Zur Äußerung moralischer Bedenken in Geschäftsgesprächen – Gedanken zu einer Pilotstudiemit L1- und L3-Sprechern des Deutschen
Beate
Lindemann (Universität Tromsø) /
Johannes Brinkmann (Norwegian
Business School BI Oslo)
Abstract
(English)
Business communication
between native speakers and L3-users represents a challenge to the
communicators. Both language proficiency and the underlying
intercultural competence are tested. Such challenges are even more
significant in situations which trigger moral concern for one of the
parties, considered by him / her worth being voiced. The present
paper presents and discusses research design considerations for a
pilot study on the voicing of moral concern in business conversations
between native speakers of German and Norwegian L3-users of German.
Key
words: Intercultural communication, business language, moral concern,
L3-communication
Abstract
(Deutsch)
Geschäftsgespräche
zwischen Muttersprachlern und L3-Sprechern stellen große
Herausforderungen an die Gesprächsteilnehmer dar. Dies gilt sowohl
für die Sprachverwendung als auch für das interkulturelle Wissen,
das dem Gespräch beider Teilnehmer zugrunde gelegt werden muss. Eine
Herausforderung der ganz besonderen Art stellen in diesem
Zusammenhang solche Situationen dar, die bei einem der beiden
Gesprächsteilnehmer moralische Bedenken hervorrufen, die dieser dann
auch verbalisieren möchte. In dem vorliegenden Beitrag wird das
Untersuchungskonzept für eine Pilotstudie vorgestellt, die sich mit
der Äußerung moralischer Bedenken in geschäftlichen Gesprächen
zwischen jeweils einem deutschen Muttersprachler und einem
norwegischen L3-Sprecher des Deutschen befasst. Dabei werden vor
allem die methodologischen Vorüberlegungen ins Auge gefasst.
Stichwörter:
Interkulturelle Kommunikation, Geschäftsgespräche, moralische
Bedenken, L3-Kommunikation
1 Einleitung
In
Gesprächen, die in einer Fremdsprache geführt werden, fällt es den
meisten Menschen schwerer als in der Muttersprache, genau das
sprachlich auszudrücken, was man seinem Gesprächspartner gern
vermitteln möchte. Während man in der eigenen Muttersprache in
einer gegebenen Situation scheinbar problemlos die richtigen Worte
findet, ist dies in einer Fremdsprache oft eine Herausforderung: Man
muss die richtigen Vokabeln im Gedächtnis finden, sie idiomatisch
korrekt in Sätze einbauen und dabei im Hinterkopf darüber
reflektieren, ob wohl die gewählte Ausdrucksweise der Situation
angemessen ist und beim Empfänger in etwa so ankommt, wie sie vom
Sprecher intendiert wurde. Selbst als fortgeschrittener
Fremdsprachenlerner, dessen sprachliches Fertigkeitsniveau auf dem
Niveau B1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GeR) oder
höher anzusiedeln ist, kommt man des Öfteren in Situationen, in de-
nen man keine festen Formulierungen oder zur Routine gewordene
Phrasen zum Einsatz bringen kann. Vor allem in ungewohnten oder
unverhofften Situationen sucht man in der fremden Sprache dann nach
geeigneten Lösungen. Ist die verwendete Sprache für beide
Gesprächsteilnehmer eine Art lingua franca, erleichtert dies
bisweilen die Situation, da beide Partner ”im gleichen Boot”
sitzen, und man dann oft zusammen nach sprachlichen
Verständigungsmöglichkeiten sucht.
Ist der Gesprächspartner jedoch ein
Muttersprachler, entsteht im Gespräch ein sprachliches
Machtungleichgewicht, da sich der Muttersprachler in der verwendeten
Sprache weit besser auskennt und diese viel sicherer verwenden kann
als der Nicht-Muttersprachler. Vor allem bei einem fortgeschrittenen
Fremdsprachenlerner wird der Muttersprachler ein gewisses
sprachliches Grundverständnis voraussetzen und es meist nicht für
nötig erachten, die eigene Sprache stark zu vereinfachen1.
Trotzdem wird er während des Gesprächs darauf achten, dass die
eigenen sprachlichen Äußerungen auch von seinem fremdsprachlichen
Gesprächspartner verstanden werden. Reagiert der Partner z.B.
gemessen an den Erwartungshaltungen des Muttersprachlers unerwartet
oder gar unverständlich, wird dieser zunächst untersuchen, ob
bereits Gesagtes vielleicht falsch oder gar nicht verstanden wurde.
Dies zeigt deutlich, dass in einem Gespräch zwischen einem
Nicht-Muttersprachler und einem Muttersprachler von beiden
Gesprächsteilnehmern eine gewisse Rücksichtnahme gefordert wird und
beide ihren Teil der Verantwortung dafür übernehmen müssen, vom
jeweils anderen verstanden zu werden (Knapp-Potthoff & Knapp
1990). Trotzdem ist die Gesprächsteilnahme für den Muttersprachler
vermeintlich leichter, da dieser in der verwendeten Sprache über
eine bessere Sprachkompetenz und ein reichhaltigeres Repertoire
verfügt und von daher seine eigenen Intentionen meist besser und
nuancierter ausdrücken kann als der Nicht-Muttersprachler.
Im
sprachlichen Kontakt zwischen Geschäftspartnern können wir zwischen
den geschäftlichen Anteilen und den Small Talk-Anteilen (zum
Sprachenpaar Deutsch-Norwegisch z.B. Ulven 2007) der Gespräche
unterscheiden. Erstere sind von internationalisierten
Geschäftsroutinen geprägt, die die Abläufe solcher Gespräche
strukturieren. Diese Routinen machen den nötigen Wortschatz in der
Fremdsprache überschaubar und vorhersagbar. In den Small
Talk-Anteilen sind interkulturelle Kenntnisse erforderlich, um
über eine Sammlung an unverfänglichen Themen zu verfügen, die sich
für Gespräche beispielsweise in Pausen oder bei Mahlzeiten eignen.
Obwohl von vielen eher als unwichtig angesehen, darf die sprachliche
und kulturelle Kompetenz bezüglich dieser Small Talk-Gespräche
nicht unterschätzt werden (Ulven 2007). Diese wird aber in dem
vorliegenden Beitrag jedoch außer Acht gelassen.
Wir
wenden uns stattdessen den Geschäftsgesprächen in ihrer Gesamtheit
zu und möchten untersuchen, wie Fremdsprachenlerner und
Muttersprachler im Gespräch miteinander sprachlich interagieren,
wenn solche Situationen entstehen, in denen einer der
Gesprächsteilnehmer moralische Bedenken empfindet. Die Untersuchung
solcher Situationen ist u.E. in zweifacher Hinsicht interessant, weil
sie
- einerseits die Problematik der moralischen Bedenken in einem nicht-homogenen plurikulturellen Zusammenhang beleuchtet und
- andererseits sich der Fragestellung widmet, wie sich Nicht-Muttersprachler und Muttersprachler in gemeinsamen Interaktionen dieser Herausforderung sprachlich nähern.
Im
vorliegenden Beitrag werden wir unsere ersten Vorüberlegungen zu
einer Pilotstudie erörtern, in deren Rahmen diese Fragestellungen
näher untersucht werden sollen.
In einer ersten Phase dienten zwei
sokratische Dialoge in der Peripherie einer Konferenz in Berlin Ende
Juli 2013 dazu, erste begriffliche Zusammenhänge hinsichtlich der
Frage zu klären, warum die Äußerung moralischer Bedenken
typischerweise als schwierig erlebt wird und wie man solche Bedenken
im Idealfall be- und abarbeiten könnte2.
2 Sokratischer Dialog: Design und zwei eigene Beispiele
Wenn
in unserem Projekt von sokratischem
Dialog die Rede ist, denken
wir an das besondere Design für Gespräche in Kleingruppen, in der
Tradition des deutschen Philosophen Leonard Nelson und seines
Schülers Gustav Heckmann. In ihrem Design sind sokratische
Dialoge (SD) behutsam
gelenkte Kleingruppenprozesse, in denen ethische,
erkenntnistheoretische oder andere philosophische Themen von den
Teilnehmern gemeinsam untersucht werden, um soweit möglich einen
Konsens zu erarbeiten. In einer von zahlreichen Quellen findet sich
folgende Beschreibung (Kessels et al. 2009: 36):
3
The Socratic dialogue is an attempt to come to a common answer through systematic deliberation about a fundamental question. It is not about merely theoretical questions. Rather it is about questions which derive from concrete experiences, accessible to all participants. The conversation in fact is a systematic reflection upon experiences. It derives its name from Socrates, Plato’s teacher. He tried to bring people to a deeper understanding by asking questions, by inquiring about examples and analyzing experiences. His idea behind this was that one does not gain understanding by getting it ‘dished up’, but only by thinking for oneself. (Kessels et al. 2009: 36)
Man
kann solche sokratischen Dialoge auch als Prozesse mit einer Reihe
von Phasen verstehen und erklären4:
- Die Frage, die im Dialog untersucht werden soll und auf deren gemeinsame Beantwortung man sich ggf. einigt, wird oft schon in der Einladung mitgeteilt5. Die Teilnehmer können übrigens solch eine Dialogfrage auch in einer vorgeschalteten Phase 0 gemeinsam erarbeiten.
- Der Dialog wird typischerweise eingeleitet vom Facilitator - mit einer Vorstellung der geltenden Spielregeln und Prinzipien, auch betreffs der eigenen Rolle (als Katalysator, nicht als Leiter) und der Teilnehmerrolle unter Einbezug von deren Rechten und Pflichten. Oft wird auch das vorgegebene Thema kurz angesprochen, etwa, indem man die Teilnehmer um eine eigene vorläufige persönliche Beantwortung bittet.
- Die eigene Erfahrung ist wichtig als allgegenwärtiger Bezug während des gesamten Dialogprozesses. Rein praktisch werden die Teilnehmer gebeten, sich an selbsterlebte Beispielgeschichten zu erinnern und diese dann miteinander zu teilen - Geschichten, die ihrer Ansicht nach das vorgegebene Thema so gut wie möglich veranschaulichen. Ein bis zwei Sätze, die den Kern der einzelnen Teilnehmergeschichte gut darstellen, werden dann auf einen Flipover-Bogen geschrieben.
- Unter all diesen Geschichten müssen die Teilnehmer sich dann auf eine Geschichte als die im Vergleich beste Illustration der Dialogfrage einigen.
- In der gleichen Phase teilt der Beispielgeber dann zusätzliche Informationen mit den anderen Teilnehmern - entweder selbst erinnerte oder nachgefragte Zusatzinformationen -, so dass diese Geschichte mehr und mehr eine gemeinsame Geschichte wird, in die sich jeder einzelne Teilnehmer hinreichend gut hineinversetzen kann.
- Während und spätestens gegen Ende dieser Beispielausarbeitung wird die letzte Version typischerweise ebenfalls auf einem Plakat niedergeschrieben und reflektiert dann – zusammen mit den anderen so entstandenen Plakaten - den Dialogprozess in Protokollform.
- Was folgt, ist das Philosophieren, also kein Dialog über Philosophen oder Philosophien, eine Art Hin- und Herbewegen zwischen der Geschichte und der sorgfältigen Entwicklung von Abstraktionen, auf die man sich so langsam und so gründlich wie möglich und nötig einigt, wobei der langsamste Teilnehmer die Geschwindigkeit bestimmt. In diesen Abstraktionsprozessphasen werden dann einer oder mehrere Kernsätze, Argumente und Prinzipien erarbeitet, was in dieser Tradition auch als regressive Abstraktion bezeichnet wird.
- Am Ende des Dialogs haben die Teilnehmer normalerweise einige wenige abstrakte Thesen oder Prinzipien formuliert, vielleicht auch eine gemeinsame Beantwortung der Dialogfrage in einem Satz - all dies wieder dokumentiert auf einem Plakat. Es gibt in diesem Stadium also mehr und einen besser problematisierten und geprüften Konsens als am Anfang des Dialogs und wohl oft auch ein geteiltes Gefühl, dass man den Dialog durchaus noch lange hätte fortsetzen können.
Wir
beschreiben hier kurz zwei solcher Dialoge, die im Zusammenhang mit
unserem Pilotprojekt, im Kontext einer internationalen Konferenz über
Sokratisches Philosophieren Ende Juli 2013 stattfanden6.
Während dieser Konferenz luden wir zu zwei 90-minütigen Workshops
ein - mit der auf einem Plakat und mit zusätzlicher mündlicher
Erläuterung durch je einen der Autoren geäußerten Ausgangsfrage:
“Was sind die Schwierigkeiten bei der Äußerung moralischer
Bedenken?” Der erste dieser kurzen Dialoge fand auf Deutsch statt
(mit acht – sieben weiblichen und einem männlichen - Teilnehmern),
der zweite auf Englisch (mit acht – fünf weiblichen und drei
männlichen - Teilnehmern). Dazu kamen je ein Facilitator
bzw. Gesprächsleiter und die beiden Autoren als Beobachter, von
denen einer für uns und der andere auf Plakaten für die Teilnehmer
protokollierte.
Die
Struktur des ersten Dialogs auf Deutsch war die folgende: Nach einer
kurzen Vorstellung der Teilnehmer wurden erste Kommentare zur
Dialogfrage eingeladen, ausgehend von eigenen Erfahrungen (Was sind
die Schwierigkeiten bei der Äußerung moralischer Bedenken?).
Dahinter stand die Intention, dem Gedächtnis der Teilnehmer
nachzuhelfen sowie eventuellem Stress und anderen Blockaden
vorzubeugen, wenn es dann um die Mitteilung selbsterlebter
Geschichten gehen sollte. In einer nächsten Phase wurden dann in
einer weiteren bewussten Verzögerung relevante Gründe hinsichtlich
der Äußerung moralischer Bedenken gesammelt, einschließlich
relevanter Kriterien für und wider ein Äußern. Danach und erst
dann wurden selbsterlebte Geschichten erbeten, und die folgende wurde
ausgewählt:
Mein Nachbar hatte beleidigende rassistische Einstellungen und drückte sie auch offen aus, aber er ist ansonsten eine nette und freundliche Person. Ich habe meine abweichende Meinung und meine Bedenken nicht geäußert.
Unter
dem vorgegebenen Zeitlimit ging es in der letzten Phase um eine
Sammlung guter Gründe oder Handlungsempfehlungen für und gegen die
Äußerung von Bedenken. Die wichtigsten Beiträge seien hier
aufgelistet:
- Drücke deine Bedenken aus, aber entschärfe sie gleichzeitig. Versuche diplomatisch zu sein, vielleicht humorvoll, kommuniziere auf jeden Fall Respekt
- Zerstöre nicht die Atmospäre und frage dich selbst vorher, ob deine Äußerung eine Wirkung haben wird
- Es kommt auf die Situation an, halte die Dialogmöglichkeit offen und sei nicht verurteilend
- Die Einschätzung von Erfolg und Risiko sind von primärer Bedeutung
- Lohnt sich ein eventueller Konflikt?
Der
zweite Dialog fand auf Englisch statt und hatte eine ähnliche
Struktur. Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer wurde nach
kurzen Beispielen zur Dialogfrage gesucht, vor allem solchen, bei
denen eventuelle Schwierigkeiten beim Äußern moralischer
Bedenken gut sichtbar waren. Während dieser vorläufigen
Untersuchung wurden die folgenden Argumente geteilt und
protokolliert:
- Schwierig zu beurteilen, ob es hilft, Bedenken zu äußern;
- Sozialer Druck kann im Weg sein;
- Das Gegenüber kann sich unwohl fühlen und man riskiert, die Beziehung zu belasten;
- Das moralische Element in der Situation kann unklar sein, außerdem ist die Wahl des richtigen Kanals schwierig;
- Du willst nicht, dass das Gegenüber sich abkapselt. Außerdem kann Macht ein wichtiger Aspekt sein;
- Akzeptiere ich mein eigenes Opfer, d.h. das Risiko, die Beziehung zu ruinieren?
- Dein Urteil riskiert eine Herausforderung des Selbstbildes deines Gegenübers.
Im
nächsten Schritt wurde dann eine Beispielgeschichte ausgewählt und
näher untersucht (es fehlte die Zeit, diese Phase auf Plakaten
hinreichend zu protokollieren):7
Als Ausländer ohne Deutschkenntnisse und auch ohne Kulturkenntnisse wurde ich Zeuge einer Situation, in der ein Vater seiner ca. 7 Jahre alten Tochter das Ohr verdrehte (auf relativ gewaltsame Art und Weise), um einen Bescheid zu verdeutlichen, wie man sich vorsichtig im Verkehr verhält. Ich fragte mich selbst, ob ich etwas sagen sollte, ließ es dann aber bleiben.
3 Moralische Bedenken fühlen und äußern
Unser
vorliegender Beitrag beschäftigt sich damit, wie
Nicht-Muttersprachler und Muttersprachler in Geschäftsgesprächen
mit moralischen Bedenken umgehen, die jeweils von einem der beiden
Gesprächspartner empfunden werden. Zusätzlich zu den oben
beschriebenen Voruntersuchungen, in denen wir primär nach Anregungen
für die nächste Projektphase suchten und den Probanden ganz bewusst
keine Begriffsdefinitionen vorgeben wollten, bedurfte es für die
Entwicklung unserer Forschungsfragen einer hinreichenden
begrifflichen Klärung für uns selbst.
Unter
dem Begriff moralische
Bedenken
verstehen wir hier ein mehr oder weniger unbestimmtes Gefühl
sittenorientierten Unbehagens.
Die hier angesprochene
Unbe-stimmtheit fungiert wohlgemerkt nicht als Definitionskriterium,
sondern als Variable. Wir überlassen es also dem Individuum, das
sich in einer moralisch ambivalenten Situation befindet und auf sie
reagiert, inwieweit es die Bedenken nur eher unbestimmt erlebt oder
durchaus recht klar ausdrücken könnte oder kann8.
Unter
dem Begriff spezifisch
moralische Bedenken
verstehen wir hier unter Anlehnung an Bird (1996) freiwillige,
nicht-instrumentelle Standards für richtiges und sozial
wünschenswertes Verhalten – in der Annahme, dass solch ein
Verhalten das Gute und das Wertvolle repräsentiert und fördert, im
Doppelsinn des zwingend Notwendigen (compelling)
und des Wünschenswerten (attractive)
(Bird 1996: 28).
Moralische
Bedenken werden weiterhin ausgelöst durch und / oder beziehen sich
auf ein Ereignis oder eine Situation - durchaus in einem ähnlichen
Sinn, wie die im Sokratischen Dialog typischerweise erzählten,
geteilten und untersuchten selbst-erlebten Situationen. Eine andere
Illustration wären die “kritikwürdigen Verhältnisse oder
Zustände” im Sinne des norwegischen Arbeitsrechts, im Zusammenhang
mit der Beschreibung von Situationen, in denen das whistle-blowing
legitim ist.
Ob
solch ein Ereignis oder solch eine Situation wirklich individuelle
Bedenken auslöst, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von zwei
Faktoren beeinflusst, die ihrerseits mit hoher Wahrscheinlichkeit
interagieren. Bei dem ersten Faktor bzw. der ersten Variabel handelt
es sich um die objektive und erlebte moralische
Intensität des Ereignisses
oder, vereinfacht ausgedrückt, um dessen aktuelle oder potenzielle
Schädlichkeit und Bedeutsamkeit für die betroffenen Parteien
(Jones 1991). Der zweite
Faktor ist die subjektive moralische
Sensitivität des Individuums, das
die Situation erlebt und auf sie mit mehr oder weniger moralischen
Bedenken reagiert. Hier kann man stattdessen und gleichbedeutend
gegebenenfalls an individuelle Empathie oder an Gefühle von
Mitverantwortung denken (Brinkmann & Sims 2001: 176).
Im
vorliegenden Zusammenhang geht es nicht nur darum, ob und dass einer
der Gesprächspartner in einer Situation moralische Bedenken fühlt,
sondern auch und vor allem darum, wie solche Bedenken gegebenenfalls
zwischen den Gesprächsteilnehmern sprachlich ausgehandelt werden.
Daher muss also auch und vor allem der Vorgang des Äußerns von
Bedenken problematisiert werden. Dabei geht es zum einen darum, ob
der Gesprächsteilnehmer seine Bedenken überhaupt äußern will, zum
anderen darum, ob und inwiefern der Gesprächsteilnehmer sprachlich
dazu in der Lage ist und schließlich darum, wie er sie
gegebenenfalls dann sprachlich äußert.
Für
die eventuelle Äußerung eigener moralischer Bedenken benötigt
derjenige, der sie äußert, adäquate sprachliche Mittel, d.h. im
Falle der Verwendung einer Fremdsprache solche Mittel, die er selbst
als adäquat einschätzt. Dies setzt auf der Seite des Sprechers eine
sprachliche, semantische und pragmatische Kompetenz einerseits und
eine interkulturelle Kompetenz andererseits voraus.
Die
Äußerung der Bedenken wird in eine Kommunikationssituation
eingebettet, in der der Sprecher mit seinen Bedenken nicht alleine
ist, sondern sich als Ego auf ein Alter beziehen muss.
In dieser sozialen Interaktion zwischen den beiden Sprechern
beeinflussen sich die beiden gegenseitig durch den Austausch von
positiven bzw. negativen Reaktionen auf die jeweilige Äußerung des
anderen und durch die direkte bzw. indirekte Kommunikation von
Erwartungen. Die moralischen Bedenken werden also nicht in einem
Vakuum geäußert, sondern sind Teil eines Kommuni-kationsgefüges,
das bereits seit längerer oder kürzerer Zeit von den beiden
Gesprächsteilnehmern entwickelt worden ist.
Komplizierend
wirkt dabei, wie bereits erwähnt, der Umstand, dass einer der beiden
Gesprächsteilnehmer in seiner eigenen Muttersprache, der andere
jedoch in einer Fremdsprache kommunizieren muss (Knapp-Potthoff &
Knapp 1990). Dabei sind unterschiedliche sprachliche Konstellationen
oder Kombinationen denkbar.
|
L1
(Empfänger)
|
L2
(Empfänger)
|
L3
(Empfänger)
|
L1
(Absender)
|
Muttersprachler
unter sich, z.B. Deutsche
|
|
Deutscher
spricht Norweger an
|
L2
(Absender)
|
|
Englisch
als lingua franca |
|
L3
(Absender)
|
Norweger
spricht Deutschen an
|
|
Deutsch
als lingua franca |
Abb.
1: Auswahl typischer Sprachkonstellationen
In der vorliegenden Studie richten wir
unser Hauptaugenmerk auf die Kommunikation zwischen einem L1-Absender
und einem L3-Empfänger bzw. zwischen einem L3-Absender und einem
L1-Empfänger. Ausgehend von unserer Tätigkeit an norwegischen
Universitäten legen wir dabei fest, dass es sich bei den Teilnehmern
um deutsche Muttersprachler und norwegische Sprecher des Deutschen
als L3 handeln soll.
Abb.
2: Erste Projektidee (Ego-Perspektive)
Wir
gehen davon aus, dass sich einer der beiden Gesprächsteilnehmer,
hier als Ego bezeichnet, mit einem Ereignis konfrontiert
sieht, das bei ihm entweder Bedenken auslöst oder von ihm als
unbedenklich eingestuft wird. Ist Letzteres der Fall, erfolgt keine
weitere Reaktion von Seiten des Ego. Fühlt er jedoch
Bedenken, müssen diese dahingehend überprüft werden, ob diese dem
Ego als so wichtig erscheinen, dass für ihn eine Reaktion
angebracht erscheint. Schätzt Ego die eigenen Bedenken als
weniger wichtig ein, folgen auch dann wahrscheinlich keine
Reaktionen. Hält Ego jedoch seine eigenen Bedenken für so
wichtig, dass diese einer Reaktion bedürfen, erhalten wir die
Situationen, die wir in unserer Studie näher untersuchen möchten:
solche Situationen, die so wichtige Bedenken auslösen, dass Ego
in irgendeiner Form auf diese Situation reagieren möchte.
3.1 Schweigen
als Reaktion
Eine
Form der Reaktion ist das Schweigen9.
Auch wenn die auslösende Situation bei Ego zu moralischen
Bedenken führt, auf die er reagieren möchte, kann ihm
beispielsweise der Mut zur Konfrontation fehlen und deshalb Schweigen
als Reaktionsform gewählt werden. Sobald Ego sich dazu
entschlossen hat, auf die Situation zu reagieren, muss er die Risiken
seiner ihm zur Verfügung stehenden Reaktionsformen überdenken und
abwägen. Unsichere Konsequenzen müssen ausgelotet werden, da die
gewählte Reaktion nicht nur zu einer kurzfristigen Reaktionskette,
sondern auch zu langfristigen Konsequenzen führen kann. Schweigen
kann in vielen Fällen dann als bewusst gewähltes
Kommunikationsmittel dienen, wenn Ego die Konsequenzen von
sprachlich geäußerten Reaktionen nicht einschätzen oder
überschauen kann.
Allerdings kann Ego auch
Schweigen als Reaktionsform wählen, wenn ihm die sprachlichen Mittel
fehlen, um seine moralischen Bedenken in einer Weise zu
verbalisieren, die er für angemessen hält. Des Weiteren wäre es
denkbar, dass Ego zwar über die seiner Ansicht nach passenden
Redemittel verfügt, ihm aber das kulturelle Wissen fehlt, um die
Situation einordnen zu können. Auch dann kann Schweigen eine
passende, bewusst gewählte Reaktionsform sein.
3.2 Verbalisierung
moralischer Bedenken als Reaktion
Sprachlich
anspruchsvoll ist ohne Zweifel das Ansprechen von Situationen, die
moralische Bedenken auslösen. Wir verstehen darunter die
Verbalisierung dieser Bedenken in der Kommunikationssprache der
Gesprächspartner. Dabei steht Ego zunächst einmal vor der
Entscheidung, ob er seine Bedenken laut und deutlich oder eher leise
und undeutlich äußern möchte. Unter Letzterem könnte man sich
z.B. vorstellen, dass Ego einen kurzen Kommentar abgibt, der
unklar lässt, wie stark die Bedenken sind, jedoch zumindest
andeutet, dass Bedenken bestehen. Oder Ego könnte auf
indirekte Weise einen Kommentar äußern, der nur verdeckt die
kritische Situation aufgreift. Ego könnte seine Bedenken
jedoch auch deutlich in Worte fassen und sie direkt und
unmissverständlich an den Gesprächspartner vermitteln.
Um
dies tun zu können, benötigt Ego bestimmte Kompetenzen,
darunter auch die L1-Kompetenz für die Sprache Deutsch, wenn er
Muttersprachler ist, oder die L3-Kompetenz für die Sprache Deutsch,
wenn Norwegisch seine L1 und Deutsch seine L3 ist. Einerseits geht es
dabei um die reellen sprachlichen Fertigkeiten in der
Kommunikationssprache Deutsch, andererseits aber auch um
interkulturelle Kenntnisse, die es dem Sprecher ermöglichen, sowohl
die Bedenken auslösende Situation als auch die aktuelle
Gesprächssituation adäquat einschätzen zu können.
Abbildung
3 zeigt anschaulich die Komplexität der Kommunikation. Nicht außer
Acht gelassen werden darf dabei, dass sich die geschäftliche
Kommunikation stark von der außergeschäftlichen Kommunikation
unterscheidet, und dass die sogenannte Business-Rhetorik oft als
kulturunabhängig angesehen wird. Trotz einer eventuellen gemeinsamen
geschäftlichen kulturellen Basis gibt es jedoch zweifellos
interkulturelle Unterschiede zwischen den Sprechern und bedeutende
Unterschiede zwischen ihnen hinsichtlich ihrer Sprachkompetenz.
Abb.
3: Ego kommuniziert mit Alter
Diese Gesichtspunkte führen uns zu
unseren Forschungsfragen für die Pilotstudie.
4 Forschungsfragen
Wie
wir bereits im vorausgegangenen Kapitel gezeigt haben, kommen
zahlreiche Faktoren zum Tragen, wenn einer der beiden
Gesprächsteilnehmer in den skizzierten Gesprächen zwischen einem
Muttersprachler des Deutschen und einem L3-Sprecher des Deutschen in
einer Situation moralische Bedenken fühlt. Da wir uns mit der
sprachlichen Komponente dieser Situationen und den gegebenenfalls
daraus entstehenden Gesprächen beschäftigen möchten, interessieren
uns die folgenden Forschungsfragen:
- Welche relative Bedeutung hat die subjektiv empfundene L3-Sprachkompetenz des Nicht-Muttersprachlers bezüglich seiner individuellen Reaktion auf eventuell kritisierbare Ereignisse?
- Welche Bedeutung haben die subjektiv empfundenen Sprachbarrieren zwischen dem L1- und dem L3-Sprecher für den jeweils anderen Sprecher bezüglich seiner individuellen Reaktion auf eventuell kritisierbare Ereignisse?
- Inwieweit sollten gerade solche Situationen, die von einer themenbedingten Unsicherheit und einem oft recht großen Improvisationsbedarf gekennzeichnet sind, im sprachpraktischen Unterricht für fortgeschrittene Lerner (in unserem Falle des Deutschen als L3) und im fachsprachlichen Unterricht im Bereich Wirtschaftsdeutsch besonders aufgegriffen und angesprochen werden?
In
Geschäftsgesprächen zwischen einem deutschen Muttersprachler und
einem L3-Sprecher des Deutschen ergeben sich in zwei typischen
Situationen die folgenden vier typischen Rollen:
Eine
Situation mit
moralischer Intensität ansprechen |
Deutsch
als L1
(Muttersprachler) |
Deutsch
als L3
(Norweger) |
Situation 1 |
Sprecher
|
Zuhörer
|
Situation 2 |
Zuhörer
|
Sprecher
|
Abb.
4: Rollen der Gesprächsteilnehmer
Wir
können uns also auf der einen Seite vorstellen, dass der
Muttersprachler die Rolle desjenigen einnimmt, der seine moralischen
Bedenken anspricht, dann wird der L3-Sprecher zunächst zum Zuhörer,
bevor er eventuell sprachlich auf die Bedenken des Gesprächspartners
eingeht.
Auf
der anderen Seite kann es auch der L3-Sprecher des Deutschen sein,
der auf eine Situation mit Bedenken reagiert und diese dann
anspricht, während dem Muttersprachler zunächst die Rolle des
Zuhörers zukommt.
Um
diese beiden geschilderten Ausgangssituationen (und die sich daraus
entwickelnden Gespräche) näher untersuchen zu können, bietet es
sich an, Geschäftsgespräche zwischen einem Muttersprachler und
einem L3-Sprecher des Deutschen unter vier Augen zu beobachten und
aufzuzeichnen. Die Beobachtung authentischer Geschäftsgespräche
wäre hierbei die ideelle Basis, die sich aber in der Praxis kaum
umsetzen lässt, da gerade Situationen, die eventuell moralische
Bedenken auslösen können, nicht vorhersagbar und planbar sind, so
dass die gezielte Beobachtung entweder sehr zeitaufwändig oder nicht
durchführbar wäre. Aus diesen Gründen muss in der Pilotstudie mit
arrangierten Gesprächssituationen gearbeitet werden, in denen
Gespräche simuliert werden. Die Konfrontation mit Situationen, die
gegebenenfalls zu moralischen Bedenken führen können, eröffnet
dann die Möglichkeit, die jeweiligen (eventuell sprachlichen)
Reaktionen der Gesprächsteilnehmer sowohl aufzuzeichnen als auch zur
Reflexion über die eigene Reaktion bzw. über diejenige des
Gesprächspartners heranzuziehen. Auf diese Punkte wird im Folgenden
detaillierter weiter eingegangen.
Außerdem
bietet sich eine weit gefasste Survey-Untersuchung an, in der
Muttersprachler bzw. L3-Sprecher des Deutschen angesprochen und
aufgefordert werden, darüber nachzudenken, wie sie auf skizzierte
Situationen reagieren würden.
In
einem multiplen Forschungsansatz kann die Survey-Untersuchung
dazu beitragen, generelle Tendenzen bei der Reaktion auf solche
Situationen zu erfassen, während die intensive Beschäftigung mit
ausgewählten Gesprächspartnern einen Einblick in die tatsächlichen
(gegebenenfalls sprachlichen) Reaktionsmuster und Reflexionen von
Muttersprachlern und L3-Sprechern des Deutschen ermöglicht.
5 Forschungsdesign Zweier-Gespräch
Derjenige
Teil der Studie, der sich den simulierten Gesprächen zwischen den
beiden Gesprächsteilnehmern widmet, erfolgt in mehreren Schritten.
Schritt
1: Konfrontation mit der moralische Bedenken auslösenden Situation:
Den
Versuchspersonen wird ein kurzer Videofilm vorgespielt, in dem sie
mit der Situation konfrontiert werden, die vermeintlich moralische
Bedenken auslösen wird. Im Video wird darauf hingewiesen, dass diese
Situation innerhalb eines Gesprächs mit einem Geschäftspartner
auftaucht und dass der Untersuchungsteilnehmer nun darum gebeten
wird, so authentisch wie möglich auf diese Situation zu reagieren.
Wir
unterscheiden dabei zwischen den verschiedenen
Untersuchungsteilnehmern:
- A1 Reaktion des Muttersprachlers
- B1 Reaktion des L3-Sprechers
Die
jeweiligen Reaktionen werden per Video aufgezeichnet.
Daran
anschließend werden die Untersuchungsteilnehmer gebeten, ihre
eigenen Reaktionen in der Retrospektive zu kommentieren. Dazu wird
ihnen das Video mit der eigenen Aufnahme vorgespielt. Auch diese
retrospektiven Reflexionen werden auf Video festgehalten.
- A2 Muttersprachler reflektiert über A1 (eigenes Video)
- B2 L3-Sprecher reflektiert über B1 (eigenes Video)
Schritt
2: Konfrontation mit der Videoaufnahme des Gesprächspartners:
In
einem zweiten Schritt wird nun der Muttersprachler mit der Aufnahme
der Reaktion des L3-Sprechers konfrontiert und darum gebeten, auf
diese zu reagieren. Parallel dazu sieht der L3-Sprecher die Aufnahme
der Reaktion des Muttersprachlers und wird dazu aufgefordert, auf
diese Reaktion zu reagieren.
- A3 Reaktion des L3-Sprechers auf die Videoaufnahme mit dem L1-Muttersprachler
- B3 Reaktion des Muttersprachlers auf die Videoaufnahme mit dem L3- Sprecher
Schritt
3: Kommentierung der Sprache in den Erst-Reaktionen:
In
einem letzten Schritt werden die Untersuchungsteilnehmer gebeten, die
Sprache in der Erst-Reaktion ihres Gesprächspartners zu
kommentieren.
- A4 Der L3-Sprecher kommentiert die Sprache in der Erst-Reaktion des Muttersprachlers
- B4 Der Muttersprachler kommentiert die Sprache in der Erst-Reaktion des L3-Sprechers
6 Forschungsdesign Survey
In
der ergänzenden Survey-Untersuchung werden die Teilnehmer in
diesem Teil der Untersuchung mit ein bis zwei Situationen
konfrontiert, die sie kommentieren sollen. Dabei ist zurzeit noch
offen, ob ausschließlich offene Fragen gestellt werden sollen, die
die Teilnehmer dann auch offen und ungeleitet beantworten können,
oder ob die strukturierten Anschlussfragen durch
Situationsbeschreibung(en) ergänzt werden sollen.
Im
Folgenden sei ein Beispiel für die Formulierung von Survey-Fragen
gegeben:
Der Norweger
Hansen arbeitet seit langem daran, einen großen deutschen Abnehmer
zu gewinnen. In diesem Zusammenhang plant Hansens Firma, mehrere
wichtige Mitarbeiter des potenziellen Abnehmers zu einer Präsentation
der norwegischen Firma nach Norwegen einzuladen. Im Gespräch darüber
mit dem Direktor der deutschen Firma wird recht klar, dass der
Direktor den Zuliefervertrag garantieren kann und will, aber die
Einladung der Mitarbeiter für Geldverschwendung hält. Stattdessen
kommt er gern selbst nach Norwegen, und würde auch seine Frau
mitbringen. Er schlägt ein Wochenende in Oslo vor und eine
zweitägige Reise mit dem Postdampfer an der nordnorwegischen Küste
entlang.
- Als Hansen, sehen oder fühlen Sie hier ein moralisches Problem? Wenn ja, inwiefern?
- Reagieren Sie oder reagieren Sie nicht, und wenn ja, in welcher Form?
- Wie beurteilen Sie Ihre eigenen Sprach- und Kulturkenntnisse, um Ihren Standpunkt richtig zu übermitteln?
- Wie beurteilen Sie den Willen und die Fähigkeit des Direktors, Sie hinreichend gut hinsichtlich Ihres Standpunktes zu verstehen?
7 Ausblick
Es
liegt in der Natur der Sache, dass Pilotstudien - und insbesondere
geplante Pilotstudien - nicht mit Daten oder bereits beantworteten
Forschungsfragen aufwarten können. Das Hauptziel von Pilotstudien
liegt in der Entwicklung verbesserter und präziserer
Forschungsfragen und in der Offenheit für neue Forschungsfragen
sowie in der Entwicklung von Untersuchungsdesign und Instrumenten -
nicht zuletzt in Anlehnung an bereits durchgeführte Forschung und
bereits erprobte Instrumente, um eine Vergleichbarkeit von Resultaten
zu gewährleisten.
In
unserem Fall kommt das Vorhaben hinzu, unsere Projektidee Kollegen in
verschiedenen Forschungsdisziplinen vorzustellen, um von
diesen Kommentare und Verbesserungsvorschläge zu erhalten und
eventuell auch eine Kooperation - z.B. unter Einbeziehung anderer L1-
und L3-Sprachen - zu ermöglichen.
Außer
den Kollegen in der Fremdsprachenforschung und der interkulturellen
Kommunikation sind unsere zweite Hauptzielgruppe für solch eine
Initiierung konstruktiver Kritik vor allem Kollegen aus der
Wirtschafts- und Unternehmensethik, auf deren Forschung zu
moralischem Schweigen und zum Whistle-Blowing wir uns ja
bewusst beziehen (Brinkmann & Lindemann 2014, mit weiteren
Nachweisen), und sicherlich auch und nicht zuletzt die Vereinigungen
zur Pflege und Förderung Sokratischer Dialoge.
Bibliographie
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– Skandinavien – Großbritannien.
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Johannes & Beate Lindemann (2014). Voicing
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18.06.2013).
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bruk. Oslo: Findexa Forlag.
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Rossem, Kristof (2013). What is a Socratic
dialogue? (http://www.dialogism.org/socratic_
dialogue_KvRossem.pdf; 18.06.2013).
dialogue_KvRossem.pdf; 18.06.2013).
____________
1 Dies
ändert sich natürlich im Gespräch mit einem Nicht-Muttersprachler
mit nur geringen Sprachkenntnissen. Hier fühlen sich die meisten
Muttersprachler verpflichtet, ihre eigene Sprachverwendung stark zu
vereinfachen, um dem Gesprächspartner z.B. durch die Benutzung von
als bekannt vorausgesetzten Schlüsselwörtern das Verständnis zu
erleichtern.
2 Der
folgende Abschnitt lehnt sich weitgehend an unseren Konferenzbeitrag
auf Englisch, (Brinkmann & Lindemann 2014) an. Dort finden sich
auch zahlreiche Hinweise auf einschlägige, weiterführende
Literatur auf Englisch und Deutsch.
3 Siehe
außerdem online-Darstellungen, wie z.B. http://www.sfcp.org.uk/
[acc Aug 22, 2013], classic L. Nelson.
http://www.friesian.com/method.htm [acc
Aug 22, 2013], van Rossem
http://www.dialogism.org/socratic_dialogue_KvRossem.pdf [acc
Aug 22, 2013]. Als ein gutes
Bespiel s. http://www.philodialogue.com/Authenticity.htm [acc Aug
22, 2013]. Die klassischen Texte stammen aus Nelson (1922/1949) und
Heckmann (1981). Als Einführung in die SD-Methodik siehe z.B.
Birnbacher 2010, Kessels 1996, Kessels et al. 2009 und Krohn 1998.
4 Eventuell
zusätzlich mit einem Stundenglas als Metapher, siehe
http://www.philo-dialogue.com/Authenticity.htm;
22.08.2013.
5 z.B.
http://www.philosophisch-politische-akademie.de/
download/ 2014/Einladung_2014.pdf
oder in Großbritannien: http://www.sfcp.org.uk
/events-activities/;
6 Philosophizing through Dialogue / Dialogisches
Philosophieren, 7th International Conference
(http://www.philosophisch-politische-akademie.de/description-2013.html;
15.10.2014)
7 Im
Original: “As a foreigner without knowledge of neither the German
language nor culture I witnessed a father who twisted his 7
year-or-so old daughter’s ear (in a rather violent way) for
emphasizing an instruction, to behave carefully in traffic. I
wondered if I should speak up, but I didn’t.”
8 Wir
kommen weiter unten darauf zurück, ob dies auch wirklich geschieht.
9 Siehe
zur Bedeutung des Schweigens in interkultureller Kommunikation den
Klassiker Hall (1959) und als eine weitere Monographie Nakane
(2007), weiterhin Lehrbücher in diesem Fachgebiet wie z.B.
Christopher 2012 (Kap 3).