Wissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Thomas Tinnefeld - unter Mitarbeit von Christoph Bürgel, Ines-Andrea Busch-Lauer, Frank Kostrzewa, Michael Langner, Heinz-Helmut Lüger, Dirk Siepmann. Saarbrücken: htw saar 2014. ISBN 978-3-942949-05-7.

Zur Äußerung moralischer Bedenken in Geschäftsgesprächen – Gedanken zu einer Pilotstudiemit L1- und L3-Sprechern des Deutschen


Beate Lindemann (Universität Tromsø) /
Johannes Brinkmann (Norwegian Business School BI Oslo)



Abstract (English)
Business communication between native speakers and L3-users represents a challenge to the communicators. Both language proficiency and the underlying intercultural competence are tested. Such challenges are even more significant in situations which trigger moral concern for one of the parties, considered by him / her worth being voiced. The present paper presents and discusses research design considerations for a pilot study on the voicing of moral concern in business conversations between native speakers of German and Norwegian L3-users of German.
Key words: Intercultural communication, business language, moral concern, L3-communication


Abstract (Deutsch)
Geschäftsgespräche zwischen Muttersprachlern und L3-Sprechern stellen große Herausforderungen an die Gesprächsteilnehmer dar. Dies gilt sowohl für die Sprachverwendung als auch für das interkulturelle Wissen, das dem Gespräch beider Teilnehmer zugrunde gelegt werden muss. Eine Herausforderung der ganz besonderen Art stellen in diesem Zusammenhang solche Situationen dar, die bei einem der beiden Gesprächsteilnehmer moralische Bedenken hervorrufen, die dieser dann auch verbalisieren möchte. In dem vorliegenden Beitrag wird das Untersuchungskonzept für eine Pilotstudie vorgestellt, die sich mit der Äußerung moralischer Bedenken in geschäftlichen Gesprächen zwischen jeweils einem deutschen Muttersprachler und einem norwegischen L3-Sprecher des Deutschen befasst. Dabei werden vor allem die methodologischen Vorüberlegungen ins Auge gefasst.
Stichwörter: Interkulturelle Kommunikation, Geschäftsgespräche, moralische Bedenken, L3-Kommunikation



1 Einleitung


In Gesprächen, die in einer Fremdsprache geführt werden, fällt es den meisten Menschen schwerer als in der Muttersprache, genau das sprachlich auszudrücken, was man seinem Gesprächspartner gern vermitteln möchte. Während man in der eigenen Muttersprache in einer gegebenen Situation scheinbar problemlos die richtigen Worte findet, ist dies in einer Fremdsprache oft eine Herausforderung: Man muss die richtigen Vokabeln im Gedächtnis finden, sie idiomatisch korrekt in Sätze einbauen und dabei im Hinterkopf darüber reflektieren, ob wohl die gewählte Ausdrucksweise der Situation angemessen ist und beim Empfänger in etwa so ankommt, wie sie vom Sprecher intendiert wurde. Selbst als fortgeschrittener Fremdsprachenlerner, dessen sprachliches Fertigkeitsniveau auf dem Niveau B1 des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens (GeR) oder höher anzusiedeln ist, kommt man des Öfteren in Situationen, in de- nen man keine festen Formulierungen oder zur Routine gewordene Phrasen zum Einsatz bringen kann. Vor allem in ungewohnten oder unverhofften Situationen sucht man in der fremden Sprache dann nach geeigneten Lösungen. Ist die verwendete Sprache für beide Gesprächsteilnehmer eine Art lingua franca, erleichtert dies bisweilen die Situation, da beide Partner ”im gleichen Boot” sitzen, und man dann oft zusammen nach sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten sucht.

Ist der Gesprächspartner jedoch ein Muttersprachler, entsteht im Gespräch ein sprachliches Machtungleichgewicht, da sich der Muttersprachler in der verwendeten Sprache weit besser auskennt und diese viel sicherer verwenden kann als der Nicht-Muttersprachler. Vor allem bei einem fortgeschrittenen Fremdsprachenlerner wird der Muttersprachler ein gewisses sprachliches Grundverständnis voraussetzen und es meist nicht für nötig erachten, die eigene Sprache stark zu vereinfachen1. Trotzdem wird er während des Gesprächs darauf achten, dass die eigenen sprachlichen Äußerungen auch von seinem fremdsprachlichen Gesprächspartner verstanden werden. Reagiert der Partner z.B. gemessen an den Erwartungshaltungen des Muttersprachlers unerwartet oder gar unverständlich, wird dieser zunächst untersuchen, ob bereits Gesagtes vielleicht falsch oder gar nicht verstanden wurde. Dies zeigt deutlich, dass in einem Gespräch zwischen einem Nicht-Muttersprachler und einem Muttersprachler von beiden Gesprächsteilnehmern eine gewisse Rücksichtnahme gefordert wird und beide ihren Teil der Verantwortung dafür übernehmen müssen, vom jeweils anderen verstanden zu werden (Knapp-Potthoff & Knapp 1990). Trotzdem ist die Gesprächsteilnahme für den Muttersprachler vermeintlich leichter, da dieser in der verwendeten Sprache über eine bessere Sprachkompetenz und ein reichhaltigeres Repertoire verfügt und von daher seine eigenen Intentionen meist besser und nuancierter ausdrücken kann als der Nicht-Muttersprachler.

Im sprachlichen Kontakt zwischen Geschäftspartnern können wir zwischen den geschäftlichen Anteilen und den Small Talk-Anteilen (zum Sprachenpaar Deutsch-Norwegisch z.B. Ulven 2007) der Gespräche unterscheiden. Erstere sind von internationalisierten Geschäftsroutinen geprägt, die die Abläufe solcher Gespräche strukturieren. Diese Routinen machen den nötigen Wortschatz in der Fremdsprache überschaubar und vorhersagbar. In den Small Talk-Anteilen sind interkulturelle Kenntnisse erforderlich, um über eine Sammlung an unverfänglichen Themen zu verfügen, die sich für Gespräche beispielsweise in Pausen oder bei Mahlzeiten eignen. Obwohl von vielen eher als unwichtig angesehen, darf die sprachliche und kulturelle Kompetenz bezüglich dieser Small Talk-Gespräche nicht unterschätzt werden (Ulven 2007). Diese wird aber in dem vorliegenden Beitrag jedoch außer Acht gelassen.

Wir wenden uns stattdessen den Geschäftsgesprächen in ihrer Gesamtheit zu und möchten untersuchen, wie Fremdsprachenlerner und Muttersprachler im Gespräch miteinander sprachlich interagieren, wenn solche Situationen entstehen, in denen einer der Gesprächsteilnehmer moralische Bedenken empfindet. Die Untersuchung solcher Situationen ist u.E. in zweifacher Hinsicht interessant, weil sie
  • einerseits die Problematik der moralischen Bedenken in einem nicht-homogenen plurikulturellen Zusammenhang beleuchtet und
  • andererseits sich der Fragestellung widmet, wie sich Nicht-Muttersprachler und Muttersprachler in gemeinsamen Interaktionen dieser Herausforderung sprachlich nähern.

Im vorliegenden Beitrag werden wir unsere ersten Vorüberlegungen zu einer Pilotstudie erörtern, in deren Rahmen diese Fragestellungen näher untersucht werden sollen.

In einer ersten Phase dienten zwei sokratische Dialoge in der Peripherie einer Konferenz in Berlin Ende Juli 2013 dazu, erste begriffliche Zusammenhänge hinsichtlich der Frage zu klären, warum die Äußerung moralischer Bedenken typischerweise als schwierig erlebt wird und wie man solche Bedenken im Idealfall be- und abarbeiten könnte2.

2 Sokratischer Dialog: Design und zwei eigene Beispiele

Wenn in unserem Projekt von sokratischem Dialog die Rede ist, denken wir an das besondere Design für Gespräche in Kleingruppen, in der Tradition des deutschen Philosophen Leonard Nelson und seines Schülers Gustav Heckmann. In ihrem Design sind sokratische Dialoge (SD) behutsam gelenkte Kleingruppenprozesse, in denen ethische, erkenntnistheoretische oder andere philosophische Themen von den Teilnehmern gemeinsam untersucht werden, um soweit möglich einen Konsens zu erarbeiten. In einer von zahlreichen Quellen findet sich folgende Beschreibung (Kessels et al. 2009: 36): 3
The Socratic dialogue is an attempt to come to a common answer through systematic deliberation about a fundamental question. It is not about merely theoretical questions. Rather it is about questions which derive from concrete experiences, accessible to all participants. The conversation in fact is a systematic reflection upon experiences. It derives its name from Socrates, Plato’s teacher. He tried to bring people to a deeper understanding by asking questions, by inquiring about examples and analyzing experiences. His idea behind this was that one does not gain understanding by getting it ‘dished up’, but only by thinking for oneself. (Kessels et al. 2009: 36)
Man kann solche sokratischen Dialoge auch als Prozesse mit einer Reihe von Phasen verstehen und erklären4:
  • Die Frage, die im Dialog untersucht werden soll und auf deren gemeinsame Beantwortung man sich ggf. einigt, wird oft schon in der Einladung mitgeteilt5. Die Teilnehmer können übrigens solch eine Dialogfrage auch in einer vorgeschalteten Phase 0 gemeinsam erarbeiten.
  • Der Dialog wird typischerweise eingeleitet vom Facilitator - mit einer Vorstellung der geltenden Spielregeln und Prinzipien, auch betreffs der eigenen Rolle (als Katalysator, nicht als Leiter) und der Teilnehmerrolle unter Einbezug von deren Rechten und Pflichten. Oft wird auch das vorgegebene Thema kurz angesprochen, etwa, indem man die Teilnehmer um eine eigene vorläufige persönliche Beantwortung bittet.
  • Die eigene Erfahrung ist wichtig als allgegenwärtiger Bezug während des gesamten Dialogprozesses. Rein praktisch werden die Teilnehmer gebeten, sich an selbsterlebte Beispielgeschichten zu erinnern und diese dann miteinander zu teilen - Geschichten, die ihrer Ansicht nach das vorgegebene Thema so gut wie möglich veranschaulichen. Ein bis zwei Sätze, die den Kern der einzelnen Teilnehmergeschichte gut darstellen, werden dann auf einen Flipover-Bogen geschrieben.
  • Unter all diesen Geschichten müssen die Teilnehmer sich dann auf eine Geschichte als die im Vergleich beste Illustration der Dialogfrage einigen.
  • In der gleichen Phase teilt der Beispielgeber dann zusätzliche Informationen mit den anderen Teilnehmern - entweder selbst erinnerte oder nachgefragte Zusatzinformationen -, so dass diese Geschichte mehr und mehr eine gemeinsame Geschichte wird, in die sich jeder einzelne Teilnehmer hinreichend gut hineinversetzen kann.
  • Während und spätestens gegen Ende dieser Beispielausarbeitung wird die letzte Version typischerweise ebenfalls auf einem Plakat niedergeschrieben und reflektiert dann – zusammen mit den anderen so entstandenen Plakaten - den Dialogprozess in Protokollform.
  • Was folgt, ist das Philosophieren, also kein Dialog über Philosophen oder Philosophien, eine Art Hin- und Herbewegen zwischen der Geschichte und der sorgfältigen Entwicklung von Abstraktionen, auf die man sich so langsam und so gründlich wie möglich und nötig einigt, wobei der langsamste Teilnehmer die Geschwindigkeit bestimmt. In diesen Abstraktionsprozessphasen werden dann einer oder mehrere Kernsätze, Argumente und Prinzipien erarbeitet, was in dieser Tradition auch als regressive Abstraktion bezeichnet wird.
  • Am Ende des Dialogs haben die Teilnehmer normalerweise einige wenige abstrakte Thesen oder Prinzipien formuliert, vielleicht auch eine gemeinsame Beantwortung der Dialogfrage in einem Satz - all dies wieder dokumentiert auf einem Plakat. Es gibt in diesem Stadium also mehr und einen besser problematisierten und geprüften Konsens als am Anfang des Dialogs und wohl oft auch ein geteiltes Gefühl, dass man den Dialog durchaus noch lange hätte fortsetzen können.

Wir beschreiben hier kurz zwei solcher Dialoge, die im Zusammenhang mit unserem Pilotprojekt, im Kontext einer internationalen Konferenz über Sokratisches Philosophieren Ende Juli 2013 stattfanden6. Während dieser Konferenz luden wir zu zwei 90-minütigen Workshops ein - mit der auf einem Plakat und mit zusätzlicher mündlicher Erläuterung durch je einen der Autoren geäußerten Ausgangsfrage: “Was sind die Schwierigkeiten bei der Äußerung moralischer Bedenken?” Der erste dieser kurzen Dialoge fand auf Deutsch statt (mit acht – sieben weiblichen und einem männlichen - Teilnehmern), der zweite auf Englisch (mit acht – fünf weiblichen und drei männlichen - Teilnehmern). Dazu kamen je ein Facilitator bzw. Gesprächsleiter und die beiden Autoren als Beobachter, von denen einer für uns und der andere auf Plakaten für die Teilnehmer protokollierte.
Die Struktur des ersten Dialogs auf Deutsch war die folgende: Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer wurden erste Kommentare zur Dialogfrage eingeladen, ausgehend von eigenen Erfahrungen (Was sind die Schwierigkeiten bei der Äußerung moralischer Bedenken?). Dahinter stand die Intention, dem Gedächtnis der Teilnehmer nachzuhelfen sowie eventuellem Stress und anderen Blockaden vorzubeugen, wenn es dann um die Mitteilung selbsterlebter Geschichten gehen sollte. In einer nächsten Phase wurden dann in einer weiteren bewussten Verzögerung relevante Gründe hinsichtlich der Äußerung moralischer Bedenken gesammelt, einschließlich relevanter Kriterien für und wider ein Äußern. Danach und erst dann wurden selbsterlebte Geschichten erbeten, und die folgende wurde ausgewählt:
Mein Nachbar hatte beleidigende rassistische Einstellungen und drückte sie auch offen aus, aber er ist ansonsten eine nette und freundliche Person. Ich habe meine abweichende Meinung und meine Bedenken nicht geäußert.
Unter dem vorgegebenen Zeitlimit ging es in der letzten Phase um eine Sammlung guter Gründe oder Handlungsempfehlungen für und gegen die Äußerung von Bedenken. Die wichtigsten Beiträge seien hier aufgelistet:
  • Drücke deine Bedenken aus, aber entschärfe sie gleichzeitig. Versuche diplomatisch zu sein, vielleicht humorvoll, kommuniziere auf jeden Fall Respekt
  • Zerstöre nicht die Atmospäre und frage dich selbst vorher, ob deine Äußerung eine Wirkung haben wird
  • Es kommt auf die Situation an, halte die Dialogmöglichkeit offen und sei nicht verurteilend
  • Die Einschätzung von Erfolg und Risiko sind von primärer Bedeutung
  • Lohnt sich ein eventueller Konflikt?

Der zweite Dialog fand auf Englisch statt und hatte eine ähnliche Struktur. Nach einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer wurde nach kurzen Beispielen zur Dialogfrage gesucht, vor allem solchen, bei denen eventuelle Schwierigkeiten beim Äußern moralischer Bedenken gut sichtbar waren. Während dieser vorläufigen Untersuchung wurden die folgenden Argumente geteilt und protokolliert:
  • Schwierig zu beurteilen, ob es hilft, Bedenken zu äußern;
  • Sozialer Druck kann im Weg sein;
  • Das Gegenüber kann sich unwohl fühlen und man riskiert, die Beziehung zu belasten;
  • Das moralische Element in der Situation kann unklar sein, außerdem ist die Wahl des richtigen Kanals schwierig;
  • Du willst nicht, dass das Gegenüber sich abkapselt. Außerdem kann Macht ein wichtiger Aspekt sein;
  • Akzeptiere ich mein eigenes Opfer, d.h. das Risiko, die Beziehung zu ruinieren?
  • Dein Urteil riskiert eine Herausforderung des Selbstbildes deines Gegenübers.

Im nächsten Schritt wurde dann eine Beispielgeschichte ausgewählt und näher untersucht (es fehlte die Zeit, diese Phase auf Plakaten hinreichend zu protokollieren):7
Als Ausländer ohne Deutschkenntnisse und auch ohne Kulturkenntnisse wurde ich Zeuge einer Situation, in der ein Vater seiner ca. 7 Jahre alten Tochter das Ohr verdrehte (auf relativ gewaltsame Art und Weise), um einen Bescheid zu verdeutlichen, wie man sich vorsichtig im Verkehr verhält. Ich fragte mich selbst, ob ich etwas sagen sollte, ließ es dann aber bleiben.

3 Moralische Bedenken fühlen und äußern


Unser vorliegender Beitrag beschäftigt sich damit, wie Nicht-Muttersprachler und Muttersprachler in Geschäftsgesprächen mit moralischen Bedenken umgehen, die jeweils von einem der beiden Gesprächspartner empfunden werden. Zusätzlich zu den oben beschriebenen Voruntersuchungen, in denen wir primär nach Anregungen für die nächste Projektphase suchten und den Probanden ganz bewusst keine Begriffsdefinitionen vorgeben wollten, bedurfte es für die Entwicklung unserer Forschungsfragen einer hinreichenden begrifflichen Klärung für uns selbst.

Unter dem Begriff moralische Bedenken verstehen wir hier ein mehr oder weniger unbestimmtes Gefühl sittenorientierten Unbehagens. Die hier angesprochene Unbe-stimmtheit fungiert wohlgemerkt nicht als Definitionskriterium, sondern als Variable. Wir überlassen es also dem Individuum, das sich in einer moralisch ambivalenten Situation befindet und auf sie reagiert, inwieweit es die Bedenken nur eher unbestimmt erlebt oder durchaus recht klar ausdrücken könnte oder kann8.

Unter dem Begriff spezifisch moralische Bedenken verstehen wir hier unter Anlehnung an Bird (1996) freiwillige, nicht-instrumentelle Standards für richtiges und sozial wünschenswertes Verhalten – in der Annahme, dass solch ein Verhalten das Gute und das Wertvolle repräsentiert und fördert, im Doppelsinn des zwingend Notwendigen (compelling) und des Wünschenswerten (attractive) (Bird 1996: 28).

Moralische Bedenken werden weiterhin ausgelöst durch und / oder beziehen sich auf ein Ereignis oder eine Situation - durchaus in einem ähnlichen Sinn, wie die im Sokratischen Dialog typischerweise erzählten, geteilten und untersuchten selbst-erlebten Situationen. Eine andere Illustration wären die “kritikwürdigen Verhältnisse oder Zustände” im Sinne des norwegischen Arbeitsrechts, im Zusammenhang mit der Beschreibung von Situationen, in denen das whistle-blowing legitim ist.

Ob solch ein Ereignis oder solch eine Situation wirklich individuelle Bedenken auslöst, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit von zwei Faktoren beeinflusst, die ihrerseits mit hoher Wahrscheinlichkeit interagieren. Bei dem ersten Faktor bzw. der ersten Variabel handelt es sich um die objektive und erlebte moralische Intensität des Ereignisses oder, vereinfacht ausgedrückt, um dessen aktuelle oder potenzielle Schädlichkeit und Bedeutsamkeit für die betroffenen Parteien (Jones 1991). Der zweite Faktor ist die subjektive moralische Sensitivität des Individuums, das die Situation erlebt und auf sie mit mehr oder weniger moralischen Bedenken reagiert. Hier kann man stattdessen und gleichbedeutend gegebenenfalls an individuelle Empathie oder an Gefühle von Mitverantwortung denken (Brinkmann & Sims 2001: 176).

Im vorliegenden Zusammenhang geht es nicht nur darum, ob und dass einer der Gesprächspartner in einer Situation moralische Bedenken fühlt, sondern auch und vor allem darum, wie solche Bedenken gegebenenfalls zwischen den Gesprächsteilnehmern sprachlich ausgehandelt werden. Daher muss also auch und vor allem der Vorgang des Äußerns von Bedenken problematisiert werden. Dabei geht es zum einen darum, ob der Gesprächsteilnehmer seine Bedenken überhaupt äußern will, zum anderen darum, ob und inwiefern der Gesprächsteilnehmer sprachlich dazu in der Lage ist und schließlich darum, wie er sie gegebenenfalls dann sprachlich äußert.

Für die eventuelle Äußerung eigener moralischer Bedenken benötigt derjenige, der sie äußert, adäquate sprachliche Mittel, d.h. im Falle der Verwendung einer Fremdsprache solche Mittel, die er selbst als adäquat einschätzt. Dies setzt auf der Seite des Sprechers eine sprachliche, semantische und pragmatische Kompetenz einerseits und eine interkulturelle Kompetenz andererseits voraus.

Die Äußerung der Bedenken wird in eine Kommunikationssituation eingebettet, in der der Sprecher mit seinen Bedenken nicht alleine ist, sondern sich als Ego auf ein Alter beziehen muss. In dieser sozialen Interaktion zwischen den beiden Sprechern beeinflussen sich die beiden gegenseitig durch den Austausch von positiven bzw. negativen Reaktionen auf die jeweilige Äußerung des anderen und durch die direkte bzw. indirekte Kommunikation von Erwartungen. Die moralischen Bedenken werden also nicht in einem Vakuum geäußert, sondern sind Teil eines Kommuni-kationsgefüges, das bereits seit längerer oder kürzerer Zeit von den beiden Gesprächsteilnehmern entwickelt worden ist.

Komplizierend wirkt dabei, wie bereits erwähnt, der Umstand, dass einer der beiden Gesprächsteilnehmer in seiner eigenen Muttersprache, der andere jedoch in einer Fremdsprache kommunizieren muss (Knapp-Potthoff & Knapp 1990). Dabei sind unterschiedliche sprachliche Konstellationen oder Kombinationen denkbar.


L1 (Empfänger)
L2 (Empfänger)
L3 (Empfänger)
L1 (Absender)
Muttersprachler unter sich, z.B. Deutsche

Deutscher spricht Norweger an
L2 (Absender)

Englisch
als lingua franca

L3 (Absender)
Norweger spricht Deutschen an

Deutsch
als lingua franca
Abb. 1: Auswahl typischer Sprachkonstellationen

In der vorliegenden Studie richten wir unser Hauptaugenmerk auf die Kommunikation zwischen einem L1-Absender und einem L3-Empfänger bzw. zwischen einem L3-Absender und einem L1-Empfänger. Ausgehend von unserer Tätigkeit an norwegischen Universitäten legen wir dabei fest, dass es sich bei den Teilnehmern um deutsche Muttersprachler und norwegische Sprecher des Deutschen als L3 handeln soll.

Abb. 2: Erste Projektidee (Ego-Perspektive)

Wir gehen davon aus, dass sich einer der beiden Gesprächsteilnehmer, hier als Ego bezeichnet, mit einem Ereignis konfrontiert sieht, das bei ihm entweder Bedenken auslöst oder von ihm als unbedenklich eingestuft wird. Ist Letzteres der Fall, erfolgt keine weitere Reaktion von Seiten des Ego. Fühlt er jedoch Bedenken, müssen diese dahingehend überprüft werden, ob diese dem Ego als so wichtig erscheinen, dass für ihn eine Reaktion angebracht erscheint. Schätzt Ego die eigenen Bedenken als weniger wichtig ein, folgen auch dann wahrscheinlich keine Reaktionen. Hält Ego jedoch seine eigenen Bedenken für so wichtig, dass diese einer Reaktion bedürfen, erhalten wir die Situationen, die wir in unserer Studie näher untersuchen möchten: solche Situationen, die so wichtige Bedenken auslösen, dass Ego in irgendeiner Form auf diese Situation reagieren möchte.


3.1 Schweigen als Reaktion

Eine Form der Reaktion ist das Schweigen9. Auch wenn die auslösende Situation bei Ego zu moralischen Bedenken führt, auf die er reagieren möchte, kann ihm beispielsweise der Mut zur Konfrontation fehlen und deshalb Schweigen als Reaktionsform gewählt werden. Sobald Ego sich dazu entschlossen hat, auf die Situation zu reagieren, muss er die Risiken seiner ihm zur Verfügung stehenden Reaktionsformen überdenken und abwägen. Unsichere Konsequenzen müssen ausgelotet werden, da die gewählte Reaktion nicht nur zu einer kurzfristigen Reaktionskette, sondern auch zu langfristigen Konsequenzen führen kann. Schweigen kann in vielen Fällen dann als bewusst gewähltes Kommunikationsmittel dienen, wenn Ego die Konsequenzen von sprachlich geäußerten Reaktionen nicht einschätzen oder überschauen kann.

Allerdings kann Ego auch Schweigen als Reaktionsform wählen, wenn ihm die sprachlichen Mittel fehlen, um seine moralischen Bedenken in einer Weise zu verbalisieren, die er für angemessen hält. Des Weiteren wäre es denkbar, dass Ego zwar über die seiner Ansicht nach passenden Redemittel verfügt, ihm aber das kulturelle Wissen fehlt, um die Situation einordnen zu können. Auch dann kann Schweigen eine passende, bewusst gewählte Reaktionsform sein.


3.2 Verbalisierung moralischer Bedenken als Reaktion

Sprachlich anspruchsvoll ist ohne Zweifel das Ansprechen von Situationen, die moralische Bedenken auslösen. Wir verstehen darunter die Verbalisierung dieser Bedenken in der Kommunikationssprache der Gesprächspartner. Dabei steht Ego zunächst einmal vor der Entscheidung, ob er seine Bedenken laut und deutlich oder eher leise und undeutlich äußern möchte. Unter Letzterem könnte man sich z.B. vorstellen, dass Ego einen kurzen Kommentar abgibt, der unklar lässt, wie stark die Bedenken sind, jedoch zumindest andeutet, dass Bedenken bestehen. Oder Ego könnte auf indirekte Weise einen Kommentar äußern, der nur verdeckt die kritische Situation aufgreift. Ego könnte seine Bedenken jedoch auch deutlich in Worte fassen und sie direkt und unmissverständlich an den Gesprächspartner vermitteln.

Um dies tun zu können, benötigt Ego bestimmte Kompetenzen, darunter auch die L1-Kompetenz für die Sprache Deutsch, wenn er Muttersprachler ist, oder die L3-Kompetenz für die Sprache Deutsch, wenn Norwegisch seine L1 und Deutsch seine L3 ist. Einerseits geht es dabei um die reellen sprachlichen Fertigkeiten in der Kommunikationssprache Deutsch, andererseits aber auch um interkulturelle Kenntnisse, die es dem Sprecher ermöglichen, sowohl die Bedenken auslösende Situation als auch die aktuelle Gesprächssituation adäquat einschätzen zu können.

Abbildung 3 zeigt anschaulich die Komplexität der Kommunikation. Nicht außer Acht gelassen werden darf dabei, dass sich die geschäftliche Kommunikation stark von der außergeschäftlichen Kommunikation unterscheidet, und dass die sogenannte Business-Rhetorik oft als kulturunabhängig angesehen wird. Trotz einer eventuellen gemeinsamen geschäftlichen kulturellen Basis gibt es jedoch zweifellos interkulturelle Unterschiede zwischen den Sprechern und bedeutende Unterschiede zwischen ihnen hinsichtlich ihrer Sprachkompetenz.


Abb. 3: Ego kommuniziert mit Alter
Diese Gesichtspunkte führen uns zu unseren Forschungsfragen für die Pilotstudie.


4 Forschungsfragen


Wie wir bereits im vorausgegangenen Kapitel gezeigt haben, kommen zahlreiche Faktoren zum Tragen, wenn einer der beiden Gesprächsteilnehmer in den skizzierten Gesprächen zwischen einem Muttersprachler des Deutschen und einem L3-Sprecher des Deutschen in einer Situation moralische Bedenken fühlt. Da wir uns mit der sprachlichen Komponente dieser Situationen und den gegebenenfalls daraus entstehenden Gesprächen beschäftigen möchten, interessieren uns die folgenden Forschungsfragen:
  • Welche relative Bedeutung hat die subjektiv empfundene L3-Sprachkompetenz des Nicht-Muttersprachlers bezüglich seiner individuellen Reaktion auf eventuell kritisierbare Ereignisse?
  • Welche Bedeutung haben die subjektiv empfundenen Sprachbarrieren zwischen dem L1- und dem L3-Sprecher für den jeweils anderen Sprecher bezüglich seiner individuellen Reaktion auf eventuell kritisierbare Ereignisse?
  • Inwieweit sollten gerade solche Situationen, die von einer themenbedingten Unsicherheit und einem oft recht großen Improvisationsbedarf gekennzeichnet sind, im sprachpraktischen Unterricht für fortgeschrittene Lerner (in unserem Falle des Deutschen als L3) und im fachsprachlichen Unterricht im Bereich Wirtschaftsdeutsch besonders aufgegriffen und angesprochen werden?

In Geschäftsgesprächen zwischen einem deutschen Muttersprachler und einem L3-Sprecher des Deutschen ergeben sich in zwei typischen Situationen die folgenden vier typischen Rollen:

Eine Situation mit
moralischer Intensität ansprechen
Deutsch als L1
(Muttersprachler)
Deutsch als L3
(Norweger)
Situation 1
Sprecher
Zuhörer
Situation 2
Zuhörer
Sprecher
Abb. 4: Rollen der Gesprächsteilnehmer

Wir können uns also auf der einen Seite vorstellen, dass der Muttersprachler die Rolle desjenigen einnimmt, der seine moralischen Bedenken anspricht, dann wird der L3-Sprecher zunächst zum Zuhörer, bevor er eventuell sprachlich auf die Bedenken des Gesprächspartners eingeht.

Auf der anderen Seite kann es auch der L3-Sprecher des Deutschen sein, der auf eine Situation mit Bedenken reagiert und diese dann anspricht, während dem Muttersprachler zunächst die Rolle des Zuhörers zukommt.

Um diese beiden geschilderten Ausgangssituationen (und die sich daraus entwickelnden Gespräche) näher untersuchen zu können, bietet es sich an, Geschäftsgespräche zwischen einem Muttersprachler und einem L3-Sprecher des Deutschen unter vier Augen zu beobachten und aufzuzeichnen. Die Beobachtung authentischer Geschäftsgespräche wäre hierbei die ideelle Basis, die sich aber in der Praxis kaum umsetzen lässt, da gerade Situationen, die eventuell moralische Bedenken auslösen können, nicht vorhersagbar und planbar sind, so dass die gezielte Beobachtung entweder sehr zeitaufwändig oder nicht durchführbar wäre. Aus diesen Gründen muss in der Pilotstudie mit arrangierten Gesprächssituationen gearbeitet werden, in denen Gespräche simuliert werden. Die Konfrontation mit Situationen, die gegebenenfalls zu moralischen Bedenken führen können, eröffnet dann die Möglichkeit, die jeweiligen (eventuell sprachlichen) Reaktionen der Gesprächsteilnehmer sowohl aufzuzeichnen als auch zur Reflexion über die eigene Reaktion bzw. über diejenige des Gesprächspartners heranzuziehen. Auf diese Punkte wird im Folgenden detaillierter weiter eingegangen.

Außerdem bietet sich eine weit gefasste Survey-Untersuchung an, in der Muttersprachler bzw. L3-Sprecher des Deutschen angesprochen und aufgefordert werden, darüber nachzudenken, wie sie auf skizzierte Situationen reagieren würden.

In einem multiplen Forschungsansatz kann die Survey-Untersuchung dazu beitragen, generelle Tendenzen bei der Reaktion auf solche Situationen zu erfassen, während die intensive Beschäftigung mit ausgewählten Gesprächspartnern einen Einblick in die tatsächlichen (gegebenenfalls sprachlichen) Reaktionsmuster und Reflexionen von Muttersprachlern und L3-Sprechern des Deutschen ermöglicht.

5 Forschungsdesign Zweier-Gespräch


Derjenige Teil der Studie, der sich den simulierten Gesprächen zwischen den beiden Gesprächsteilnehmern widmet, erfolgt in mehreren Schritten.

Schritt 1: Konfrontation mit der moralische Bedenken auslösenden Situation:
Den Versuchspersonen wird ein kurzer Videofilm vorgespielt, in dem sie mit der Situation konfrontiert werden, die vermeintlich moralische Bedenken auslösen wird. Im Video wird darauf hingewiesen, dass diese Situation innerhalb eines Gesprächs mit einem Geschäftspartner auftaucht und dass der Untersuchungsteilnehmer nun darum gebeten wird, so authentisch wie möglich auf diese Situation zu reagieren.
Wir unterscheiden dabei zwischen den verschiedenen Untersuchungsteilnehmern:
  • A1 Reaktion des Muttersprachlers
  • B1 Reaktion des L3-Sprechers

Die jeweiligen Reaktionen werden per Video aufgezeichnet.
Daran anschließend werden die Untersuchungsteilnehmer gebeten, ihre eigenen Reaktionen in der Retrospektive zu kommentieren. Dazu wird ihnen das Video mit der eigenen Aufnahme vorgespielt. Auch diese retrospektiven Reflexionen werden auf Video festgehalten.
  • A2 Muttersprachler reflektiert über A1 (eigenes Video)
  • B2 L3-Sprecher reflektiert über B1 (eigenes Video)


Schritt 2: Konfrontation mit der Videoaufnahme des Gesprächspartners:
In einem zweiten Schritt wird nun der Muttersprachler mit der Aufnahme der Reaktion des L3-Sprechers konfrontiert und darum gebeten, auf diese zu reagieren. Parallel dazu sieht der L3-Sprecher die Aufnahme der Reaktion des Muttersprachlers und wird dazu aufgefordert, auf diese Reaktion zu reagieren.
  • A3 Reaktion des L3-Sprechers auf die Videoaufnahme mit dem L1-Muttersprachler
  • B3 Reaktion des Muttersprachlers auf die Videoaufnahme mit dem L3- Sprecher

Schritt 3: Kommentierung der Sprache in den Erst-Reaktionen:
In einem letzten Schritt werden die Untersuchungsteilnehmer gebeten, die Sprache in der Erst-Reaktion ihres Gesprächspartners zu kommentieren.
  • A4 Der L3-Sprecher kommentiert die Sprache in der Erst-Reaktion des Muttersprachlers
  • B4 Der Muttersprachler kommentiert die Sprache in der Erst-Reaktion des L3-Sprechers



6 Forschungsdesign Survey


In der ergänzenden Survey-Untersuchung werden die Teilnehmer in diesem Teil der Untersuchung mit ein bis zwei Situationen konfrontiert, die sie kommentieren sollen. Dabei ist zurzeit noch offen, ob ausschließlich offene Fragen gestellt werden sollen, die die Teilnehmer dann auch offen und ungeleitet beantworten können, oder ob die strukturierten Anschlussfragen durch Situationsbeschreibung(en) ergänzt werden sollen.

Im Folgenden sei ein Beispiel für die Formulierung von Survey-Fragen gegeben:
Der Norweger Hansen arbeitet seit langem daran, einen großen deutschen Abnehmer zu gewinnen. In diesem Zusammenhang plant Hansens Firma, mehrere wichtige Mitarbeiter des potenziellen Abnehmers zu einer Präsentation der norwegischen Firma nach Norwegen einzuladen. Im Gespräch darüber mit dem Direktor der deutschen Firma wird recht klar, dass der Direktor den Zuliefervertrag garantieren kann und will, aber die Einladung der Mitarbeiter für Geldverschwendung hält. Stattdessen kommt er gern selbst nach Norwegen, und würde auch seine Frau mitbringen. Er schlägt ein Wochenende in Oslo vor und eine zweitägige Reise mit dem Postdampfer an der nordnorwegischen Küste entlang.
  • Als Hansen, sehen oder fühlen Sie hier ein moralisches Problem? Wenn ja, inwiefern?
  • Reagieren Sie oder reagieren Sie nicht, und wenn ja, in welcher Form?
  • Wie beurteilen Sie Ihre eigenen Sprach- und Kulturkenntnisse, um Ihren Standpunkt richtig zu übermitteln?
  • Wie beurteilen Sie den Willen und die Fähigkeit des Direktors, Sie hinreichend gut hinsichtlich Ihres Standpunktes zu verstehen?


7 Ausblick


Es liegt in der Natur der Sache, dass Pilotstudien - und insbesondere geplante Pilotstudien - nicht mit Daten oder bereits beantworteten Forschungsfragen aufwarten können. Das Hauptziel von Pilotstudien liegt in der Entwicklung verbesserter und präziserer Forschungsfragen und in der Offenheit für neue Forschungsfragen sowie in der Entwicklung von Untersuchungsdesign und Instrumenten - nicht zuletzt in Anlehnung an bereits durchgeführte Forschung und bereits erprobte Instrumente, um eine Vergleichbarkeit von Resultaten zu gewährleisten.

In unserem Fall kommt das Vorhaben hinzu, unsere Projektidee Kollegen in verschiedenen Forschungsdisziplinen vorzustellen, um von diesen Kommentare und Verbesserungsvorschläge zu erhalten und eventuell auch eine Kooperation - z.B. unter Einbeziehung anderer L1- und L3-Sprachen - zu ermöglichen.

Außer den Kollegen in der Fremdsprachenforschung und der interkulturellen Kommunikation sind unsere zweite Hauptzielgruppe für solch eine Initiierung konstruktiver Kritik vor allem Kollegen aus der Wirtschafts- und Unternehmensethik, auf deren Forschung zu moralischem Schweigen und zum Whistle-Blowing wir uns ja bewusst beziehen (Brinkmann & Lindemann 2014, mit weiteren Nachweisen), und sicherlich auch und nicht zuletzt die Vereinigungen zur Pflege und Förderung Sokratischer Dialoge.


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dialogue_KvRossem.pdf; 18.06.2013).
____________
1  Dies ändert sich natürlich im Gespräch mit einem Nicht-Muttersprachler mit nur geringen Sprachkenntnissen. Hier fühlen sich die meisten Muttersprachler verpflichtet, ihre eigene Sprachverwendung stark zu vereinfachen, um dem Gesprächspartner z.B. durch die Benutzung von als bekannt vorausgesetzten Schlüsselwörtern das Verständnis zu erleichtern.

2  Der folgende Abschnitt lehnt sich weitgehend an unseren Konferenzbeitrag auf Englisch, (Brinkmann & Lindemann 2014) an. Dort finden sich auch zahlreiche Hinweise auf einschlägige, weiterführende Literatur auf Englisch und Deutsch.

3  Siehe außerdem online-Darstellungen, wie z.B. http://www.sfcp.org.uk/ [acc Aug 22, 2013], classic L. Nelson. http://www.friesian.com/method.htm [acc Aug 22, 2013], van Rossem http://www.dialogism.org/socratic_dialogue_KvRossem.pdf [acc Aug 22, 2013]. Als ein gutes Bespiel s. http://www.philodialogue.com/Authenticity.htm [acc Aug 22, 2013]. Die klassischen Texte stammen aus Nelson (1922/1949) und Heckmann (1981). Als Einführung in die SD-Methodik siehe z.B. Birnbacher 2010, Kessels 1996, Kessels et al. 2009 und Krohn 1998.

4  Eventuell zusätzlich mit einem Stundenglas als Metapher, siehe http://www.philo-dialogue.com/Authenticity.htm; 22.08.2013.

5  z.B. http://www.philosophisch-politische-akademie.de/ download/ 2014/Einladung_2014.pdf oder in Großbritannien: http://www.sfcp.org.uk /events-activities/;

6  Philosophizing through Dialogue / Dialogisches Philosophieren, 7th International Conference (http://www.philosophisch-politische-akademie.de/description-2013.html; 15.10.2014)

7  Im Original: “As a foreigner without knowledge of neither the German language nor culture I witnessed a father who twisted his 7 year-or-so old daughter’s ear (in a rather violent way) for emphasizing an instruction, to behave carefully in traffic. I wondered if I should speak up, but I didn’t.”

8  Wir kommen weiter unten darauf zurück, ob dies auch wirklich geschieht.


9  Siehe zur Bedeutung des Schweigens in interkultureller Kommunikation den Klassiker Hall (1959) und als eine weitere Monographie Nakane (2007), weiterhin Lehrbücher in diesem Fachgebiet wie z.B. Christopher 2012 (Kap 3).