Einen Kloß im Magen haben:
Kommunikation von Gefühlen in der Fremdsprache
Andrea Bicsar (Innsbruck, Österreich)
Abstract
(English)
The ability to talk
about emotions is an inherent part of our communicative competence.
Since successful communication in the target language is the primary
goal of foreign language teaching, facilitating students’
proficiency in the use of the L2-emotion vocabulary in interaction is
an essential task of the classroom setting as well. However, such
support can only be provided if we explore and precisely define the
difficulties learners face in the use of the L2-emotion lexicon,
since these empirically backed insights enable us to predict as well
as to overcome learning obstacles in the successful communicative use
of emotion terms in the target language. The present paper introduces
an empirical pilot study conducted with the purpose of investigating
the verbal expression of emotions in the speech of Hungarian learners
of L2 German. The analysis focuses on patterns of use of lexical
items that are part of the emotion lexicon, denoting emotional states
in L2-German as compared to norms of language use in the speech of L1
speakers of German. The investigation also strives to reveal whether
any differences can be found in tendencies of communicating verbal
emotion in the speech of learners with different language learning
backgrounds.
Keywords:
contrastive linguistics, interlanguage, German as a foreign language
Abstract
(Deutsch)
Die Fähigkeit,
über Emotionen zu sprechen, ist ein inhärenter Teilbereich unserer
alltäglichen kommunikativen Kompetenz. Da die kommunikative
Kompetenz in der L2 auch erstrangiges Ziel des
Fremdsprachenunterrichts ist, gehört die effektive Förderung der
verbalen Emotionsdarstellung in der Zielsprache zu den grundlegenden
Aufgaben des institutionellen Sprachunterrichts. Die Basis, auf der
eine solche Förderung erzielt werden kann, ist eine genaue Kenntnis
der Unterschiede im Gebrauch emotionsbezeichnender Ausdrücke
zwischen L1- und L2-Sprechern1,
die es uns ermöglichen, Schwierigkeiten von Fremdsprachenlernern zu
benennen und sie gezielt zu beheben. Der vorliegende Beitrag verfolgt
diese Zielsetzung und stellt eine empirische Pilotstudie zur
Diskussion, die den lernersprachlichen Gebrauch emotionsbezeichnender
Sprachelemente im Deutschen als Fremdsprache ermittelt. Dabei werden
Tendenzen der Emotionsbeschreibung im Sprachoutput ungarischer
DaF-Sprecher im Vergleich zu Realisationsmustern deutscher
Muttersprachler bewertet und Unterschiede zwischen Lernern mit
verschiedenen Lernbiographien ermittelt.
Stichwörter:
Emotionswortschatz, Kontrastive Linguistik, Lernersprache, Deutsch
als Fremdsprache
1 Einführung in die Thematik
„Immer
und zu jeder Zeit, an jedem Ort und in jeder Situation, unter allen
Himmeln und in jedem Alter, in allen Kulturen und in jeder Epoche hat
jeder Mensch Gefühle“ (Böhme 1996: 525). Wie Böhme es ausdrückt,
sind Emotionen grundlegende und allgegenwärtige Phänomene. Sie
umgeben uns in den meisten unserer alltäglichen Situationen,
beeinflussen Gedanken, Taten und Verhalten. Da Emotionen solch
immanente Bestandteile unseres Daseins sind, gehört die Fähigkeit,
über Gefühlserfahrungen zu sprechen, zu unserer alltäglichen
kommunikativen Kompetenz. Welche grundlegenden Anknüpfungspunkte
können wir zwischen Gefühlszuständen und ihren sprachlichen
Ausdruckweisen feststellen? Diese Frage ist noch interessanter bei
Sprechern, die ihre Emotionserlebnisse nicht in ihrer Muttersprache,
sondern in einer Fremdsprache ausdrücken möchten. Wie verbalisieren
L2-Lerner Gefühlszustände in der Zielsprache? Der vorliegende
Beitrag widmet sich eben diesen Fragen und stellt eine empirische
Studie2
vor, die den lernersprachlichen Gebrauch emotionsbezeichnender
Sprachelemente im Sprachoutput ungarischer Deutsch als Fremdsprache
(DaF)-Lerner ermittelt. Dabei werden zwei primäre Leitfragen
behandelt:
- Welche grundlegenden Unterschiede sind auf der Ebene der Lexik in der lernersprachlichen bzw. muttersprachlichen Kommunikation über Gefühle im Deutschen zu erkennen?
- Inwiefern tragen authentische L2-Interaktionskontexte zur normgerechten Emotionsrealisation in der Zielsprache bei?
Für
eine Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen ist es zunächst
notwendig festzustellen, was es bedeutet, Gefühle3
zu kommunizieren und aus welchen Analyseperspektiven die
emotionsbezogene L2-Sprachproduktion in der einschlägigen Forschung
betrachtet wird.
Studien,
die sich der Thematik Sprache
und Emotion4
widmen, sind unter zwei primären Forschungsrichtungen anzusiedeln.
Analysen emotionaler Rede befassen sich mit der Fragestellung, was
ein Sprecher in emotionsgeladenen Situationen sagt. Mit anderen
Worten, welcher Sprachelemente bedient er sich, um seine Reaktion auf
einen emotiven Impuls sprachlich zum Ausdruck zu bringen.
Dementsprechend werden unter dieser Forschungsperspektive
‚emotionsausdrückende‘
Sprachmittel bewertet, die den Gemütszustand im Moment der
Gefühlserfahrung verbal vermitteln, wie etwa die Interjektionen wow!
oder jippi!,
die ein fröhliches Emotionserlebnis sprachlich ausdrücken (z.B.
Konstantinidou 1997: 68, Schwarz-Friesel 2007: 151). In
Forschungsarbeiten hingegen, in denen die Rede über Emotionen
behandelt wird, werden ‚emotionsbezeichnende‘ Lexeme bewertet,
die Sprecher verwenden, um über Gefühlserfahrungen zu berichten
bzw. um Emotionen in der Interaktion zu thematisieren.
Dementsprechend steht in einschlägigen Studien primär die Frage im
Mittelpunkt, wie – also mit welchen sprachlichen Mitteln – der
Sprecher seine Emotionserfahrung bezeichnet (z.B. Schwarz-Friesel
2007: 151, Schwerdtfeger 1997: 599). Die vorliegende Studie ist unter
dieser zweiten Forschungsperspektive anzusiedeln: Es werden
lexikalische Elemente im Sprachoutput der DaF-Lerner ermittelt, die
Gefühlskonzepte als ihr Bezeichnetes haben, wie beispielsweise die
deutschen emotionsbezeichnenden Lexeme traurig,
nervös,
verärgert oder
glücklich.
Diese
Sprachelemente bilden den Emotionswortschatz einer Sprache, der
Lexeme umfasst, die explizit auf bestimmte Emotionen referieren
(Konstantinidou 1997: 84). Innerhalb des Emotionsvokabulars lassen
sich sowohl direkte als auch indirekte lexikalische Elemente
unterscheiden. Im Falle direkter Redemittel ist eine unmittelbare
Relation zwischen Emotionswort und Emotionskonzept auszumachen
(Schwarz-Friesel 2007: 144). So besteht die referentielle Funktion
der deutschen Gefühlslexeme glücklich, wütend oder
froh darin, sich auf deskriptiver Ebene auf emotionale
Zustände und Prozesse zu beziehen. Indirekte Redemittel der
Emotionalität sind hingegen auf eine mittelbare Verknüpfung
zwischen Emotionsausdruck und Emotionskonzept zurückzuführen, die
zumeist metaphorisch oder metonymisch motiviert ist (Kövecses 2000:
3f). So benennt beispielsweise die deutsche Wendung einen Kloß im
Hals haben die einschlägige Emotion nicht direkt, sondern
versprachlicht eine - in diesem Fall psycho-somatische - Komponente
der Emotionserfahrung, die für das gesamte Gefühlskonzept steht. Da
der Gefühlswortschatz sowohl direkte Emotionslexeme, als auch
indirekte, idiomatische Ausdrucksweisen der Emotionalität
beinhaltet, sind für eine Studie, deren Forschungsgegenstand
Tendenzen der lernersprachlichen Emotionsbenennung sind, beide
Bereiche des Emotionslexikons relevant. Dementsprechend stellt sich
die Frage, wie ungarische Deutschlerner von diesen sowohl direkten
als auch indirekten Elementen des deutschen Gefühlswortschatzes in
der Interaktion über Emotionserfahrungen Gebrauch machen. Diese
Fragestellung führt zugleich zur empirischen Untersuchung, die den
Schwerpunkt des nächsten Abschnitts bildet. Dabei soll zunächst die
Hypothese bzw. die theoretische Grundlage der Untersuchung erörtert
werden.
2 Rede über Emotionen: theoretische Grundlagen
2.1 Arbeitshypothese
Die vorliegende empirische Studie
wurde mit der Zielsetzung durchgeführt, lexikalische Merkmale der
Emotionsdarstellung in Lerneräußerungen ungarischer DaF-Lerner zu
ermitteln5.
Dabei wurde die Hypothese aufgestellt, dass DaF-Lerner, die die
Möglichkeit haben, ihre Zielsprache auch außerhalb des Unterrichts
in authentischen Interaktionssituationen – z.B. mit L1-Sprechern
des Deutschen oder während eines Aufenthaltes im Zielland – zu
verwenden, Emotionen kompetenter zu versprachlichen in der Lage sind
als solche Lerner, die Deutsch primär im gesteuerten
Unterrichtskontext gelernt haben. Die Annahme, dass authentische
Interaktionssituationen die normgerechte Verwendung des
Emotionswortschatzes in der Zielsprache fördern, basiert auf
Forschungsergebnissen der kontrastiven Linguistik, der
Psycholinguistik, auf Beobachtungen des Stellenwertes von
Gefühlsäußerungen im gesteuerten Fremdsprachenunterricht bzw. auf
Schlussfolgerungen der Bilingualismusforschung, die den theoretischen
Rahmen der Studie bilden und im Folgenden kurz umrissen werden.
2.2 Emotionswortschatz
im interlingualen Vergleich
Einschlägige
Studien im Bereich der kontrastiven Linguistik lassen die
Schlussfolgerung zu, dass der Emotionswortschatz zweier Sprachen –
ähnlich zu anderen Wortschatzsegmenten – Unstimmigkeiten aufweisen
kann (z.B. Mees 1990, Pavlenko 2005, Wierzbicka 1992). Zu den häufig
zitierten Kontrasten zwischen dem muttersprachlichen und dem
fremdsprachlichen Emotionswortschatz gehören lexikalische Lücken,
die dazu führen, dass der Fremdsprachenlerner Gefühlsausdrücke
seiner Muttersprache in der Zielsprache nicht zwangsläufig
wiederfindet und umgekehrt. Da uns keine umfangreichen Studien
bekannt sind, in denen das Sprachpaar Deutsch-Ungarisch kontrastiv
unter dem Aspekt des Emotionswortschatzes betrachtet wird, wird
nachfolgend angestrebt, entsprechende Unterschiede exemplarisch
darzustellen. So ist beispielsweise im Bedeutungsfeld Zorn
eine lexikalische Lücke im Ungarischen zum umgangssprachlichen,
deutschen Ausdruck sauer sein auszumachen (Tabelle 1):
|
Deutsch |
Ungarisch |
Formal: |
aufgebracht |
ingerült |
Unmarkiert: |
verärgert |
mérges |
Umgangssprachlich: |
sauer sein |
----------- |
Salopp: |
giftig |
pipa |
Tab.
1: Lexikalische Lücke im Bedeutungsfeld Zorn nach Bicsar
(2010: 36f)
Das
Fehlen eines Äquivalents ist hier aber nur dann zu erkennen, wenn
nicht nur die denotative, sondern auch die konnotative Bedeutung
berücksichtigt wird. Das Nichtvorhandensein einer Entsprechung für
sauer sein im Ungarischen ergibt sich nämlich dadurch, dass
die kommunikativen Rahmenbedingungen für pipa nicht
übereinstimmen. Während man vom deutschen Ausdruck sauer sein
auf umgangssprachlicher Ebene Gebrauch machen kann, gilt das
ungarische pipa ähnlich zum deutschen giftig als
salopp und würde im umgangssprachlichen Gebrauch als ungewöhnlich,
von den kommunikativen Normen der Sprachgemeinschaft abweichend,
erscheinen.
In
kontrastiven Analysen bezüglich des Gefühlsvokabulars
unterschiedlicher Sprachen wurde zudem darauf hingewiesen, dass sich
Sprachgemeinschaften darin unterscheiden können, in welchem Maße
sie zwischen Gefühlskonzepten auf der lexikalischen Ebene
differenzieren. Zu den oft zitierten Beispielen hinsichtlich solcher
Differenzierungsunterschiede gehören Emotionslexeme
nicht-europäischer Sprachen (z.B. Wierzbicka 1992: 142ff), doch auch
in der europäischen Sprachlandschaft – und insbesondere im
Sprachpaar Deutsch-Ungarisch – sind Belege dafür zu finden, dass
Sprachen hinsichtlich dieses Differenzierungsgrades Kontraste
aufweisen können. Das nachfolgende Beispiel, ebenfalls aus dem
Worffeld Zorn, lässt eine solche Unterdifferenzierung im
Ungarischen erkennen: Das Emotionslexem ideges (‚nervös‘)
drückt einerseits Nervosität aus, wie in Ideges voltam az
előadás előtt (dt. ‚Ich war vor dem Vortrag nervös‘).
Andererseits kann das Lexem aber auch in Kontexten verwendet werden,
in denen der Sprecher Ärger oder Wut zum Ausdruck
bringen möchte, wie etwa in Ideges lettem, amikor megtudtam, hogy
eltólják az előadást (dt. ‚Es hat mich aufgeregt/wütend
gemacht, als ich erfuhr, dass der Vortrag verschoben wurde‘). D.h.
das Lexem lässt sich zwei unterschiedlichen Emotionskonzepten
zuordnen, die im Deutschen mit zwei (oder mehreren) verschieden
lexikalischen Elementen realisiert werden: z.B. nervös und
wütend.
Eine weitere kontrastive Annäherung
an den Gefühlswortschatz bietet die vergleichende Betrachtung der
bereits erwähnten metaphorisch oder metonymisch motivierten,
indirekten Redemittel. Metaphern und metonymischen Relationen wird in
der Verbalisierung von Emotionen eine besondere Rolle zugewiesen, da
sie es ermöglichen, sehr abstrakte, schwer erfassbare Erfahrungen –
wie Emotionserlebnisse – mittels konkreter Konzepte zu
kategorisieren und sprachlich zum Ausdruck zu bringen. In
idiomatischen Ausdrucksweisen der Gefühlserfahrung sind diese
konkreten Konzepte zumeist in den körperlichen Prozessen verankert,
die mit einer Emotionserfahrung einhergehen (z.B. Fussel und Moss
1998). So spielt beispielsweise das
Herz sowohl in deutschen
als auch in ungarischen emotionsbezeichnenden Sprachelementen eine
bedeutende Rolle, wie etwa in dem deutschen Ausdruck jemandem
schlägt das Herz bis zum Hals
und der ungarischen Entsprechung a
torkában dobog a szíve
(dt. wörtlich ‚das Herz schlägt in seinem / ihrem Hals‘). Wie
jedoch weitere, in Tab. 2 beispielhaft angeführte, idiomatische
Wendungen beider Sprachen erkennen lassen, können sich
Sprachgemeinschaften maßgeblich darin unterscheiden, wie sie
körperliche Prozesse wahrnehmen und dementsprechend lexikalisieren
(Kövecses 1995: 182): Im Deutschen stockt
jemandem das Herz vor Schreck,
während im Ungarischen ein heftiges Erschrecken dazu führt, dass
das Herz
stehen bleibt.
Idiomatische Wendungen
der Emotionserfahrung beider Sprachen lassen des Weiteren erkennen,
dass lexikalische Lücken nicht nur auf der direkten, sondern auch
auf der indirekten Sprachebene vorhanden sein können. So hat der
deutsche Ausdruck Kribbeln
im Bauch im Ungarischen
lediglich auf der direkten lexikalischen Ebene eine Entsprechung6.
Nicht zuletzt spiegeln indirekte Redemittel beider Sprachen die
Schlussfolgerung einschlägiger Studien wider, dass die Art und
Weise, wie die psychosomatischen Änderungen, die mit einer
Emotionserfahrung einhergehen, wahrgenommen und dementsprechend
lexikalisiert werden, idiomatische Sprachelemente einer
Kulturgemeinschaft maßgeblich prägt (z.B. Matsuki 1995).
Wutempfinden wird im Deutschen mit Veränderungen des abdominalen
Körperbereichs in Verbindung gesetzt, wie in dem Ausdruck Wut
im Bauch haben
ersichtlich wird. Im Ungarischen hingegen scheint Wut
eine hemmende Auswirkung auf die kognitiven Fähigkeiten des
Sprechers zu haben, die sich auf der verbalen Ebene durchgesetzt hat,
denn einer verärgerten Person „kippt das Gehirn um“ (Tab. 2):
Interlinguale
Unterschiede zwischen Emotionsvokabularen sind für den
Fremdsprachenlerner besonders relevant, denn auf der Grundlage der
hier lediglich punktuell dargestellten Beispiele können wir davon
ausgehen, dass die Problematik des erfolgreichen Gefühlsaudrucks
u.a. darin besteht, dass Ausgangs- und Zielsprache Unstimmigkeiten in
den zur Verfügung stehenden lexikalischen Elementen aufweisen.
Dementsprechend muss der Lerner z.B. lexikalische Lücken (wie etwa
sauer sein) erkennen, erschließen und internalisieren bzw.
gegebenenfalls eine neue konzeptuelle Entsprechung für den
Gefühlsausdruck bilden. Fragen, die sich in diesem Zusammenhang
stellen, sind beispielsweise, welche Schlussfolgerungen über die
Verarbeitung zielsprachiger Emotionslexeme für den Lerner, der sich
dieser Aufgabe stellen möchte, vorliegen oder welche Rolle dabei
dem natürlichen Kontakt zur L2 zugewiesen werden kann. Für die
Beantwortung dieser Fragen sind Ergebnisse psycholinguistischer
Analysen zum Emotionswortschatz im mehrsprachigen mentalen Lexikon
aufschlussreich.
Deutsch
|
Ungarisch
|
jemandem stockt
das Herz vor Schreck |
eláll a
szívverése az ijedtségtől (dt. wörtl.
‚sein / ihr Herz bleibt vor Schreck stehen‘) |
Kribbeln im Bauch |
kellemesen
izgatott (dt. wörtl. ‚er/sie ist
angenehm aufgeregt‘) |
Wut im Bauch haben |
elborul az agya
(dt. wörtl. ‚sein/ihr Gehirn kippt
um‘) |
Tab.
2: Interlinguale Unterschiede in indirekten Redemitteln der
Emotionserfahrung
2.3 Der
kognitive Weg zum Gefühlswortschatz
Einen
wichtigen Ausgangspunkt aus der Sicht der effektiven Verarbeitung
zielsprachiger Gefühlslexik stellt die Erkenntnis dar, dass
Emotionslexeme eine distinkte Kategorie im kognitiven Speicher des
Sprechers bilden. Sie verfügen über Wortattribute, die sie von
anderen Wortgruppen, wie konkrete und abstrakte Wörter, abgrenzen.
Diese Wortmerkmale sind zumeist auf die Bildhaftigkeit,
Kontextualisierbarkeit und Konkretheit von lexikalischen Einträgen
im mentalen Lexikon zurückzuführen, die der Gefühlslexik u.a. in
Worteinschätzungstests differenzierend zugeordnet werden (z.B.
Altarriba et al. 1999). Bevor aus der Sicht des Fremdsprachenlernens
auf die Relevanz dieser Erkenntnis eingegangen werden kann, muss
geklärt werden, wie die Verarbeitung emotionsbezeichnender
Wortschatzelemente erfolgt.
In
einschlägigen Studien konnten hier Unterschiede zwischen der
Ausgangs- und der Zielsprache des Fremdsprachenlerners ermittelt
werden. Der L1- und L2-Emotions-wortschatz verfügt über einen
unterschiedlichen kognitiven Status im mentalen Lexikon, der durch
den Erwerbskontext bedingt ist: Eigenschaften des Aneignungskontextes
der Sprache beeinflussen die Art der kognitiven Verarbeitung der
Gefühlslexik. Natürliche Interaktionssituationen führen dazu, dass
Emotionslexeme simultan mit den Situationen erworben werden, auf die
sie zutreffen (Altarriba 2006, Dewaele 2006). So lernt z.B. ein
ungarischer Deutschlerner in natürlichen Interaktionssituationen den
Emotionsausdruck sauer sein in einem Kontext, in dem die
typischen psychosomatischen bzw. situativen Merkmale vorhanden sind,
die den Gebrauch der Wendung prägen. Die kontextgebundene Aneignung
führt dazu, dass Emotionslexeme mit bestimmten Skripts oder Episoden
im Gedächtnis verknüpft werden, die später als zusätzliche
Hinweise (cues) den Abruf des jeweiligen lexikalischen
Elements in einschlägigen Kontexten fördern (Altarriba 2006: 253).
Dies bedeutet, dass die Aneignung der Gefühlslexik in authentischen
Settings eine tiefere kognitive Verankerung ermöglicht. Im Folgenden
wollen wir uns der Frage widmen, welche Implikationen diese
Erkenntnisse für den Fremdsprachenunterricht haben?
2.4 Die
Befähigung zu Gefühlsäußerungen im Fremdsprachenunterricht
Die
psycholinguistisch fundierte Schlussfolgerung, dass
emotionsbezeichnende Lexeme eine eigenständige Kategorie im mentalen
Lexikon bilden, impliziert eine explizite und differenzierte
Behandlung der zielsprachigen Emotionslexik im Rahmen des
Fremdsprachenunterrichts, damit die Aufmerksamkeit der Lerner auf die
wortartenspezifischen Eigenschaften dieses Wortschatzsegments
gerichtet werden kann. Doch ‚explizit’ und ‚differenziert’
bedeuten nicht ‚isoliert’, sondern vielmehr ‚integriert’: Auf
der Grundlage der oben dargestellten Erkenntnisse ist es von großer
Relevanz, dass Emotionslexeme eng mit authentischen
Interaktionssituationen verbunden behandelt werden, denn die
kontextuelle Einbettung ermöglicht es, dass Lerner parallel zur
Aneignung der lexikalischen Elemente dazu Hinweise bekommen, welche
Emotionswörter unter welchen Umständen für die jeweiligen
Gefühlserfahrungen verwendet werden. Erkenntnisse bezüglich der
mentalen Repräsentation zielsprachiger Gefühlslexik deuten darauf
hin, dass das Prinzip des learning by doing (bzw. in diesem
Fall eher des learning by feeling) auch im Aneignungsprozess
von L2-Emotionsausdrücken von großer Bedeutung ist.
Jedoch
zeigt die Durchsicht gängiger DaF-Lehrwerke7,
dass dieses Wortschatzsegment in Lehr- und Lernmaterialien relativ
schwach vertreten ist. Ferner weisen die vereinzelt vorkommenden
Übungen zu Emotionslexemen die Tendenz auf, diese Sprachmittel
„ent-personalisiert“ darzustellen (Pavlenko & Driagina 2007:
229). So sind ungarischen Deutschlernern Äußerungen in
Lehrbuchtexten, wie etwa „Er freut sich über das tolle
Wetter“ (Douvitsas-Gamst & Xanthos-Kretzschmer 2012: 42) in der
Regel weitgehend bekannt, doch ein Input
dieser Art hat zur Folge, dass eine Distanz zwischen
Emotionserfahrung und Emotionsausdruck aufrechterhalten wird und der
Lerner keine Hinweise dafür bekommt, wie er das Gefühlslexem für
die Thematisierung eigener Gefühlszustände in der Interaktion
verwenden kann. Die geringe kontextuelle Einbettung der Rede über
Emotionen in Materialien des Fremdsprachenunterrichts wird auch von
Geisler und Hermann-Brennecke (1997: 80) beobachtet:
Listen von Redemitteln zur sprachlichen Realisierung von Grundemotionen werden entwickelt […], ohne dass diese jedoch in ein Kommunikationsmodell integriert wären oder kontextuelle Hinweise enthielten […] Es ist aber bekannt, dass die emotionalen Ausdrucksmuster von Menschen verschiedener Kulturen in ihrer Gewichtung recht unterschiedlich sind […]. Sie bedürfen besonderer didaktischer Aufmerksamkeit, soll die Kommunikation in einer anderen Sprache glücken. (Geisler und Hermann-Brennecke, 1997: 80)
Wie
aus dem Zitat ersichtlich, sind realitätsnahe
Interaktionssituationen nicht nur unter dem Aspekt der effektiven
Verarbeitung zielsprachiger Gefühlslexik relevant, sondern auch aus
der Sicht der oben exemplarisch dargestellten interlingualen
Unterschiede, die den Emotionswortschatz der Ausgangs- und
Zielsprache charakterisieren können. Natürliche Verwendungskontexte
ermöglichen, dass konzeptuelle Inhalte bzw. sprachinterne
Eigenschaften der zielsprachigen Emotionslexik, die in der L1 nicht
bzw. nur teilweise gegeben sind, aus dem Kontext erschlossen werden.
In authentischen Interaktionssettings kann der Lerner parallel zur
verbalen Kommunikation der Gefühle zudem auch Erfahrungen darüber
sammeln, welche kommunikativen Normen und Präferenzen den Gebrauch
dieses Wortschatzsegments in der Zielkultur steuern (Dewaele 2006:
124ff, Pavlenko 2008: 151).
Diese
Feststellung ist auch durch Forschungsarbeiten bestätigt, die sich
mit der Fragestellung auseinandersetzen, wie mehrsprachige Sprecher
ihre Gefühlserlebnisse verbalisieren (z.B. Dewaele 2004, 2008 und
Pavlenko 2005). Einschlägige Studien kommen überwiegend zu der
Schlussfolgerung, dass Sprecher, die weitgehend in ihrer Zielsprache
sozialisiert sind, Gefühle in L2-Interaktionen mit größerer
Kompetenz thematisieren als Lerner, die kaum die Möglichkeit haben,
ihre Fremd- bzw. Zweitsprache in der Zielkultur zu verwenden (z.B.
Dewaele 2004: 209 und Pavlenko 2005: 106). Entsprechend wird im
folgenden Abschnitt auf die Fragestellung eingegangen, ob ungarische
DaF-Lerner, die die Möglichkeit haben, ihre Zielsprache in
authentischen Kontexten auch außerhalb des Fremdsprachenunterrichts
zu gebrauchen, Emotionen kompetenter verbalisieren als solche Lerner,
die Deutsch primär im gesteuerten Unterrichtskontext gelernt haben.
3 Empirische Untersuchung
3.1 Probanden
Für
die vorliegende Untersuchung nahmen 34
Germanistikstudierende der Universität Pécs in Ungarn an der hier
beschriebenen Studie teil. Die Wahl fiel auf Studierende der
Germanistik, um ein vergleichbares Sprachniveau der Probanden
sicherzustellen8.
Im Hinblick auf unsere Arbeitshypothese war es notwendig, zwischen
zwei Lernerprobandengruppen mit unterschiedlichen
Sprachlernbiographien zu differenzieren. Dazu wurde ein Fragebogen
eingesetzt, der verschiedene Aspekte des Lernhintergrundes ermittelt.
Auf der Basis der Antworten wurde zwischen Lernerprobandengruppe 1
(im Folgenden LPG1) und Lernerprobandengruppe 2 (im Folgenden LPG2)
unterschieden. Erstere umfasst 18 Studierende, die auch außerhalb
des Fremdsprachenunterrichts in authentischen Interaktionskontexten
Input auf Deutsch erfahren haben (z.B. durch Auslandssemester,
Schulbesuch, Erwerbstätigkeit usw. im deutschsprachigen Raum oder
einen häufigen Kontakt zu L1-Sprechern des Deutschen im Heimatland).
LPG2 hingegen setzt sich aus 16 Probanden zusammen, die sich die
Zielsprache primär im DaF-Unterricht angeeignet haben. Da u. W.
keine umfangreichen empirischen Analysen zu Tendenzen der verbalen
Emotionsrealisation im Deutschen bekannt sind, nahmen auch 13
L1-Deutsch-Sprecher als Kontrollgruppe an der Studie teil.
3.2 Datenerhebung
und Analysevorgehen
Da
Emotionserfahrungen bekanntlich eine außerordentliche Vielfalt
widerspiegeln, ist eine Studie, in der emotionsbezogene Äußerungen
erforscht werden, im Forschungsdesign zunächst mit der Fragestellung
konfrontiert, welche Emotionskategorien die Grundlage der Analyse
bilden sollen. Für die vorliegende Untersuchung wurde entschieden,
die Auswahl aus den sogenannten Grundemotionen zu treffen. Als
Ansatzpunkt für diese Entscheidung diente die Annahme, dass sich
Grundemotionen auf bestimmte emotive Konzeptkategorien beziehen, die
in den meisten Kulturgemeinschaften vorhanden sind (z.B. Mesquita &
Frijda 1992). Dabei handelt es sich zwar um eine nicht wahllos auf
Kulturgemeinschaften anwendbare Kategorie, aber in der vorliegenden
Studie wird davon ausgegangen, dass der deutsche und der ungarische
Kulturraum keine derart tiefgreifenden Kontraste aufweisen, dass
diese eine wesentliche konzeptuelle Variation in den Grundemotionen
begründen würden9.
Entsprechend wurden für die vorliegende Analyse die Grundemotionen
Freude, Angst, Traurigkeit, Wut und
Nervosität10
ausgewählt.
Über
die Bestimmung ausgewählter Emotionskategorien hinaus ist eine
Studie mit dem Fokus auf lexikalische Mittel der Gefühlsbeschreibung
bei der Wahl des passenden Datenerhebungsinstruments gleichsam
zwingend mit der Problematik konfrontiert, dass Emotionen bekanntlich
kurze, spontan auftretende, schwindende Erfahrungen sind, die mit
Vorsatz (zumeist) nicht hervorgerufen werden können (Ekman 1994:
56). Infolgedessen werden in einschlägigen Studien primär
halbgesteuerte Datenerhebungsmethoden eingesetzt, die anhand eines
Reizes emotionsbezogene Äußerungen auslösen, um diese zu erheben.
In Anlehnung an Rintell (1990), Dewaele & Pavlenko (2002) und
Pavlenko & Driagina (2007) erfolgte auch in der vorliegenden
Analyse die Datengewinnung mittels visueller Stimuli. In einer ersten
Phase wurden Probanden Videoszenen vorgeführt, die jeweils eine
emotionsgeladene Situation abbildeten. Im Zuge dessen wurden die
Befragten gebeten, die Gefühlserfahrungen der Aktanten auf Deutsch
zu beschreiben. In einem zweiten Schritt wurden gefühlsbezogene
Äußerungen mit Hilfe eines sprachlichen Inputs elizitiert: Lernern
wurden Karten mit jeweils einem Gefühlswort vorgelegt. Dabei wurden
sie gebeten, eine Erinnerung an eine Situation wachzurufen, in der
sie die jeweilige Emotion empfunden hatten, und diese
Gefühlserfahrung in ihrer Zielsprache zu beschreiben (Rintell 1990).
Interviews mit den Probanden der Studie wurden von der Autorin
durchgeführt und sind als halbgesteuert zu kennzeichnen. Äußerungen
der Interviewerin wurden dabei auf Anleitungen reduziert. Der Verlauf
des Interviews wurde von der Interviewerin nur dann teilweise
gesteuert, wenn Probanden der vorliegenden Analyse primär
Denkprozesse oder Handlungen beschrieben, ohne über die jeweilige
Emotionserfahrung zu reflektieren. Die Äußerungen wurden in beiden
Phasen der Datenerhebung mit einem Diktiergerät aufgezeichnet und
anschließend transkribiert11.
Die auf diese Weise gewonnenen Sprachdaten wurden zunächst auf
gefühlsbezeichnende Sprachelemente segmentiert. Da
emotionsbeschreibende Sprachmittel gegebenenfalls recht komplexe,
lexikalische Konstruktionen und ad hoc formulierte
Mehrwortzusammensetzungen widerspiegeln können, wurde dabei anhand
der Methode des Close Reading“12
vorgegangen: Jede Aussage wurde gesondert ausgewertet, um alle
gefühlsbezeichnenden Belegstellen vollständig lokalisieren zu
können.
Die
Auswertung der Daten erfolgte in primär quantitativer Ausrichtung,
da der Fokus auf Frequenzwerten und der prozentualen Verteilung
bestimmter lexikalischer Merkmale bzw. auf solchen sprachlichen
Verwendungsmustern lag, die sich von diesen Werten ableiten lassen
(Brown 2011: 192). In Anlehnung an vorangehende Studien wurde u.a.13
die Verteilung sprachlicher Modifizierungsmittel bzw. die
Distribution der Wortklassen eingesetzter Emotionslexeme im
Sprachoutput der drei Probandengruppen ermittelt (Rintell 1990,
Dewaele & Pavlenko 2002, Pavlenko & Driagina 2007). Um
festzustellen, welchen Einfluss ein Wechsel der Sprecherperspektive
auf die Frequenz emotionsbezeichnender Sprachelemente im Sprachoutput
der Probanden ausübt, wurde ferner die Aussagenperspektivierung als
interner kontextueller Faktor in die Analyse inkludiert. Des Weiteren
wurden Präferenzen der lexikalischen Wahl innerhalb ausgewählter
Emotionskategorien betrachtet. Unter diesem Auswertungskriterium
werden im Folgenden Ergebnisse innerhalb der Gefühlsdomäne Wut
dargestellt. Welche Unterschiede lassen sich in Tendenzen der
verbalen Emotionskommunikation zwischen Muttersprachlern bzw.
ungarischen Lernern des Deutschen unter den genannten Analyseaspekten
ausmachen? Sind Kontraste in der interaktionalen Verwendung
gefühlsbezeichnender Lexeme zwischen den beiden Lernergruppen
erkennbar? Den Schwerpunkt des folgenden Abschnittes bilden
Ergebnisse zu den oben skizzierten Analysekriterien.
3.3 Darstellung
der Ergebnisse
Unter
dem Aspekt der Verteilung sprachlicher Modifizierungsmittel wurden
lexikalische Elemente ermittelt, die die Funktion erfüllen, die
Proposition zusätzlich zu intensivieren bzw. abzuschwächen, wie
z.B. in Der ist sehr, sehr nervös oder
Da hatte ich ein bisschen Angst. Obwohl
unmodifizierte Äußerungen in allen drei Probandengruppen
überwiegen, lässt die prozentuale Verteilung von Aussagen, die
modifizierende Elemente beinhalten, erkennen, dass beide
Lernergruppen die Tendenz aufweisen, intensivierende Sprachmittel
häufiger einzusetzen als die L1-Sprecher der Studie, wobei diese
Tendenz in der LPG2 etwas markierter ist:
Abb.
1: Intensivierung und Abschwächung in den Sprachdaten
Wenn wir hingegen die Verteilung der
Wortklassenzugehörigkeit betrachten, sind zunächst Gemeinsamkeiten
in den Probandengruppen auszumachen. Wie die Zusammenfassung der
Ergebnisse in Abb. 2 zeigt, wählen sowohl die befragten
Muttersprachler als auch die Lerner des Deutschen vorwiegend
Adjektive, um Gefühlserlebnisse zu thematisieren. Emotionsverben
hingegen kommen in allen drei Gruppen deutlich weniger vor. Im
Hinblick auf Nominalphrasen ist die relative Distribution zwischen
der L1-Gruppe und der LPG1 vergleichbar. Lerner der LPG2 greifen
etwas häufiger auf nominale Konstruktionen zurück. Eine große
Differenz ist hingegen in Bezug auf die Verwendung indirekter
Redemittel in den muttersprachlichen bzw. lernersprachlichen
Sprachdaten zu erkennen. Während jedes fünfte
emotionsthematisierende Sprachelement in den L1-Äußerungen eine
indirekte Wendung widerspiegelt, machen die befragten DaF-Lerner kaum
Gebrauch von idiomatischen Benennungsweisen der Emotionalität:
Abb.
2: Verteilung der Wortklassenzugehörigkeit
Welche
verbalen Verhaltensmuster sind hinsichtlich der
Aussagenperspektivierung in den Sprachdaten erkennbar? Die
Datenerhebungsinstrumente der Studie ermöglichten, dass ein Wechsel
der Sprecherperspektive in die Analyse inkludiert werden konnte, denn
die Beschreibung der Filmausschnitte erforderte eine objektive
Charakterisierung der Gefühlserfahrungen anderer, während
Emotionswörter Selbstberichte aus der Sicht des Sprechers
hervorgerufen haben. Der Einfluss des Perspektivenwechsels wurde mit
Blick auf die Frequenz emotionsbezeichnender Redemittel in den
Sprachdaten ermittelt und ist in Abb. 3 zusammengefasst:
Abb. 3: Frequenz
emotionsbezeichnender Redemittel nach Perspektivierung der Aussage
Wie
in Abb. 3 veranschaulicht, tendieren L1-Sprecher des Deutschen dazu,
Emotionslexeme häufiger einzusetzen, wenn sie über eigene
Gefühlserfahrungen berichten. In der Lernergruppe, die Probanden
umfasst, die sich ihre Zielsprache auch außerhalb des Unterrichtes
in authentischen Interaktionskontexten angeeignet haben, ist keine
bedeutende Differenz bemerkbar. In der LPG2 hingegen nimmt die
Frequenz emotionsbezeichnender Redemittel in den Selbstberichten
deutlich ab.
Hinsichtlich
der Frage, welche lexikalische Wahl die Probanden in der Beschreibung
der Emotionskategorie Wut treffen, sind die beiden häufigsten
Lexeme, die in den Sprachdaten verwendet wurden, um die Emotion Wut
zu bezeichnen, die Adjektive wütend und sauer:
|
L1
|
LPG1
|
LPG2
|
|||
Lexem |
wütend
|
sauer
|
wütend
|
nervös
|
nervös
|
wütend
|
Belegstellen |
29
|
5
|
30
|
7
|
13
|
7
|
Tab. 3: Die
häufigsten Lexeme in der Emotionskategorie Wut
Wie
aus der Tabelle ersichtlich, ist das am häufigsten verwendete
Emotionslexem in der L1-Gruppe und der LPG1 das Adjektiv wütend.
Lerner hingegen, die Deutsch primär im gesteuerten
Unterrichtskontext gelernt haben, greifen am häufigsten auf das
Gefühlswort nervös zurück. Dieses lexikalische Element
kommt zwar auch in der LPG1 vor, jedoch ist seine Verwendung weniger
markant.
Hinsichtlich
der Frage, welche Unterschiede sich zwischen L1-Sprechern und Lernern
des Deutschen aus den hier dargestellten Ergebnissen ableiten lassen,
und derjenigen, ob Äußerungen der Lerner, die sich die Fremdsprache
nicht nur im gesteuerten Unterricht, sondern auch in natürlichen
Interaktionssettings angeeignet haben, als zielsprachenkonformer zu
interpretieren sind als die Emotionsbeschreibung der DaF-Sprecher,
die die L2 überwiegend im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts
gelernt haben, kann Folgendes festgehalten werden: Die
Arbeitshypothese der Studie lässt sich insofern bestätigen, als die
befragten L1-Sprecher Gefühlsbezeichnungen tendenziell nicht mit
zusätzlichen lexikalischen Mitteln intensivieren. In Aussagen der
DaF-Lerner hingegen werden der Emotionsbezeichnung häufiger
intensivierende Modaladverbien hinzugefügt. Dieses Ergebnis
bestätigt vorangehende Studien, aus denen sich folgern lässt, dass
L2-Lerner lexikalische Mittel der Intensivierung in der Rede über
Emotionen tendenziell öfters einsetzen als Muttersprachler (Rintell
1990). In der vorliegenden Studie kommen intensivierende
Sprachelemente insbesondere im Sprachoutput derjenigen Lerner gehäuft
vor, die Deutsch primär im gesteuerten Fremdsprachenunterricht
gelernt haben.
Die
ermittelten Gemeinsamkeiten in der Wortklassenwahl
emotionsbezeichnender Ausdrücke sind im Vergleich zu vorangehenden
Studienergebnissen hingegen zum Teil widersprüchlich. Dewaele &
Pavlenko (2002: 293) kommen in einer vergleichbaren Analyse
gefühlsthematisierender Äußerungen russischer L2-Englischlerner zu
der Schlussfolgerung, dass Lerner, die sich ihre Zielsprache auch
außerhalb des gesteuerten Unterrichtskontextes angeeignet haben, die
Wortklassenzugehörigkeit von Emotionswörtern erfolgreicher an die
kommunikativen Normen der Zielkultur anpassen als L2-Sprecher, die
keinen Zugang zu natürlichem Input in ihrer Fremdsprache haben. In
der vorliegenden Studie ist solch ein Unterschied lediglich im
Hinblick auf die Verteilung von Nominalphrasen auszumachen, die im
Gegensatz zur L1-Gruppe und zur LPG1 in der LPG2 häufiger eingesetzt
werden. Die Verwendung von Verben bzw. Adjektiven des deutschen
Emotionslexikons ist hingegen in allen drei Probandengruppen mehr
oder minder vergleichbar. Ein erheblicher Unterschied zwischen den
beiden Experimentalgruppen und der Kontrollgruppe ist jedoch in der
Verwendung indirekter Redemittel zu erkennen. Der vergleichbar
geringe Gebrauch idiomatischer Wendungen in der LPG1 und LPG2
widerlegt unsere Arbeitshypothese, da das Sprachverhalten beider
Lernergruppen von Mustern der L1-Sprachverwendung abweicht. Das
geringe Vorkommen von Phraseologismen der Emotionalität im
lernersprachlichen Output bestätigt die Analyseergebnisse von
Rintell (1990), die ebenfalls zu dem Schluss kommt, dass L2-Lerner
indirekte Elemente des Gefühlswortschatzes bedeutend weniger häufig
einsetzen als Muttersprachler.
Zudem
lassen die vorliegenden Ergebnisse die Schlussfolgerung zu, dass sich
der Perspektivenwechsel der Aussage unterschiedlich auf die
Sprachproduktion der Befragten auswirkt. Während L1-Sprecher des
Deutschen Emotionslexeme in subjektiven Berichten über eigene
Gefühlserfahrungen etwas häufiger einsetzen, nimmt die Frequenz
gefühlsbezeichnender Sprachelemente in der LPG2 deutlich ab. Diese
Tendenz ist in der LPG1 nicht erkennbar, denn DaF-Lerner mit Zugang
zu natürlichem L2-Input scheinen ihr Sprachverhalten in objektiven
Beschreibungen des Emotionszustandes gegenüber subjektiven
Emotionsberichten nicht zu ändern. Der gesonderte Fokus auf die
Verbalisierung der ausgewählten Emotionskategorie Wut erlaubt
ebenfalls die Folgerung, dass Lerner mit ungesteuerten
Interaktionsmöglichkeiten in der Fremdsprache ihre lexikalische Wahl
an L2-Normen der Emotionskommunikation besser anpassen: Wie die
befragten L1-Sprecher setzen auch Lerner der LPG1 zumeist das Lexem
wütend ein, um auf diesen Gefühlszustand zu referieren.
Mit
Blick auf die möglichen Erklärungen, die sich aus den Ergebnissen
der vorliegenden Analyse ableiten lassen, sei an dieser Stelle
angemerkt, dass es sich im Folgenden um mehrheitlich hypothetische
Folgerungen handelt, da eine Pilotstudie nicht ausreicht, um
weitreichende Schlussfolgerungen über das Sprachverhalten
ungarischer Deutschlerner in der L2-Kommunikation über
Gefühlserlebnisse zu formulieren. Allerdings lässt unsere Analyse
Tendenzen des lernersprachlichen Gebrauchs emotionsbezeichnender
Lexik erkennen, die eine vorläufige Interpretation möglicher
Fehlerursachen in der L2-Kommunikation über Emotionen erlauben.
4 Gefühle in der Fremdsprache: Interpretation der Ergebnisse
Die
Auswertung unserer Sprachdaten ergab einen Unterschied in der
Verwendung intensivierender Sprachmittel, die insbesondere in der
LPG2 vorliegt. Wir können davon ausgehen, dass sich hinter der
häufigen Verwendung von intensivierenden Sprachmitteln eine
Sicherheitsstrategie verbirgt, die es Lernern bei komplexen Inhalten
ermöglicht, die Sprechabsicht so klar wie möglich zu verbalisieren
(Barron 2003: 41); In Äußerungen, wie z.B. Ich war sehr, sehr
traurig, streben die Probanden einen hohen Grad an
Direktheit an, um die Proposition so klar wie möglich zum Ausdruck
zu bringen. Dabei greifen sie auf lexikalische Elemente zurück, die
in ihrer Bedeutung transparent und syntagmatisch kaum eingeschränkt
sind, wie etwa das Modaladverb sehr. Zudem gehören
Modaladverbien wie sehr zum Grundwortschatz des Deutschen und
werden im Lernprozess früh eingeführt. Im Gegensatz dazu sind
Emotionswörter, die unterschiedliche Nuancen der Emotionsintensität
als Einzellexem verbalisieren, wie etwa niedergeschlagen,
deprimiert oder betrübt, in Anfängerlehrwerken nicht
anzutreffen14.
Es kann somit gefolgert werden, dass insbesondere Lernern der LPG2
kein Einzellexem zur Verfügung steht, das einen unterschiedlichen
Grad an Emotionsintensität ausdrücken würde.
In
Bezug auf die Verteilung der Wortklassenzugehörigkeit ergaben die
ermittelten Sprachdaten einen großen Unterschied in der Verwendung
indirekter Redemittel in muttersprachlichen bzw. lernersprachlichen
Gefühlsäußerungen. Ein möglicher Grund für dieses Ergebnis kann
darin liegen, dass der DaF-Unterricht in Ungarn in der
Wortschatzvermittlung traditionell Einzellexeme fokussiert. So kommen
mehrere empirische Untersuchungen zur Schlussfolgerung, dass
ungarische DaF-Lerner sowohl in der Sprachproduktion und als auch in
der Sprachrezeption Schwierigkeiten mit
Phraseologismen und Kollokationen sowie anderen festen und weniger
festen Wortverbindungen haben (z.B. Reder 2006, 2008). Die Ergebnisse
der vorliegenden Studie bestätigen diese Erkenntnisse. Zudem
ermöglicht der sporadische Gebrauch idiomatischer Ausdrucksweisen in
den Lerneräußerungen die Annahme, dass die Lerner eine
Vermeidungsstrategie einsetzen, denn die Verwendung solcher
Phraseologismen, die der deutschen Idiomatik nicht entsprechen - wie
etwa *einen Kloß im Magen haben oder es *wurde mir
warm um den Kopf -, sind in der
Kommunikation über intime und subjektive Erfahrungen für den
Gesprächspartner verwirrend. Dementsprechend wählen Lerner den aus
ihrer Sicht einfacheren Weg und vermeiden idiomatische
Ausdrucksweisen in der Interaktion.
Die
Anwendung einer Vermeidungsstrategie lässt sich auch in der
reduzierten Frequenz emotionsbezeichnender Lexik in Selbstberichten
der LPG2 vermuten. So gehen Dewaele und Regan (2001: 52) davon aus,
dass formale Interaktionen im Fremdsprachenunterricht dazu führen
können, dass beim Lerner eine Unsicherheit über die
sozio-pragmatische Adäquatheit bestimmter verbaler Mittel in der
jeweiligen Kommunikationssituation entsteht und er demzufolge die
jeweiligen Redemittel vermeidet: Wenn der L2-Gefühlswortschatz ohne
Einbettung in authentische Interaktionssituationen, die für den
Lerner Relevanz haben, thematisiert wird, bekommt der DaF-Sprecher
unzureichende Hinweise darüber, welche Diskursnormen den Einsatz
emotionsbezeichnender Sprachelemente in der Interaktion steuern, und
vermeidet dementsprechend diese Sprachmittel in der verbalen
Reflexion über eigene
Gefühlserlebnisse. Zudem zeigen die Ergebnisse im Hinblick auf das
Sprachverhalten der LPG2 bei einem Perspektivenwechsel, dass die
bereits genannte Tendenz zur entpersonalisierten Thematisierung der
Gefühlslexik im Unterricht dazu führen kann, dass Emotionslexeme in
der Beschreibung von Emotionserfahrungen anderer Aktanten
erfolgreicher eingesetzt werden (Abb. 3 oben). Nicht zuletzt kann die
geringe Frequenz emotionsbezeichnender Lexik in den Berichten der
befragten DaF-Lerner über eigene Emotionserfahrungen auch dadurch
begründet werden, dass Selbstberichte einen größeren kognitiven
Aufwand erfordern: Der Lerner muss in diesem Fall zunächst eine
persönliche Erinnerung wachrufen und parallel dazu die passenden
sprachlichen Ressourcen aktivieren, was sicherlich eine größere
Belastung darstellt als die objektive und distanzierte Beschreibung
des Gefühlszustandes anderer Personen.
Wenn
nun der Fokus auf eine ausgewählte Emotionskategorie eingeschränkt
und die Gefühlsdomäne Wut separat betrachtet wird, stellt
sich die Frage, inwiefern Interferenz eine Rolle in der
zielsprachigen Kommunikation über den Gemütszustand spielt. Die
Forschungsliteratur liefert zwar keine umfangreiche Antwort auf diese
Frage, jedoch deuten die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung
darauf hin, dass die interlingualen Unterschiede zwischen den
Emotionslexika der Ausgangs- und Zielsprache L2-Lerner vor eine
Herausforderung stellen. Wie bereits erwähnt, ist im Ungarischen in
dieser Emotionskategorie eine Unterdifferenzierung erkennbar, und
insbesondere den Lernern der LPG2 muss es bewusst gemacht werden,
dass eine Übertragung des Äquivalents für das ungarische Lexem
ideges (‚nervös’) auf die Gefühlsdomäne Wut im
Deutschen nicht möglich ist und diesem Bedeutungsfeld demzufolge
andere lexikalische Elemente hinzugefügt werden müssen.
Nicht
zuletzt erfordern die hier dargestellten Studienergebnisse
methodologische Überlegungen. Diese Notwendigkeit ist durch die
Verteilung der Nominalphrasen in den Sprachdaten begründet, die in
der LPG2 etwas häufiger eingesetzt werden als in den beiden anderen
Probandengruppen. Eine mögliche Erklärung für dieses Ergebnis ist
in den Datenerhebungsmethoden verankert. Die bereits genannten
Emotionswörter, die als Stimulus für Selbstberichte eingesetzt
wurden, wurden den Probanden in Nominalform vorgelegt. Dabei hat die
lexikalische Kategorie des Reizwortes die Wahl der
Wortklassenzugehörigkeit verwendeter Emotionswörter möglicherweise
beeinflusst. Diese Annahme kann durch Beispiele aus den Sprachdaten
bestätigt werden: Obwohl die deutsche Wortstellung das Subjekt an
erster Stelle erfordern würde, fingen Äußerungen der Probanden
häufig mit dem Objekt in nominaler Form in der Erstposition an, wie
z.B. in Freude habe ich gefühlt, als ich
[…], Wut hatte ich heute Nachmittag […] oder
Angst habe ich seit […]. Diese Tendenz
weist darauf hin, dass weiterführende Studien notwendig sind, um
Merkmale der lernersprachlichen Kommunikation über Gefühle
umfassend zu ermitteln.
5 Ausblick
Weitere
empirische Analysen der verbalen L2-Emotionskommunikation haben zur
Aufgabe, alternative Datenerhebungsmethoden anzuwenden, um einen
Priming-Effekt des Stimulus zu vermeiden. Weiterführende
Studien sind erforderlich, um festzustellen, ob sich z.B. die
Verwendung aller Wortformen eines Emotionslexems als Reiz für die
Auswertung der Wortklassenzugehörigkeit besser eignet. Zudem bedarf
es einer Befragung repräsentativer Probandengruppen mit einer
größeren Anzahl von L2-Lernern und L1-Sprechern. Um den gesteuerten
L2-Lernkontext unter dem Aspekt der verbalen Emotionsthematisierung
genauer zu ermitteln, ist es erforderlich, die Untersuchung durch
detaillierte Lehrwerkanalysen zu ergänzen, die solide Folgerungen
über den Stellenwert des zielsprachigen Emotionswortschatzes in
Lernmaterialien ermöglichen. Da unterrichtliche Interaktionen jedoch
bekanntlich von Vorgaben in Lehrwerken abweichen können, ist es
wesentlich, dass diese Analysen durch Unterrichtsbeobachtungen
ergänzt werden, um den Umgang mit der L2-Emotionslexik im
gesteuerten Lernkontext umfassend bewerten zu können. Ferner
erscheint es notwendig, die Datenerhebung unmittelbar vor und nach
einem Aufenthalt im Zielland durchzuführen, um zu bestimmen,
inwiefern natürliche Interaktionssituationen zur normgerechten
Verwendung des L2-Emotionswortschatzes beitragen. Um Fehlerursachen
in der lernersprachlichen Kommunikation über Gefühle nicht nur
hypothetisch formulieren zu können, ist es des Weiteren
erforderlich, die gewonnenen Sprachdaten durch retrospektive
Interviews mit den L2-Probanden zu ergänzen. Nicht zuletzt bedarf es
weiterführender Studien, um die vorläufigen Ergebnisse der
vorliegenden Untersuchung, nach denen natürliche
Interaktionssituationen die normgerechte Emotionsrealisation in der
L2 zu fördern scheinen, abzusichern.
Die
Notwendigkeit weiterführender Analysen der verbalen
L2-Gefühlskommunikation scheint auch durch die Frage „Kann man
denn einem anderen überhaupt klarmachen, was man fühlt?“ (Tolstoi
1994: 905) bestätigt. Je mehr Merkmale der lernersprachlichen
Kommunikation über Gefühle wir kennen, desto besser können Lerner
dabei unterstützt werden, dieses Segment des L2-Wortschatzes in der
Interaktion normgerecht zu gebrauchen, damit sie am Ende die Frage
Tolstois auch in der Fremdsprache mit einem klaren „Ja“
beantworten können.
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____________
Zu Gunsten der
einfacheren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische
Formulierungen verzichtet. Sämtliche personenbezogenen
Bezeichnungen sind geschlechtsneutral zu verstehen.
Die vorliegende Untersuchung ist eine Pilotstudie, die im Rahmen
der Dissertation der Autorin durchgeführt wurde.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Begriffe Emotion
und Gefühl im vorliegenden Beitrag synonym verwendet werden,
wenn auch eine Differenzierung zwischen beiden Termini aus
emotionspsychologischer Sicht notwendig wäre (z.B. Damasio 2004:
49ff). Gefühle werden hier jedoch nicht per se, sondern in
enger Verbindung mit ihren sprachlichen Benennungsweisen betrachtet.
Dementsprechend würden emotionspsychologische Ansätze den Rahmen
dieser Arbeit sprengen.
Emotionen bilden zwar einen inhärenten Teil der hier behandelten
Thematik, auf eine Auseinandersetzung mit einer Definition von
Gefühlen wird jedoch bewusst verzichtet, da dies eine eigenständige
Arbeit erfordern würde (für unterschiedliche Ansätze zu möglichen
Definitionen von Emotionen vgl. z.B. Wilce 2009: 30, Turner 2000:
85ff, 123ff und Ekman 1994: 56).
Da die vorliegende Arbeit die Zielsetzung verfolgt, lexikalische
Ausdrucksweisen der Emotionalität in der L2-Sprachproduktion zu
analysieren, werden weitere Sprachebenen, wie z.B. Wortstellung in
Berichten über Emotionserfahrungen, nicht betrachtet (für
weiterführende Überlegungen auf der Ebene der Syntax siehe z.B.
Fries 1995).
In diesem Fall können wir sogar das komplette Fehlen einer
lexikalischen Entsprechung entdecken, denn auch auf der direkten
Ebene kann die Bedeutung von Kribbeln im Bauch im Ungarischen von
keinem Einzellexem, sondern lediglich durch eine Paraphrase
wiedergegeben werden.
Siehe die Verteilung des Emotionswortschatzes z.B. in Em neu.
Abschlusskurs C1 (Perlman-Balme et al. 2011). Für eine detaillierte
Analyse des Lehrwerks Em Brückenkurs unter dem Aspekt der
emotionsbezeichnenden Lexik siehe Pohl (2003), die zum Schluss
kommt, dass aus den 16 untersuchten Emotionen nur neun im gesamten
Lehrwerk vorkommen bzw. ihre lexikalischen Entsprechungen in nur 12
über das gesamte Lehrbuch verteilten Übungen aufgegriffen werden
(Pohl 2003: 66).
Das Germanistikstudium in Ungarn setzt eine L2-Kompetenz auf
Niveaustufe B2 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für
Sprachen voraus. Demnach soll die Begrenzung der L2-Probanden auf
Germanistikstudierende sicherstellen, dass alle Teilnehmer der
Studie über L2-Sprachkenntnisse auf mindestens der Niveaustufe B2
verfügen.
Zur kulturellen „Nähe“ beider Sprachgemeinschaften bezüglich
der Interpretation bzw.
Segmentierung der gefühlsbezogenen
extra-linguistischen Realität vgl. auch Büky (1986: 12ff) und
Kövecses (1995: 186).
Das Phänomen
Nervosität wird in der einschlägigen Literatur zwar nicht explizit
als Grundemotion klassifiziert, es ist jedoch unter der elementaren
Kategorie Spannung / Erregung zu subsumieren. Des Weiteren erschien
die Inklusion dieser Kategorie aus der Sicht der Probandengruppen
relevant: Da die Probanden Universitätsstudierende sind, ist
Nervosität vermutlich ein häufiger Wegbegleiter im Studium. Somit
repräsentiert diese Emotionsdomäne eine Kategorie, mit der die
Probanden eine Vielzahl von Erfahrungen verknüpfen können.
Die Transkription ist in der Play Script-Vorgangsweise
anzusiedeln, da z.B. Verzögerungsstellen nicht berücksichtigt
wurden (Harklau 2011: 176), und erfolgte nach den
Transkriptionsregeln in Kuckartz et al. (2008: 27ff).
Für einen detaillierten Einblick in die Vorgehensweise der Methode
vgl. z.B. Kranich und Bicsar (2012).
Aus Platzgründen werden im Folgenden nur Ergebnisse zu
ausgewählten Analysekriterien der Untersuchung dargestellt. Für
einen Einblick in weitere Bewertungskriterien siehe Bicsar (2013:
190).
Diese Beobachtung kann nicht nur durch Wortschatzlisten von
DaF-Lehrwerken, wie etwa studio d A1 (Funk et al. 2013:
121ff) oder Menschen A1 (Specht et al. 2012: 89ff), sondern
auch durch die Deskriptoren des Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmens (GeR) bestätigt werden: Letztere führen das
Verständnis gefühlsbezeichnender Redemittel sowohl in den
rezeptiven als auch in den produktiven Fertigkeiten erst auf der
Niveaustufe B1 an (Trim et al. 2001).