ausnahmen konfrontiert, was auch beim
kompetenten Muttersprachler regelmäßig für Verunsicherung sorgt.
Eine Erklärung, warum die fran-zösische Orthographie so schwierig
zu erlernen und anzuwenden ist, liegt z.T. in ihrem Paradox. Dieses
Paradox der französischen Orthographie besteht darin, dass das
komplexe System eigentlich eine Verständnishilfe für den Anwender
(beim Lesen oder Schreiben) sein sollte. Was aber als
Hilfe fungieren soll, macht gerade die Schwierigkeit des
orthographischen Systems aus. Und doch, wenn man das System erkannt
und verstanden hat, erweist es sich als hilfreich, um z. B. beim
Lesen Bedeutungsunterschiede zu erkennen. Aus diesem Grunde sollte
der Lerner über ein bestimmtes Fachwissen verfügen, um zur
gewünschten Orthographiekompetenz zu gelangen.
Nun
ist aus didaktischer Sicht die Frage zu stellen, warum es im Bereich
der Orthographie einem Fremdsprachenlerner anders ergehen sollte als
einem Muttersprachler. Wie sind zudem die Anforderungen bezüglich
der orthographischen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu
verstehen, wie sie in den Bildungsplänen mit folgenden oder
ähnlichen Formulierungen beschrieben sind:
Die Schülerinnen
und Schüler können unter Anwendung der Rechtschreib- und
Zeichensetzungsregeln der Zielsprache ausreichend korrekt und
verständlich schreiben. (Kultusministerkonferenz 2003)
oder
Die Schülerinnen
und Schüler können bei der eigenen Sprachproduktion orthografisch
und grammatisch hinreichend korrekt schreiben (Bildungsplan Gymnasium
Baden-Württemberg 2004).
Sollte
vom Fremdsprachenlerner etwas verlangt werden, was die
Muttersprachler selbst nicht bewerkstelligen? Natürlich nicht! Es
liegt auf der Hand, dass Fremdsprachenlerner ebenfalls mit der
Orthographie des Französischen Schwierigkeiten haben: Jeder
Französischlehrer, jede Französischlehrerin, egal in welcher
Schulform tätig, weiß über dieses Phänomen zu berichten. Dies ist
aber noch lange kein Grund dafür, die Orthographie als deklarierten
Lehr- und Lerngegenstand aus dem Französischunterricht zu entfernen.
Ganz im Gegenteil: Je nach Lernstufe und Alter sollten spezifische
Lehr- und Lernziele im fremdsprachlichen Französischunterricht
festgelegt werden.
2 Die Komplexität der französischen Orthographie
2.1 Das
Verhältnis zwischen gesprochenem und geschriebenem Französisch
Es
ist bekannt, dass kaum ein französisches Grundschulkind in der Lage
ist, eine Postkarte fehlerfrei zu schreiben. Folgende Originalschrift
illustriert einige Schwierigkeiten, mit denen das Kind beim freien
Schreiben konfrontiert ist. Das Material ist leider nicht datiert,
vermutlich war das Kind sieben bis neun Jahre alt, als es den Brief
geschrieben hat.
Beispiel: Petit
Papa Noël
(Mordellet-Roggenbuck
2014)
Das
Grundschulkind befindet sich in einer Phase, in der es die
Rechtschreibung noch lernt. Einiges ist noch nicht ganz stabil, es
ist aber kein Anfänger mehr, da mehrere Grundregeln offensichtlich
schon beherrscht werden. Im zitiertenText - einem Brief an den
Weihnachtsmann - werden pragmatische, semantische sowie
morpho-syntaktische Elemente erkennbar, die angemessen eingesetzt
wurden. Das Ziel des Briefes und die dementsprechend verwendeten
sprachlichen Mittel beweisen das kommunikative Können des Kindes:
Die Anrede, die klare Aussage des Betreffs mit einer festen Formel
(Je vous écris ce petit mot) und die thematische Progression
mit der Eingrenzung des Anliegens können in diesem Zusammenhang
genannt werden. Die Struktur und der Inhalt des Briefes beweisen,
dass das Kind die Kriterien der Kohärenz und der Kohäsion einhalten
kann.
Es
wird jedoch auch deutlich, dass die lautliche Seite der Sprache die
Orthographie immer noch sehr beeinflusst. Liest man den Text laut,
sind keine phonetischen Fehler hörbar. Der Übergang vom Sinn zur
Graphie geht vielerorts immer noch über die Laute. In diesen Zeilen
werden die Spannungen und Konflikte sichtbar, die zwischen den beiden
codes entstehen. Anhand dieses Beispiels können drei
Hauptbereiche benannt werden, deren Zusammenspiel die Komplexität
der französischen Orthographie ausmacht.
a)
Grammatische Schreibung
Probleme
ergeben sich vor allem hinsichtlich der Schreibweise gleich lautender
Wörter, der sogenannten Homophonie, die oft auf die grammatische
Schreibung (orthographe grammaticale) - Börner bezeichnet sie
als eine französische Spezialität (Börner 1977: 73) -
zurückzuführen ist:
- Unterscheidung der Modi: est und ait;
- Schriftliche Pluralmarkierungen durch grammatische Morpheme, die nicht hörbar sind: mesurent – mesure; cheveux longs et blonds; aux sports d’hiver;
- Unterschied zwischen participe passé und infinitif: allé – aller (wobei pour vous demander korrekt geschrieben ist)
b)
Regelmäßigkeit und Geltungsbereich einer Regel
- Realisierung von [ã] als en oder an: *demender,*commender;
- Realisierung von [vԑr] als ert oder er: vert,*hivert;
- Realisierung von [l] mit -ll oder nur mit -l: ville,*toillette
c)
Lexikalische Schreibung
Andere
Beispiele sind für die lexikalische Schreibung (orthographe
lexicale) charakteristisch, d.h. für die Erkennung von
Differenzierungen, die lexikalische Einheiten betreffen. Im gewählten
Beispiel sind mehrere gelungene Orthographien sichtbar:
- Ce petit mot ce ≠ se, ceux ; mot ≠ maux
- A peu près ≠ prêt
Diese
Beispiele zeigen die Komplexität der französischen Orthographie.
Sie zeigen vor allem, wie der Schreibnovize gleichsam zur Reflexion
und Abstraktion gezwungen wird, wenn er keine Orthographiefehler
machen will. Ferner zeigen die Beispiele, dass das, was mündlich
klar verständlich ist, in der geschriebenen Sprache nicht in
vollkommen identischer Form wiederzugeben ist. Wiederholungen der
Pluralmarkierungen, die Markierung des Genus und die
Auseinanderhaltung von Homophonen sind Zeichen der
Grammatikalisierung der französischen Orthographie, die das
französische Kind lernen muss. Hat das Kind ein grammatisches
Bewusstsein entwickelt, wird die Orthographie allmählich
durchsichtiger und als Hilfe für das Verständnis wahrgenommen und
anerkannt. Was das Lesenlernen betrifft, werden die Informationen,
die von den geschriebenen Formen getragen werden, erst verständlich,
wenn ihre unterstützende Rolle bei der Differenzierung und
Auseinanderhaltung wesentlicher Bedeutungsunterschiede und
verschiedener grammatischer Kategorien bekannt ist und reflektiert
wird. Was Klarheit verschaffen soll, führt bei vielen Lernern und
Anwendern aber zuweilen zu Verwirrung.
In
diesem Sachverhalt liegt das Paradox der französischen Orthographie:
Einerseits hilft sie - wie wir soeben gesehen haben -, wichtige
Bedeutungsunterschiede, syntaktische Bezüge und Wortfamilien zu
erkennen. Andererseits wirkt sie ausgerechnet dadurch schwerfällig
und redundant. Hinzu kommt, dass die französische Orthographie „ein
historisch-etymologisches Wissen“ (Zollna 1999: 24) transportiert,
was ihr von manchen Autoren die Bezeichnung „historisch
überfrachtet“ (Zollna 1999: 24) eingebracht hat. Dies erhöht den
Aufwand bei der Erlernung der Orthographie noch weiter.
Im
Folgenden wird detaillierter auf die Unterschiede zwischen Graphie
und Phonie eingegangen.
2.2
Die verschiedenen Arten der Schreibung
2.2.1 Lexikalische
Schreibung (orthographe lexicale oder orthographe d’usage)
Die
französische Sprache ist reich an Homophonen. Die Beziehungen
zwischen Laut und Graphie sind mehrdimensional. Dem einfachen Laut
stehen oft mehrere Grapheme gegenüber und dies sehr oft in
einsilbigen Wörtern:
[vεr]
ver, vers, vert, verre, vair
[vɛ̃]
vain, vin, vingt, vainc
Aus
diesen Beispielen wird ersichtlich, dass die unterschiedlichen
Schreibweisen eine Bedeutungsdifferenzierung erleichtern - eine
Tatsache, die Blanche-Benveniste als „orthographe désambiguïsante“
(Blanche-Benveniste 1997: 13) bezeichnet. Die Differenzierung kann
dabei durch „stumme“ Buchstaben oder durch die Setzung von
Akzenten oder Apostrophen bewirkt werden:
On
a – on n’a; ta – t’a; je les – je l’ai
(Rolffs 1980: 319)
Im
Alltag werden mehrdeutige Äußerungen, die aus dem Kontext nicht
direkt verständlich sind, durch einfaches Nachfragen sofort
eindeutig. Wenn jemand von seiner Lektüre während der Ferien
erzählt und sagt: „J’ai lu un roman pendant les vacances, le
titre est „un avion sans [zεl]“, ist es nicht abwegig
nachzufragen, ob sans ailes oder sans elle gemeint
ist1.
Auch
durch liaison und élision wird oft die schriftliche
Wiedergabe lexikalischer Einheiten erschwert, so auf der Ebene
größerer syntaktischer Einheiten wie [dezεspwar]:
désespoir oder des espoirs; [katrәsɑ̃zabri]: quatre
sans-abris oder quatre cents abris2
(Mordellet-Roggenbuck 2010: 93). Dieser charakteristische Zug der
französischen Sprache bewirkt, dass Franzosen Witze und Wortspiele
besonders schätzen und praktizieren. Aus diesem Grund hat der
Kalauer in Frankreich eine lange Tradition, die man z. B. als Leser
des Canard enchaîné - einer satirischen Zeitung - jede Woche
trainieren kann. Die lexikalische Orthographie bringt also eine
Disambiguierung homophoner Wörter mit sich.
Neben
der Homophonie bei Heterographie existieren - wesentlich seltenere -
Fälle, bei denen Homophonie und Homographie zusammentreffen. Ein
Beispiel ist son (‚der Ton’) und son (‚sein’
als Personalpronomen). Den umgekehrten Fall gibt es auch, aber noch
seltener. Es handelt sich um Beispiele wie <les fils>,
die zwar gleich geschrieben, aber unterschiedlich gesprochen werden.
Les fils
[fil] vs. les fils [fis]
Typisch
für das Französische sind Fälle von Homophonie bei
unterschiedlicher Schreibung, wie im bereits erwähnten Beispiel
vingt und vin.
2.2.2 Grammatische
Schreibung
Gemäß
Söll (1985: 89) zeigt sich
der Bruch
zwischen code phonique und code graphique […] am auffälligsten im
Bereich der Kennzeichnung von Numerus, Genus, Person usw. ( Söll
1085: 89)
Im
Französischen wird in der Regel die Numerusmarkierung von den
Determinanten, d. h. von den Artikeln und Pronomina getragen (Söll
1985: 102):
Normalfall :
le (mon, ce) frère, les (mes, ces) frères [ləfrεr]
[lefrεr]
Ausnahmen:
le (mon, ce) cheval, les (mes, ces)
chevaux [ləʃəval]
[leʃəvo]
oder [ləʃval]
[levo]
Auch
im größeren Kontext gilt die sogenannte präfigale orale
Numerusmarkierung. Die graphische Numerusmarkierung erfolgt in der
Regel durch -s oder –x:
Beispiele:
le frère
heureux, les frères heureux, le beau camion, les beaux camions, le
beau bijou, les beaux bijoux
Die
Erklärung dafür, dass im Französischen der Artikelgebrauch wohl
frequenter als in anderen Sprachen ist, soll im Verstummen der
Konsonanten des französischen Wortauslautes im Laufe des
Mittelalters liegen. Söll zitiert in diesem Zusammenhang Wandruska,
der folgendermaßen den Gebrauch des Artikels im Französischen
erläutert:
Als das -s des
Plurals der Substantive verstummte, übernahmen die Artikel eine
neue, zusätzliche differenzierende Funktion: le vin und les
vins, du vin und des vins zu unterscheiden. Aus
diesem Bedürfnis erklärt es sich, dass im Französischen die
Artikel immer mehr grammatikalisiert, immer mehr schablonisiert
wurden. (Söll 1985: 103)
Die
Kennzeichnung von Genus und Numerus funktioniert beim Verb in
ähnlicher Weise:
Beispiele (vgl.
2.1; Petit Papa Noël):
une
poupée qui mesurent – la poupée mesure oder les poupées mesurent
[məzyr] ; je mesure, tu
mesures, elle mesure, nous mesurons, vous mesurez, elles mesurent
Diese
Beispiele zeigen außerdem, warum der Gebrauch der unbetonten
Subjektpronomina zur Personmarkierung im Französischen unverzichtbar
ist. Bedenkt man, dass im code parlé die nous-Form
immer mehr durch die on-Form ersetzt wird, ergibt sich, dass
die orale doppelte Markierung ein einziges Mal vorkommt. Im code
graphique ist der Plural stets markiert und dies auch stets
redundant.
Auch
in den Bereichen Tempus und Modus sind im code
phonique oftmals keine Unterschiede hörbar. Man vergleiche:
manger, mangé, mangez!
Des
Weiteren können auch ganze Einheiten homonym sein. Gak (1976: 284)
nennt hierfür das Beispiel dur: als Adjektiv une pierre
dure, als Adverb il travaille dur; als Substantiv c’est
un dur.
Söll
(1985: 90) spricht von Bereichen einer „ausschließlich
geschriebenen Grammatik“, wenn die graphische Differenzierung an
keiner Stelle des code phonique realisiert wird, wie z. B.
sans frère / sans frères; sans enfant / sans enfants.
Die
meisten Fälle der Homographie bei unterschiedlicher Aussprache
kommen im Bereich der grammatischen Schreibung vor, was einen großen
Teil der Komplexität der französischen Orthographie ausmacht:
Le vent est à
l’est.
La fille est
tranquille.
2.2.3 Geltungsbereich
einer Regel
Eine
weitere Schwierigkeit der französischen Orthographie ist der
Geltungsbereich einer Regel. So können keine zuverlässigen Aussagen
darüber gemacht werden, wann [ã] als en und wann als an
realisiert wird, wann Homophone anders geschrieben und wann
nicht, und warum [so] in der Schreibung als sot, saut, sceau
differenziert wird, son (‚mein’, ‚Laut’, ‚Kleie’)
hingegen nicht?
Als
Fazit diese Kapitels gilt: Das Paradox der französischen
Orthographie kann nicht gelöst werden, es kann nur erklärt werden.
Es lohnt sich, Lehramtsstudierende jeder Schulstufe im Studium mit
diesem Paradox in wissenschaftlicher Weise zu konfrontieren. Nur wenn
sie selbst das komplexe System der französischen Orthographie
durchschauen und fähig sind, es mit adäquaten
sprachwissenschaftlichen Werkzeugen zu erläutern, werden sie als
Lehrkräfte imstande sein, didaktisch-methodische Entscheidungen
kompetent zu treffen. Die sprachwissenschaftliche Analyse der
Orthographie macht eine Reflexion über den Gegenstand der
Orthographie in seiner historischen Entwicklung, über die Beziehung
zwischen gesprochener und geschriebener Sprache und über die
Struktur der französischen Sprache sowie über den Stellenwert der
Orthographie im schulischen und sozialen Leben notwendig.
Im
folgenden Kapitel wird auf eine theoretische Konzeption der
Orthographie aus linguistischer Perspektive eingegangen, die im
Hinblick auf eine Didaktisierung für den Französischunterricht von
Nutzen sein könnte.
3 Theoretische Konzeption der
Orthographie aus linguistischer
Perspektive
3.1 Schriftsysteme
Im
Allgemeinen können Schriftsysteme auf der Grundlage ihrer Relation
zu verschiedenen sprachlichen Einheiten in verschiedene Grundtypen
aufgeteilt werden. Demnach lassen sich logographische von
phonographischen Schriftsystemen unterscheiden. Während
logographische Schriftsysteme wie z. B. das Chinesische (pleremisch)
an der Bedeutungsseite der Sprache orientiert sind, beziehen sich die
Alphabetschriften lateinischer Ausprägung auf die Ausdrucksseite und
sind daher eher als phonographisch (kenemisch) zu bezeichnen.
Erstere, wie z. B. das Chinesische, beziehen sich auf Wörter oder
Morpheme, während letztere eine Relation zu Silben, Lauten und
Klassen von Lauten herstellen, wobei Schriftsysteme in der Regel
nicht in Reinform vorkommen (Strobel-Köhl 1994: 6).
Die französische Orthographie -
verstanden als die durch eine Norm festgelegten Schreibweisen -
stellt ein tiefes Schriftsystem dar. Dies bedeutet, dass die
phonologische und morphologische Ebene stark einbezogen wird3.
Zu Beginn der Verschriftung im Mittelalter orientierte man sich noch
weitgehend an der Lautung, das lateinische Alphabet stellte aber für
einige Laute keine Buchstaben bereit und musste deshalb ergänzt
werden. Ab dem 14. Jahrhundert begann man, die schriftliche
Sprachform zu fixieren und zu reglementieren, während die Lautung
sich veränderte. Mit der Gründung der Académie française
begann die Phase der zentralistischen Sprachregelung, die bis heute
noch andauert. Söll (1985) hat in seinem schon zitierten Werk
gezeigt, wie sehr sich im Französischen das Mündliche und das
Schriftliche voneinander unterscheiden. Die Sprachwissenschaft hat
zum Verhältnis zwischen den beiden Systemen im Laufe der Zeit
unterschiedliche Positionen eingenommen, die oft für den Stellenwert
der Orthographie relevant waren und Anstöße zu Reformbestrebungen
gaben.
Im
Folgenden soll aus Platzmangel auf einen historischen Überblick
verzichtet werden. Nina Catach (2001) hat die Geschichte der
französische Orthographie jedoch sehr detailliert und fundiert
geschildert. Auch finden sich in Elisabeth Rolffs (1981) sehr
lesenswerte Kapitel über die sprachwissenschaftlichen Positionen,
die im Hinblick auf die Behandlung und den Stellenwert der
Orthographie von Bedeutung sind, und die die Priorität, die
Abhängigkeit oder die Autonomie der gesprochenen und geschriebenen
Sprache behandeln. Im folgenden Kapitel wird das Plurisystem der
französischen Orthographie von Nina Catach dargestellt.
3.2 Das
Plurisystem der französischen Orthographie: Das Modell von Nina
Catach
Nina
Catach definiert das Orthographiesystem des Französischen als
komplexes System, das Phoneme, Morpheme und Lexeme beinhaltet, die in
syntaktischen Kombinationen zusammenwirken. Die Silbe bildet dabei
ein Zwischenstadium zwischen den Einheiten der ersten Artikulation
(der Morpheme) und den Einheiten der zweiten Artikulation (der
Phoneme). Das Orthographiesystem des Französischen besteht aus zwei
Ebenen: Die erste Ebene bezieht sich auf die Phoneme, die sie
wiedergeben soll. Die zweite Ebene gibt zusätzliche Informationen in
größeren Einheiten und mit verschiedenen Werten wieder. So weist
die Orthographie historische und etymologische Züge auf und
differenziert Homonyme (s.o.). Die Grapheme zeichnen sich daher durch
ihre mögliche Polyvalenz aus und können somit in Verbindung zu
verschiedenen Subsystemen der Sprache stehen (Strobel-Köhl 1994:
12).
Catach
unterscheidet drei Arten von Graphemen: die Phonogramme
(phonogrammes), die Morphogramme (morphogrammes) und
die Logogramme (logogrammes).
Le
rôle du graphème est double: il est signifiant (forme écrite)
renvoyant à un signifiant forme orale, (c’est un signifiant de
signifiant, un cénème), ce qui est son rôle de base dans une
écriture alphabétique. Il peut être en
même temps ou séparément un
signifiant de signifié, un plérème (Catach 1979: 26).
Die
Anzahl der Grapheme ist aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit natürlich
höher als diejenige der Phoneme. Catach geht von der geschriebenen
Form zur gesprochenen Form über. Nach Catach ergibt eine komplette
Erfassung des Schriftsystems 133 Grapheme. Die hohe Zahl der Grapheme
erklärt sich dadurch, dass in der Schreibung den Phonemen nicht nur
die einfachen Buchstaben des lateinischen Alphabets, die oft mit
diakritischen Zeichen versehen werden (cédille, accent aigu,
accent grave, accent circonflexe), sondern auch Di- und
Trigraphen aus Vokal- und oder Konsonantenbuchstaben (z.B. aim,
yn, ym) entsprechen. Dank einer Filterung der Grapheme, die z. B.
marginale Schreibungen, Fremdgrapheme wie die griechischen Buchstaben
sowie Sonderfälle der Eigennamenschreibung ausklammert, lassen sich
diese 133 Grapheme auf 70 reduzieren. Dann arbeitet Catach mit einer
Reihe von Parametern wie z. B. der Frequenz, der Kohäsion und der
Stabilität im Fall zusammengesetzter Grapheme, der Eindeutigkeit und
Direktheit des Phonembezugs, und reduziert die Zahl der Grapheme von
70 auf 45 und letztendlich auf 33 (die sogenannten Archigrapheme). 80
% bis 85 % der Grapheme eines Textes beziehen sich auf die
Lautebene der Sprache, so dass nach Catach die französische
Orthographie im Wesentlichen phonologischer Natur ist (Catach 1986:
27). Das ganze System visualisiert Catach (1986) in Form folgender
Tabelle:
Ebenen
im gesprochenen Französisch
|
Bestandteile
des geschriebenen Französischs
|
Hauptelemente im
geschriebenen Französisch
|
Einheiten
der ersten Artikulation (Morpheme)
|
Logogramme
Morphogramme
|
|
Einheiten der zweiten
Artikulation (Phoneme)
|
Phonogramme
|
|
Tab.
1: Plurisystem der
französischen Orthographie (Catach 1986: 22; Übersetzung I.
M.-R.)
Die
Phonogramme bezeichnen die Grapheme, die den Phonemen entsprechen.
Auf dieser Ebene figuriert ein essentieller Kern, bestehend aus den
Archigraphemen. Catach unterscheidet 33 Archigrapheme - dies
entspricht ungefähr der Anzahl der Phoneme, die die Basis bilden,
auf der sie ihre Regeln aufbaut. Dabei unterscheidet sie verschiedene
variantes positionnelles. Diese sind die Formen und Werte, die
die Archigrapheme in den verschiedenen Positionen einnehmen können,
z. B. g[g] in gare oder [] in géo oder gu
in gué. Das wesentliche Kriterium für die Bestimmung der
Archigrapheme ist die Auftretenshäufigkeit.
Beispiel:
Das Phonem /o/
wird durch <o>, au, eau, ô, (u) (m) dargestellt. <o> ist
mit einer Auftretenshäufigkeit von 75% Archigraphem. Für das Phonem
[ε] finden sich zwei Grapheme: <è> und <ai>. Catach
gibt die Zahl von 67,9% der Auftretenshäufigkeit für <è>
bzw. <e> (Beispiel wie bec), <ai> findet sich nur
in 30% der Fälle. Da [e] zu 99% mit <e> und <é>
geschrieben wird, ist E Archigraphem.
Morphogramme
sind Grapheme von Morphemen, d. h. Prä- und Suffixe sowie
Flexionsendungen und erscheinen in der Graphie unabhängig von ihrer
lautlichen Realisierung. Dabei werden lexikalische und
grammatikalische Morphogramme unterschieden. Grammatikalische
Morphogramme im Französischen sind z. B. <s> zur Kennzeichnung
des Plurals oder <e> zur Genusmarkierung. Beispiele für
lexikalische Morphogramme sind <p> in temps, temporel
oder <t> in petit. Ihre Funktion ist die Etablierung
einer Bindung zur Wortfamilie oder zur femininen Form.
Die
Logogramme sind von der lexikalischen Einheit nicht zu trennen. Sie
verleihen dem Wort eine spezifische Physiognomie, Catach (1986: 268)
spricht von „image visuelle spécifique“ oder „figure de mot“:
Leur
fonction est de donner une image spécifique à certains mots
homophones, afin d’aider à la reconnaissance rapide de leur sens:
ce sont des homophones-hétérographes.
(Catach 1986: 268)
Diese
Kategorie betrifft im Allgemeinen einsilbige Wörter. Beispiele sind:
eau, haut, ou, où, août, vin oder auch vingt.
Nachdem
wir das Plurisystem der französischen Orthographie aus der Sicht der
Linguistik betrachtet haben, geht es nun darum, aus didaktischer
Perspektive zu erörtern, welches Wissen den Schülerinnen und
Schülern vermittelt werden sollte und über welche Fähigkeiten sie
verfügen sollten.
4 Überlegungen für eine didaktische Umsetzung
4.1 Französisch
als Erstsprache und als Fremdsprache
In
der französischsprachigen Fachliteratur zur Vermittlung der
französischen Orthographie für französischsprachige Lerner findet
sich eine Reihe von Vorschlägen für Übungen oder Aufgaben, die von
der Grundidee ausgehen, dass orthographische Fehler auf Seiten der
Schülerinnen und Schüler als unausweichlich und sogar notwendig
betrachtet werden. Brissaud & Cogis behaupten:
Répétons-le:
on ne peut pas apprendre l’orthographe sans faire d’erreurs.
Puisque l’erreur est inévitable, apprenons à travailler avec
elle. (Brissaud & Cogis 2011: 50)
Im
Einleitungskapitel ihres Buchs „Comment enseigner l’orthographe
aujourd’hui“ begründen die beiden Autorinnen ihre Vorgehensweise
wie folgt:
La finalité
reconnue de l’orthographe la situe à présent nettement du côté
de la production écrite. Il faut donc tenir les deux bouts :
enseigner l’orthographe aujourd’hui, c’est transmettre des
connaissances, mais aussi amener les élèves à mobiliser ces
connaissances dans leurs écrits (Brissaud & Cogis 2011: 12).
Allerdings
darf nicht vergessen werden, dass die zu vermittelnden Kompetenzen -
und somit die Lernziele - im schulischen Kontext für Französisch
als Erst- oder als Fremdsprache anders zu gestalten sind. Das
französische Grundschuldkind verfügt bereits über die gesprochene
Form der französischen Sprache, wie im Eingangsbeispiel zu sehen
war. In diesem Fall zielt die Orthographievermittlung darauf ab, dem
Kind die Korrespondenzen zwischen Phonemen, die es schon kennt, und
Graphemen, die es allmählich entdeckt, beizubringen (approche
phonologique). Dabei unterscheiden Brissaud & Cogis (2011:
12) in Anlehnung an den offiziellen französischen Lehrplan zwei
sprachliche Bereiche – die lexikalische und die grammatikalische
Orthographie –, die sie mit zwei Lernzielen verbinden. Das
Grundschulkind sollte sich zuerst geschriebene Wörter und geläufige
Ausdrücke einprägen und danach die unterschiedlichen Schriftweisen
analysieren (Brissaud & Cogis 2011: 15).
Im
fremdsprachlichen Anfangsunterricht - ob in der Grundschule oder auf
der weiterführenden Schule - ist die Ausgangssituation eine andere.
Der Lerner kennt nicht nur bereits das phonologische System seiner
Erstsprache, sondern auch deren Schriftsystem (oder ist noch dabei,
es zu lernen). Bei der Erlernung der fremdsprachlichen Orthographie
werden demzufolge nicht nur reine orthographische Probleme auftreten
(z.B. Fehler wie la *povreté), sondern auch Schwierigkeiten,
die auf Interferenzen zwischen den beiden Sprachen – also durch die
Übertragung von Regeln der Erstsprache auf die Fremdsprache -
zurückzuführen sind. Nicht ausgesprochene Laute werden
z. B. vom deutschen Lerner nicht geschrieben: groupe wird als group, salade wird als salat realisiert. Im letzten Fall kommt noch die Auslautverhärtung hinzu, die in der Graphie <t> resultiert. Typische Fehler betreffen die Morphogramme, die entweder falsch oder gar nicht realisiert werden.
Beispiele:
ça *serai bien,
il y *avais, je *croix, *notre voitures
Auch
die Orthographie von Lauten, die in der Erstsprache nicht existieren,
wie z. B. [ɛ̃], muss ganz neu gelernt werden. Dabei gilt es zu
berücksichtigen, dass orthographisches Wissen in der Fremdsprache
den Schülerinnen und Schülern nicht nur beim Schreiben, sondern
auch beim Leseverstehen und bei der Aussprache hilft. Die drei
Fertigkeiten bedingen sich gegenseitig. Aus diesen Gründen können
die didaktisch-methodischen Ansätze, wie sie in der französischen
Schule praktiziert werden, nicht unmittelbar übernommen werden, auch
wenn sie inspirierend wirken können.
Im
nächsten Kapitel geht es darum, die spezifischen Kompetenzen
einzugrenzen und der Frage nachzugehen, wie das ausgesuchte Wissen
über die Orthographie vermittelt werden kann.
4.2 Kompetenzen
Im
baden-württembergischen Bildungsplan für Gymnasien für das Fach
Französisch (Erste und Zweite Fremdsprache) wird die orthographische
Kompetenz im Kompetenzbereich „Kommunikative Fertigkeiten“ und
„Beherrschung der sprachlichen Mittel“ erwähnt (s. nachstehende
Übersicht). Die Progression sieht zuerst eine korrekte Wiedergabe
von eingeübtem Material vor, bevor die eigene Sprachproduktion
„hinreichend korrekt“ geschrieben wird:
Ministerium
für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg 2004:
Bildungsplan Französisch Gymnasium (1. + 2. Fremdsprache)
Kompetenzbereich:
Kommunikative Fertigkeiten (Schreiben)
6.
Klasse (S. 130)
Die
Schülerinnen und Schüler können
Phonologische
Kompetenz (S. 131)
8.
und 10. Klasse (S. 134, S. 138)
Die
Schülerinnen und Schüler können
Phonologische
Kompetenz
|
4.3 Die
Rolle des Vorwissens
Zu
den didaktisch-methodischen Überlegungen, wie die erste
Kompetenzstufe erreicht werden kann, ist die Rolle des Vorwissens der
Schülerinnen und Schüler (SuS) einzubeziehen. Die SuS der 6. Klasse
verfügen über ein Vorwissen auf dem Gebiet der Orthographie, das
als Lernvoraussetzung zu berücksichtigen ist und aktiviert werden
sollte, bevor mit der eigentlichen Arbeit mit der französischen
Orthographie begonnen wird. Kraus & Stark (2006: 38ff) definieren
sechs Dimensionen des Vorwissens, von denen im Folgenden vier
übernommen werden sollen: Inhalt, Bewusstheit, Wissenschaftlichkeit
und Umfang.
Inhalt:
- Die SuS verfügen über ein domänenspezifisches deklaratives und prozedurales Wissen bezüglich der orthographischen Regeln in ihrer Erstsprache und eventuell in ihrer ersten Fremdsprache. Dieses Vorwissen ermöglicht ihnen, Hypothesen über weitere Schriftsysteme aufzustellen, die nicht immer richtig sind. Deutsche SuS schreiben z. B. regelmäßig exemple *example oder la politique *politic.
Bewusstheit:
- Die SuS sind in der Lage, ihr Wissen über die Orthographie in der Erstsprache und, wenn vorhanden, in weiteren Sprachen explizit darzulegen. Hier sollte das Alter der SuS in Betracht gezogen werden. Es stellt sich die Frage, ob jüngere SuS ein bewussteres Wissen über die Orthographie besitzen als ältere. Auch die Frage der ersten Fremdsprache (meistens Englisch) sollte Einzug in die Reflexion finden (s. Inhalt).
Wissenschaftlichkeit:
- Inwiefern ist das Vorwissen der SuS korrekt? Viele SuS wissen, dass im Französischen Vokale mit Akzenten versehen werden, kennen die Regeln aber nicht.
- Inwiefern entspricht das Vorwissen der SuS Klischeevorstellungen oder gar Fehlkonzepten? Viele SuS kennen die Apostrophe nach dem <j>, verwenden das Zeichen aber falsch: *j’ai veux, j’udorange.
Umfang:
- Größe der Wissensbasis
Wichtig
ist, dass das Vorwissen im Klassenverband verbalisiert und auf seine
Korrektheit hin überprüft wird.
4.4 Vorschläge
für die Orthographievermittlung im fremdsprachlichen
Französischunterricht
Wie
oben erwähnt, liefern die Bildungspläne Hinweise auf die Themen und
Lernziele bezüglich der Orthographievermittlung. Bezug nehmend auf
die Ausführung in Kap. 3 sei hier die folgende Herangehensweise im
Anfangsunterricht vorgeschlagen:
Die
Eingrenzung und Hierarchisierung der Teilkompetenzen (im
Anfangsunterricht: Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben) macht eine
allmähliche Heranführung an die Orthographie - ausgehend von den
Phonemen (API) hin zu den Phonogrammen - erforderlich. Der Umweg über
die API-Zeichen ist insofern erfolgsversprechend, als die SuS so über
die phonologische Repräsentation als Ausgangsbasis für die
Verschriftlichung verfügen (Mordellet-Roggenbuck 2010). Die
Herausbildung einer thematischen Präferenz unter Berücksichtigung
der Schulart, des sprachlichen Niveaus und des Vorwissens der SuS
liegt bei der Lehrkraft, die die relevanten Morphogramme und
Logogramme auswählt. Ein Vergleich der Korrespondenzen zwischen
Phonemen und Graphemen in den im Klassenverband vorhandenen Sprachen
erlaubt es, das Vorwissen zu aktivieren und zu überprüfen (s. o.
Bewusstheit und Wissenschaftlichkeit). Danach kann mit bekannten
Verfahren gearbeitet werden wie z. B.:
- Abschreiben von der Tafel, aus dem Lehrbuch (mechanische Imitation)
- Versuche der eigenen schriftlichen Produktion nach bekannten Mustern (intelligente Imitation)
- Analyse des Geschriebenen (individuelle und kollektive Analyse): Was ist richtig, was ist falsch?
- Entwicklung eines Bewusstseins über die Orthographieregeln (Verbalisierung der Regeln, eventuell Verschriftlichung in der Erstsprache)
- Identifizierung von Schwierigkeiten
- Lernen, das Wichtigste vom Anekdotischen zu unterscheiden
- Suchen von Lösungen in der Lerngruppe
Eine
reflexive Herangehensweise wie die vorgeschlagene erhöht die Chance,
dass am Ende der anberaumten Lernphase „die Schülerinnen und
Schüler […] eingeübtes Sprachmaterial orthografisch und
grammatisch hinreichend korrekt schreiben“ können und über eine
ausgebaute „phonologische Kompetenz“ verfügen
(Baden-Württemberg: Bildungsplan Französisch Gymnasium: 130f).
Bibliographie
Blanche-Benveniste,
Claire (1997). Approches de la langue
parlée en français. Paris: Ophrys.
Börner,
Wolfgang (1977). Die französische
Orthographie. Tübingen: Niemeyer.
Brissaud,
Catherine & Danièle Cogis (2011). Comment
enseigner l’orthographe aujourd’hui ?
Paris: Hatier.
Catach,
Nina (1979). Le graphème. In: Pratiques
25 (1979),
21-32.
Catach,
Nina (1986). L'orthographe française.
Traité théorique et pratique.
Paris: Nathan.
Catach,
Nina (2001). Histoire de l'orthographe
française. Paris: Champion.
Gak,
Vladimir Grigor (1976). L’orthographe
française: essai
de description théorique et pratique.
Paris: SELAF.
Krause,
Ulrike-Marie & Robin Stark (2006). „Vorwissen aktivieren“.
In: Mandl, Heinz & Helmut Felix Friedrich (Hrsg.) (2006):
Handbuch Lernstrategien. Göttingen: Hogrefe, 38-49.
Kultusministerkonferenz
(2004). Beschlüsse der Kultusministerkonferenz. Bildungsstandards
für die erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) für den
mittleren Schulabschluss. Darmstadt:
Kluwer.
(http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2003/2003_12_04-BS-erste-Fremdsprache.pdf; 02.02.2014).
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Ministerium für
Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.) (2004).
Bildungsplan Gymnasium. Stuttgart.
(http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/ Bildungsplaene/ Gymnasium/ Gymnasium_Bildungsplan_Gesamt.pdf; 2.02.2014).
(http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/ Bildungsplaene/ Gymnasium/ Gymnasium_Bildungsplan_Gesamt.pdf; 2.02.2014).
Mordellet-Roggenbuck,
Isabelle (²2010). Phonétique du français. Théorie
et applications didactiques. Landau:
Verlag Empirische Pädagogik.
Rolffs,
Elisabeth (1981). Die Orthographie als Gegenstand der modernen
Sprachwissenschaft. Mit besonderer Berücksichtigung der
französischen Sprache.
Münster: Univ., Diss. 1980.
Söll, Ludwig
(³1985). Gesprochenes und Geschriebenes Französisch. Berlin:
Schmidt.
Strobel-Köhl,
Michaela (1994). Die Diskussion um die „ideale“ Orthographie.
Das Beispiel der Kreolsprachen auf französischer Basis in der
Karibik und des Französischen im 16. und 20. Jahrhundert.
Tübingen: Narr.
Zollna, Isabel
(1999). Gesprochenes und geschriebenes Französisch. Studienbrief
Sprachwissenschaft Französisch. Fernstudium Fremdsprachen in
Grund- und Hauptschulen.
____________
3 Oder, wie Strobel-Köhl es ausdrückt:
Ein
flaches Schriftsystem ist an der lautlichen Oberfläche orientiert,
ein Schriftsystem gilt als umso tiefer, je stärker es die
phonologische und morphologische Ebene einbezieht (Strobel-Köhl
1994: 7).
Nach Strobel-Köhl (1994: 7) handelt es sich um
folgende Erscheinungen, die in einzelnen Schriftsystemen wie dem
Französischen mehr oder weniger stark vertreten sind:
- Spatien, Groß- und Kleinschreibung, Interpunktion;
- Streben nach einheitlicher Schreibung grammatischer und lexikalischer Paradigmen unabhängig von der jeweiligen lautlichen Realisierung;
- Homonymendifferenzierung.