Die Entwicklung
multimodaler interaktiver E-Learning-Konzepte für den Unterricht
Deutsch als Fremdsprache
Laura Pihkala-Posti (Tampere, Finnland)
Abstract
(English)
During
the last few decades, some major changes have occurred in the media
landscape, which also place new demands in the field of language
pedagogy. Media convergence that, among other things, includes
various new potential modality combinations is typical of today’s
Internet. The aim of the present article is to reflect on how foreign
language teaching could be developed by means of new technological
solutions. Differences between diverse kinds of applications and
their respective modalities are analyzed and presented. The analysis
is based on a descriptive model of the characteristics of Internet
communication services, which was modified for the purpose in hand.
The potential of the applications in supporting the development of
multi-faceted communicative competence is of particular interest:
applications need to train at least both written and oral skills and,
if possible, intercultural skills. Embodied interaction can also be
integrated in order to support different types of learners and to
create holistic language learning opportunities. One example is the
Berlin Kompass language learning application that was developed in
our interdisciplinary research project and which emphasizes
authenticity, learner autonomy, collaboration, and (inter-)action in
the training of oral communication skills.
Key words:
Multimodality, Internet, foreign language learning
Abstract
(Deutsch)
Bedeutende
Veränderungen der Medienwelt in den letzten Jahrzehnten stellen auch
an den Bereich des Fremdsprachenunterrichts neue Herausforderungen.
Typisch für das Internet von heute ist eine Medienkonvergenz, die
unter anderem neue Modalitätenkombinationen entstehen lässt. Das
Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, aus
fremdsprachendidaktischer Sicht zu betrachten, wie der
Fremdsprachenunterricht am Beispiel des DaF-Unterrichts mit neuen
technologischen Lösungen entwickelt werden könnte. Ein besonderer
Schwerpunkt liegt darin, Unterschiede zwischen Merkmalen
verschiedener Web-Applikationen systematisch zu erkunden, zu
analysieren und die Ergebnisse tabellarisch darzustellen. Dabei
spielt unter anderem die Berücksichtigung unterschiedlicher
Modalitäten eine zentrale Rolle. Die interaktive multimodale
Technologie bietet neue Möglichkeiten, den Unterricht vielseitig zu
gestalten. Über das Internet kann sowohl mündlich als auch
schriftlich kommuniziert werden - im Idealfall auch interkulturell.
Um die Entwicklung einer vielseitigen kommunikativen Kompetenz zu
fördern, erscheint es im Lichte der Forschungsergebnisse lohnend,
unterschiedliche Web-Applikationen mit variierenden Modalitäten
einzusetzen, allerdings sollte man bei ihrer Auswahl berücksichtigen,
dass mit ihnen ausreichend unterschiedliche Kommunikationsformen und
-situationen geübt werden können. Auch Körperbewegungen können
bei den neuesten Applikationen mit einbezogen werden, was eine
holistische Perspektive darstellt. Ein Beispiel dafür ist die in
unserem Forschungsprojekt entwickelte Applikation Berlin Kompass,
in der Authentizität, Lernerautonomie, Lernerkollaboration sowie
Handlungs- und Interaktionsorientierung beim Training mündlicher
Kommunikation eine zentrale Rolle spielen.
Stichwörter.
Multimodalität, Internet, Fremdsprachenunterricht
1 Einleitung
Die
außergewöhnlich schnelle Veränderung der Medienwelt bringt neue
Herausforderungen mit sich, aber in vielen Bereichen auch neue
Möglichkeiten, so auch im Fremdsprachenunterricht (z.B.
Pihkala-Posti 2011, 2012a, 2012b, 2012c). Nach der ersten Generation
des World-Wide Web (WWW) mit statischen Web-Seiten und
älteren, textdominierten, nur
begrenzt interaktiven Lernumgebungen, eröffnen sich in der Web
2.0-Generation erheblich vielseitigere multimediale interaktive
Umgebungen (zu den Begriffen, vgl. z.B. Kaplan & Haenlein 2010,
Arnold et al. 2013, Pihkala-Posti 2011).
In
dem vorliegenden Beitrag werden Zwischenergebnisse des kumulativen
Dissertationsprojektes der Autorin vorgestellt, in dem
E-Learningkonzepte der zweiten Generation für den Unterricht Deutsch
als Fremdsprache (DaF) in Finnland (gymnasiale Oberstufe
und Hochschulniveau) entworfen und im Unterricht erprobt werden.
Interaktivität und Multimodalität spielen dabei eine zentrale
Rolle. Da der Fokus hier auf der Kommunikativität liegt, werden die
Applikationen und die Technologie als Affordanzen - also als Angebote
zum Lernen unterschiedlicher Kommunikationsformen und situationen -
betrachtet, (z.B. Bower 2008, Soegaard 2008, van Lier 2000). Der
Einsatz variierender Annäherungsweisen ist wichtig, um Lerner
unterschiedlicher kognitiver Lernstile anzusprechen und sie
möglichst optimal zu unterstützen. So passt beispielsweise eine zu
abstrakte Grammatik- oder eine traditionelle Lehrwerkzentriertheit
denjenigen Lernern nicht unbedingt am besten, die sich eher durch
konkrete Tätigkeiten oder mündliche Wechselwirkung mit anderen zum
Lernen angesprochen fühlen (z.B. Grein 2013, Coffield et al. 2004).
Der
Begriff Modalität wird unter anderem in der
Sinnesphysiologie, Psychologie und in der Lernforschung verwendet, wo
er einen Wahrnehmungskanal bezeichnet (z.B. Grein 2013):
visuell, auditiv und haptisch (auch taktil-kinästhetisch oder
motorisch genannt). In der Fremdsprachendidaktik wird oft
davon ausgegangen, dass jeder Lerner einen dominanten
Wahrnehmungskanal hat, über den sich das Lernen hauptsächlich
vollzieht. Nach neuesten Erkenntnissen ist dies jedoch noch
komplexer: Auch wenn ziemlich eindeutig nachgewiesen ist, dass viele
Individuen beim Lernen einen bestimmten Wahrnehmungskanal
präferieren, fördert der gleichzeitige Einsatz unterschiedlicher
Kanälen die Aktivität des Gehirns vielseitiger und führt deswegen
zu besseren Lernergebnissen als der Einsatz eines einzigen
dominierenden Kanals (z.B. Coffield et al. 2004, Grein 2013, Wen
2011). In den Kommunikationswissenschaften wird mit dem Begriff
Modalität wiederum ein einzelner Kommunikationskanal
oder ein Medientyp bezeichnet, das heißt, eine bestimmte
Weise, Informationen über einen physikalischen Kanal zu vermitteln.
Über einen physikalischen Wahrnehmungskanal kann hiermit Information
präsentiert werden, die unterschiedliche Modalitäten beinhaltet:
[…]
humans use many and
very different modalities
for representing information instantiated in the
same physical medium and hence
perceived by the same human
sensory system. Consider, for example, light
as physical medium and vision
as the corresponding human sense. We
use vision to perceive language text,
image graphics, facial expression, gesture, and
much more. These are different
modalities of information
representation instantiated in the same
physical medium. (Bernsen 2002:
4)
Bei
unserer Applikationsanalyse im nächsten Kapitel werden die beiden
genannten Betrachtungsweisen der Modalität berücksichtigt.
Um eine funktionierende fremdsprachliche kommunikative Kompetenz zu
erreichen, wird ein ausreichend vielseitiges Training sowohl für
schriftliche als auch für mündliche Fertigkeiten in der Zielsprache
benötigt (z.B. Europarat 2001). Im formellen Sprachunterricht sind
die Hauptmodalitäten im physikalischen Sinne der Text bzw. die
Schrift (visuell) und der Ton bzw. die gesprochene Sprache (auditiv).
In der ersten Generation des webbasierten Unterrichts gab es jedoch
fast nur Möglichkeiten für die Schulung der schriftlichen
Kommunikation; bei der mündlichen Kommunikation beschränkte sich
das Angebot meist auf die passiven Fertigkeiten, also auf das
Hörverstehen beziehungsweise auf das Hör- und Sehverstehen bei
Videomaterial. In letzter Zeit hat sich die Situation jedoch in der
Hinsicht verändert, dass es nun schon zahlreiche Applikationen gibt,
die das Training der mündlichen Fertigkeiten ermöglichen
(Pihkala-Posti 2011, 2012b, 2012c). Neben den genannten
Hauptmodalitäten bestehen heute bereits technologische Möglichkeiten
zwecks Berücksichtigung der Bewegungen und des Tastsinnes, aber
diese werden noch kaum für sprachpädagogische Zwecke eingesetzt.
Jedoch entstehen in den handlungsorientierten virtuellen Welten, in
denen sich beispielsweise ein Avatar bewegt, bereits Erlebnisse, die
Bewegung und dadurch Körperlichkeit mit einbeziehen. Die von unserem
Forschungsteam entwickelte Applikation Berlin Kompass1,
die unter anderem im Folgenden präsentiert und analysiert wird, geht
diesbezüglich noch weiter: Sie wird mit Gesten und Bewegungen
gesteuert und erfordert sogar, dass der Lerner sich zur Erfüllung
einer gegebenen Aufgabe wirklich fortbewegen muss.
Der
pädagogisch relevante Einsatz verschiedener Computerapplikationen,
die unterschiedliche Modalitäten anbieten und kombinieren, kann den
Unterricht sinnvoll bereichern, was in dem vorliegenden Artikel
beleuchtet wird. Dazu wurden unter anderem Theorien und Modelle der
computervermittelten Kommunikation herangezogen, vor allem das von
Patterson (1996) eingeführte und von Burnett & Marshall (2003)
erweiterte Beschreibungssystem der Charakteristika von
Internet-Kommunikations-Dienst-leistungen. Neben einer darauf
basierenden Applikationsanalyse sind Möglichkeiten des E-Learning
im DaF-Unterricht an der finnischen gymnasialen Oberstufe und auf
Universitätsniveau erprobt worden. Für den Einsatz der
präsentierten Applikationen und Plattformen werden also konkrete
Beispiele angeführt - mit anschließender zusammenfassender
Diskussion und Reflexion.
2 Eigenschaften
und Modalitäten unterschiedlicher Webapplika-
tionen
2.1 Allgemeine
Eigenschaften bei Webapplikationen
In
der ersten Phase bestand das WWW hauptsächlich aus statischen
Texten, daneben waren bald auch Fotos oder Bilder zu finden. Später
entstanden allmählich interaktive Applikationen, die schriftliche
Kommunikation ermöglichten. Danach wurden zunehmend auch auf Ton
basierende Applikationen entwickelt. In letzter Zeit geht die
Entwicklung eindeutig in eine multimediale und multimodale Richtung.
Das entsprechende Phänomen heißt Medienkonvergenz (Jenkins
2006): Innerhalb von gleichen Applika-tionen oder Plattformen werden
unterschiedliche Materialien und Medientypen - z.B. Text, Ton,
Bilder, Videos, Chat und Webcam - kombiniert. Solche Applikationen,
die primär zur Präsentation eines bestimmten Medientyps vorgesehen
waren - beispielsweise Blogs und Wikis oder Facebook zur
Distribution von Textmaterial und Bildern - sind weiterentwickelt
worden und ermöglichen immer öfter auch das Hochladen oder die
Einbettung von anderen Medien oder von Informationen, die aus anderen
Applikationen stammen, was oft die Anzahl der Modalitäten
oder Kombinationen erhöht. Besonders typisch für die
Webapplikationen von heute ist ein höherer Grad an Interaktivität:
Die Benutzer nehmen aktiv teil, erstellen selbst weiteres Material
oder kommentieren zumindest die Produkte anderer. Von Applikation zu
Applikation unterscheidet sich, wie auf das Material reagiert werden
kann: Textkommentar, Chat-Interaktion, Tonkommentar, Bild- oder auch
Videokommentar. Die Applikationen unterscheiden sich ebenfalls
dadurch, ob die Kommunikation in ihnen zeitlich versetzt (asynchron)
oder gleichzeitig (synchron) stattfindet. In unserer
Applikationsanalyse, deren Ergebnisse von der Forscherin im Folgenden
dargestellt werden, wurden unter anderem die genannten Eigenschaften
betrachtet.
2.2 Ziel
und Material
Ziel
unserer Webapplikationsanalyse ist es, die gezielte Planung von
Medieneinsätzen im Fremdsprachenunterricht durch eine möglichst
kompakte Überblicksdarstellung zu erleichtern, die einen relativ
schnellen Vergleich der Eigenschaften verschiedener Web-Applikationen
ermöglicht. Diese Übersicht soll dabei helfen, eine Auswahl zu
treffen, die eine ausreichende Variation von Medien,
Kommunikationsformen und Modalitäten erlaubt und somit eine
Entwicklung der angestrebten, funktionierenden fremdsprachlichen
kommunikativen Kompetenz ermöglichen könnte. Das Auswahlkriterium
der Applikationen ist, dass verschiedene Modalitäten,
unterschiedliche Methoden und Kommunikationsformen repräsentiert
werden, um unterschiedliche Lerner vielseitig zu unterstützen. Alle
hier behandelten Applikationen wurden bei den zu unserem
Dissertationsprojekt gehörenden Unterrichtsinterventionen2
(im Sinne der Aktionsforschung) eingesetzt und erprobt, d.h. im
DaF-Unterricht an der gymnasialen Oberstufe, im DaF-Unterricht des
universitären Sprachenzentrums sowie im Studienprogramm Deutsche
Sprache, Kultur und Translation der Universität Tampere,
Finnland. Bei diesen Applikationen handelt es sich im Einzelnen um:
Wordpress-Blog, Wikispaces-Wiki, Etherpad, Facebook, Vocaroo,
Voxopop, Voicethread, Ivocalize, Skype, YouTube, Minecraft, Berlin
Kompass.3
2.3 Methode
Die
für diesen Beitrag zentrale Applikationsnalyse wurde empirisch
durchgeführt, d.h. die Möglichkeiten und Funktionen der
Web-Applikationen und Plattformen wurden ganz konkret und
systematisch erprobt, um die darin angebotenen Eigenschaften - unter
anderem die darin möglichen Medientypen (Kap. 3) – kennen zu
lernen und sie tabellarisch nach den ausgewählten Merkmalkategorien
darstellen zu können. Dies war ein zentraler Schritt als
Vorbereitung darauf, multimodale E-Learning-Konzepte gezielt
entwickeln zu können und dabei die Applikationen in
Unterrichtsinterventionen in der Praxis einzusetzen.
Ein
für diesen Zweck relevantes Beschreibungssystem findet sich in dem
Werk Web Theory von Burnett & Marshall (2003: 43ff), und
zwar eine Tabelle mit den Charakteristika von
Internet-Kommunikation-Dienstleistungen. Diese Darstellung
beinhaltet neben den in den meisten Kommunikationsmodellen
beschriebenen Faktoren Sender (Quelle), Empfänger, Kanal und
Nachricht zahlreiche andere Faktoren, die hier in der Tabelle 1
zitiert werden:
|
e-mail
|
Listserv
|
IRC
|
MUD
|
Usenet
|
WWW
|
level
|
Interpersonal
|
group
|
group
|
group
|
hybrid
|
hybrid
|
conversation
|
usually
dialogue
|
monologue,
discussion
|
multilogue
|
multilogue
|
monogue,
discussion, multilogue
|
multilogue
|
source
|
one
|
many
|
can
be one
|
many
|
many
|
many
|
receiver
|
one
|
many
|
many
|
many
|
many
|
many
|
channel
|
computer
|
computer
|
computer
|
computer
|
computer
|
computer
|
distribution
|
point
to point
|
point
to point multipoint
|
point
to server broadcast
|
point
to server narrowcast
|
point
to server broadcast
|
point
to server broadcast
|
media
type
|
text
|
text
|
text
|
text
executable
|
text
|
multimedia
|
message
|
Encapsu-lated
|
Encapsu-lated
|
fragmentary
|
fragmentary
operative
|
Encapsu-lated
|
Encapsu-lated
|
temporal
|
asynchronous
|
asynchronous
|
synchronous
|
synchronous
|
asynchronous
|
asynchronous
|
spatial
|
distributed
|
distributed
|
distributed
|
distributed
|
distributed
|
distributed
|
sociality
|
dialogue
|
multicast,
can be broadcast
|
multicast
|
multicast
|
multicast
|
multicast
|
visibility
|
private
|
private
|
public
|
public
|
public
|
public
|
interactive
|
usually
reactive
|
ranges
|
usually
reactive
|
usually
reactive
|
ranges
|
ranges
|
skill
|
low
|
low
|
low
to moderate
|
moderate
to high
|
low
|
low
|
environment
|
existing
|
existing
|
existing
|
existing
|
constructed
existing
|
existing
|
metaphor
|
postal
|
postal
|
room
|
fantasy
world
|
discussion
conversation
|
shopping
mall
|
Tab.
1: Characteristics
of internet interpersonal communication services (Burnett
& Marshall 2003: 56)5
Bei der provisorischen Analyse einiger interaktiver Web-Applikationen nach den Merkmalskategorien von Burnett & Marshall (2003) (auch Patterson 1996, December 1996) stellte sich heraus, dass einige davon im Kontext des Fremdsprachenlernens irrelevant sind, aber auch, dass noch einige zentrale Aspekte fehlten. Aus diesem Grunde wurden die Merkmalskategorien so modifiziert, dass sie aus sprachpädagogischer und unterrichtspraktischer Sicht relevante (Zusatz)Informationen liefern. Überflüssige Kategorien wurden entfernt, die ursprüngliche Kategorie Medium in die Kategorien primäre und sekundäre Medien aufgeteilt, was hinsichtlich der Funktionsprinzipien der heutigen Applikationen als notwendig erscheint (Kap. 3) sowie einige weitere neue Kategorien hinzugefügt4. Die ausgewählte vorläufige Kategorienkombination sieht wie folgt aus: Ebene, Gespräch, Quelle, Empfänger, Medientyp primär, Medientyp sekundär, Zeitrelation, Sichtbarkeit, Interaktivität, Erforderliche Technologiekenntnisse (grob eingeschätzt), Metapher, Modalitäten, Teilbereiche des Trainings, zusätzliche integrierte Teilbereiche (des Trainings aus den integrierten Applikationen), ungefährer Zeitaufwand bei der Einführung (der Applikation, passive oder aktive Benutzung).
3 Überblick über die Applikationen und Beispiele für den
Unterrichtseinsatz
3.1 Überblick über die Applikationen
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Applikationsanalyse dargestellt, d.h. es werden ein tabellarischer Überblick über die Eigenschaften der behandelten Applikationen und - im Anschluss daran - Beispiele für ihren Unterrichtseinsatz gegeben. Je nach Situation und Lernziel können entweder eine einzelne Applikation oder mehrere Applikationen zur Unterstützung und Bereicherung des üblichen Präsenzunterrichts eingesetzt werden, oder der ganze Unterricht kann - wie bei Webkursen - mit einer (multimodalen) Zusammensetzung von Applikationen und Plattformen durchgeführt werden. Die in Kap. 1 besprochene, kommunikationswissenschaftliche Perspektive auf Modalität ist unter
den Merkmalskategorien primärer und sekundärer Medientyp zu
finden, die sinnesphysiologische Perspektive wird wiederum unter der
Kategorie Modalität berücksichtigt. Die Kategorie primärer
Medientyp weist auf ein Medium hin, das innerhalb der Applikation
produziert wurde, oder aber auf das in die Applikation einzubringende
Medium, für dessen Distribution die Applikation in erster Linie
geschaffen wurde, z.B. auf einen Text. Mit der Kategorie sekundärer
Medientyp ist wiederum ein zusätzliches Medium gemeint, das in
die Applikation eingebettet oder heruntergeladen wird, z.B. ein Bild,
eine Tondatei oder ein Video. Solche Fälle, in denen die
vorgestellten Applikationen selbst in eine andere Applikation oder
Plattform eingebettet werden, um z.B. ein reicheres
Modalitätenangebot zu schaffen, können in dieser Analysetabelle
nicht berücksichtigt werden, da solche Möglichkeiten zahlreich sind
(Pihkala-Posti (eingereicht)).
Die Mehrheit der
analysierten Applikationen ist von Prinzip und Funktionalität her
für asynchrones Arbeiten vorgesehen, d.h. verschiedene Nutzer
produzieren ihr Text-, Ton-, Bild- oder Videomaterial eigenständig
in der (oder für die) Applikation, auch wenn es danach anderen
Nuzern zum Betrachten, Kommentieren und eventuell auch zum
Modifizieren zugänglich gemacht wird. Von den Applikationen sind
Skype, die Videokonferenzplattform iVocalize sowie das von
uns entwickelte Berlin Kompass von der Grundidee her
synchron, d.h. sie sind in erster Linie dafür vorgesehen, von
mehreren Nutzern gleichzeitig verwendet zu werden. Einige
Applikationen können sowohl synchron als auch asynchron eingesetzt
werden. Für unterschiedliche Lerner gibt es unterschiedliche
Herausforderungen; für einige ist eine direkte / unmittelbare
mündliche Interaktion schwierig, anderen Nutzern wiederum kommt
strukturiertes Sprechen oder Schreiben besonders schwer vor. Indem
sowohl asynchrone als auch synchrone Applikationen
eingesetzt werden, kann sowohl direkte / unmittelbare als auch eine
verzögerte mündliche und schriftliche Kommunikation geübt werden,
und auf diese Weise können die diesbezüglichen Fertigkeiten
entwickelt und gestärkt werden. Den beiden Zeitrelationen der
Kommunikation begegnet man auch in konkreten
Kommunikationssituationen. Wenn z.B. spontanes Sprechen für einen
Lerner eine Herausforderung ist, könnte er sich zuerst als Beispiel
von anderen Studenten gemachte Aufnahmen anhören und erst danach
üben, den selbst erstellten Redebeitrag z.B. auf der
Voxopop-Gruppendiskussionsplattform aufzunehmen, und eine
endgültige Aufnahme erst dann machen, wenn er damit zumindest
einigermaßen zufrieden ist. Nachdem man einige Zeit asynchron geübt
hat, könnte vielleicht eine spontane zielsprachliche Diskussion -
z.B. über Skype - etwas leichter vonstatten gehen.
Wie aus den
Tabellen 2 und 3, in denen die Ergebnisse der Analyse dargestellt
werden, ersichtlich wird, gibt es in einem Teil der Applikationen
jeweils einen primären Medientyp oder eine
primäre Modalität:
Tab. 2: Tabellarischer Überblick über die analysierten Applikationen (Teil 1)
Tab. 2: Tabellarischer Überblick über die analysierten Applikationen (Teil 2)
In vielen Fällen handelt es sich dabei um
Schrift bzw. Text mit Bild als sekundäres Medium, beide sind nach
einer sinnesphysikalischen Definition jedoch visuell. Daneben
kommen aber auch Tonapplikationen vor, die auditiv sind. Diese
genannten Gruppen entsprechen den traditionellen hauptsächlichen
Lernkanälen des formellen Fremdsprachenunterrichts, d.h.
schriftlichem Text und Ton. Die Abkürzungen SCHR und MUEN
der Tabelle verweisen auf diese. Andere Applikationen -
beispielsweise bei YouTube - sind vom primären Medientyp her
multimodal: Der Videofilm ist visuell und sein Ton
auditiv. In der Beschreibung wird im Einklang z.B. mit dem
Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GeR) (Europarat 2001) auch
danach differenziert, ob es sich bei der Anwendung der Applikation um
eine aktive bzw. produktive (A) oder passive bzw. rezeptive (P)
Annäherungsweise an Sprache handelt. Oft sind in derselben
Applikation auch beide möglich.
Die
Applikationen werden in der folgenden exemplarischen Kurzdarstellung
der Unterrichtsinterventionen grob nach dem Kriterium eingeteilt,
welches Medium bzw. welche Medien in ihnen primär vorkommen. Daraus
entstehen die folgenden Hauptgruppen:
1)
Schrift als Primärmedium
2)
Ton als Primärmedium
3)
primär multimediale Umgebungen und
4)
multimedial-kinästhetische Umgebungen.
Die
Grenzen zwischen den Gruppen sind dabei fließend. Beispielsweise hat
sich Facebook in letzter Zeit in eine multimodale Richtung
entwickelt, weil nun auch Video-Chat möglich ist. Der übliche
Einsatz ist jedoch immer noch derjenige, schriftliche
Pinnwandeinträge zu verfassen, denen oft Bilder hinzugefügt werden.
Deswegen wird die Applikation hier zur Gruppe 1 gezählt. Die
Beispiele für den konkreten Einsatz der Applikationen werden hier
gegeben um zu veranschaulichen, wie in der auf die Analyse folgenden
Phase des Forschungsprojekts von der Autorin auf dem Weg zu
multimodalen E-Learningkonzepten gearbeitet wurde. Genauere
Informationen und Auswertungen dieser Interventionen werden in
anderen Publikationen dargestellt, die teilweise noch in Vorbereitung
sind (u.a. Pihkala-Posti 2012b, 2012c, Pihkala-Posti &
Uusi-Mäkelä 2014, Pihkala-Posti et al. 2014).
3.2
Die Schrift als Primärmedium
Facebook
wurde von finnischen, russischen und deutschen Gymnasiasten im
internationalen DaF-Projekt der Deutschen Auslandgesellschaft in
Lübeck als informeller Kommunikationskanal eingesetzt. Die Schüler
durften dabei ohne Lehrerkontrolle frei miteinander kommunizieren.
Während des gennanten Projektes und einer Studienreise nach Lübeck
wurde ebenfalls ein Reisebericht mit Fotos in einem öffentlichen
Wordpress-Blog veröffentlicht. Jeder Schüler schrieb allein oder
zusammen mit einem Partner einen Beitrag sowohl in der Zielsprache
als auch in der Muttersprache, da auch solche Eltern, die nicht
Deutsch beherrschten, dem Blog folgten, um über die Reise-Erlebnisse
ihrer Kinder auf dem Laufenden zu bleiben. In einem geschlossenen
Wordpress-Blog reflektierten die Gymnasiasten beispielweise in einem
Kurs nach jeder Unterrichtseinheit über ihre Erfahrungen und
posteten Feedback in Form von Blog-Kommentaren. Daneben luden sie
selbst aufgenommene Tondateien hoch - unter anderem mit Skype
simulierte Telefongespräche. Auch die sonstigen Kursmaterialien
wurden in den Blog hochgeladen.
Ein
Etherpad-Dokument eignet sich als eine eigenständige
Plattform für distanzbasierte synchrone und asynchrone
Zusammenarbeit: Neben dem eigentlichen Texteditor steht ein
paralleles Chat-Fenster für Diskussionen zur Verfügung. Bei unseren
Interventionen wurden Etherpad-Dokumente jedoch in
Wikispaces-Wikis eingebettet. Etherpad hat sich für
die distanzbasierte synchrone Zusammenarbeit als geeigneter erwiesen
als eine Wiki-Seite, die sich wiederum gut zum asynchronen
kollaborativen Schreiben und längerfristigen Sammeln vom
Textmaterial eignet: Wenn mehrere Nutzer gleichzeitig an
verschiedenen Computern auf der gleichen Seite Texte schreiben und
abspeichern, können bei einem Wiki Informationen verloren gehen.
Dies ist bei Etherpad
nicht der Fall. Wikispaces-Wiki wurde an der gymnasialen
Oberstufe längerfristig als die übliche, das Lehrwerk
unterstützende kollaborative Lernumgebung eingesetzt. Damit wurden
Youtube-Videos und Wordle-Wortwolken sowie
Etherpad-Dokumente kombiniert. Unter anderem wurde
kollaborativ entschieden, welche Wörter und Ausdrücke in dem
Schlüsseltext der jeweiligen Einheit am allerwichtigsten gefunden
wurden, die nach gemeinsamer Absprache dann auch in der Klausur
abgefragt wurden. Jeder Schüler hatte auch eine eigene geschlossene
Wiki-Projektseite, auf der er seine schriftlichen Arbeiten sowie
Vocaroo-Tonaufnahmen als eine Art Lernportfolio sammelte. Im
Studiengang Deutsche Sprache, Kultur und Translation wurden
u.a. Wikispaces-Wikis und darin eingebettete
Etherpad-Dokumente als Plattform für kollaboratives
synchrones Schreiben und gemeinsame Lerndiskussionen - beispielsweise
in einem Übersetzungs- und einem Phraseologiekurs - ausprobiert.
Dabei wurden nach einer einleitenden individuellen Vorbereitungsphase
in Kleingruppen auf Projektseiten kollaborativ Übersetzungen
angefertigt. Alternativ wurde aufgrund von Web-Recherchen über
Idiome diskutiert. So wurden beispielsweise kollaborativ
Top-20-Listen der wichtigsten bzw. schwierigsten Idiome mit
authentischen Beispielen aus dem Internet zusammengestellt, gemeinsam
Geschichten geschrieben, in die diese ausgewählten Idiome eingebaut
wurden, sowie kurze, informative Artikel über Idiome und ihre
Etymologie für ein finnisch-deutsches Magazin geschrieben.
3.3 Der
Ton als Primärmedium
Vocaroo
wurde als mündliche Hausaufgabe zur Ergänzung des üblichen
Präsenzunterrichts eingesetzt und entweder per E-Mail an die
betreffende DaF-Lehrerin geschickt, in anderen Unterrichtsgruppen bei
Wikispaces auf der eigenen Projektseite ins Lernportfolio eingebettet
oder auf eine Wiki-Hauptseite oder auch in eine Facebook-Gruppe für
alle rezipierbar eingestellt.
Das
Diskussionsforum Voxopop wurde unter anderem auf folgende
Weise im hochschulischen DaF-Unterricht eingesetzt: Es wurden
unterschiedliche Diskussionsaufgaben verwirklicht, wobei die Aufgabe
in Voxopop von der Dozentin mündlich formuliert vorlag.
Danach hörte sich jeder Studierende sie - und gegebenenfalls auch
die Aufnahmen anderer Studierenden - an und nahm einen eigenen
Beitrag als Reaktion darauf auf. Die Dozentin kommentierte danach
ihrerseits jeden Beitrag. Unter anderem wurden zu unterschiedlichen
Themen Kettendiskussionen geführt oder es wurde Stellung
genommen, d.h. zielsprachliche Argumentation geübt. Es wurden
ebenfalls mündliche Referate über deutschsprachige Expertenvorträge
gehalten. An der gymnasialen Oberstufe wurden z.B. auch
deutschsprachige Anrufbeantworternachrichten gehört, eigene
Reaktionen darauf aufgenommen; es wurden nach erfolgter Web-Recherche
Gedichte auf Deutsch rezitiert und diskutiert, Witze erzählt und
kommentiert; es wurde sich zu Alltagsthemen geäußert, sich über
Musik unterhalten und vieles mehr.
Durch
kleine Kostproben mittels kurzer Aufnahmen konnte so zu
Bewertungszwecken ein besseres und vielseitigeres Bild davon erhalten
werden, wie sich die mündlichen Fertigkeiten einzelner Studierender
zu unterschiedlichen Themen gestalteten.
3.4 Primär
multimediale Umgebungen
YouTube-Videos
können sowohl ohne Einbettung als auch in eine andere Applikation
oder Plattform eingebettet eingesetzt werden. Beispielsweise sahen
sich die Gymnasiasten Kurzfilme an, stellten einander ihre
deutschsprachige Lieblingsmusik als in Wiki eingebettete
YouTube-Videos vor oder lernten Grammatik und Phraseologie
multimodal mit deutschsprachigen Songs, deren Text im Video synchron
mit dem Gesang angezeigt wurde. Bei YouTube-Videos kann
nonverbale Kommunikation ebenfalls - wenn auch nur passiv und nicht
unter eigener Mitwirkung - betrachtet werden.
Voicethread
wurde beispielsweise für ein landeskundliches Thema eingesetzt. Die
Studierenden des universitären Sprachenzentrums arbeiteten paarweise
und stellten nach einer Web-Recherche PowerPoint-Präsentationen
zusammen, zu denen sie ihren mündlichen Vortrag aufnahmen. Bei jeder
Präsentation wurden einige Feedback-Kommentare von anderen
Studierenden und der Dozentin aufgenommen, wodurch ein interaktiver
(wenn auch asynchroner) Vortrag zustande kam und auch eine
anschließende Diskussion geübt werden konnte.
iVocalize
wurde in einem besonderen Deutschkurs für Wirtschaftstudierende im
Sprachenzentrum benutzt, und zwar in Form einer Videokonferenz mit
Studierenden des gleichen Faches in Slowenien. Die finnischen
Studierenden präsentierten mittels selbst zusammengestellter
PowerPoint-Präsentationen ihre Heimat als Messeort und trugen
dazu mündlich frei vor. Gleichzeitig stellten die anderen
Studierenden sowohl mündlich als auch im Chat Fragen und
kommentierten den Beitrag - eine Aufgabe, die tatsächlich im
Berufsleben später in dieser Form vorkommen könnte. An der
gymnasialen Oberstufe wurde wiederum über die
Videokonferenz-Plattform iVocalize ein ganzer Kurs für
mündliche Kommunikation mit Teilnehmern aus verschiedenen Schulen
durchgeführt. Das Konzept und die Erfahrungen über diesen Kurs sind
ausführlicher in Pihkala-Posti (2012b) und (2012c) beschrieben. Hier
sei lediglich erwähnt, dass die virtuellen (synchronen) Besuche der
Muttersprachler über die Konferenzplattform - unter anderem eines
Berliner Schauspielers, eines Heidelberger Ingenieurs, eines
deutschsprachigen Schriftstellers sowie eines deutschen Schülers -
den Schülern noch eindeutig besser gefielen als beispielsweise die
asynchronen Tonapplikationen, die im Kurs ausprobiert wurden - auch
wenn die Sprechschwelle bei Letzteren meist niedriger lag.
Die
dritte Intervention mit iVocalize wurde in einem Pilotprojekt
in Zusammenarbeit mit der Deutschen Auslandsgesellschaft
durchgeführt. DaF-Lerner aus drei Ländern arbeiteten über
Videokonferenz mit Gymnasiasten in Lübeck zum Thema interkulturelle
Kommunikation zusammen. Die Aufgabe zu Stereotypien -
Straßeninterviews zum Thema Vorstellungen über unterschiedliche
Nationalitäten - wurde allen Lernern bei einer
Videokonferenzsitzung präsentiert. Danach arbeiteten die Lerner an
ihren Heimatorten mit den Interviews, wonach die Ergebnisse zusammen
auf der Videokonferenzplattform präsentiert und mit anschließendem
Feedback im Wordpress-Blog besprochen wurden (Kap. 3.1).
Die
Videokonferenzplattformen ermöglichen - im Vergleich zu den meisten
bisher üblichen digitalen Sprachlernumgebungen - vielseitige
multimodale Arbeitsweisen im kommunikationswissenschaftlichen Sinne.
Eine zentrale innovative Entdeckung während unseres
Forschungsprojektes ist gerade die Nutzung multimodaler Elemente der
Videokonferenzplattform zur Unterstützung der Kommunikation und der
Lernprozesse. Besonders der Chat hat sich als eine
ausgezeichnete Lösung für Kommentare, ergänzende Fragen, zur
Wortschatzhilfe sowie zur diskreten Korrektur während der mündlichen
Produktion der Lernenden auf der Plattform herausgestellt. Einer der
schwerwiegendsten Mängel bei den meisten Internet-Applikationen ist
das Fehlen von Möglichkeiten zur nonverbalen Kommunikation, die
jedoch einen wichtigen Teil der kommunikativen Kompetenz darstellt.
Bei einer Videokonferenz mit Webcam ist dies zu einem begrenzten Grad
möglich, auch wenn die Nuancen dieser Interaktion bei weitem nicht
mit einer echten face-to-face-Kommunikation verglichen werden
können (Pihkala-Posti 2012b, 2012c.).
3.5
Multimedial-kinästhetische Umgebungen
Eine
pädagogisch zentrale Frage ist, ob und wie holistische
Annäherungsweisen mithilfe der Web-Applikationen fokussiert werden
könnten, so dass auch die Körperlichkeit mit einbezogen werden
könnte. Eine weitere wichtige Frage ist, wie beispielsweise solche
Fertigkeiten, die in der Kommunikation im Bereich der Technik zentral
sind, auf andere Weise trainiert werden könnten als im
traditionellen lehrwerkzentrierten Unterricht. Zu solchen
alternativen Annäherungsweisen gehören einerseits beispielsweise
die Immersion in eine (virtuelle) Umgebung, eine möglichst
authentische Zusammenarbeit, die Möglichkeit zur Lösung von
Problemen, die Beschreibung von Vorgängen, Prozessen, Räumen und
visuellen Umgebungen und andererseits körperliche Erlebnisse, d.h.
die Perspektive des ganzheitlichen Lernens und der Einsatz der
taktil-kinästhetischen Modalität neben der visuellen
und auditiven. Auch spatiale Erlebnisse spielen dabei
eine Rolle.
Second
Life gehört zu den ersten virtuellen Umgebungen, die
Möglichkeiten für eine derartige Erweiterung der Modalitäten
anbieten. Unter anderem aus technischen Gründen konnte diese
Umgebung jedoch bisher nicht in unserem Forschungskontext im
Unterricht eingesetzt werden, weil die Leistungsfähigkeit der
zur Verfügung stehenden Computer der betreffenden Einrichtungen
nicht ausreichend war. Eine technisch einfachere Alternative, die
gleichzeitig auch mehr Möglichkeiten für eine aktive
Lernerteilnahme bietet, konnte jedoch gefunden werden: Minecraft.
Daneben wurde in dem interdisziplinären Designforschungsprojekt von
der Forscherin initiiert, eine neue pädagogische virtuelle
Sprachlernumgebung zu entwickeln: Berlin Kompass. Diese beiden
handlungsorientierten Applikationen sind im Unterricht erprobt
worden, Minecraft erst in einigen Unterrichtsgruppen, Berlin
Kompass schon mit fast 250 Lernenden.
3.5.1
Minecraft
Erste
Erfahrungen mit diesem, momentan in informellen Kontexten populären
Spiel wurden bisher mit DaF-Lernern der gymnasialen Oberstufe
gesammelt. Das für das authentische Internet-Spiel besonders zu
pädagogischen Zwecken entwickelte Zusatzmodul Minecraft Edu6
wurde auf Deutsch in einem internationalen Projekt der Deutschen
Auslandsgesellschaft eingesetzt. Die finnischen Gymnasiasten bauten
zusammen mit russischen Schülern kulturelle Objekte auf Deutsch und
entwarfen in Eigeninitiative ein neues Sportstadion für Kaliningrad,
in dem die Fußballweltmeisterschaft im Jahre 2018 stattfinden
könnte. Der Grund für den Einsatz von Minecraft bei dieser
internationalen Kooperation war die frühere erste Erfahrung mit
finnischen Schülern, nach der sie während des virtuellen Bauens zu
oft in ihre Muttersprache wechselten (Pihkala-Posti & Uusi-Mäkelä
2014). Bei international zusammengesetzten Paaren oder Gruppen muss
jedoch die Zielsprache beim Bauen eingesetzt werden. Neben der in das
Spiel eingebaute Chat-Interaktion lohnt es sich aufgrund unserer
Erfahrung, auch eine Sprechapplikation, z.B. Skype, einzusetzen, weil
das schriftliche Chatten nach Angaben der Schüler die Bauprozedur
manchmal störend unterbrechen kann.
Der
hochschulische Einsatz von Minecraft befindet sich erst in der
Planungsphase. Unter anderem wäre es besonders sinnvoll und
interessant, Minecraft in internationalen Projekten mit
Studierenden der Architektur und des Bauwesens einzusetzen, auch wenn
die Idee, etwas in der Zielsprache gemeinsam zu entwerfen und zu
bauen, für jeden Fremdsprachenlerner nützen kann. Internationale
Kooperation mit Lehrern und Studierenden des gleichen Faches findet
so mit dieser Applikation neue bereichernde virtuelle Möglichkeiten.
3.5.2 Berlin
Kompass
Mit
der multimodalen Sprachlernapplikation Berlin Kompass bereist
man virtuell die Metropole Berlin. Die Applikation dient zur
gleichzeitigen technologievermittelten mündlichen Interaktion zweier
Benutzer. Diese befinden sich beide in einem eigenen Raum mit eigener
Ansicht auf die Applikation. Sie hören einander über das System.
Der eine fragt nach dem Weg zu einer Sehenswürdigkeit, und der
andere beschreibt die optimale Route. Die Nutzer können die
möglichen Routen mit Gesten erkunden, und sie können auch
multimodale Wortschatz- und phraseologische Hilfe bekommen - d.h.
gleichzeitig als Text und Ton - indem sie mit der Hand auf die
betreffenden Objekte deuten. Die Applikation bringt als Innovation
auch die kinästhetische Modalität in den technologievermittelten
Sprachgebrauch und in die Sprachlernprozesse ein: Der eigene Körper
und die eigenen Gesten werden zur Betätigung der Kinect-Steuerung
eingesetzt, um sich in den Panoramen umzusehen oder (weiter) zu
bewegen. Die Erlebnisbezogenheit wird also konkret auf das Niveau des
Körperlichen gebracht: Aufgrund der Anweisungen des
Gesprächspartners bewegt man sich tatsächlich zu Fuß in die
entsprechende (verstandene) Richtung und kommt dadurch weiter zur
nächsten Kreuzung oder endet in einer Sackgasse bzw. in einer
Problemsituation, die gelöst werden muss, was die Lernprozesse
intensivieren soll. Die wirklichkeitsnahe
Panoramabildumgebung schafft dabei n Gefühl der Immersion:
Abb.
1: Berlin Kompass: Benutzeroberfläche des Ratsuchenden mit Hotspot zur Wortschatzhilfe
Berlin
Kompass wurde bisher mit etwa 250 Lernenden erprobt, und die
Ergebnisse sind vielversprechend. Aufgrund dieser Erfahrung sieht es
so aus, dass dieses System den Fremdprachenlernern individuelle
Freiheiten dafür bietet, ihre mündlichen zielsprachlichen
Kommunikationsfertigkeiten zu üben. Die Lerner variieren ihre
Strategien dabei in beachtlicher Weise, um ans Ziel zu gelangen. Die
Information, die die Panorama-Umgebung selbst und die multimodalen
Hotspots mit Wortschatzhilfen und phraseologischen Hilfen anbieten,
kann dabei berücksichtigt werden oder auch unberücksichtigt
gelassen werden. Bemerkenswert war es, festzustellen, dass sich
bisher alle Lerner - ohne Rücksicht auf das Niveau ihrer
Sprachkenntnisse - bis zum Ziel ihres Weges in der Fremdsprache
durcharbeiteten – und dies trotz unterschiedlicher Schwierigkeiten
auf diesem Weg. Eine derart hohe Motivation ist in einem
traditionellen Klassenzimmer selten anzutreffen. Der Fokus verschiebt
sich von der Angst vor Fehlern darauf, relevante
Kommunikationsmöglichkeiten zu finden, um die Aufgabe gemeinsam zu
meistern. Der Ansatz ist dabei lernerzentriert, erlebnisbezogen,
kollaborativ, interaktiv und bezieht drei physikalische
Hauptmodalitäten (visuell, auditiv und
taktil-kinästhetisch) mit ein, was bisher selten der Fall
gewesen ist, auch wenn dies nach heutigem Wissen die Lernprozesse
effektivieren kann (Kap. 1; Pihkala-Posti & Uusi-Mäkelä 2014
und Pihkala-Posti et al. 2014.).
4 Diskussion
In
dem vorliegenden Beitrag wurden unterschiedliche
Internet-Applikationen aus der Perspektive ihrer Affordanzen
beschrieben, die als Bereicherung des Fremdsprachenunterrichts
betrachtet werden können. Ein besonderer Schwerpunkt bestand darin,
die aus lerntheoretischer Sicht interessante Frage der Modalität zu
betrachten, sowie in dem Versuch, Unterschiede zwischen den von uns
in Unterrichtsinterventionen eingesetzten Applikationen systematisch
zu erkunden, zu analysieren und die Ergebnisse tabellarisch
darzustellen. Dabei wurden die nach dem eigenem Urteil relevanten
Merkmalbeschreibungskategorien von Patterson (1996) sowie Burnett &
Marshall (2003) mit eigenen sprachpädagogisch-praktisch begründeten
Modifikationen eingesetzt. Die Applikationen wurden unter anderem
gemäß der eingeführten Kategorie Primärer Medientyp
dargestellt; daneben wurden auch durch Einbettung enstandene
Modalitätskombinationen veranschaulicht (Sekundärer Medientyp).
Aufgrund einer ähnlichen oder ausgehend von dieser Version noch
weiter entwickelten Zusammensetzung von Merkmalbeschreibungen könnte
beispielsweise ein konkretes Online-Werkzeug entwickelt werden, das
Sprachlehrenden bei der Auswahl einer aus pädagogischer Sicht
adäquaten Applikationskombination für ihren Unterricht helfen
könnte. Es muss nämlich davon ausgegangen werden, dass sich die
Digitalisierung des Fremdsprachenunterrichts weiter verbreiten wird
und unterschiedliche Lösungen dahingehend erwogen und analysiert
werden müssen, die Qualität des Unterrichts zu sichern und weiter
zu verbessern. Umfangreichere und detailliertere Beschreibungssysteme
werden daneben selbstverständlich immer benötigt - ein Beispiel
dafür bildet das Kriterienraster der Arbeitsgruppe ELIAS.7
In
einem Sprachunterricht, der eine vielseitige Erlernung von
Kommunikation unterstützt, ist es wichtig und sogar notwendig, in
verschiedenen mündlichen wie auch schriftlichen
Kommunikationssituationen Übung zu bekommen. Deshalb müssen die
beiden Hauptmedien der Spracherlernung - Schrift / Text und
gesprochene Sprache / Ton - in hinreichendem Maße berücksichtigt
werden - sowohl aus der Perspektive der passiven als auch derjenigen
der aktiven Sprachbeherrschung. Dies kann durch die Wahl der
jeweiligen Applikationen beeinflusst werden. Zumindest scheinen
Web-Applikationen aufgrund der bisherigen Unterrichtsinterventionen
sinnvolle Möglichkeiten zur Bereicherung der Unterrichtsmethoden zu
bieten, was ihren Einsatz pädagogisch auch ohne Rücksicht auf
Vermarktungsstrategien der Technologieindustrie motiviert. Das
Hauptziel des Fremdsprachenunterrichts - die Entwicklung einer
interkulturellen Kommunikationskompetenz - kann mithilfe jeder der in
diesem Beitrag analysierten Internet-Applikationen gefördert werden.
Im Gegensatz zum herkömmlichen, lehrwerkzentrierten Unterricht
bringen authentische informelle Web-Gemeinschaften wie Facebook
sowie virtuelle Web-Welten wie Second life und
authentische Spielgemeinschaften wie Minecraft in der Praxis
automatisch das Spielfeld der interkulturellen Wechselwirkung und
Kommunikation in die Reichweite ihrer Mitglieder. Bei anderen
Applikationen muss der Austausch immer noch selbst von den Lehrenden
(und nach Möglichkeit auch von den Lernenden) organisiert werden,
wie beispielsweise bei Vocaroo, iVocalize, Skype
oder Berlin Kompass. Es hängt jedoch immer von der
Anwendungsweise der jeweiligen Applikation ab, ob und inwieweit
tatsächlich authentisch und interkulturell kommuniziert wird oder ob
nur traditionellere Übungen in das neue Medium überführt werden,
wobei nicht immer von einem medienadäquaten Einsatz gesprochen
werden kann (Gießen 2004).
Sinnvolle
E-Learningkonzepte sollten unterschiedliche Medienkombinationen,
Arbeits- und Kommunikationsformen sowie ausreichend vielseitige
Umgebungen mit einbeziehen, um unterschiedliche Lerner motivieren und
unterstützen zu können. Ein Beispiel für einen Lernerkommentar aus
unserem Forschungsmaterial bringt diesen Gesichtspunkt anschaulich
zum Ausdruck:
Mein Lernen wird
durch möglichst vielseitige und unterschiedliche Lernmittel und
Lernverfahren unterstützt. Insbesondere beim mündlichen Ausdruck
und auch bei anderen mündlichen Übungen bietet die Technologie neue
Möglichkeiten. In den Schulen wird die Redeerzeugung zu wenig geübt.
Es ist schwierig, weil die Schüler beim Sprechen schüchtern und
gehemmt sind. Deshalb könnte [z.B.] Voxpop hier behilflich sein.
Durch
variierende multimodale Ansätze sollte es möglich sein, die
Lernprozesse einer ganzen Unterrichtsgruppe zu stärken, aber
gleichzeitig auch auf jeden Lerner mehr oder weniger individuell
einzugehen (z.B. Allwright 2006: 13f), da sich die kognitiven
Lernstile innerhalb einer Gruppe deutlich voneinander unterscheiden
können. Das Forschungsanliegen der Autorin, auch im Kontext des
Fremdsprachenunterrichts die Web-Applikationen aus der Perspektive
der Modalitäten zu betrachten, ist aus diesem Grund pädagogisch
begründet. Fragen nach den längerfristigen Einflüssen solcher
multimodalen Ansätze und Konzepte auf den Fremdsprachenunterricht
und auf die Lernergebnisse könnten als Nächstes genauer untersucht
werden. Weitere Forschungsprojekte und Interventionszyklen werden auf
jeden Fall benötigt, um unterschiedliche Seiten des Phänomens zu
beleuchten. Zielsprachliche, erlebte Situationen können sich vielen
Lernern besonders nachhaltig einprägen, was unser Forschungsmaterial
eindeutig gezeigt hat. Unsere Applikation Berlin Kompass - ein
virtueller Besuch der Zielkultur mit handlungsorientierten mündlichen
Aufgaben - hat die Lernenden mehr begeistert als jede andere
getestete Applikation (mehr dazu Pihkala-Posti & Uusi-Mäkelä
2014, Pihkala-Posti et al. 2014). Auch andere
multimedial-kinästhetische Umgebungen, wie z.B. die Spielwelt
Minecraft, bieten für die bisher üblichen grammatik-,
lehrwerk- und textzentrierten Ansätze eine ernstzunehmende
Bereicherung.
Danksagung
Das
Forschungsprojekt Active Learning Spaces wurde von TEKES -
Finnische Förderagentur für Technologie und Innovation -
finanziert. Das Entwicklungsteam Berlin Kompass hatte neben
der Autorin folgende Mitglieder: Pekka Kallioniemi, Jaakko Hakulinen,
Markku Turunen, Mikael Uusi-Mäkelä, Pentti Hietala, Jussi Okkonen,
Sanna Kangas und Roope Raisamo (TAUCHI - Tampere Unit for Computer -
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____________
1Die
Berlin Kompass-Applikation basiert auf der
pädagogischen Grundidee der Autorin dieses Artikels. Der Prototyp
wurde an der Universität Tampere zusammen mit den
Computerwissenschaftlern von TAUCHI (Tampere Unit for Computer -
Human Interaction) in dem zweijährigen interdisziplinären
Forschungsprojekt Active Learning Spaces 2012-2013
entwickelt, als dessen sprachpädagogische Hauptexpertin die Autorin
arbeitete (Pihkala-Posti & Uusi-Mäkelä 2014, Pihkala-Posti et
al. 2014).
2Die Autorin des vorliegenden Beitrags definiert eine
Unterrichtsintervention folgendermaßen: die Kluft zwischen dem
allgemeinen, von den Veränderungen der Medienwelt verursachten
Technologisierungsdruck und der tatsächlichen Lage des
Technologieeinsatzes im finnischen DaF-Unterricht wird als Problem
angesehen. Das Ziel des gesamten Dissertationsprojekt besteht darin,
in
der aktuellen Problemsituation in die existierenden Praktiken
einzugreifen, um die gegenwärtige Situation in eine veränderte
Richtung zu lenken. Dies betrifft nicht nur die Unterrichtspraktiken
der Lehrerin-Forscherin selbst, sondern auch den finnischen
Deutschunterricht insgesamt. [...] in dieser Studie [wird] von den
durchzuführenden Maßnahmen als Gesamtheit die Benennung
Intervention
verwendet. Dabei handelt es sich also um die jeweiligen Eingriffe in
den bisher üblichen Unterricht, mit denen das Erreichen der
gezielten Veränderungen angestrebt wird. (Pihkala-Posti 2012b:
115.)
3Ursprünglich
ist eine noch größere Auswahl an Applikationen als hier
dargestellt analysiert worden. Eine vollständige Darstellung dazu
ist bei Pihkala-Posti (eingereicht) zu finden. Die Applikationen
können zudem im Rahmen dieses Artikels nicht ausführlich
vorgestellt werden. Mehr Information ist beispielsweise im Internet
unter dem jeweiligen Applikationsnamen erhältlich. Nur die von uns
entwickelte Applikation Berlin Kompass wird genauer
beschrieben, da sie noch nicht frei zugänglich ist. Die
Applikationen werden in ihrem Entwicklungsstand im April 2013
dargestellt. Danach haben sich einzelne Eigenschaften bei einzelnen
Applikationen verändern können.
4Von den
ursprünglichen Merkmalskategorien entfallen die folgenden: Kanal
(channel), Distribution (distribution), Nachricht (message),
Ortsgebundenheit (spatial), Kommunikationsform
(sociality) sowie
Umgebung (environment) und Metapher (metaphor) (zu näheren
Begründungen zur Auswahl siehe Pihkala-Posti (eingereicht)). Neue
Kategorien sind: Modalitäten, Teilbereiche des Trainings,
zusätzliche integrierte Teilbereiche des Trainings aus den
integrierten Applikationen, der ungefähre Zeitaufwand bei der
Einführung (der Applikation), wobei die aktive, d.h. produktive
Benutzung der Applikation gemeint ist.
5Übersetzungen zu den Merkmalen der Tabelle 1: Ebene (level),
Gespräch (conversation), Quelle (source), Empfänger
(receiver), Kanal (channel), Distribution
(distribution), Medientyp (media type), Nachricht
(message), Zeitrelation (temporal), Ortsgebundenheit
(spatial), Kommunikationsform (sociality),
Sichtbarkeit (visibility), Interaktivität (interactive),
erforderliche Technologiekenntnisse (skill), Umgebung
(environment), Metapher (metaphor).
6 Mehr
Informationen zu Minecraft Edu unter:
http://techland.time.com/2012/09/21/minecraftedu-teaches-students-through-virtual-world-building/
oder http://minecraftedu.com/page/;
12.12.2013.
7 Evaluation
von Lernsoftware und Internet-Angeboten im Sprachenbereich,
siehe dazu z.B. http://www.lehrer-online.de/428148.php; 12.12.2013.